Die Uhrengeschichte des Hauses Seiko reicht viel weiter zurück, also viele glauben mögen. Bereits im Dezember 1881 eröffnete der 22-jährige Kintaro Hattori in Tokio ein Uhrengeschäft, um dort Zeitmesser aller Art zu warten und reparieren.
Kintaro Hattori, der Seiko-Gründer
Elf Jahre später, 1892 gründete er eine eigene Uhrenfabrik. Das dort Produzierte war deutlich preisgünstiger als Zugekauftes. Weil der Schwerpunkt auf Präzision lag, erhielt die Fabrik den Namen „SeikoshaA. „SeikoA meint exquisit oder genau, „Sha“ steht für Haus. Mit Blick auf die amerikanische Konkurrenz strebte Hattori eine effiziente Großserienproduktion mit hoher Fertigungstiefe an. Seine Pläne gingen sukzessive in Erfüllung. Moderne amerikanische und europäische Produktionsmaschinen zogen 1908 ein. 1910 startete die Fertigung eigener Unruhspiralen und Zugfedern. Die Vorstellung der ersten japanischen Armbanduhr ließ danach nicht mehr lange auf sich warten. 1913 debütierte die 29,6 Millimeter große „LaurelA mit Silbergehäuse, Emailzifferblatt und 12-linigem Brücken-Handaufzugswerk. Hiervon entstanden täglich zwischen 30 und 50 Exemplaren.
Laurel von 1913
Obwohl 1923 das große Kanto-Erdbeben Fabrik und Lagerbestände vernichtete, präsentierte Hattori im Folgejahr erste „Seiko“ signierte Armbanduhren mit Nickelgehäuse.
Die 1956 vorgestellte „Marvel“, zu Deutsch „Wunderwerk“ führte Seiko in neue Genauigkeitsdimensionen. In dieser Armbanduhr tickte erstmals ein 11½-liniges Präzisions-Handaufzugskaliber mit Schraubenunruh und Zentralsekunde.
Diese Uhrwerke konnten es endlich mit eidgenössischen Zeit-Boliden wie Omega 30T2, Peseux 260 oder Zenith 135 aufnehmen. 1957 gewannen die Marvel als erste japanische Armbanduhr den Genauigkeitswettbewerb des fernöstlichen Ablegers der American Horological Society. 1959 brachte eine Automatik-Variante, genannt „GyroMarvel“. Allerdings stammte die Selbstaufzugs-Plattform noch von der Eta.
Grand Seiko,das unangefochtene Präzisions-Flaggschiff von Seiko Flaggschiff gelangte 1960 mit dem Automatikkaliber 3180 auf den Markt.
Grand Seiko von 1960, Handaufzugskaliber 3180
Jede Uhr hatte sich vor der Lieferung strengen Tests zu unterziehen. Dabei überstiegen die selbst gesteckten Genauigkeitsanforderungen jene der amtlichen Schweizer Kontrollbehörde COSC. Ein Export stand damals übrigens nicht zur Debatte.
Auch der erste japanische Handaufzugschronograph, Kaliber 5719, stammte von Seiko. Entwickelt mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 1964 in Tokio. Das 1969 vorgestellte Kaliber 6139 war das weltweit erste mit Chronograph, Selbstaufzug und vertikaler Reibungskupplung.
Seiko Automatikkaliber 6139 mit Chronograph, 1969
Der exakt zu Weihnachten 1969 lancierten Weltpremiere namens Astron 35SQ, Quarz-Frequenz 8.192 Hertz, waren zehn Jahre intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit vorangegangen. Innerhalb einer Woche verkaufte Seiko nicht weniger als 100 dieser Zeitmesser mit massivgoldenem Gehäuse für jeweils 450.000 Yen, also den Preis eines Mittelklasse-Autos. Der spontane Erfolg resultierte auch aus einer jährlichen Gangabweichung von höchsten einer Minute.
Womit wir beim Thema elektronische Zeitmessung angekommen wären, das Seiko in handgelenkgerechten Dimensionen spätestens seit diesem Jahr beherrscht. Konventionell mit Batterie, ab 1988 mit „Automatic Generating System” (AGS) und Kondensator als Energiespeicher sowie schließlich seit 1999 auch als Quarzuhr ganz ohne Batterie, „Spring Drive“ getauft. Auf die ersten Handaufzugsmodelle folgten 2005 die Automatik-Versionen.
