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Channel: Gisbert L. Brunner
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Baselworld 2014: Vulcain kann nicht nur Wecker

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Turbulenzen sind auch der Uhrenwelt nicht fremd. Das gilt beispielsweise für die von Maurice Ditisheim als Vulcain & Studio in La Chaux-de-Fonds aus der Taufe gehobene Uhrenmanufaktur. Seit dem Gründungsjahr 1858 durchlebte und durchlitt sie mehrere Strukturen und Besitzverhältnisse. 1947 war davon freilich noch nichts zu spüren. Der patentierte Wecker namens „Cricket“ machte sich am Handgelenk zur vorgemerkten Zeit ausgesprochen geräuschvoll bemerkbar.

Die Vulcain Cricket von 1947

Anzeige für die Vulcain Cricket:

Möglich machte es eine durchdachte Werks- und Gehäusekonstruktion mit gleich mehreren Besonderheiten: Die Schale verfügte über zwei Böden. Der innere fungierte als Schall erzeugende Membran und Schutz für das Uhrwerk zugleich. Der äußere, mit sechs großen Bohrungen versehene Deckel verhinderte ein Dämpfen der schnarrenden Akustik besagter „Grille“ durch die Haut. Eine eigene Feder im Manufaktur-Handaufzugswerk bewirkte eine nachhaltige Alarmdauer von etwa dreißig Sekunden. Während dieser Zeitspanne trommelte ein kleiner Hammer heftig gegen den Membranboden. Das beeindruckte beispielsweise den amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower, der sich mit einer Cricket am Handgelenk zeigte.

Dwight D. Eisenhower (oben)

und Lyndon B. Johnson (unten) mit ihrer Vulcain Cricket

Zum 100. Geburtstag präsentierte Vulcain für das zarte Geschlecht die feminine Version namens „Golden Voice“. 1961 fusionierte die für ihre Armbandwecke weltbekannte Vulcain SA mit den drei eidgenössischen Uhrenherstellern Buser Frères & Cie.,  Phenix Watch Co. und Revue-Thommen SA  zur Gruppe „Manufactures d‘Horlogerie Suisses Réunies SA“ (M.S.R. - Vereinigte Schweizer Uhrenmanufakturen). Hintergrund war die Absicht, durch umfassende Rationalisierung sowie eine größere Vielfalt an chronometrischen Erzeugnissen auf den internationalen Uhrenmärkten besser bestehen zu können. Gemeinsam sah sich das Quartett imstande, mit einem Personalbestand von gut 760 Menschen jährlich rund 600.000 Zeitmesser guter Qualität fertigen und natürlich auch verkaufen zu können. Leider konnte auch dieser Zusammenschluss das Überleben in schwierigen Zeiten nicht sichern. Die Quarzkrise in den 1970-er Jahren traf die Traditionsmarke nicht nur ausgesprochen hat, sondern versetzte ihr 2001 sogar den Todesstoß. 2002 sorgte die eigens zu diesem Zweck gegründete Production & Marketing Horloger SA (PMH) für ein Comeback. Noch im gleichen Jahr sollten 5.000 Uhren in der Preisspanne zwischen ungefähr 2.000 und 9.000 Euro entstehen. Das Ziel bestand in einer mittelfristigen Verdoppelung dieser Zahl. Nach Aussage des Managements der PMH sollte Vulcain u.a. mit V10,

Das Weckerkaliber Vulcain V-10 stammt ab von der “Cricket”

einem Remake des legendären Cricket-Kalibers fortan bei qualitativ anspruchsvollen mechanischen Uhren eidgenössischen Provenienz u einen Nischenplatz besetzten. Dem wasserdichten Retro-Wecker „Nautical“ kam dabei besondere Bedeutung zu.

Sieben Jahre  nach dem verheißungsvollen Neustart trennte sich die PHM 2009 schon wieder von Vulcain. Neuer Eigentümer wurde die Excellence Holding AG mit Sitz im Schweizerischen Rapperswil. Das Mitglied der saudi-arabischen Unternehmensgruppe Centum Prata gebietet auch über die für Golf-Armbanduhren bekannte Marke Jaermann & Stübi sowie den Schweizer Fachhändler Les Ambassadeurs.

Zu den anlässlich der Baselworld 2014 gezeigten Produktneuheiten gehört der „Aviator Instrument Chronograph“ mit 44,6 Millimeter großem Stahlgehäuse.

Selbiges schützt das Automatikkaliber Vulcain V-59 bis zu 10 bar Wasserdruck. Vulcain versteht sich bis heute auf die exklusive Verwendung seines Weckerwerks, fertigt aber keine eigene Chronographen. Hinter der Bezeichnung verbirgt sich vielmehr ein Eta 7753 mit Fensterdatum, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler.

An Cockpits erinnert die gestreifte Funktionsanzeige bei der „9“.

Aufs Zifferblatt blickt Mann durch ein kratzfestes Saphirglas. Das markante zeitschreibende Instrument ist für 3.350 Euro wohlfeil.


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