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Porsche Design gründet Uhren-Ableger in der Schweiz

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„Man sollte nichts verpacken, von dem man nicht weiß was in ihm steckt.“ Diesen sehr ernst zu nehmenden Ratschlag erteilte kein Geringerer als der 2012 verstorbene Ferdinand Alexander Porsche.

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Ferdinand A. Porsche im Jahr 1993

Wer ein wenig im Nachlass des 1935 geborenen Produktgestalters stöbert, stößt auf weitere Lehrsätze. Zum Beispiel dass „man sich ganz bewusst mit der Funktion eines Objekts befassen muss, um damit wachsen zu können.“ Genau das hatte „Butzi“ Anfang der 1960-er Jahre getan. Exakt schrieb man 1963, als die Zuffenhausener Sportwagenschmiede einen beispiellosen Kultgegenstand präsentierte, dessen Form sich mit einer einzigen, auch Zärtlichkeit und Liebe charakterisierenden Handbewegung darstellen lässt: den neuen Porsche 911.

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Dieser legendäre Sportwagen war und ist ein ruhender Pol im tosenden Meer permanenten automobilen Wandels. Ein echter Klassiker im wahrsten Wortsinn, den behutsame Evolution im Laufe der anschließenden Jahrzehnte kontinuierlich optimierte. Gegen radikale formale Veränderungen einer einzigartigen Ikone sprach allein schon der anhaltende Erfolg.  Dieses Produkt zu revolutionieren wäre gleichbedeutend gewesen mit dem Raub seiner Identität.

Der 1972 gefasste Gesellschafter-Beschluss, dass sich die Familienmitglieder aus dem Unternehmen zurückziehen und die Geschäftsführung Externen überlassen sollten, kam Ferdinand A. Porsche ausgesprochen recht. „Diese Entscheidung deckte sich mit meinem persönlichen Verlangen nach gestalterischer Freiheit” … und führte zur Gründung von „Porsche Design” im österreichischen Zell am See. Ein Auftrag der Porsche AG lenkte zur intensiven Beschäftigung mit der Zeit selbst und dem, was das eigentlich Unmessbare letzten Endes dann doch misst. Die ersten Schritte auf das überaus glatte Uhrenparkett zu begründete „Eff-A“ mir gegenüber bei einem Besuch in Österreich mit der ihm eigenen Prägnanz: „Ich stellte mir die simple Frage, wie man Uhren anders machen kann.” Das tat auch bitter nötig, denn in besagten 1970-er Jahren durchlebte die Uhrenindustrie einen gravierenden Umbruch, der eine  handfeste Krise nach sich zog. Schwingende Quarze revolutionierten die Zeitmessung. Und digitale Displays veränderten zunehmend ihr Gesicht. „Mir ging es darum,“ so der Mentor des Gebrauchsdesigns damals,  „eine Uhr zum Auto zu kreieren. Schwarz wie die Tachometer und Drehzahlmesser des 911-er, weil das beim Ablesen nicht blendet.“ Aus dieser Philosophie entstand der erste Porsche Design Chronograph, ausgestattet mit dem 1973 lancierten Automatikkaliber Valjoux 7750.

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Mein Porsche Design Chronograph von 1974 zeigt schon deutliche Tragespuren

Apropos schwarz: Ferdinand A. Porsche lehnte es kategorisch ab, ein solcherart lackiertes Auto zu fahren, denn „da sieht man doch jeden Schmutzfleck.“ Ganz abgesehen davon ist „Schwarz keine Farbe, sondern ein Zustand.“ Den Erfolg schmälerte das in keiner Weise. Bald schon zierten mehr als 50.000 schwarzer Porsche-Design-Chronographen aus dem Hause Orfina die Handgelenke designbewusster Sportwagenfans. Die Schwächen des mit vier Hertz tickenden Debütanten offenbarten regelmäßiges Tragen: An strapazierten Stellen löste sich die signifikante Beschichtung. Zunächst stimmte das den geistigen Urheber nachdenklich. Dann beflügelte es seine Phantasie.

Für Furore sorgte alsbald schon eine ungewöhnliche Tabakpfeife, deren markanten Kühlrippen einen echten Zusatznutzen brachten, welcher über die von „Eff-A“ postulierte Synthese aus Form und Funktion deutlich hinausging.

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Nun lag „Design Plus” förmlich in der Luft. Die Sonnenbrille mit zusammenklappbarem Gestell und auswechselbaren Gläsern, ein vielfach kopiertes Modell übrigens, setzte diese gedankliche Linie konsequent fort.

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„Styling,” so das frühe Credo des Meisters, „ist nicht mehr als Verpackung und hat mit Design nichts zu tun. Design, die Kunst die sich nützlich macht, bedenkt das Material, die Ökologie, die Herstellung und letztlich auch die ethische Dimension eines Objekts.” Ein weiterer Aspekt der Design‑Philosophie des Verstorbenen darf ebenfalls nicht aus den Augen verloren werden: die unüberwindbare Abneigung gegen Schnörkel und Gags. „Ein formal stimmiges Produkt braucht keine Verzierung, keine Erhöhung. es soll durch die reine Form erhöht werden. Die Form sollte durch das Minimum leben, sich verständlich präsentieren, nicht ablenken vom Produkt und dessen Funktion.”

Kreative-Zeit-Schwingen trugen Eff-A 1978 zur IWC. Die Schaffhauser Manufaktur und Günter Blümlein, ihr damaliger CEO schätzten und teilten die unstillbare Leidenschaft für scheinbar Abwegiges.

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Günter Blümlein

Zum Zwecke der Orientierung in Zeit und Raum vereinte das gemeinsame Erstlingswerk, die bereits 1976 angedachte Kompassuhr gleich zwei Präzisionsmessgeräte.

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Porsche Design Kompassuhr by IWC

Porsches Argument: „Nicht jeder braucht jeden Tag einen Kompass. Aber der eine oder andere braucht ihn ab und zu, und dann ganz nötig.“ Doch damit nicht genug: „Für mich als Ge­stalter war das die entscheidende Annäherung an mein Ideal: Design als Funktion und Technik. Oder an­ders gesagt: Form und Material ha­ben der Funktion zu folgen.“ In diesem Sinne bestand die markante Doppeldecker-Schale zunächst aus ober­flächengehärtetem und mit Blick auf die Kompassnadel natürlich auch amagnetischem Leicht­metall. „Mit unse­ren beiden Fähigkeiten war es gelungen, etwas Neues zu einem alten Thema zu entwickeln.“

Das galt auch für einen opulenten Chronographen mit großflächigen Bedientasten anstelle der überlieferten Drücker. Mit diesem Zeit-Boliden katapultierte F. A. Porsche einen neuen, geradezu revolutionären Werkstoff in die Uhrmacherei.

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Porsche Design Titan Chronograph Referenz 3702, wasserdicht bis sechs bar

„Dinge existieren in der Phantasie, bevor sie tatsächlich realisiert werden können, weil die technischen Möglich­keiten noch nicht soweit sind.“ Gemeinsam mit IWC und dem gleichermaßen charismatischen CEO Günter Blümlein gelang F.A. Porsche das scheinbar Unmögliche in Gestalt kompromisslos funktioneller Gehäuse aus gleichermaßen leichtem, zähem und antiallergischem Titan. F. A. Porsche betrachtete es als idealen Stoff für „sympathisches Understatement“. Für den Firmenchef unterstrich es das jahrzehntelang praktizierte Suche nach neuen, andersartigen Lösungen altbekannter Probleme. So gesehen wundert es nicht, dass die Kompassuhr 1991 ebenfalls eine neue Schale aus jenem Traum-Material erhielt, das sich härtesten Beanspruchungen gewachsen zeigt.

Eine Ausschreibung der Deutschen Bundesma­rine, welche für ihre Minentaucher benötigte ein spezifisches Profi-Gerät benötigte, führte zum Dritten im Boliden-Bunde. Der Unterwasser-Porsche, „Ocean 2000“ genannt, sorgte für reichlich Schlagzeilen. Immerhin reichte seine Tauchtiefe, wie der Name unschwer erkennen lässt, bis zu 2.000 Meter, wo auf der Schale sagenhafte 200 bar Druck lasten.

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Porsche Design Ocean 2000 Referenz 3504

Deutlich zahmer präsentierten sich dagegen „Ultra Sportivo“ und „Sportivo 02“.

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Porsche Design Sportivo 02 Referenz 3320 by IWC

Sie gehorchten F. A. Por­sches Design-Credo, dass es stets auch Uhren geben muss, „die unmerklich zu tra­gen sind.“

Die solcherart geweckte Passion für Uhren ließen F.A. Porsche und seine Familie 1995 zu Uhr-Unternehmern werden. Im Herbst besagten Jahres erwarben sie die Marke Eterna. Logischer Weise beeinflusste dieser Kauf die lange, äußerst erfolgreiche Kooperation mit der IWC. Ende März 1998 endete der Vertrag mit den Schaffhausern. Und damit gehörte „Porsche Design made by IWC” der zwangsläufig Vergangenheit an.

Bis in den Herbst 2013 hieß es dann „Porsche Design manufactured by Eterna”. Die neue Kollektion bescherte auch dem 1973-er Klassiker ein Comeback. Natürlich technisch optimiert, aber weiterhin mit dem bewährten Chronographen-Bestseller  7750. Unverwechselbares Kennzeichen der auf 1998 Exemplare limitierten und sehr schnell ausverkauften Sonderauflage in Edelstahl mit matter Schwarzchrom-Beschichtung ist die Unterschrift des Designers auf Gehäuseboden und Ursprungszeugnis.

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Mein Exemplar hat die Nummer 0004/1998

Auf diese limitierte Edition folgte nach Versionen in Edelstahl und Titan im Jahr 2012 der unlimitierte „P6510 Heritage Black Chronograph“.

Zu den unter der Ägide des Eterna CEO Ernst Seyr entwickelten Porsche Design-Highlights gehörte mit Sicherheit der 2004 vorgestellte und aus mehr als 800 Komponenten zusammengefügte „Indicator“. image

Als Eterna-CEO initiierte Ernst Seyr die Entwicklung des Porsche Design Indicator und der P’6780 Diver

Hier genügt ein Blick, dann weiß Mann, was er gestoppt hat. Bis zu neun Stunden und 59 Minuten erscheinen die Messwerte in großen Ziffern. Die patentierte Manufakturarbeit  beginnt mit einer eigenen, um sechs Millimeter vergrößerten Platine für das Kaliber Valjoux 7750 und setzt sich fort in einem Anzeigemechanismus, welcher es an Komplexität mit einem ewigen Kalender oder einer Repetition aufnehmen kann. Rund 350 zusätzliche Teile braucht es allein dazu, die digitale Indikation vorwärts springen und zurücklaufen zu lassen. Drei Motoren, sprich Federhäuser liefern die Kraft, drei „Tempomaten“ (Fliehkraftregler) steuern die Ablaufgeschwindigkeit. image

Porsche Design PÄ6910 Indicator by Eterna, Preis 130.000 Euro

Und eine Tankuhr gibt es auch. Die von einem aufwändigen Differenzialgetriebe angesteuerte Gangreserveanzeige stellt dar, wie viel Kraft dem Uhr- und Chronographenwerk jeweils noch zur Verfügung stehen. Den Aufzug besorgt ein Titanrotor mit Goldsegment im Design der Felge des Porsche GT. Außergewöhnlich präsentierten sich ferner der bis 100 bar wasserdichte „P‘6780 Diver“ mit Klappschale image

Porsche Design P’6870 Diver by Eterna

und der funktionale „P‘6752 WorldTraveler“. image

An 40 Jahre Gestaltungstradition erinnerte schließlich im Jahr 2012 die P’6520 Compass Watch und der P’6530 Titan Chronograph. Beide limitiert auf jeweils 911 Exemplare.

Wie in meinem Blog bereits ausführlich zu lesen war, haben Porsche Design und Eterna den Vertrag 2013 vorzeitig gelöst. Aber das Leben geht natürlich weiter. Und zwar in Form der soeben von der Porsche Design Group (Porsche Lizenz- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG) neu gegründeten Porsche Design Timepieces AG in der Schweiz. Selbige wird irgendwo in der Region des Jurasüdfuß beheimatet sein. Für all jene, die sich in der eidgenössischen Geografie nicht so gut auskennen: Gemeint ist der südliche Rand des Juragebirges. Hier liegen Städte wie Aarau, Baden, Biel, Genf, Neuenburg oder auch das gute alte Grenchen. In jener Gegend, wo bekanntlich auch die Eterna beheimatet ist, wird man die Porsche Design Timepieces AG eines Tages besuchen können, denn der Geschäftsführer des Schweizer Ablegers ist ein alter Bekannter: Patrick Kury (41), ehemaliger Eterna-Boss und geistiger Vater der vielseitigen Kaliberfamilie 39xx. image

In den Händen von Patrick Kury lag die technische Entwicklung des Porsche Design Indicator

Auf die Kaliberfamilie 39xx können Porsche Design und Patrick Kury aus rechtlichen Gründen zwar nicht zurückgreifen, aber ich bin mir sicher, dass der einfallsreiche Techniker und sein Team, zu dem versierte Mitstreiter aus zurückliegenden Zeiten gehören, sehr schnell etwas Adäquates auf die Beine stellen werden. Mit der Reduktion auf reine Etablissage, also das Zusammenbauen von Uhren aus zugekauften Komponenten will sich Porsche Design künftig nämlich nicht begnügen. image

Jürgen Geßler, CEO der Porsche Design Group

Jürgen Geßler, CEO der Porsche Design Group lässt in diesem Zusammenhang wissen, dass „wir mit diesem Schritt wir die erfolgreiche Historie der Porsche Design-Uhren, welche 1972 mit der Ikone Chronograph 1 begann, fortsetzen werden.“ Fortan wird Porsche Design also zweigleisig fahren: Die Porsche Design Timepieces AG zeichnet für die Entwicklung und Produktion der Zeitmesser verantwortlich während sich die Porsche Design Group mit Sitz in Ludwigsburg um Vermarktung und Vertrieb kümmern. Und einen Termin für den Verkaufsstart der ersten eigenen Uhrenserie kann ich an dieser Stelle auch schon nennen: das vierte Quartal 2014. Fotos der neuen Uhren stehen noch nicht zur Verfügung. Aber immerhin kann ich hier schon mal eine Zeichnung präsentieren.image

Dieser Chrono von Porsche Design ist im vierten Quartal 2014 zu erwarten

Lassen wir zum Schluss nochmals Ferdinand A. Porsche zu Wort kommen. image

Der fragte sich in den frühen 1980-er Jahren: „Was macht die Faszination einer Uhr aus? Ist es ihre Funktion als Messinstrument, oder ist es ihr Äuße­res, also ihr Design?“ Die Antwort gab Eff-A am Ende logischer Weise selbst: „Ich meine, dass sich beides im Streben sowohl der ein­schlägigen Hand-Werker wie der Künstler wiederfindet.“

Warten wir’s also ab.


Historisches Update zur neuen „Geophysic 1958“ von Jaeger-LeCoultre

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Über die Re-Edition des legendären „Geophysic“ Chronometers aus dem Hause Jaeger-LeCoultre hatte ich an dieser Stelle schon ausführlich berichtet.image

Die drei Modelle: Rotgold, Stahl und unten Platin

Von der Edition „Geophysic 1958“ mit Stahlgehäuse es nur 800 Exemplare geben. Für Rotgold-Schalen liegt die Limitierung bei 300 und für solche in Platin bei 58 Stück. Wer sich für das letztgenannte Modell interessiert, muss sich beispielsweise an die Jaeger-LeCoultre-Boutique in Frankfurt wenden.

Auf Nachfrage habe ich von Jaeger-LeCoultre noch einige Dokumente aus dem Jahr 1958 bekommen, die ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte:

Unten eines der beiden Originale von 1958:

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Route des amerikanischen Atom-Unterseeboots “Nautilus”, welches am 3. August 1958 den Nordpol auf direkter Route vom Atlantik zum Pazifik erreicht hatte. 

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Zeichnung der amagnetischen “Geophysic”-Schale mit  Weicheisen-Innengehäuse

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Zeichnungen der beiden Zifferblatt-Varianten der “Geophysic” von 1958

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Prospekt zur “Geophysic” von 1958 (leider nur in französischer Sprache)

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Das heute hoch begehrte und deshalb teuer bezahlte Original-Ensemble der “Geophysic” von Jaeger-LeCoultre

Eterna Uhren GmbH Neu-Isenburg: Der Letzte knipst das Licht aus

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Bei Eterna hoffen viele auf die neuen, während der Baselworld 2014 vorgestellten Uhren:

Geliefert werden sollen sie im Herbst. Die deutsche Niederlassung in Neu-Isenburg ist dann bereits aus dem Rennen, wie sich einem Brief vom 18. Juli 2014 an die Konzessionäre in Deutschland und Österreich entnehmen lässt:

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Der Tenor in aller Kürze: Schließung und Kündigung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Oktober 2014. Bis Ende August wird noch gearbeitet und abgewickelt, dann löscht der oder die Letzte das Licht. Die verbleibende Zeit ist das Personal dem Vernehmen nach unter Fortgewährung der Bezüge freigestellt.

In Zukunft soll den Vertrieb und die Serviceleistungen samt Kommunikation ein angeblich schon gefundener Agent übernehmen. Man wird sehen.

Zum 90. Geburtstag herzliche Glückwünsche lieber Walter Lange

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An die erste Begegnung mit Walter Lange am 24. Oktober 1994 erinnere ich mich, als ob es gestern gewesen wäre. Der damals 70-Jährige konnte seine Freude über die Renaissance der von seiner Familie ins Leben gerufenen und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den kommunistischen Machthabern brachial zerstörten

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und in einen langen Dornröschenschlaf geschickten Uhrenmanufaktur nicht verbergen.

Zutiefst gerührt zeigte sich Walter Lange voller Optimismus, auch wenn ihn, wie er mir ganz am Rande andeutete, mitunter gewisse Zweifel plagten. „Ich zweifle keine Sekunde an dem während vier Jahren von den Produktgestaltern, Technikern und Uhrmachern Geleisteten, welches voll und ganz in der Tradition unseres altehrwürdigen Familienunternehmens steht. Die neue Kollektion ist umwerfend. Uns alle plagen nur gewissen Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Akzeptanz.“ 

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Walter Lange beim Marken-Relaunch 1994 in Glashütte

Die Ängste waren, wie sich sehr schnell zeigte, völlig unbegründet. Und schon bei unserem nächsten Treffen zeigte sich Walter Lange von einer ganz anderen Seite: gut gelaunt und unverdrossen in die Zukunft blickend. image

A. Lange & Söhne hatte sich nämlich nach der Neugründung und dem Lancement der ersten eigenen Armbanduhren-Kollektion sehr schnell zu einer chronometrischen Institution gemausert. Ein Ehrenpreis jagte sozusagen den anderen. Seitdem laufen wir uns mit schöner Regelmäßigkeit über den Weg. Meistens mehrere Male im Jahr.

Walter Lange im Jahr 2004

Auf jeden Fall aber an jenem Tag, wenn die Jury den Sieger des seit fünf Jahren verliehenen „Watchmaking Excellence Award“ kürt. Walter Lange lässt es sich nämlich nicht nehmen, seine langjährige Erfahrung und seine persönliche uhrmacherische Kompetenz mit dem ihm eigenen Engagement einzubringen. Auch die Auszubildenden bekommen nach Abschluss ihrer Lehrzeit von Walter Lange einen persönlichen Handschlag. 

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Walter Lange und die erfolgreichen Absolventen der Uhrmacher-Ausbildung bei A. Lange & Söhne 2014

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 Wenn ich die große, stets überaus bescheiden auftretende  Persönlichkeit der deutschen Uhrmacherkunst spätestens am 10. Oktober aus besagtem Anlass in Dresden treffen werde, heißt es erst einmal mit einem Händedruck zum 90. Geburtstag gratulieren. Den nämlich begeht Walter Lange am 29. Juli 2014.

Als er 1948 nach der Enteignung seiner Familie Glashütte verlassen musste, sah es gar nicht danach aus, dass er eines Tages als Uhr-Unternehmer in seinen Geburtsort zurückkehren werde. Mit Gründung der Lange Uhren GmbH am  7. Dezember 1990 wurde ein viele Jahre lang im tiefsten Inneren sehnlichst gehegter Traum endlich Realität. Übrigens hatte sein Urgroßvater Ferdinand A. Lange auf den Tag genau 145 Jahre die sächsische Feinuhrmacherei im abgeschiedenen Müglitztal begründet.

Natürlich ist Walter Lange schon lange nicht mehr aktiv im seitdem rasant gewachsenen Unternehmen tätig. Aber als Botschafter von A. Lange & Söhne ist er rund um den Globus ein gerne gesehener Gast. Jeder schätzt den Jubilar, der sich nie in den Vordergrund drängt, aber, wenn darum ausdrücklich gebeten, stets eine launige Begebenheit aus seiner langen Lebensbiographie zu berichten weiß. Für sein großartiges Lebenswerk hat die Stadt Glashütte ihrem bedeutenden Sohn schon 1995 die Ehrenbürgerwürde verliehen. Drei Jahre später erhielt Walter Lange den Verdienstorden des Freistaats Sachsen. Und 2013 würdigte die eidgenössische Fondation de la Haute Horlogerie (FHH) „den Mann, ohne den die großartige Wiedergeburt von A. Lange & Söhne nicht möglich gewesen wäre“ mit der Auszeichnung „Hommage à la Passion“. Mit dem ihm eigenen feinen Schmunzeln in den Mundwinkeln nahm er diese besondere Auszeichnung in Lausanne entgegen. Und eine trocken, mit Augenzwinkern vorgetragene Bemerkung, die von keinem anderen stammen konnte, brachte die innere Freude Walter Langes zum Ausdruck: „Ausgerechnet in der Schweiz!“

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Bleibt mir nur, Ihnen, lieber Walter Lange, auf diesem öffentlichen Weg zum 90. Geburtstag meine allerherzlichsten Glückwünsche zuzurufen. Für das kommende Jahrzehnt hin zum hundertsten, den Sie hoffentlich auch noch wohlgemut und gesund mit Ihren Fans begehen werden, wünsche ich Ihnen nur das Allerbeste. Möge Ihr Optimismus nie vergehen. Und wie gut, dass es Menschen wie Sie gibt.

Breaking News: Ulysse Nardin an Kering verkauft

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Wie ich soeben erfahren habe, heißt der neue Eigentümer von Ulysse Nardin Kering. Und zwar zu 100%. Chai Schnyder, die in Malasia lebende Frau des verstorbenen UN-Retters Rolf Schnyder im Jahr 1983, dazu die Minderheitsaktionäre Dieter Meier (Popgruppe Yello) und sein Bruder Balthasar Meier (Fogal Strümpfe). Zur Kering-Luxusgruppe, früher PPR, gehören neben Gucci u.a. auch Girard-Perregaux und JeanRichard. Das Management von UN bleibt dem Vernehmen nach komplett erhalten.

Update House of Chronoswiss in Luzern

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Am 21. August 2014 werden Eva Maria und Oliver Ebstein in der Luzerner Innenstadt zusammen mit geladenen Gästen die Eröffnung des House of Chronoswiss zelebrieren.Exklusiv kann ich heute schon zwei Upgrade-Fotos zeigen:

Hinter der prachtvollen Fassade finden sich fortan die Chronoswiss Ateliers, aber auch die Administration.

Durch die Scheiben der Schauwerkstätten können Besucherinnen und Besucher bald schon das Entstehen der Chronoswiss-Zeitmesser verfolgen, beispielsweise der Sirius retrograde Day:

Panerai bringt Farbe ins Uhrenleben

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Dass der Herbst mit Riesenschritten naht, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Mit Blick auf die gleichermaßen bunte wie graue Jahreszeit bringt Panerai Abwechslung ins Uhrenleben.

Und zwar mit farbenfrohen Lederbändern.

Selbige, meine Herren, eignen sie sich vorzüglich als gerne gesehenes Geschenk für die Dame des Herzens.

Falls die eine Panerai besitzt, versteht sich.

Exklusiv: Erste Blicke auf die neuen Porsche Design Chronographen

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Vor gut einer Woche habe ich an dieser Stelle über Porsche Design und die mit diesem Namenszug signierten Uhren berichtet. Außer einer Zeichnung konnte ich bezüglich der 2014-er Neuigkeiten damals noch nichts Konkretes präsentieren.

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Nun habe ich hier exklusiv die ersten Fotos der beiden Newcomer. Es handelt sich um zwei auf jeweis 500 Exemplare limitierte Automatik-Chronographen mit Titangehäuse und -band sowie dem bewährten Kaliber Eta/Valjoux 7750. Der Name: Timepiece Nr. 1 in Erinnerung an Ferdinand A. Porsche.

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Einer trägt, wie der Klassiker von 1973, eine schwarze Beschichtung. Weil sich diese technisch auf der Höhe unserer Zeit befindet, ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Farbe bei strapazierendem Tragen löst.

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Meine Fotos zeigen Prototypen, bei denen u.a. die Zeigerlängen noch nicht stimmen.

Die bis fünf bar (50 Meter) wasserdichten Schalen verfügen über getönte Saphirglas-Sichtböden, durch die sich das Uhrwerk mit speziell gestaltetem Rotor beobachten lässt.

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Die Preise der neuen Uhren werden sich in der Größenordnung von etwa 5.000 Euro bewegen. Das schwarze Modell soll etwa 500 Euro mehr kosten als die unbeschichtete Version des Chronographen. Geliefert wird im vierten Quartal 2014.

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Exklusiv: die beiden Weltmeister-Chronographen von Hublot

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Hublot liebt Fußball, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Die in Nyon bei Genf beheimatete Uhrenmanufaktur pflegt Partnerschaften u.a. mit dem FC Bayern München,

Hublot, Partner des FC Bayern München. Im hellen Anzug neben Karl-Heinz Rummenigge: Jean-Claude Biver

Flamengo Rio,

Hublot, präsent in Rio de Janeiro

Juventus Turin, Paris Saint-Germain und Ajax Amsterdam. Bei der Mitte Juli zu Ende gegangenen FIFA Weltmeisterschaft waren die Tafeln zur Anzeige eines Spielerwechsels sowie der Nachspielzeit nicht zu übersehen. Über die eigens zur 2014-er WM hergestellte, in den Hublot Boutiquen offerierte und zwischenzeitlich längst ausverkaufte Armbanduhr habe ich in meinem Blog schon vor Wochen berichtet.

Wissenswert ist auch die Tatsache, dass Hublot bei Fußballspielern ganz hoch im Kurs steht. Das war bereits im Fernsehen zu beobachten, wenn Star-Kicker mit ihrer Hublot am Handgelenk auftraten.

Der Mann mit dem Kochlöffel: Hublot-CEO Riccardo Guadalupe während der Fußball-WM in Rio

Als ich Ricardo Guadalupe am Rande der WM in Rio danach fragte, wie viele Uhren Hublot denn jedes Jahr an Fußballspieler verschenke, lachte der Hublot-CEO nur laut auf. „Wir haben nichts zu verschenken, denn wir leben davon, dass wir unsere Produkte verkaufen.“ Diese Meinung teilt auch sein Vorgänger im Amt. Einmal wies Jean-Claude Biver einen Ex-Star des Fußballclubs Manchester United, der eine Uhr gratis bekommen wollte, mit klaren Worten in seine Schranken: „Von uns bekommst du keine Uhr umsonst. In diesem Fall wür­dest du den Respekt verlieren. Wenn du eine Hublot möchtest, kannst du sie dir kaufen, denn du hast Geld genug.” Und sie kaufen in der Tat, die Profis. Für sie stehen die Zeitmesser mit der augenfälligen Optik auf der gleichen Stufe wie schnelle Autos. Seit etwa 2006 ist Hublot in der Beliebtheitsskala bei Fußballern kontinuierlich nach oben geklettert. Das hat beispielsweise die französische Zeitschrift L’Equipe im November 2013 eruiert. In der Beilage „Sport & Style” stand zu lesen, dass Uhren von Hublot bei den französischen Nationalspielern vor solchen aus den Häusern Rolex und Audemars Piguet rangieren. „Fast alle besitzen eine (Hu­blot), in der Regel einen Big-Bang- oder Classic-Fusion-Chronograph.” Teilweise sogar mit Brillanten besetzt.

In anderen Nationen sieht das vermutlich nicht anders aus.

Bekanntlich konnte das deutsche Team den Weltmeister-Pokal im Siegerflieger der Lufthansa nach Berlin bringen.

Aus diesem Anlass, auch das habe ich hier schon berichtet, planten Riccardo Guadalupe und sein Team schon in Rio de Janeiro eine Sieger-Armbanduhr. Genau genommen sind es zwei: Ein Chrono mit Titangehäuse für 9.600 Euro und einer mit goldener Schale für 26.400 Euro. Ersterer ist auf 100, letzterer auf 30 Exemplare limitiert.

Geliefert werden sie im September 2014.

Bei mir gibt es das Duo nun erstmals zu sehen. Voilà:

Die beiden Weltmeister-Chronographen 2014 von Hublot

oben Titan, 100 Stück, 9.600 Euro

unten Gold, 30 Stück, 26.400 Euro

Künftiger Eterna Vertrieb in Deutschland und Österreich

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Nach den mir heute zugespielten Informationen wird die in Pforzheim ansässige Firma Luxury Brand GmbH künftig die Distribution von Eterna für Deutschland und Österreich übernehmen. Geschäftsführer Philipp Kohlermann hat auch noch TW Steel in seinem Produkt-Portfolio.

Besuch bei Nautische Instrumente Mühle Glashütte in Sachsen

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Eigentlich war der Tag, den ich zum kürzlich Besuch der Glashütter Uhrenmanufaktur Mühle eingeplant hatte, am Ende schlichtweg zu kurz. Allein schon die Gespräche mit Hans-Jürgen Mühle und seinem Sohn Thilo

Thilo (links) und Hans-Jürgen Mühle

über die Uhrenszene im abgeschiedenen Müglitztal, zu Zeiten des DDR-Regimes wegen des schlechten Empfangs westlicher Radio- und Fernsehsender spöttisch auch „Tal der Ahnungslosen“ genannt, und die bewegte Historie des 1869 von Robert Mühle an selbigem Ort gegründeten Familienbetriebs  hätten mehrere Stunden dauern können. Insbesondere Hans-Jürgen Mühleist ein wandelndes Lexikon, wenn es um diesen Landstrich geht. Kein Wunder möchte man sagen, denn nach der Geburt eben hier im Jahre 1941 und dem Schulbesuch absolvierte der „Ruheständler“ eine Ausbildung zum Feinmechaniker. Nach dem verlängerte Dienst in der Nationalen Volksarmee, welcher das anschließende Studium  mit feinmechanischem und optischem Schwerpunkt in Jena erst ermöglichte, fand man den Vater des heutigen Firmenchefs wieder in Glashütte, wo er sich in 4. Generation um das auf Messinstrumente und Tachometer spezialisierte Familienunternehmen kümmerte.

Der Firmengründer

Robert Mühle

hatte das Renommee mit der Entwicklung und Produktion ausgeklügelter Präzisions-Messinstrumente für die heimische Uhrenindustrie begründet.

Produkte der ersten Generation: Messistrumente für die Uhrenindustrie und Tachometer

Unter der Ägide seiner drei Söhne Paul, Alfred und Max Mühle fand eine Erweiterung des Produktspektrums statt. Ab 1925 fertigte Robert Mühle & Sohn beispielsweise Auto-Borduhren, Tachometer und Drehzahlmesser. Die Kunden gehörten zur Crème de la Crème: BMW (Motorräder), DKW, Horch und auch Maybach.

Paul Mühle und einer seiner Tachometer

Dann kam der Zweite Weltkrieg mit all seinen negativen Konsequenzen, bei dem auch Teile Glashüttes durch einen Fliegerangriff zerstört wurden. Was das  Bombardement kurz vor Kriegsende im Jahr 1945 durch die amerikanische Luftwaffe nicht zerstörte, wurde demontiert und deportiert. Letzteres traf auch Mühle, weil R. Mühle & Sohn -zwangsweise- auch Instrumente für die Deutsche Wehrmacht produziert hatte, kam es zur Enteignung. Doch Hans Mühle ließ sich nicht entmutigen.

Hans Mühle

Einem Stehaufmännchen gleich rief er noch im Dezember 1945 eine neue Firma ins Leben. Selbige setzte die auf viel Erfahrung und Kompetenz gründende Tradition fort. Will heißen: Entwicklung und Herstellung unterschiedlichster Messgeräte. Dazu gesellten sich Manometer und Temperaturmesser. Die Tatsache, dass Mühle 1969 in Glashütte ein Monopol auf dem Sektor der Messuhren und der Regeltechnik

besaß, war ein Grund zur zwangsweisen Verstaatlichung im Jahr 1972. Dazu Hans-Jürgen-Mühle: „Am 16. April 1972 zum Betriebsschluss um 16 Uhr, war ich in den Augen der Ost-Obrigkeit noch Kapitalist. Einen Tag später um 7 Uhr sah die Welt ganz anders aus.  Für die anschließende Leitung der Firma musste ich mich ganz normal bewerben.“ Und der Unternehmer bekam den Job im Range eines „Betriebsdirektors der sozialistischen Wirtschaftsführung“. Ganz leer ging Mühle durch die Zwangsmaßnahme übrigens nicht aus. Bei der Bewertung des betrieblichen Vermögens fanden freilich nur vollendete Produkte und Projekte ihre Berücksichtigung. Alles, was sich im Stadium nascendi befand, „fiel einfach unter den Tisch.“ Das galt auch für einen bereits angefangenen Gebäudetrakt. 1980 erfolgte die Integration in den VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB), wo Hans-Jürgen Mühle es bis zum Vertriebsleiter brachte. Kein Wunder, dass er fast Jede und Jeden in Glashütte kennt. Hier war er unter anderem für den Vertrieb von Schiffschronometern mit elektronischen Quarzwerken zuständig . 1985 konnten rund 500 Exemplare fertiggestellt werden. Die  tägliche Gangabweichung lag bei einer Hundertstelsekunde.

Dann kam das Jahr 1989 und mit ihm die legendäre „Wende“. Mit dem VEB GUB gelangte auch das Familienerbe der Mühles ins Eigentum der Treuhand. Weil das eigene Unternehmertum zu Hans-Jürgen-Mühle gehört wie das Salz zur Suppe, rief er 1994 die „Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik“ ins Leben.

Zur ersten Mannschaft gehörten insgesamt vier Personen: Hans-Jürgen Mühle, der sich um den  Verkauf von Schmuck kümmerte, ein Konstrukteur aus der alten Firma, eine Uhrmacherin und ein Chronometermacher. Dass das kleine Startup-Unternehmen in den ersten beiden Jahren an die einschlägige Vergangenheit knüpfte und das Thema nautische Instrumente groß schrieb, mag an dieser Stelle nicht verwundern. Professionelle Marinechronometer, Schiffsuhren sowie andere Instrumente wie Baro- und Hygrometer ernährten das Team. Auch wenn der Anfang nicht einfach war: Zur Typprüfung schickte Hans-Jürgen Mühle zwei Exemplare seiner neu entwickelten Marine-Chronometer nach Hamburg in die dortige Seewarte. „Jede der Prüfungen kostete uns 10.000 Mark. Und wir warteten ungefähr vier Wochen mit flauem Magen auf die Resultate.“ Die Antwort auf die Frage, warum dann gleich zwei Stück: „Wir gingen davon aus, dass es einer auf jeden Fall schafft. Aber zu unserer Freude sind beide anstandslos durchgekommen.“

Auch heute noch von Mühle in Glashütte gefertigt: Marine-Chronometer mit Quarzwerk

So mauserte sich  Mühle nach und nach zum technischen Weltmarktführer bei GPS-gesteuerten und quarzstabilisierten Uhrenanlagen samt Nebenuhren und intelligenten Schnittstellen beispielsweise für Kreuzfahrtschiffe.

Mühle Schiffs-Uhrenanlage mit intelligenter Steuereinheit unf Nebenuhren

Die „Aida“-Flotte ist mit Mühle-Uhren unterwegs oder das Greenpeace-Schiff oder die „Columbus“ oder die Superfast-Fähren von Italien nach Griechenland und zurück. Jährlich verlassen fünf bis sechs dieser Uhrenanlagen die Manufaktur.

Mühle Glashütte, Atelier für Großuhren

Das beschert zwar keine Riesen-Umsätze, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.

Mit der Marine-Fliegeruhr 1 brachte Mühle 1995/96 seinen ersten Zeitmesser fürs Handgelenk auf den Markt. In den anschließenden Jahren entwickelte sich dieser Geschäftszweig zur tragenden Säule. Gegenwärtig entstehen in den Ateliers etwas abseits vom Ortszentrum, wo sich nahezu alle Marken mit dem imageträchtigen Zusatz-Schriftzug Glashütte i/Sa versammelt haben, jährlich etwa 9.000 Armbanduhren in insgesamt fünf Produktfamilien. Unangefochtener Leader ist der S.A.R. Rescue-Timer.  

Hans-Jürgen Mühle bei der Präsentation des S.A.R. Rescue Timers

Seine Entwicklung basiert auf neun Monate währenden Diskussionen mit Eisatzkräften auf Seenot-Rettungskreuzern der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Auf 56 Schiffen befinden sich diese hoch belastbaren Zeitmesser nicht nur im Dauer-Einsatz, sondern auch im Dauertest.

S.A.R. Rescue Timer von Mühle

Das Feedback der Kommandanten fließt, wenn erforderlich in die Evaluation der bis 100 atm. wasserdichten Automatik-Armbanduhren ein.  Auf S.A.R. folgte die sehr klassisch gestaltete „Teutonia“-Linie, welche es in ganz unterschiedlichen Ausführungen mit Handaufzug, Automatik oder Selbstaufzugs-Chronograph gibt.

Ausgezeichnet mit der Goldenen Unruh 2014 - der Teutonia II Chronograph

Drei Viertel der produzierten Uhren gelangen an deutsche Handgelenke. Zu den wichtigsten Exportmärkten gehören die USA, England und China.

Eine nicht unbedingt erbauliche Zäsur brachte 2005.  Ab diesem Jahr erhitzte ein hitzig ausgetragener Rechtsstreit mit Nomos Glashütte die Gemüter. Zankapfel war die Frage, ob Mühle bei seinen mit Schweizer Rohwerken ausgestatteten Uhren die so genannte „Glashütter-Regel“ erfüllt.  Das  Wettbewerbsrecht besagt nämlich, dass nur Zeitmesser mit überwiegendem dortigen Wertschöpfungsanteil die Herkunftsbezeichnung „Glashütte” tragen dürfen.

Die Notwendigkeit, mit Blick auf ein zu erwartendes Gerichtsurteil millionenschwere Rücklagen bilden zu müssen, zwang das an sich wirtschaftliche Familienunternehmen Mühle am  04. Juli 2007 in die Insolvenz wegen drohender Überschuldung. Selbige beeinträchtigte die Fortführung des Geschäftsbetriebs unter der Leitung des gleichermaßen erfahrenen Thilo Mühle in keiner Weise.

Thilo Mühle, Geschäftsführer seit dem Neustart im Jahre 2007

Der konnte auf einen motivierten Mitarbeiterstamm und eine attraktive Kollektion bauen. Bereits im März 2008 wurde Mühle vom Insolvenzverwalter aus dem Verfahren entlassen. Und damit konnte der Start in eine neue Zukunft beginnen. Natürlich mit der Herkunftsbezeichnung „Glashütte“ auf dem Zifferblatt, natürlich mit dem Fokus auf sachlich gestaltete, bestens ablesbare Zeitmesser. Nur so konnte sich der Kreis zur Unternehmens-Genese seit 1869 schließen.

Vorbei sind seitdem die Zeiten, in denen man Mühle angreifen und zumindest über die Glashütter Wertschöpfung diskutieren konnte. Seit 2011 lautet das bewegende Thema eigene Manufaktur.Aber auch die weiterhin zugekauften Kaliber eidgenössischen Provenienz stehen außerhalb jedweder Debatte.

Ein Aufzugsrotor von Mühle in verschiedenen Bearbeitungsstufen

Eigene Rotoren für die Automatikwerke, die patentierte Spechthals-Feinregulierung und jede Menge Feinbearbeitung im sächsischen Müglitztal setzten unübersehbare Zeichen. Die Chronographenkaliber Eta 7750 oder das Pendant Sellita SW 500 modifiziert Mühle durch den Einbau einer Dreiviertelplatine derart stark, modifiziert dass die eigene Kaliberbezeichnung MU9413 vollauf gerechtfertigt ist.

Das Kaliber Mühle MU 9413 mit Selbstaufzug und Chronograph

Apropos Spechthals-Feinregulierung. Hiervon gibt es mittlerweile für die verschiedenen Kaliber nicht weniger als drei Versionen. Im Gegensatz zum bekannten Schwanenhals, welcher den Rückerzeiger in der Horizontalen spielfrei hin und her bewegt, tut das die ausgeklügelte Spechthals-Vorrichtung auch in der vertikalen Richtung.

Warum, das erklärt Thilo Mühle: „Bei unserem System können sich auch heftige Stöße nicht auf die Position des Rückerzeigers auswirken. Die Reglage bleibt in jedem Fall erhalten. Das ist für unsere Uhren, die teilweise härtesten Beanspruchungen standhalten müssen, ein unverzichtbarer Aspekt.“

Nach dem Motto, dass Mann durch Schaden klug wird, haben Thilo Mühle und sein Vater, der im Unternehmen weiterhin ein kleines Büro besitzt, die Fertigungstiefe während der vergangenen Jahre konsequent gesteigert. Mit Hilfe moderner, natürlich computergesteuerter Fertigungs- und Bearbeitungszentren, welche, wenn es technisch sein muss, auf den Tausendstelmillimeter genau arbeiten können, entstehen die Platinen, Brücken und Kloben des in meinem Blog bereits vorgestellten Spektrums eigener Werke vor Ort.

Mit Hilfe computergesteuerter Kern-Fertigungszentren enstehen bei Mühle in Glashütte Gestellteile (Platinen, Brücken Kloben) oder Schwungmassen

Gleiches gilt für die individualisierten Aufzugs-Schwungmassen. Die Produktion kleiner Stahl-Rohteile per ebenfalls computergesteuerter Funkenerosion geht verständlicher Weise im Lohnauftrag vor sich. Die geringen Quantitäten würden den Erwerb extrem teurer Präzisionsmaschinen schlichtweg nicht rechtfertigen. Aber Kollegen in Glashütte, welche über einen entsprechende Gerätschaft verfügen, helfen gegen Bezahlung ihrer Arbeit gerne aus. Für den Glashütter Wertschöpfungsfaktor spielt es in diesem Zusammenhang keinen Rolle, wer tätig wird. Wichtig ist vielmehr, dass es in einem klar definierten Dunstkreis rund um die Ortschaft im Erzgebirge geschieht. Was sich Mühle nicht nehmen lässt, ist eine akribische Kontrolle der zugekauften Komponenten auf Maßhaltigkeit und Qualität.

Optische Messanlage zur Qualitätskontrolle bei Mühle in Glashütte

Erst dann geht es an die Feinbearbeitung, also u.a. das Anglieren, das Polieren,

oben und unten: Spechthals-Feinregulierung

Komponenten-Feinbearbeitung bei Mühle

das Anbringen von Schliffen

Dreiviertelplatinen von Mühle verdedelt durch Streifenschliff

oder das Veredeln samt Bläuen der Schrauben,

Schrauben und ihre Veredelung bei Mühle in Glashütte

sowie anschließend –in neu gestalteten Werkstätten unter dem Dach- die gewissenhafte Montage zum Ganzen, welches bekanntlich immer mehr wert ist als die Summe seiner Teile. 

Montage und Reglage von Uhren bei Mühle in Glashütte

Für die Regulierung der mechanischen Kaliber haben sich Thilo Mühle und sein Team klare Normen auferlegt: fünf Lagen und ausschließlich Vorgehen bis zu acht Sekunden täglich. Die offizielle Chronometernorm gibt höchstens plus Sekunden pro Tag vor, lässt aber auch minus vier Sekunden zu. Das Delta beträgt demnach insgesamt zehn Sekunden während Mühle sich hier auf besagte acht Sekunden beschränkt.

Insgesamt stehen bei Mühle in Glashütte derzeit 52 Menschen auf der Gehaltsliste. Dazu gehören ab September 2014 nicht weniger als fünf Auszubildende.

Lehrwerkstatt bei Mühle in Glashütte

33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Produktion tätig. Bei 21 handelt es sich im ausgebildete Uhrmacher. Mit von der Partie sind ferner ein Konstrukteur und ein Prototypist.  Der Rest erledigt administrative, distributive und kommunikative Aufgaben.

In der Konstruktionsabteilung findet übrigens auch die Frage, warum sich die Krone der S.A.R.-Modelle bei der „4“ befindet, ihre unmissverständliche Beantwortung: „Auf diese Weise kann sie sich nicht in den Handrücken bohren.“

S.A.R. Rescue Timer

Über die Jubiläumskaliber und -modelle von Mühle Glashütte hatte ich ja schon berichtet. Für alle, die in meinem Blog nicht zurückblättern wollen, hier nochmals die Fakten:

An das biographische Auf und Ab erinnern drei limitierte, bis zehn bar wasserdichte Armbanduhren mit 44 Millimeter Gehäusedurchmesser, von denen zwei bezeichnender Weise Robert Mühle Auf/Ab heißen. 

Zwanzig Exemplare gibt es von der Massivgold-Version mit dem Handaufzugskaliber RMK 01. Die Edition des stählernen Pendant beschränkt sich auf 145 Stück.

Durch die Gangreserveanzeige unterhalb der „12“ wecken diese beiden Zeitmesser Assoziationen an klassische Marine-Chronometer.  Das RMK 02, welches sich in der stählernen und damit ebenfalls auf 145 Exemplare limitierten „Robert Mühle Kleine Sekunde“ findet, besitzt keine „Tankuhr“.

Bei den genannten Groß-Kalibern RMK 01 und RMK 02 mit 36,6 Millimetern Durchmesser handelt es sich grundsätzlich um Eigenkonstruktionen.

In Glashütte entstehen auch rund 80 Prozent aller Teile. Beispielsweise werden die Flachteile (Grundplatine, Räderwerksplatine, Anker- und Unruhkloben, Modulplatine des Auf/Ab-Werks) auf eigenen CNC-Bearbeitungszentren produziert.

Darüber hinaus fertigt Mühle auch Federn, Klinken und Hebel für die Feinregulierung oder das Langloch-Gesperr auf diesen Maschinen. Rädersatz, Federhaus und das in Chronometerqualität ausgeführte Assortiment stammen, wie sich beim Blick auf die Geometrie zeigt, vom Eta/Unitas 6498 ab. Aber das erkennen in der Tat nur Eingeweihte, denn die Techniker und Handwerker bei Mühle haben ganz im Sinne Glashütter Uhrmacherei gewirkt. Das zeigt sich u.a. an der Dreifünftel-Platine, drei verschraubten Gold-Chatons, dem Glashütter Langloch-Gesperr, dem separaten Kloben zur Lagerung des Ankerrads, dem gravierten Unruhkloben und eben auch der Spechthals-Feinregulierung.

Merkmale Kaliber RMK 01:

Durchmesser 36,6 Millimeter

Bauhöhe 8,35 Millimeter (bedingt durch die modulare Gangreserveanzeige)

145 Komponenten

29 Steine

Glucydur-Unruh, Nivarox-1-Flachspirale

Unruhfrequenz drei Hertz (21.600 A/h)

Gangautonomie 56 Stunden

Modulare Gangreserveindikation

 Merkmale Kaliber RMK 02:

Wie Kaliber RMK 01, keine Gangreserveanzeige

Bauhöhe 6,85 Millimeter

120 Komponenten

18 Steine

Die Preise der Jubiläumsmodelle:

Robert Mühle Kleine Sekunde Stahl: 4.500 Euro
Robert Mühle Auf/Ab Stahl: 6.900 Euro
Robert Mühle Auf/Ab Gold: 16.000 Euro

Einsteiger mit ausgeprägtem Hand zu exklusiver Mechanik kommen hingegen bei beim Handaufzugskaliber MU 9412 zu ihrem Recht.

Das Handaufzugskaliber Kaliber MU 9411 und sein Nachfolger MU 9412

Das 25,6 mm große und 3,4 mm hohe Oeuvre mit Glashütter Dreiviertelplatine und so genannter Spechthalsregulierung für den Rücker entstammt eigener Entwicklung und Fertigung. Der Gangregler oszilliert mit vier Hertz. Spätestens nach 42 Stunden muss die Zugfeder manuell über die Krone gespannt werden. Zu den Ausstattungsmerkmalen gehören ferner Zentralsekunde, Sekundenstopp und Fensterdatum mit Möglichkeit der Schnellkorrektur. Dieses Uhrwerk lässt durch den Sichtboden der stählernen „Teutonia III“ beim Ticken beobachten. Ihr Preis: 1.900 Euro.

Dass Thilo Mühle mit seiner Philosophie richtig liegt, zeigt ein kontinuierliches Wachstum. Selbiges wird seinen Beitrag dazu leisten, dass die verbliebenen finanziellen Verpflichtungen aus dem Insolvenzverfahren von 2007 bald getilgt sein werden und die Glashütter Manufaktur mit dem Anspruch „viel Uhr fürs Geld“ aus gesicherter Perspektive in die Zukunft blicken kann.

Longines Chronograph mit 24-Stunden-Anzeige

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Keine Frage, das Ablesen der Uhrzeit ist bei diesem neuen Chrono von Longines gewöhnungsbedürftig. Sehr gewöhnungsbedürftig. Davon weiß ich eigenen Erfahrungen ein Lied zu singen. In den 1970-er Jahren kaufte ich mir verschiedene Breitling Chronographen, bei denen sich der Stundenzeiger ebenfalls nur einmal pro Tag um seine Achse dreht. Für Piloten, Soldaten oder Menschen, die den natürlichen Wechsel von Tag und Nacht aus welchen Gründen auch immer nicht wahrnehmen können, ist diese Stunden-Indikation eine hilfreiche Angelegenheit. Aber Mann muss sich, wie gesagt, daran gewöhnen.

„The Longines Twenty-Four Hours Single Push-Piece Chronograph“

Andererseits weckt diese außergewöhnliche und wegen des besagten Sachverhalts auch rare Form der Stundeanzeige Aufmerksamkeit bei anderen. Ich kann heute gar nicht mehr sagen, wie oft ich damals darauf angesprochen wurde, dass meine Uhr falsch geht. Wenn ich dann Aufklärung leistete, war das Erstaunen groß.

Longines, die Schweizer Traditionsmarke mit ausgewiesener Kompetenz auf dem Gebiet der Chronographen und auch Instrumentenuhren, hat soeben mit dem  „The Longines Twenty-Four Hours Single Push-Piece Chronograph“ ein weiteres zeitschreibendes Manifest auf den Markt gebracht. Sein Stahlgehäuse misst, wie jenes des Originals aus dem Firmenarchiv, stolze 47,5 Millimeter. Männer mit sehr zierlichen Handgelenken könnten also gewisse Schwierigkeiten mit diesem Instrument haben. Um einen Hingucker handelt es sich auf jeden Fall. Im großen Vorbild tickte dereinst ein modifiziertes Taschenuhr-Kaliber. Die aktuelle Version beseelt das exklusive, weil von der Schwester Eta im Auftrag von Longines entwickelte Automatikkaliber L789. Dabei handelt es sich um ein Derivat der in meinem Blog bereits ausgiebig vorgestellten Schaltrad-Kaliber L688 mit zwei Chronographen-Drückern oder L788 mit nur einem Kronendrücker. Letzterer findet sich auch hier. Er startet und stoppt den zentralen Chronographenzeiger. Seine dritte Funktion besteht in der Nullstellung. Einen Zählzeiger sucht Mann bei dieser Armbanduhr vergebens. Bei der „9“ rotiert die Permanentsekunde. Und oberhalb der „6“, pardon, in diesem Fall muss es natürlich korrekt „12“ heißen, findet sich ein Fensterdatum.

Auf einen Sichtboden hat Longines bei dem bis drei bar wasserdichten Gehäuse bewusst verzichtet, denn das auch ETA A08.L21 titulierte Uhrwerk mit einseitigem Rotoraufzug, vier Hertz Unruhfrequenz, 27 funktionalen Steinen und 54 Stunden Gangautonomie misst nur rund 30 Millimeter. Dafür ziert den massiven Stahlboden das altbekannte Markenlogo, die geflügelte Sanduhr. Zifferblätter stehen in schwarzem oder silbernem Farbton zur Verfügung. Alligator-Lederbänder gibt es in Schwarz oder Braun. Der Preis: EUR 3.240

 Factsheet zur Uhr:

Referenz: L2.797.4.53/73.x

Kaliber: Automatikwerk mit einseitig wirkendem Kugellagerrotor, Eindrücker-Mechanismus und Schaltrad-Chronograph

Kaliber L789.2 (ETA A08.L21)

13¼ Linien, 27 Rubine, 28.800 Halbschwingungen pro Stunde

54 Stunden Gangautonomie

Funktionen: 24-Stunden-Indikation, Minuten, Permanentsekunde

Fensterdatum, 60-Sekunden-Chronograph mit Schwingtrieb-Kupplung und Schaltradsteuerung

Gehäuse: Edelstahl, Ø 47,5 mm

Kronendrücker zur Steuerung des Stoppers

Saphirglas, mehrfach antireflexbeschichtet

Wasserdichte: drei bar (30 Meter)

Zifferblatt: silberfarben mit Super-LumiNova-Ausstattung oder

Achwarz ebenfalls mit Super-LumiNova-Ausstattung

 Preis: EUR 3.240

Chronoswiss und andere Geschichten aus Luzern

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Chronoswiss ist nun definitiv angekommen. Und zwar in Luzern. Dort war ich am 21. August zu Gast, um die Eröffnung des noblen „House of Chronoswiss“

Das House of Chronoswiss in Luzern: Links die Ateliers, rechts die Administration

zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen, Marken-Konzessionären, Offiziellen wie dem Luzerner Stadtpräsidenten Stefan Roth und Jean-Daniel Pasche von der eidgenössischen Fédération Horlogère (FH), Freunden des Hauses Chronoswiss und natürlich der beiden Eigentümer Eva Maria und Oliver Ebstein. Hierzu zählt der Entertainer und ausgewiesene Uhrensammler Thomas Gottschalk, welcher übrigens nicht nur eine Armbanduhr dieser Marke besitzt.

Beim Durchschneiden des Bandes: v.l.n.r. Thomas Gottschalk, Stadtpräsident Thomas Roth, Eva Maria Ebstein und Oliver Ebstein

In den neuen Räumlichkeiten gehen tradierte uhrmacherische und handwerkliche Werte sowie modernste Technik Hand in Hand. Ersteres können während der üblichen Geschäftszeiten stets willkommene Besucherinnen und Besucher in den großzügig verglasten Ateliers hautnah erleben.

Blick ins großzügige verglaste Uhren-Atelier

Der Kunsthandwerker Maik Panziera in seinem Element

Bändigung einer Diva - manuelles Guillochieren bei Chronoswiss

Wer sich über die Werte der Marke, deren Geschichte im Besonderen und uhrmacherische Aspekte ganz allgemein informieren möchte, kann dies mit Hilfe modernster Elektronik eindrucksvoll tun. Beispielsweise vermittelt ein Touchscreen-Historama Wissenswertes rund um Zeit und Uhr. Natürlich gibt es auch Uhren zu sehen. Solche aus der aktuellen Kollektion

Uhren aus der aktuellen Chronoswiss-Kollektion

Chronoswiss-Showroom mit Beratungs- und Verkaufstisch

und Exemplare aus den Jahren seit der Firmengründung in München.

"Historische" Chronoswiss-Armbanduhren

Gegenwärtig stehen bei Chronoswiss 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Gehaltsliste. Sie alle kümmern sich gewerblich oder administrativ um per annum rund 5.000 Uhren für feminine und maskuline Handgelenke.

Chef-Büro bei Chronoswiss in Luzern

Natürlich gibt es zur Eröffnung des neuen Domizils in der sehr zentral gelegenen Luzerner Löwenstraße auch ein Serie limitierter Armbanduhren. Wie sich am Zifferblatt unübersehbar zeigt, hat Chronoswiss zum Start in die neue Ära gleich mal die Löwen losgelassen.

Als Hommage an die malerisch gelegene Stadt am Vierwaldstätter See lanciert Chronoswiss die „Sirius Lion Edition“ mit dem Automatikkaliber Eta 2892-A2. In Rotgold beschränkt sich die Edition auf 30 Exemplare,

Sirius Lion Edition in Rotgold und Stahl

von der Stahlversion sind 100 Stück erhältlich. Am Zifferblatt sind außer dem König der Tiere bei der „4“ in rot die Hausnummer 16a an der Löwenstraße und im Zentrum die Nummer der Limitierung verewigt. Die bis drei bar wasserdichten Gehäuse mit einseitig entspiegeltem Saphirglas und Sichtboden messen 40 Millimeter.

Ganz nach dem Motto „geteilte Freude ist doppelte Freude“ präsentierten die Ebsteins und Thomas Gottschalk am Abend in Luzerner Verkehrshaus (ein Museum) auch ein neues Charity-Unikat, das ab Mitte Oktober vom Genfer Auktionshaus Antiquorum (www.antiquorum.com) online versteigert wird.

Ankündigung einer Wohltätigkeits-Auktion bei Antiquorum

Mit dem Erlös aus dem Verkauf der „Sirius Lion Heart“ möchte Chronoswiss einige Herzenswünsche schwerkranker Kinder zu erfüllen. Und zwar zusammen mit der gemeinnützigen schweizerischen Organisation „Make-A-Wish“.

Dieses karitative Engagement besitzt bei Chronoswiss übrigens schon eine beachtliche Tradition. Beispielsweise erfuhren die World Childhood Foundation unter Schirmherrschaft der schwedischen Königin Silvia oder die Initiative Horizont e.V. der Schauspielerin Jutta Speidel entsprechende Unterstützung. Und im Herbst 2013 erlöste ein speziell gefertigtes Chronoswiss Unikat bei der Charity-Auktion „Only Watch“ Auktion im rund 50.000 Schweizerfranken.

Auch beim aktuellen „Make-A-Wish“-Modell mit handguillochiertem und in Cloisonné-Emailtechnik veredeltem Weißgold-Zifferblatt zeigt Chronoswiss Handwerkskust auf höchstem Niveau. In Anlehnung an das Luzerner Wahrzeichen, welches sich nahe des House of Chronoswiss befindet und als Namenspate der Löwenstraße diente, präsentiert das Zifferblatt des Unikats einen majestätischen Löwen mit Schweizer Flagge.

Sehenswert ist auch der „Rücken“ des Löwen: Saphirglas gestattet tiefe Blicke ins tickende Herz dieses Zeitmessers. Dabei handelt es sich um ein filigran skelettiertes Handaufzugskaliber Eta 6498 mit floralen Details und handguillochierten Elementen.

Ob Thomas Gottschalk ab Mitte Oktober mitbieten wird, mochte er mir beim Apertitiv unter der majestätisch auf drei massiven Säulen thronenden „Coronado“ nicht erzählen. Auszuschließen ist es freilich nicht.

Aperitiv unter der alten Swissair Coronado

Als mir später Martin Bütikofer, der Direktor des Luzerner Verkehrshauses die Hecktür der Convair CV 999 „Coronado“ aufsperrte, wurden lange zurückliegende Flugerinnerungen wach.

Business- und Holzklasse in der Coronado

Raucher-Lounge in der Coronado

Mit dem damals schnellsten Verkehrsflugzeug der Welt, welches beinahe 1.000 Stundenkilometer schaffte, düste ich Anfang der 1970-er Jahre von Zürich nach Lima und zurück.

Im vier -Mann-Cockpit der Swaissair Coronado saßen der Pilot, Copilot, Bordtechniker und Navigator

Weil der Jet extrem durstig war, mussten wir auf dem Rückflug gleich zwei Mal zwischenlanden. Einmal in Guadeloupe und dann nach der Überquerung des Atlantik nochmals in Lissabon. Ihr gewaltiger Durst brachte 1975 schließlich auch das Aus für die Coronado. Aber die Concorde konsumierte später bekanntlich noch mehr Kerosin.

Für Furore in Luzern sorgte an eben jenem 21. August auch das Bekanntwerden der Tatsache, dass insgesamt sieben von neun Marken der Swatch Group dem traditionsreichen Luzerner Fachhändler Gübelin

Gübelin am Schwanenplatz in Luzern

mit mehreren Filialen in der Schweiz zum 31.12.2014 die Konzession kündigten. Verloren gehen Gübelin die Marken Breguet, Blancpain, Omega, Longines, Rado, Mido und Tissot.

Ab 1. Januar 2014 Vergangenheit: der Breguet Corner bei Gübelin in Luzern

Dass es sich um eine konzertierte, weil von oben angeordnete Aktion handelte, wies die Swatch Group in diesem Zusammenhang vehement zurück. Alle Marken hätten völlig autonom entschieden. Auch Raphael Gübelin, aktueller Chef des 160 Jahre alten, in langer Tradition mit der Swatch Group verbundenen Familienunternehmens gab sich im Gespräch betont zugeknöpft. Vielleicht möchte er die Türen auf jeden Fall weiterhin offen halten. Sicher ist jedoch, dass Gübelin in Zukunft große Anstrengungen unternehmen muss, um den massiven Umsatzrückgang aufzufangen. Zahlen werden auch hier traditionsgemäß nicht publiziert. Mein Kollege Markus Köchli von der Schweizer Handelszeitung schätzt den Jahresumsatz von Gübelin auf etwa 250 Millionen Schweizerfranken. Davon dürften seiner Meinung nach etwa 70 Millionen auf besagte sieben Swatch-Group-Marken entfallen sein. Ob dieser gewaltige Aderlass Entlassungen zur Folge haben wird, bleibt abzuwarten. Über die Alternativen der Swatch Group wurde in Luzern nur gemunkelt. Vielleicht, war da und dort zu hören, wolle der Bieler Uhren-Multi den Vertrieb am attraktiven Standort bis zum Endkunden selbst in die Hände nehmen. Angeblich habe man sich beim Stadtpräsidenten nach frei werdenden Ladenflächen erkundigt. Immerhin werden in keiner anderen Stadt der Schweiz ähnlich viele Uhren verkauft. Der größte Teil davon geht an Touristen, die täglich aus aller Herren Länder, zum großen Teil aus China, mit Bussen nach Luzern gebracht werden. Als Trostpflaster bleiben Gübelin cK aus dem Swatch-Group-Portfolio cK und Glashütte Original. Und Chronoswiss hält die Partnerschaft selbstverständlich ebenfalls aufrecht.

 

Bei Gübelin weiterhin erhältlich: Uhren aus der aktuellen Chronoswiss-Kollektion

Montblanc, Bohème und die Hommage ans zarte Geschlecht

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„Seitdem ich im Uhrenbusiness, also bei Jaeger-LeCoultre, A. Lange & Söhne und jetzt bei Montblanc Verantwortung trage, aber ich rund 800 Uhrenmodelle zur Welt gebracht. Die meisten davon adressierten sich an Herren. Aber die Damenuhren stellten stets eine ganz besondere Herausforderung dar.“ Das erklärte mir Jérôme Lambert, der aktuelle Montblanc-CEO während eines Interviews beim Lancement der femininen Bohème-Linie am 28. August 2014 in Schanghai.

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Montblanc-CEO Jérôme Lambert

„Bei der Kreation von Damenuhren besitzen Eleganz und Raffinesse einen ganz besonderen Stellenwert. Vor allem dann, wenn einem, wie von uns intendiert, nur 30 Millimeter Durchmesser zur Verfügung stehen. Da kommst es wirklich auf kleinste, vordergründig unscheinbare Details an.“ Auf die Frage, ob Jérôme und sein Team Anleihen bei bestehenden Montblanc-Uhrenlinien genommen haben, kam das Gespräch sehr schnell auf die 1997 vorgestellte Star-Kollektion.

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Montblanc Star mit doppelter Mondphasenanzeige (2014)

„Zur Bewahrung der Identität und des Wiedererkennungswerts haben wir uns natürlich im eigenen Haus umgesehen. Beispielsweise war die Lünette hier immer rund. Und das haben wir bei der Bohème natürlich aufgegriffen. Bei den Stundenziffern wollten wir aber bewusst eine modifizierte Typographie. Mit unseren Vorstellungen haben wir die für uns zuständigen Mitarbeiter vom Metalem, dem Zifferblattfabrikanten fast zur Weißglut gebracht. Bis zur endgültigen Version mussten etwa dreißig verschiedene Entwürfe umgesetzt werden.“ Dazu kam das guillochierte Zifferblatt-Zentrum.

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Montblanc Böhème in Rotgold mit Diamant-Lünette, 8.500 Euro

Als komplexe Zusatzfunktion kam für Jérôme Lambert in erster Linie das hilfreiche, und der Optik des Ganzen besonders zuträgliche ewige Kalendarium in Betracht, welches auch im „Meisterstück Heritage Perpetual Calendar“ zu finden ist. Vom Schaltwerk hat Montblanc in weiser Voraussicht bei Dubois-Dépraz reichlich Exemplare bestellt. image

Komplexe Unterzifferblatt-Mechanik des ewigen Kalenders in der Bohème Perpetual Calendar Jewellery und natürlich auch im Meisterstück Heritage Perpetual Calendar

Wegen den Kapazitätsgrenzen beim traditionsreichen Spezialisten im abgeschiedenen Vallée de Joux, der diesbezüglich vorerst ausverkauft ist, reichen die verfügbaren Quantitäten, wie mir Jérôme Lambert mit einem lachenden und einem weinenden Auge erklärte, aber nicht aus, um das goldene Flaggschiff „Bohème Perpetual Calendar Jewellery“ image

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Montblanc Bohème Perpetual Calendar Jewellery, 19.900 Euro in Rotgold mit Brillantlünette

auch in einer stählernen Version anbieten zu können. Ladies mit einem Faible für das weiße Material müssen deshalb nolens volens auf die drei Millimeter größere Heritage-Alternative ausweichen.image

Montblanc Heritage Perpetial Calendar in Edelstahl, 10.000 Euro

Aber was nicht ist, kann mit Sicherheit noch werden. Frauen, und natürlich Männer, die sich mit dem Gedanken tragen, der Dame des Herzens eine Bohème als Geschenk zu überreichen, sollten beim Zifferblatt sehr genau hinschauen. Das guillochierte Zentrum besitzt bei der Version mit ewigem Kalender 60 image

Guilloche mit 60 Strahlen beim ewigen Kalender

und bei der Ausführung mit Fensterdatum 90 Strahlen. image

Guilloche mit 90 Strahlen bei den Datums-Modellen

Die Strahlen sind zudem noch unterschiedlich gestaltet. Besagte Sorgfalt bei der Zifferblattgestaltung kommt übrigens nicht von ungefähr. Die Scheibe, vor der die ebenfalls an sie „Star“ erinnernden Zeiger drehen, trägt nach Auffassung maßgeblicher Designer immerhin bis zu 80 Prozent zum Gesamteindruck einer Uhr bei. Dieser Sachverhalt rechtfertigt allerdings nicht, die Optik des Gehäuses in irgendeiner Weise zu vernachlässigen. Welchen gestalterischen Aufwand Montblanc auch hier, also beim Korpus und den immens wichtigen Bandanstößen betrieben hat, können Frau und Mann nur bei einer differenzierten Betrachtung des Ganzen erleben.

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Einstieg in die Bohème Kollektion mit Automatikwerk und Fensterdatum: 2.350 Euro für die Version mit 8 Diamanten am Zifferblatt

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Gerade Gehäuseflanken bei der 30-Millimeter-Bohème mit Automatikwerk und Datumsanzeige

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Montblanc Bohème mit dem Automatikkaliber Eta 2671, von Montblanc 24.14 getauft

Als ich Jérôme darauf aufmerksam machte, dass sich die Schalen für die Datumsuhren und das Kalendermodell unterscheiden, konstatierte er lächelnd, dass das bis dahin noch niemand aufgefallen sei, die gestalterischen Unterschiede jedoch ganz bewusst angestrebt wurden. „Es macht durchaus Unterschiede, um man Uhren mit 30 oder 36 Millimeter Durchmesser gestaltet. Hätten wir das Gehäuse des Quantième Pérpetuelle kleiner gemacht, wäre am Handgelenk Präsenz verloren gegangen. Deshalb gibt es bombierte Gehäuseflanken und die dazu passenden Bandanstöße eben nur beim ewigen Kalender.“ image

Bombierte Gehäuseflanlen bei der Bohème mit ewigem Kalender, dazu anders geformte Bandanstöße

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Montblanc Bohème Perpetual Calendar Jewellery:Gehäuseflanken und Rückseite mit dem Automatikkaliber Sellita SW300

Apropos Armband: Hier hat die Kalender-Bohème der kleineren Schwester (noch) ein wesentliches Merkmal voraus. Wer die Befestigung betrachtet, wird schnell besondere Federstege erkennen, die auch Frau von Welt einen schnellen, unkomplizierten Bandwechsel ohne abgebrochene Fingernägel gestatten. image

Montblanc Bohème Perpetual Calendar Jewellery: Bandwechsel leicht gemacht 

Ob Montblanc dieses Prachtstück gleich mit einem zweiten Armband liefern werde, wollte ich in diesem Zusammenhang von Jérôme wissen. Der quittierte meine Frage mit einem schallenden Lachen. „Angesichts dieses Preises, aufgerufen sind 19.900 Euro, gab die Kalkulation definitiv kein zweites Armband mehr her.“

Erstmals überhaupt liefert Montblanc die Bohème auch mit einem zweifarbigen Armband. 

Zwei Farben meint in diesem Zusammenhang eine Farbe für den Teil mit der Schnalle image

und eine andere für jenes mit den Löchern.

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Diese Form des farbenfrohen Auftritts weckte bei den anwesenden Journalistinnen zustimmende Aufmerksamkeit. Nun bleibt es abzuwarten, wann andere Uhrenmarken auf diesen Zug aufspringen.

Jérôme zeigte mit bei der individuellen Produktpräsentation auch noch den in die Krone integrierten Diamanten. „Einen größeren wirst du bei keinem Modell mit 36 Millimetern Durchmesser finden.“

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Großer Kronen-Brillant im typischen Montblanc-Schliff

Über den Erfolg des weiblichen Newcomers muss sich Montblanc ganz offensichtlich keine Gedanken machen. Schon im Juli 2014 langen erste Modelle ohne Aufsehen und Tamtam in den Vitrinen der Hongkong-Markenboutiquen. „Der Verkauf  übertraf unsere kühnsten Erwartungen. Von vier gelieferten Uhren war nach nur einem Tag keine einzige mehr da. So gesehen handelt es sich bei der Bohème es sich um den schnellsten und besten Spontan-Sellout, den ich in meiner Karriere erlebt habe.“ Frauen, die keine knapp 20.000 Euro für eine Bohème ausgeben können, trotzdem aber klassische Mechanik mit Selbstaufzug wünschen, können ihren Hedonismus ab 2.350 Euro erfüllen.

Dafür gibt es die Bohème mit acht Diamanten am Zifferblatt und einem bemerkenswerten Datumsfenster. Selbiges findet sich in Navetteform bei der „6“. Das intelligente Spitzoval gewährleistet trotz des geringen Durchmessers des Automatikkalibers Eta 2671 (17,2 Millimeter) eine erstaunlich gute Ablesbarkeit. 

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Erstaunlich gut ablesbar: das Datum im spitzovalen Fenster der Montblanc Bohème

Zu meinen persönlichen Favoriten gehört übrigens die „Bohème Bleue“ mit Diamantlünette.

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Montblanc Bohème Bleue, 4.090 Euro

Der augenfällige Edelstahl-Zeitmesser ist für 4.090 Euro käuflich zu erwerben, während die Variante mit ziviler Farbgebung 100 Euro günstiger zu haben ist. Für Massivgold mit Brillantlünette muss Frau oder ihr Gönner 8.500 Euro auf den Tisch des Juweliers blättern.  On the top gibt es eine Bohème mit Brillantlünette und steinbesetztem Zifferblatt-Zentrum. Diese Uhr schlägt mit 12.900 Euro zu Buche.

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Das Top-Modell der Bohème-Kollektion mit Automatikwerk und Datumsanzeige kostet 12.900 Euro

Es geht übriges noch günstiger, wenn statt des Automatikwerks ein Quarz-Kaliber die Zeit anzeigen kann. Das jedenfalls erläuterte mir Alexander Schmied, der bei Montblanc als „Managing Director Watches“ die Verantwortung für den Bereich Uhren und damit rund 100.000 Zeitmesser per annum trägt.

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Alexander Schmied, Managing Director Uhren bei Montblanc

Die nur 27 Millimeter große Bohème Quarz ist bereits zu Preisen ab 1.450 Euro zu haben. Und den passenden Bohème-Schmuck im Preisspektrum zwischen 500 und 5.000 Euro offeriert Montblanc ebenfalls. Getrieben durch Jérôme Lambert besitzt Alexander ganz klare Zielperspektiven: „Wir wollen jedes Jahr bei den Uhren zweistellig wachsen und Leader im Preisbereich Bereich zwischen 2.000 und 5.000 Euro werden.“ Dazu wird es irgendwann, vielleicht schon im Januar 2015 zum Genfer Uhrensalon SIHH spezielle und vor allem sinnvolle Zusatzfunktionen fürs zarte Geschlecht geben Diesbezüglich darf man gespannt sein.

Von Jens-Henning Koch, image

Montblanc Marketing- und Kommunikationschef Jens-Henning Koch

der als Marketing- und Vertriebschef von A. Lange & Söhne zu Montblanc gewechselt ist, begehrte ich zu wissen, warum eine deutsche Marke diese Uhrenliniere ausgerechnet in Schanghai und damit weit weg von der Heimat vorstellt. Eine klärende Antwort folgte wie aus der Pistole geschossen: „Montblanc ist hier eine bestens eingeführte und hoch geschätzte Marke mit hohem traditionellen Wert. Dazu gibt es mehr und mehr Chinesinnen, die aus eigener Kraft ein Millionenvermögen erwirtschaftet haben. Da liegen wir beispielsweise mit unserem ewigen Kalender, und es gibt bekanntlich unter allen Uhrenmarken weltweit nur zwei, die Frauen eine derartige Komplikation offerieren, goldrichtig. Und als Geschenke sind unsere Bohème Zeitmesser hier ebenfalls bestens geeignet.“       

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Passend zu den Uhren: der Montblanc Bohème Schmuck

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Bohème Füllfederhalter gibt es natürlich auch

Daher hatte Asien bei den Erstlieferungen der Bohème eine gewisse Priorität. Europäische Fachhändler können das Produkt irgendwann im September präsentieren. In seinen Augen besteht kein Zweifel daran, dass Frauen tickender Mechanik mehr und mehr zugetan sind. Obwohl stärker als die Männer modisch geprägt, können sie der Langlebigkeit und dem Faktum, dass derartige Uhren auch in Jahrzehnten noch reparierbar sind, viel abgewinnen.

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In Shanghai dabei: der Actor Chris Hemsworth und die chinesische Schauspielerin Gwai Lun Mei, links der Moderator und rechts Jérôme Lambert

Als ich Jérôme löcherte, was denn die Herren der Schöpfung Anfang 2015 von Montblanc erwarten dürfen, schmunzelte er wissend. Verraten wollte er jedoch nur so viel: „30 bis 40 Prozent der Neuigkeiten 2015 werden ein eigenes Werk oder mit Blick auf den Preis zumindest spezifische Montblanc-Module auf bewährten, aber zugekauften Kalibern besitzen.“ Ergo bleibt es auch hier spannend.  Auf jeden Fall werde ich hier so schnell wie möglich über diese Neuigkeiten berichten.

Bestes erstes Halbljahr und überdurchschnittliches Wachstum bei Frédérique Constant

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Diese Nachricht, welche mich schon in der Vergangenen Woche erreichte, erfüllt Peter C. Stas, seines Zeichens CEO des Genfer Familienunternehmens Frédérique Constant zu Recht mit Stolz. Aus bescheidenen Anfängen im Jahr 1988 hat er eine prosperierende Manufaktur mit inzwischen 15 eigenen Mechanik-Kalibern entwickelt, die auf das beste geschäftliche Halbjahr in der Firmengeschichte verweisen kann. image

Mit dem Handaufzugskaliber FC-910 startete Frédérique Constant 2004 die eigene Manufaktur

Gegenüber 2013 legte die Gruppe, zu der u.a. auch Alpina gehört, um 26 Prozent zu. Das Wachstum belegt, dass die Philosophie des “erschwinglichen Luxus“ im Preisspektrum zwischen 1.000 und 5.000 US-Dollar (700 – 3.500 Euro) ankommt. image

Peter C. Stas 2013 bei der Präsentation des Buchs “Live Your Passion” in Japan

Zu den besonders erfolgreichen Märkten gehören als Nummer 1 die USA, dann folgen die Schweiz, Russland, Hongkong und China. Zu den besonders erfreulichen Wachstumsmärkten 2014 gehören Japan, Südkorea, Australien und Kanada. Wenn Peter auf die vergangenen 25 Jahre zurückblickt, kann er ein jährliches Wachstum von 15 bis 25 Prozent konstatieren. Inzwischen fertigt und verkauft das Unternehmen jährlich mehr als 125.000 Uhren, wobei sich in den meisten weiterhin zugekaufte Uhrwerke finden.

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Erfolgsmodell: Die Slimline Moonphase mit dem Manufaktur-Automatikkaliber FC 705 (Preis ca. 2.700 Euro)

Von den eigenen Kalibern entstehen per annum rund 25.000 Exemplare. Ziel sind vorerst einmal 30.000. Wer Peter Stas ein wenig kennt, wird am Erreichen dieser Vorgabe nicht den geringsten Zweifel hegen.


Biokomposit fürs Handgelenk: Erste Blicke auf Versuchs-Bauteile für die neuartigen Leinen-Gehäuse von Hublot

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Mit dem Kauf der 2006 gegründeten Profusion SA erwarb Hublot 2011 jede Menge Knowhow auf dem Gebiet der Faserverbundwerkstoffe. Karbonfasern sind auch der High-Tech-Welt bekanntlich nicht mehr wegzudenken. Man findet sie in Autos, Flugzeugen und natürlich auch in Uhren. Profusion-Gründer Jean-Pierre Kohler und seine Mitstreiter beherrschen den keineswegs leichten, weil ungemein werkzeugzehrenden Umgang mit Karbon-Komponenten bis ins letzte Detail.

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Feritungszentrum zur Bearbeitung von Karbon-Komponenten bei der Hublot-Tochter Profusion

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Hartmetall-Fräser zur Bearbeitung von Karbon-Komponenten

Nach nur zehn Teilen sind die Hartmetallfräser unbrauchbar. Außerdem lässt circa 15 Prozent der Produktion wegen der hohen Hublot-Qualitätsansprüche nicht für Uhrenschalen verwenden.

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Karbon-Komponenten. hergestellt von der Hublot-Tochter Profusion SA

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Big-Bang-Gehäuse mit Karbonfaser-Lünette

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Hublot Big Bang Ferrari Ceramic Carbon

Dieser Sachverhalt erklärt auch den hohen Preis von Uhren mit Karbon-Teilen.

Ökologie wird groß geschrieben bei einem Werkstoff, der Karbonfasern ähnelt und bei Hublot schon während der Baselworld 2013 debütieren sollte. Matthias Buttet,

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Hublot-Entwicklungschef Matthias Buttet

der in der Manufaktur für dieses Projekt verantwortlich zeichnet, gab sich bei meinem Besuch im Dezember 2013 auch völlig überzeugt, alles beizeiten in die Pipeline zu bekommen. image

Das präsentierte mir Matthias Buttet im Dezember 2013

Aber dann zeigte sich, dass der Teufel auch hier einmal mehr im Detail steckt.

Bei Leinen, um das es hier geht, sind Natur, Ökologie, Nachhaltigkeit und Swissness echte Themenstellungen. Ausgangsmaterial ist Bio-Flachs aus dem Schweizerischen Emmental. Nach dem Brechen der dürren Stängel sowie der Reinigung  von Faserresten stehen Bündel feiner Fäden zur Verfügung, welche auf traditionellen Spinnrädern gesponnen, dann gehaspelt und schließlich zu grauem Naturleinen gewebt werden. Bekanntlich lässt sich der Stoff lässt nach Belieben einfärben. Mit transparentem Harz kann der sorgfältig von Hand gelegte Stoff zu dünnen Platten verarbeitet werden, deren Festigkeit jenen aus Karbonfasern kaum nachsteht. In der Fahrzeugindustrie sind naturfaserverstärkte Kunststoffe, die zu den Biokompositen zählen, längst eine feste Größenordnung.

In diesem Sinne verkörperte Leinen für Hublot, ständig auf der Suche nach Innovationen, einen besonderen Reiz. Durch die Möglichkeit ganz unterschiedlicher Farbgebung, beispielsweise echtes Purpur,

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Biokomposit-Leinen ganz unterschiedlich gefärbt

oder die Einarbeitung von Goldfäden image

Mit den ins Leinen eingelegten Goldfäden könnte sich vermurmutlich auch der Name der Besitzerin oder des Besitzers einer Hublt darstellen lassen

und auch Blattgold-Stücken, ist größtmögliche Individualität gewährleistet. Der farbenfrohe Bio-Werkstoff mit einzigartigen Strukturen dürfte vor allem das weibliche Geschlecht beeindrucken, oder Zeitgenössen mit einem Faible für Trachten, oder Menschen, denen Ökologie und Nachhaltigkeit am Herzen liegen, oder …

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Die eingearbeiteten Blattgold-Stücke sind deutlich zu erkennenimage

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Leinenfarbe: purpur

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Purpur und Blattgold

Das Spektrum ist riesig, wie ich Ende August in Nyon erleben durfte. Bilder wie die hier publizierten gab es bislang noch nicht zu sehen. Aber ich möchte auch betonen, dass sich alles noch im Versuchs- oder Prototypen-Stadium befindet. Fertige Gehäuse gibt es noch kein einziges. Aber die Fotos liefern dennoch einen kleinen Eindruck von dem, was Hublot so oder letzten Endes vielleicht doch ganz anders möglicher Weise zur Baselworld 2015 präsentieren wird.

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Der Titan-Body eines Hublot Big-Gang-Gehäuse und die Garnitur mit Leinen-Biokomposit;

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Es bleibt spannend.

Mehr zur Materialforschung bei Hublot und dem permanenten Streben nach Werkstoff-Innovation wird sich im GQ Uhrenspecial 2014 finden, das am 9. Oktober in den Zeitschriftenkiosken liegen wird.

Uhren-Premium-Center in der Münchner Galeria Kaufhof: Wenn die Begriffe sich verwirren

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Wenn’s recht ist, zitiere ich wortwörtlich. Und das mit einem gewissen Schmunzeln um meine Mundwinkel. Denn das, was ich soeben im Flugzeug auf dem Weg nach Zürich auf Seite 21 einer Broschüre gelesen habe, die der Süddeutschen Zeitung zur Eröffnung des „Uhren-Premium-Center“ in der Münchner Galeria Kaufhof beiliegt, eröffnet mir uhrmacherisch zum Thema Tourbillon völlig heue Horizonte:

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Glossar zum Thema Tourbillon in einer Broschüre zur Eröffnung des “Uhren-Premium-Center” der Münchner Galeria Kaufhof am Marienplatz

Hier also das Zitat: „Breguet beobachtete, dass die Miniatur-Uhrenwerke durch das ständige Bewegen der Taschenuhr Gangungenauigkeiten entwickelten. Schließlich war bis dato die Standuhr, die wichtigste Uhr – und diese bewegte ja lediglich das Pendel. Der findige Uhrmacher suchte nach einer Lösung und beschloss, der Gangungenauigkeit mittels einer fliegenden Aufhängung entgegenzuwirken. Das war die Geburtsstunde des Tourbillon. Natürlich gab es Nachahmer und Mechaniker, die den Grundgedanken Breguets als Ausgangsbasis aufgriffen, um das Tourbillon weiterzuentwickeln. Einer von Ihnen ist der Uhrmachermeister Alfred Helwig, der 1920 das ‚fliegende“ Tourbillon erfand, dessen Besonderheit der Verzicht der oberen Brücke ist. Somit wird der Anker –das Herzstück des Tourbillons- nur von der unteren Seite gelagert.“image

Abraham-Louis Breguet und seiAntrag auf Erteilung eines Patents für sein Tourbillon. Der Altmeister würde sich bei der Lektüre des oben abfotografierten Glossar zum Thema Tourbillon im Grabe umdrehen,

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Man lese und staune. Ich jedenfalls zweifle persönlich nun an all dem, was ich in den vergangenen 33 Jahren journalistisch von mir gegeben habe.

Nach meinem bisherigen Verständnis erfand Abraham-Louis Breguet gegen 1795 seinen Drehgang zur Kompensation negativer Auswirkungen der Gravitation auf den Gang mechanischer Taschenuhren in senkrechter Position. Fehler treten dann auf, wenn sich der Schwerpunkt von Unruh und Unruhspirale nicht im Zentrum der Unruhwelle befindet. Selbst gewissenhafteste Regulierung durch erfahrene Uhrmacher beseitigt diese Probleme immer nur zeitweise. Über kurz oder lang sind die Fehler wieder da. Weil Eliminieren nicht funktionierte, setzte Abraham-Louis Breguet auf Kompensation durch Montage des kompletten Schwing- und Hemmungssystems, also Unruh, Unruhspirale, Anker und Ankerrad in einem filigranen Stahlkäfig. Den ließ er einmal pro Minute um seine nicht „fliegende Aufhängung“, wie es uns die Galeria Kaufhof weis machen möchte, sondern die oben und unten gelagerte Achse drehen. Auf diese Weise klappte das intendierte Nullsummenspiel. Gang grob gesagt geht die Uhr –in Hängelage wohlgemerkt- beispielsweise 30 Sekunden lang vor und die nächsten 30 Sekunden um den gleichen Betrag nach.

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Konventionelles Tourbillon im Detail (Audemars Piguet - nicht im Uhren-Premium-Center vertreten)

Der „nur von der unteren Seite gelagerte Anker“ verkörperte, wenn er denn existierte, in der Tat eine kleine uhrmacherische Revolution. Aber es gibt ihn nicht. Auch nicht im genialen „fliegenden“ Tourbillon.

Abgesehen von Ausnahmen, beispielsweise in den ultraflachen Kalibern 1200 und 2000 von Jean Lassale,

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Funktionierte auf Dauer schlichtweg nicht: das Handaufzugskaliber 1200 von Jean Lassale

der manche Räder aber nicht den Anker „fliegend“ in Miniaturkugellager steckte und damit richtig Schiffbruch erlitt, besitzt das Allermeiste, was sich in Uhrwerken dreht, zwei Lager. Das gilt auch für Tourbillon-Konstruktion. Bei der klassischen, 1801 für Abraham-Louis Breguet patentierten, drehen sowohl das obere wie auch untere Ende der Käfigwelle in Lagern. Eines davon befindet sich in der Werkplatte, auch Platine genannt, das zweite gegenüber in einem Kloben oder einer Brücke. Ganz so, wie man es traditionsgemäß auch beim Lagern der Unruh macht.

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Konventionell gelagertes Tourbillon nach Abraham-Louis Breguet

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Ein Beispiel von Patek Philippe (nicht im Uhren-Premium-Center vertreten) aus dem Jahr 1949

Bis 1920 gab es dazu keine Alternative. Selbige präsentierten dann Alfred Helwig, seit 1913 Lehrer an der Glashütter Uhrmacherschule, und sein Schüler Conrad Richter in Gestalt des „fliegenden“ Tourbillons, welches durch eine bis dahin ungekannte Ästhetik verblüffte. Weder ein Kloben noch eine Brücke beeinträchtigte die Sicht auf das kunstvoll ausgeführte, einem Spinnennetz ähnelnde Drehgestell.

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"Fliegendes" Tourbillon nach Alfred Helwing ausgeführt von Glashütte Original (nicht im Uhren-Premium-Center vertreten)

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"Fliegendes" Tourbillon von Alfred Helwig. Unten sieht man den so genannten "Turm" mit zwei Lagern und dem "An"-Trieb in der Mitte

Freilich konnten auch die beiden Sachsen den ehernen Gesetzen der Mechanik kein Schnippchen schlagen. Ergo besitzen „fliegende“ Tourbillons à la Helwig ebenfalls zwei Lager. Aber die befinden sich -in geziemendem Abstand zueinander- diskret auf der rückwärtigen Seite des Drehgestellbodens. Die gesamte Lagerung bezeichnete Helwig seinerzeit als „Turm“. Zwischen den Lagern befindet sich -per Presssitz und damit demontierbar auf der langen hinteren Tourbillonwelle befestigt-, der Trieb zur Mobilisierung des Drehgangs. Ihm kommt überdies die Aufgabe zu, die Höhenluft des Tourbillons zu begrenzen.

Im Käfig selbst ließen der Meister und sein Schüler logischer Weise alles beim Alten. Breguet hatte hier nämlich ganze Arbeit geleistet. Unruh, Ankerrad und selbstverständlich auch der Anker sind im Drehgestell gelagert. Oben und unten, wie eh und je.  

Und damit zurück zur Uhr-Postille, in der auch ein Interview mit dem Uhrmachermeister Gerd-Rüdiger Lang, einst Gründer der Uhrenmarke Chronoswiss, zu lesen ist. Angesichts des eingangs erwähnten Zitats stelle ich mir die Frage, ob es um die Kompetenz in diesem Geschäft ähnlich bestellt ist, wie in der Broschüre unter der Überschrift „Was ist ein Tourbillon – kleiner Wirbelwind“ schwarz auf weiß zum Ausdruck gebracht. Haben Uhrmachermeister Ingo Liebers, der im Heft ebenfalls ein Interview gibt und wohl in besagtem Uhren-Premium-Center eine leitende Funktion einnimmt sowie Michael Fecher, der gleichfalls zitierte Abteilungsleiter der Uhrenwelt in der Galeria Kaufhof am Marienplatz dieses Traktat und andere Kuriositäten nicht gelesen? Wenn ja, und ihnen Obiges trotzdem nicht aufgefallen ist, sollten sich Uhrenfans zum Kauf einer feinen mechanischen Armbanduhr doch lieber nicht ins Kaufhaus sondern zum etablierten Fachhandel in der bayerischen Landeshauptstadt begeben. Dort wird ihnen sicher nicht erzählt, dass man „der Gangungenauigkeit mittels einer fliegenden Aufhängung entgegenwirkt und der Anker in einem fliegenden Tourbillon einseitig gelagert ist.“  

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Konventionell gelagertes Tourbillon vom Feinsten aus dem Hause Montblanc (im Uhren-Premium-Center vertreten)

"Fliegendes" Tourbillon à Régulateur von Chronoswiss (im Uhren-Premium-Center vertreten), diese Uhr wird nicht mehr hergestellt.

Premiere: Panerai zeigt das Kaliber P.4000 mit Mikrorotor

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Heute hatte ich als einer der ersten Journalisten überhaupt Gelegenheit, das neue Manufakturgebäude von Panerai in Neuchâtel zu besuchen

Die neue Panerai-Manufaktur in Neuchâtel, der Eingang, das Foyer, ein Modell des Gebäudes und die “Folterkammer” in der Uhren auf Herz und Nieren getestet werden.

und den Blick über den Neuenburger See zu genießen. 

Blick aus der neuen Panerai Manufaktur auf den Neuenburger See und -bei klarer Sicht- auf das Alpen-Panorama

Über das, was in diesem elegant gestylten Bauwerk detaillert passiert, werde ich hier bei Gelegenheit ausführlicher berichten.

Nicht versäumen möchte ich es jedoch, schon jetzt vor der Eröffnung der Uhrenmesse Watches & Wonders in Hongkong, welche ich dieses Jahr nicht besuchen werde, an dieser Stelle erstmals das brandneue Kaliber P.4000 vorzustellen.

Die beiden Versionen des Mikrorotor-Kalibers Panerai P.4000: links mit Massivgold-, rechts mit Schwermetall-Schwungmasse

Panerai wird das Automatikwerk mit Mikrorotor, das in zwei Ausführungen mit Massivgold- 

Kaliber Panerai P.4000 mit beidseitig aufziehendem Gold-Mikrorotor

oder  Schwermetall-Mikrorotor verfügbar ist,

Das Panerai P.4000 mit Schwermetall-Rotor, langgestreckter Unruhbrücke, Unruh mit variablem Trägheitsmoment. Nicht sichtbar: die übereinander angeordneten Federhäuser

in wie Wochen offiziell lancieren. Die Produktion des Uhrwerks ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass Panerai zeitgleich zur Watches & Wonders auch erste Uhren liefern kann.

Das brandneue Kaliber P.4000 rundet bei Panerai die Palette hauseigener Uhrwerke ab. Mit einem Durchmesser von 13¾ Linien und lediglich 3,9 Millimetern Bauhöhe  schließt es nämliche eine echte Lücke.

Nur 3,9 Millimeter hoch: das neue Panerai P.4000 mit massivgoldenem Mikrorotor

Andererseits bleiben typische Werte der Panerai-Manufakturkaliber wie hohe Gangautonomie, kleine Sekunde bei „9“ und Unruh mit variablem Trägheitsmoment gepaart mit frei schwingender Unruhspirale, glagert unter einer höhenverstellbaren Unruhbrücke, erhalten.

Die Fakten zum P.4000

-Durchmesser 13¾ Linien

-Bauhöhe 3,9 mm

- drei Tage Gangautonomie

- seriell geschaltetes Doppelfederhaus

- Unruh mit variablem Trägheitsmoment

- frei schwingende Unruhspirale

- Unruhfrequenz vier Hertz

- beidseitig wirkender Mikrorotor (Massivgold oder Schwermetall) mit Zirkonium-Kugellager

- Klinkenrad-Wechsler

- 25 oder 31 Steine

- 203 Bauteile

 Debütieren werde die Kaliber P.4000 in 45 Millimeter großen „Radiomir 1940“-Modellen namens PAM 572. Logischer Weise wird die Version mit Goldrotor in der Rotgold-„Radiomir“ zu finden sein.image

Panerai PAM 572 in Rotgold mit der Manufaktur-Automatik P.4000

Die Variante mit Schwermetall-Schwungmasse findet sich in der stählernen Armbanduhr.

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Panerai PAM 572 Automatic Edelstahl mit dem neuen Manufakturkaliber P.4000

Ab Oktober 2014 zu haben: Wempe Zeitmeister Glashütte i/SA Chronograph Vollkalender Mondphase

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Unter den Uhrwerken mit Selbstaufzug und Chronograph nimmt das Valjoux/Eta 7750 mit Sicherheit eine Sonderstellung ein. Kein anderes Kaliber dieser Art ist derart lange und erfolgreich auf dem Markt. Das Debüt erfolgte bekanntlich 1973 und damit im Jahrzehnt der heftigen Quarz-Krise.

Unveredeltes Kaliber Eta/Valjoux 7750 oben mit und unten ohne Rotor

Obwohl die Jahresproduktion nach dem Lancement rasch Größenordnungen von circa 100.000 Exemplaren erreichte, drohte dem Newcomer bereits 1975 das endgültige Aus. Nachdem stürmische Proteste des Edmond Capt, der das Entwicklungsteam geleitet hatte, bei Valjoux ungehört verhallten, verstaute er Substantielles an sicherem Ort. Dann hieß es warten, was sich letzten Endes jedoch absolut lohnte. Mit der Renaissance mechanischer Uhren ab 1983 konnte sich das Valjoux 7750 mit jährlich mehr als 200.000 Stück rasch und nachhaltig in einsame chronographische Höhen aufschwingen.

Auf den erfolgreichen Relaunch des Kalibers 7750 folgte relativ rasch die erste Erweiterung um die beliebte Mondphasenindikation. Beim 7750 CCL („con cours de lune“ fand sie sich bei der „3“. Außerdem gab es ein mittig angeordnetes Zeigerdatum. 1986 folgte das deutlich komplexere 7751 mit einfachem Vollkalendarium (Zeigerdatum, digitale Wochentags- und Monatsanzeige) sowie konventionell fortgeschaltete Mondphasen bei der „6“. Will heißen, auf einer Scheibe mit 59 Zähnen finden sich gegenüber liegend zwei Monde, von denen jeweils einer in Aktion tritt. Das korrekte Einstellen der kalendarischen Mechanik erleichtert eine zusätzliche 24-Stunden-Indikation. So kann Mann unkompliziert sicherstellen, dass Datum, Wochentag, Monat und Mondphasen -wie es sich gehört- vom Uhrwerk mitternächtlich und nicht mittags fortgeschaltet werden. Gemessen an den Stückzahlen des 7750 ist das gleich große und hohe 7751 relativ rar. Für ein Uhrwerk benötigen die Uhrmacher ca. 280 Bauteile.

Wempe Zeitmeister Glashütte i/SA Chronograph Vollkalender Mondphase

Wegen der relativ hohen Komplexität verwendet der Hamburger Juwelier und Feinuhrmacher Wempe das 7751 jetzt für sein brandneues Flaggschiff der 2006 lancierten „Zeitmeister“-Linie.

Der seit acht Jahren praktizierten Produktphilosophie folgend, liefert Wempe auch diesen 42 Millimeter großen „Zeitmeister“ mit einer amtlichen Chronometerprüfung gemäß DIN 8319.

Der Genauigkeitscheck untersteht dem Landesamt für Mess- und Eichwesen Thüringen sowie dem sächsischen Staatsbetrieb für Mess- und Eichwesen.

2006 erhielt Hellmut Wempe (links) das behördliche Zertifikat zur Durchführung der deutschen Chronometerprüfung

Die einzige deutsche Prüfstelle für Armbandchronometer findet sich in der Glashütter Sternwarte.

Wempe Sternwarte in Glashütte

Dort muss sich ausnahmslos jeder komplett montierte Wempe „Zeitmeister“, egal ob mit mechanischem oder elektronischem Innenleben, einem 15 Tage währenden Prüf-Prozedere in den fünf Positionen „Krone links“, „Krone oben“, „Krone unten“, „Zifferblatt oben“ und „Zifferblatt unten“ bei verschiedenen Temperaturen unterziehen.

Chronometer-Prüfraum in Glashütte

Sternwarte Glashütte, Klimaschhrank  zur Prüfung von deutschen Chronometern - geschlossen

Sternwarte Glashütte, Klimaschhrank  zur Prüfung von deutschen Chronometern - geöffnet

Alle Prüf-Kandidaten werden ständig von Zeitwaagen und Computern überwacht

Am Ende muss der mittlere tägliche Gang im Bereich zwischen –4 und +6 Sekunden liegen. Die mittlere tägliche Gangabweichung darf zwei und die größte fünf Sekunden nicht überschreiten. Selbstverständlich steht das Gangverhalten auch mit eingeschaltetem Chronographen auf dem Prüfstand. Nach erfolgreich verlaufenem Test gibt es eine Prüfbescheinigung, welche zum Tragen des uhrmacherischen Adelsprädikats „Chronometer“ berechtigt. Auf dem Boden findet sich eine Reliefgravur der Glashütter Sternwarte.

Faktisches zum Wempe Zeitmeister Glashütte i/SA Chronograph Vollkalender Mondphase

Uhrwerk:                        

Kaliber Eta 7751 Automatik, einseitig aufziehender Kugellagerrotor, Achtelsekunden-Chronograph, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler, einfaches Vollkalendarium und Mondphasenanzeige, zusätzliche 24-Stunden-Indikation

Durchmesser:         13¼‘‘‘ oder 30,00 mm,

Höhe:                      7,90 mm

Lagersteine:            25

Unruhfrequenz:      vier Hertz oder 28.800 Halbschwingungen/Stunde

Gangautonomie:     48 Stunden

Spezifikum:            

Wempe-Feinregulierung für den Rücker;  offiziell nach DIN 8319 geprüfter deutscher Cronometer

Gehäuse:                       

Edelstahl, Durchmesser 42 mm, Höhe 14,71 mm, geschraubter Gehäuseboden mit Reliefgravur der Sternwarte, wasserdicht bis fünf bar

Glas:                       Saphirglas, innen entspiegelt

Armband:                Alligator Fullcut, Anstoß 20 mm

Referenznummernund Preise:            

WM530001 (versilber mit Lederband)     3.475,- €

                               WM530002 (schwarzmit Lederband )     3.475,- €

                               WM530003 (versilbert mit Stahlband)     3.490,- €

                               WM530004 (schwarz mit Stahlband)       3.490,- €

Verfügbarkeit:        

ab Oktober 2014 in allen Wempe-Niederlassungen weltweit       

 

 

 

 

Welt der Zahlen rund um die Uhr

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Im Zusammenhang mit ihrer Generalversammlung 2014, welche die Richemont-Gruppe am 17. September 2014 in Genf abhielt, erfolgte auch eine Publikation der Verkaufszahlen für die ersten fünf Monate des aktuellen Geschäftsjahres, also für die Zeit vom 1. April bis 31. August 2014. Unter Berücksichtigung von Währungseffekten, darunter ein schwacher Dollar und Yen gegenüber dem Euro während dieser Periode ergibt sich ein Wachstum von einem Prozent. Ohne Währungseffekte wären es vier Prozent gewesen. Zur Erinnerung: Der Richemont-Konzern gebietet unter anderem über die Marken A. Lange & Söhne, Baume & Mercier, Cartier, Dunhill, IWC, Jaeger-LeCoultre, Montblanc, Panerai, Piaget, Vacheron Constantin, Van Cleef & Arpels    

Aufgeschlüsselt ergibt sich folgendes Bild: 

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Aus den Zahlen lässt sich die anhaltende Schwäche im asiatischen Raum einschließlich Japan unschwer entnehmen, während der amerikanische Kontinent deutlich zulegte. Das durch die Touristenströme erzeugte Wachstum in Europa sowie im Mittleren Osten hielt war an. Aber hier sorgten vor allem zweistellige Zuwachsraten im Mittleren Osten für das dargestellte Resultat, während Europa selbst ein nur schwaches Wachstum vorweisen konnte.  

Im Fernen Osten schwächelte das Geschäft in Hongkong, Macau und Festland-China. Die Luxusgüter-Politik der chinesischen Regierung zeigt definitiv Wirkung. Auf dem chinesischen Festland wuchs das Boutique-Geschäft während der Fach-Einzelhandel Schwächen zeigte. In Japan machten sich vorgezogene Käufe bis März 2014 wegen einer anstehenden Erhöhung der Umsatzsteuer –wie prognostiziert- bemerkbar.

Das Einzelhandels-Geschäft, also die Boutiquen der Richemont-Marken und der Internet-Kanal Net-A-Porter schnitten bei den Verkäufen besser ab als der Großhandels-Kanal hin zum traditionellen Fachhandel.

Bei Cartier übertraf das Schmuck-Geschäft den unter schwächerer Nachfrage und Lagerbereinigung leidenden Uhrenverkauf. Das traf insbesondere auf den asiatischen Raum zu. Montblanc wird fortan nicht mehr separiert sondern in der Rubrik Andere geführt.

Im Vergleich zu den Richemont-Zahlen  hier auch noch die Schweizer Uhrenexporte von Januar 2014 bis Juli 2014 im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum (Quelle FHS):

 

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