Seiko Quartz Astron von 1969
Ein ganz neues Quarz-Elektronik-Kapitel gelangte 2012 in die Annalen des Hauses Seiko. Sie Kreation der innovativen „Astron GPS Solar“ resultiert aus dem Faktum, dass die Greenwich Mean Time GMT eigentlich der Vergangenheit angehört. Die aktuelle Weltzeit orientiert sich an der Universal Time Coordinated oder kurz UTC. Überholt sind dadurch auch die 1873 vom Eisenbahningenieur Sandford Fleming initiierten und 1884 im Rahmen der weltweit ersten Meridiankonferenz verabschiedeten 24 Welt-Zeitzonen. Inzwischen kennt die Welt mehr als 40. Verschiebungen in der Größenordnung von viertel und halben Stunden sind an der Tagesordnung. Die Vielfalt ist geografisch, politisch oder auch wirtschaftlich begründet. Weil sich das niemand merken kann, überraschte Seiko im Jahr 2012 mit der „Astron GPS Solar“.
In Kooperation mit dem Global Positioning System (GPS) liefert ihr elektronischer Speicher nahezu alles, was es auf dem Erdball zeitlich geschlagen hat. Allein zur Entwicklung und Programmierung des GPS-Moduls samt die ums Werk reichender GPS-Antenne benötigten die Seiko-Ingenieure sechs Jahre. Der ursprüngliche Chip ermöglichte eine sekundengenaue analoge Darstellung von 37 Zonenzeiten, verknüpft zudem mit einem ewigen Kalendarium.
Logischer Weise verbraucht ein derartiges System viel Energie. Deshalb gab es von Anbeginn eine ins Zifferblatt integrierte Solarzelle, welche die Lithium-Ionen-Batterie auflädt. Während der Reisen bewahrt ein Zeigerpaar bei der „6“ die Heimatzeit. Das Handling der verschiedenen Funktionen inklusive Umschalten von Sommer- und Winterzeit geschieht mittels Drücker und Multifunktionszeiger.
Zur Premiere dieses ausgeklügelten Multifunktions-Zeitmessers hatte Seiko 2012 einige Journalistenkollegen und mich ins ferne Japan geladen. Im Gegensatz zu dem, was ich bei früheren Besuchen im Land der aufgehenden Sonne erlebt hatte, zeigte sich das Management um Präsident Shinji Hattori, neben dem ich beim abschließenden Abendessen sitzen durfte, sehr aufgeschlossen für Anregungen zu dieser Armbanduhr.
Seiko Präsident Shinji Hattori
Einer der Kritikpunkte bezog sich auf die etwas umständliche Bedienung.
Ein Teil unseres damaligen Inputs und viele weiterführende Ideen der Techniker flossen ein in die neueste Generation der „Astron GPS Solar“, die Seiko während der Baselworld 2014 zeigte. Fortan gibt es zwei unterschiedliche Kaliber: Das bisherige und weiter gefertigte 7X52 nutzt Solarenergie zum Verbinden mit dem GPS-Netzwerk, stellt die Zeit mit der Präzision einer Atomuhr dar und stellt sich per Knopfdruck selbsttätig auf die Zonenzeit des Landes ein, in dem Mann sich gerade aufhält.
Demgegenüber besitzt das 8X82 besitzt vier neue Funktionen. Dazu gehören Fünftelsekunden-Stoppfunktion und sechs-Stunden-Totalisator. Das ewige Kalendarium wiederum reicht bis Februar 2100. Nicht verändert hat Seiko die „One-Touch“-Bedienung der GPS-Funktion. Zur Aktivierung der muss Mann einfach einen Knopf für sechs Sekunden drücken. Aber die weiteren Funktionen, wie beispielsweise die manuelle Einstellung der Zeitzone sind durch eine zusätzliche elektronische Krone leichter handhabbar.
Weitere Merkmale:
- Signalempfangsanzeige
- Weltzeitfunktion (40 Zeitzonen)
- Sommerzeit-Funktion
- Energiesparfunktion
Die Ganggenauigkeit beträgt ohne Empfang eines Zeitsignals und bei Temperaturen zwischen 5°C und 35°C +/-15 Sekunden pro Monat.
Von der limitierten Edition SSE001 mit Gehäuse aus hartbeschichtetem Titan, weißem Zifferblatt und facettierter Keramiklünette, Preis 3.300 Euro, wird es insgesamt 7000 Exemplare geben. Die Lieferung erfolgt ab September 2014.
Seiko Astron Solar GPS, limitiertes Modell SSE001
Nicht limitiert, aber ebenfalls mit dem neuen Kaliber 8X82 ausgestattet sind insgesamt acht Modelle. Die Preisspanne reicht hier von 1.800 bis 2.400 Euro. Zum Einstiegspreis gibt es die SSE015 und SSE017. Ihre hartbeschichtete Edelstahl-Schale, Durchmesser 44,8 mm, ist bis zehn bar wasserdicht. Auch diese Uhren sind ab September 2014 zu haben.
unten Modell SSE017: