Weniger als drei Stunden braucht er, der japanische „Bullit Train“, besser bekannt als Shinkansen, um die rund 550 Kilometer lange Strecke von Tokio nach Morioka zurückzulegen. Dort im Norden des Landes der aufgehenden Sonne findet sich seit die Mechanik-Schmiede des hierzulande oft unterschätzten Uhrenmultis Seiko, der 1913 die erste japanische Armbanduhr präsentierte.
“Laurel” von Seiko, 1913, als erste japanische Armbanduhr
Als ich vor Jahren erstmals in der abgeschiedenen bergigen Landschaft eintraf, kam mir spontan der Westschweizer Jura in den Sinn.
Bergregion bei Morioka im Norden Japans
Hier entsteht die Uhrenlinie Grand Seiko, was auf gut Deutsch nichts anderes heißt als „Große Präzision“.
Die erste “Grand Seiko” von 1960, ausgestattet noch mit einem Handaufzugswerk
Spitzenexemplare der 1960 vorgestellten und seitdem konsequent optimierten Uhrenlinie sind auf einen mittleren täglichen Gang von minus bis plus zwei Sekunden reguliert. „Normale“ Grand Seiko-Exemplare bewegen sich ausnahmslos in einer Bandbreite zwischen minus drei und plus fünf Sekunden. Damit unterbieten sie das Delta der Schweizer Chronometernorm (minus vier bis plus sechs s/d) um zwei Sekunden. Offizielle Prüfverfahren kennt man in Japan nicht. Aber die Uhrmacher-Ehre des 1881 von Kintarō Hattori ins Leben gerufenen Uhrennehmens gestattet kein Abrücken von den selbst gesetzten Normen. Auch dann nicht, wenn der von ausgewiesenen Spezialisten durchgeführte Regulierungsprozess in sechs Lagen sowie bei Temperaturen von 8, 23 und 38 Grad Celsius viel Zeit in Anspruch nimmt. Wegen der zusätzlichen sechsten Lage erstreckt sich die interne Genauigkeitsprüfung über insgesamt 17 Tage. Am Ende erhält jede „Grand Seiko“ ein ausführliches Gangzeugnis. Geprüfte Präzision besitzt bei Seiko übrigens eine ungeahnt lange Tradition. Schon in den 1950-er Jahren dominierte die Manufaktur ihren Heimatmarkt bei Genauigkeitswettbewerben. Die erste Teilnahme am Chronometerwettbewerb des Neuenburger endete 1964 enttäuschend, denn über einen 144. Platz kam das japanische Unternehmen nicht hinaus. Aber Seiko ließ nicht locker. Mit größter Konsequenz ließ das Management Fehlerquellen zum Beispiel in Gestalt magnetisierter Spiralen erforschen und ausmerzen. So arbeitete sich Seiko bei den eidgenössischen Chronometerwettbewerben innerhalb von fünf Jahren auf einen ersten Platz vor. Und das mit klassischen 18.000 Unruh-Halbschwingungen pro Stunde.
Das hoch präzise Wettbewerbskaliber 052 von Seiko, wegen der Form auch Kartoffel genannt.
Inzwischen liegt die Standard-Frequenz der Grand Seiko bei vier Hertz. Zum 50. Geburtstag des Spitzenmodells im Jahr 2010 brachten die Japaner auch eine „Hi-Beat 36000“ mit dem 5-Hertz-Automatikkaliber 9S85 auf den Markt. Hinsichtlich der Veredelung von Werkekomponenten und Gehäusen muss sich Seiko nicht hinter dem europäischen Wettbewerb verstecken. Ich entdeckte beim Besuch der Ateliers ein Quantum zeitraubender und damit kostspieliger Handarbeit, welches in der Uhr-Schweiz vielerorts längst der Vergangenheit angehört.
Uhrenstudios in Morioka bei Seiko Instruments
Das langwierige Fertigungs-, Regulier- und Kontrollprozedere erklärt letzten Endes auch die Preise der „Grand Seiko“ Armbanduhren mit automatischem Innenleben. Wer es billig möchte, muss zu anderen Produkten greifen, von denen Seiko ebenfalls eine ganze Menge offeriert. Und genau das beschert den Japanern fernab vom Heimatmarkt ein gewisses Akzeptanzproblem. Die Spanne zwischen Anfangs- und Endpreislagen ist fürwahr beträchtlich. Aber Kenner der Szene wissen sehr genau, was sie für ihr gutes Geld bekommen.
Zum 55. Geburtstag der „Grand Seiko“ wartet die große japanische Manufaktur mit einer Grand Seiko Historical Collection auf. Sie rückt die 62GS von 1967 als erste „Grand Seiko“ Automatikuhr in den Blickpunkt.
Grand Seiko 62GS von 1967
Das hoch präzise Modell verfügte über ein poliertes, facettiertes Gehäuse sowie, bedingt durch den Verzicht auf eine separate Lünette eine große Zifferblattöffnung. Unmissverständliche Hinweise auf den Selbstaufzug lieferte die Verlagerung der Krone von der „3“ zur „4“. Getreue Nachempfindung oder moderne Neuinterpretation? Entscheiden Sie selbst.
Die von Seiko in Basel vorgestellte 62GS-Kollektion umfasst acht Modelle. Vier davon erinnern ohne Wenn und Aber an die Originale von 1967. Im Inneren der Schalen aus Stahl oder Massivgold tickt das Rotorkaliber 9S65. Nostalgische Gefühle bei Kennern wecken das Löwen-Emblem auf der Gehäuserückseite, das Zifferblattdesign mit charakteristischen Stundenmarkierungen sowie der Schriftzug „Diashock“.
Factsheet zu den Retromodellen SBGR091, 092, 094, 095
Uhrwerk:
Automatikkaliber 9S65 in der Grand Seiko
Kaliber 9S65 Automatik Durchmesser 28,4 mm Höhe 6,0 mm Unruhfrequenz vier Hertz Gangautonomie 72 Stunden Gangabweichung unter statischen Bedingungen: -3 bis +5 Sekunden pro Tag
Gehäuse: Durchmesser 37,6 mm Höhe 12,9 mm Wasserdicht bis zehn bar Schraubboden
Man schrieb das Jahr 1888, als Carl Friedrich Bucherer und seine Frau Louise am Falkenplatz zu Luzern die Eröffnung ihres ersten Fachgeschäfts zelebrierten.
Das erste Ladengeschäft von Carl F. Bucherer in Luzern
Den teilweise recht ausgefallenen Wünschen sei¬ner Kundschaft begegnete der Kaufmann von Anbeginn mit großer Sensibilität. Deshalb fühlte sich die dem Bauernadel, der Finanzwelt sowie der internationalen Diplomatie entstammende Klientel bei den beiden Bucherers und ihren Mitarbeitern ausgesprochen wohl. Ab 1919 verkaufte Carl F. Bucherer auch Uhren mit eigener Signatur.
Bucherer Damenarmbanduhr aus dem Jahr 1919
Weil er sich mit reinen Privat-Label-Erzeugnissen nicht zufrieden geben wollte, richtete der kreative Unternehmer noch im gleichen Jahr ein Atelier zur Fertigstellung hochwertiger Zeitmesser ein. Die eigenen Bucherer-Uhren rundeten einmal das Angebotsspektrum ab und schlossen zum anderen die Sortimentslücken etablierter Marken.
Bis 2002 zeigten die in Legnau gefertigten Erzeugnisse im Preisspektrum zwischen 150 und rund 10.000 Schweizerfranken am Zifferblatt den Schriftzug „Bucherer“. Dann trug die Umbenennung in „Carl F. Bucherer“ den umfassenden Leistungen des Firmengründers Rechnung. Die Rolle des Kollektions-Leaders kam von Anbeginn der „Patravi“ zu. Am Anfang stand ein stählerner Automatik-Chronograph mit Großdatum unterhalb der „12“. Ohne Selbstaufzug hatte es so etwas bei Bucherer schon in den späten 1940-er Jahren unter Verwendung des Schaltrad-Kalibers Venus 210 gegeben.
Bucherer Handaufzugschronograph mit Großdatum, 1948
Ab dem frühen 21. Jahrhundert kooperierte Carl F. Bucherer mit dem 1901 gegründeten Mechanik-Tüftler Dubois-Dépraz aus dem abgeschiedenen Vallée de Joux. Menschen mit Fernweh bekamen 2004 den „Patravi GMT-Chronograph“.
Der Patravi Chronograph GMT von 2004
Bei diesem Zeitschreiber ließ sich ein zusätzlicher 24-Stunden-Zeiger über die Krone in Stundenschritten verstellen, gefolgt vom Fensterdatum. Für Fernreisende ist jene Art des Zeitzonen-Dispositivs freilich nur eine halbe Sache, denn sie bedingt beim Ankommen eine Justierung der normalen Zeiger für Stunden und Minuten. Der 24-Stunden-Zeiger ist bei Reisen nämlich für die Bewahrung der Referenz- oder Heimatzeit zuständig. Ganz neu war die Thematik Zeitzonen-Armbanduhren für Bucherer zu diesem Zeitpunkt übrigens nicht. Schon 1960 gab es einen „Worldtimer“ mit Universalzeit-Indikation auf der Basis des Handaufzugskalibers Derby 7510.
Bucherer Worldtimer, 1960
Und Ende der 1990 tauchte in der Kollektion eine „Archimedes“ mit intelligenter Zeitzonen-Mechanik auf, welche sich damals auch in Armbanduhren von Ebel (Sportwave Meridian) und Tabbah (Personal T.S.) fand.
Bucherer Archimedes mit Zeitzonen-Dispositiv, Ende der 1990-er Jahre
2005 stellte Carl F. Bucherer in Basel die exklusiv entwickelte „Patravi TravelTec GMT“ vor.
Carl F. Bucherer Patravi TravelTec von 2005
Der universelle Newcomer besitzt neben dem Chronographen auch eine ausgeklügelte Funktion zur simultanen Darstellung mehrerer Zonenzeiten. Im Gegensatz zur „Patravi GMT“ verfügt das Kaliber CFB 1901 korrekter Weise über einen Stundenzeiger, welcher sich innerhalb von zwölf Stunden einmal um seine Achse dreht und über die Krone beliebig vor- oder rückwärts verstellbar ist. Das Fensterdatum vollzieht den Wechsel zu einer anderen Zonenzeit automatisch mit. Die Bewahrung der Referenz- oder Heimatzeit immer und überall auf dem Globus gewährleistet ein zusätzlicher 24-Stunden-Zeiger. Der dreht seine Runden unabhängig vom veränderbaren 12-Stunden-Pendant. In Verbindung mit einer fixen 24-Stunden-Skala auf dem Höhenring des Zifferblatts lässt er keinerlei Zweifel daran aufkommen, ob zu Hause gerade Tag oder Nacht herrscht. Weil viele Globetrotter mehr wissen wollen, besitzt die „Patravi TravelTec GMT“ zur Indikation einer dritten Zonenzeit darüber hinaus auch noch einen Drehring mit 24-Stunden-Skala. Sie lässt sich mit Hilfe eines patentierten Drückermechanismus bei der „10“ in Stundenschritten bewegen.
Patentierte Verstell-Mechanik der patravi TavelTec von Carl F. Bucherer
Je nach Einstellung einer durchdachten Umschaltvorrichtung geht das im oder entgegen dem Uhrzeigersinn. Eine „Neutral“-Position unterbindet unbeabsichtigte Veränderungen.
Stunden-Drücker und Seitliches Sichtfenster der Patravi TravelTec von Carl F. Bucherer
Weil hilfreiche Mechanismen dieser Art oft genutzt werden und somit heftigen Belastungen ausgesetzt sind, haben sich Carl F. Bucherer und Dubois Dépraz etwas einfallen zu lassen: Dank High-Tech-Ionenbeschuss besitzen die Oberflächen der Zahnräder des Schaltgetriebes eine Härte von 5000 Vickers. Dieses aufwändige Verfahren kommt üblicher Weise nur in der Raumfahrt zur Anwendung. Bei der „Patravi TravelTec GMT“ sorgt es nicht nur für ein Optimum an Funktionssicherheit, sondern auch für ein langes Leben im Dienste der Zeit rund um die Welt. Neugierige Blicke auf diese Mechanik gestattet ein Fenster in der linken Gehäuseflanke.
Carl F. Bucherer Patravi TravelTec II von 2015
Zehn Jahre nach dieser Weltpremiere präsentierte Carl F. Bucherer im Rahmen der Baselworld 2015 die „Patravi TravelTec II“ mit kompakterer Edelstahl-Schale. Ihr massiver Gehäuseboden zeigt die 24 klassischen Zeitzonen und die Differenz zur Greenwich Mean Time GMT. Optisch hervorgehoben zeigt sich Luzern als Sitz von Carl F. Bucherer.
Boden der Patravi TravelTec II von Carl F. Bucherer
Fakten und Zahlen zur „Patravi TravelTec II“ Gehäuse: Edelstahl Durchmesser 47.4 mm Höhe 15.9 mm Schraubkrone beidseitig entspiegeltes Saphirglas seitliches Sichtfenster wasserdicht bis zehn bar
Linke Gehäuseflanke der Patravi TravelTec II von Carl F. Bucherer
Uhrwerk Kaliber CFB 1901.1 auf Basis des Automatikkalibers Eta 2894-A2 mit Chronograph, 30-Minuten und 24-Stunden-Zähler Durchmesser 28.6 mm Höhe 7.3 mm Unruhfrequenz vier Hertz Gangautonomie 42 h COSC-Zertifikat
„Meine Vorfahren“ erklärte mir Max Büsser während der Baselworld in seinem Messestand, „waren Bauern im Raum St. Gallen. Da wechselten sich die christlich geprägten Vornamen Balthasar und Melchior von Generation zu Generation ab. Erst mein Vater durchbrach diese Tradition.“
Max Büsser
Weil Max speziell Melchior in besonderer Erinnerung blieb, gab er seiner neuesten Kreation diesen Namen.
“Melcior” von Max Büsser
Das eindrucksvolle Gebilde entstand zum 10. Geburtstag von MB & F. Und zwar auf der Grundlage des von Max gepflegten Prinzips, dass „ein Kreativer ein Mensch ist, der sich seine Kindheit bewahrt hat.“ Mitnehmen kann Mann den Melchior zwar schon, aber dann braucht es schon einige Kraft in den Oberarmen. Der mechanische Roboter wiegt nämlich 6.3 Kilogramm. Das Konzept zur maximal 30,3 Zentimeter hohen Gestakt stammt von Max Büsser. Die technische und handwerkliche Umsetzung obliegt L’Epée 1839, einer eidgenössischen Großuhren-Manufaktur. Somit handelt es sich bei Melchior nicht nur um eine bewegbare Skulptur, sondern auch um einen Präzisions-Zeitmesser mit fünf seriell geschalteten Federhäusern. Das Quintett gewährleistet eine Gangautonomie von 40 Tagen. Selbstverständlich fertigt L’Epée die zeitbewahrende Mechanik aus 334 Komponenten.
Damit das Aufziehen angesichts des beträchtlichen Energievorrats ja nicht in Vergessenheit gerät, trägt Melchior auf seinem Brustpanzer eine unübersehbare Gangreserveanzeige.
Max Büsser Melchior Gangreserveanzeige
Für’s Teilen der Zeit in exakte Fünftelsekunden-Abschnitte ist ein so genanntes Echappement zuständig. Hemmung, Unruhspirale und Unruh finden sich unter einem kleinen Glasdom oben am Kopf. Die waagrechte Lage bietet der Erdanziehungskraft keine Angriffspunkte, was der Ganggenauigkeit ausgesprochen dienlich ist. Max nannte mir wenige Minuten innerhalb 14 Tagen.
Max Büsser Melchior Echappement
Die Anzeige der Stunden (links springend) und Minuten (rechts schleichend) obliegt zwei Scheiben oben am Brustpanzer.
Max Büsser Melchior - Stunden- und Minutenindikation
Dafür, dass Melchior alle zwanzig Sekunden rot sieht, sorgen retrograde Indikationen, die sich als Augen interpretieren lassen.
Das Aufziehen und Stellen geschieht mit Hilfe eines Schlüssels, welcher sich als linker Unterarm in Gestalt eines Schnellfeuergewehrs erst auf den zweiten Blick erkennen lässt.
Schlüssel des Melchior in gestalt eines Schnellfeuergewehrs
Melchiors Körper besteht aus 146 metallenen Komponenten, teils gefertigt aus palladiumbeschichtetem Messing und teils aus Edelstahl.
Max Büsser Melchior Rückseite
Die Edition dieses tickenden Eyecatchers ist auf 100 Exemplare zum Stückpreis von rund 35.000 Euro beschränkt. Ein besonderer Melchior wird im Rahmen von Only Watch versteigert und deshalb expressis verbis guten Zwecken dienen.
MB & F „Melchior“ in Zahlen und Fakten:
Uhrwerk Von L’Epée entwickeltes und gefertigtes Manufaktur-Handaufzugswerk aus palladiumbeschichtetem Messing Echappement Unruhfrequenz 2,5 Hz Fünf seriell geschaltete Federhäuser Gangautonomie 40 Tage Insgesamt 334 Komponenten 50 funktionale Steine Incabloc-Stoßsicherung Aufzug und Zeigerstellung per Schlüssel (linker Roboterarm)
Der linke Unterarm lässt sich zum Aufziehen und zeigerstellen abnehmen
Indikationen: Springende Stunden- und schleichende Minutenanzeige digital mit Hilfe rotierender per Scheiben Retrograde Sekundenanzeige im 20-Sekunden-Rhythmus Gangreserveanzeige
Körper: Dimensionen: 30,3 cm x 21,7 cm (abhängig von der Armstellung) x 11,2 cm Gewicht: 6,3 kg 146 Komponenten für Körper und Rüstung
Als Glashütte Original im Vorfeld der Baselworld 2012 das uhrmacherisch hoch komplexe „Grande Cosmopolite Tourbillon“ vorstellte, erlaubte ich mir die vorsichtige Frage nach den Sinn eines weithin sichtbaren Drehgangs in dieser sehr universellen Art Armbanduhr.
Glashütte Original Grande Cosmopolite Tourbillon von 2012
2015 hat Glashütte Original meine Frage in Gestalt der abgespeckten „Senator Cosmopolite“ mit dem neuen Automatikkaliber 89 beantwortet.
Senator Cosmopolite von Glashütte Original
Wenn Globetrotter und weltweit agierende Geschäftsleute rund um den Erdball unterwegs sind, werden sie das einzigartige Zeitzonen-Dispositiv in der Tat sehr zu schätzen wissen. Vom Zifferblatt lassen sich zwei beliebig wählbare Zonenzeiten ablesen. Dabei stellen zentral angeordnete Zeiger, so wie Mann es sich wünscht, prominent die jeweilige Lokalzeit dar. Diesen Händen der Zeit ist die große Tag-/Nacht-Anzeige zugeordnet.
Tag-/Nacht-Indikation für die jeweilige Ortszeit
Einem kleineren Zeigerpaar einst im „Süden“ und jetzt im „Norden“ des Zifferblatts obliegt ebenfalls zusammen mit einer Tag-/Nacht-Indikation (kleiner Punkt im Nebenzifferblatt) die Bewahrung der Heimat- oder Referenzzeit.
Tag-/Nacht-Anzeige für die Referenzzeit
Mit dem bloßen Weglassen von Tourbillon und ewigem Kalender war es freilich nicht getan. Der Verzicht bedingte eine Neukonstruktion der Zeitzonen-Mechanik unter dem Zifferblatt. Geblieben sind die Vielfalt und die Flexibilität bei den Zeitzonen und den dort herrschenden Zonenzeiten. Insgesamt 37 bildet der universelle Zeitmesser mit Hilfe der offiziellen IATA (Luftfahrt) Orts-Codes ab. Das ausgeklügelte Schaltwerk könnte aber auch problemlos 48 Zonenzeiten abbilden.
Unterzifferblatt-Mechanik der Senator Cosmopolite
Korrekter Weise haben die sächsischen Techniker bei ihrer Kreation auch die da und dort herrschenden Sommer- (DST für „Daylight Saving Time“) sowie die Winterzeiten (STD für „Standard Time“) berücksichtigt. Alle 24 Vollstunden-Zeitzonen präsentieren sich schwarz gedruckt im DST- oder STD-Fenster bei der „8“.
Zeit-Fenster der Senator Cosmopolite
Zehn Halbstunden- Zeitzonen erscheinen in Blau, während sich drei weitere mit Dreiviertelstunden-Abweichung durch rote Farbe zu erkennen geben. Auf diese Weise lässt sich mit einem Blick erkennen, was diesbezüglich Sache ist. Mit anderen Worten: Gute Ablesbarkeit wurde in Glashütte groß geschrieben. Man erkennt, dass es dort Menschen gibt, die gelegentlich reisen und ihre Zeit nicht nur am Schreibtisch verbringen. Deshalb haben sie auch daran gedacht, dass Mann (und natürlich auch Frau) in westlicher oder östlicher Richtung fliegen können. Dementsprechend folgt das nun einfache und nicht mehr ewige „Panorama“ Großdatum dem Flug durch die Zeitzonen.
Das nicht mehr ewige Panoramadatum erfordert manuelle Korrektur in allen Monaten mit weniger als 31 Tagen
Wer seine Zeit beispielsweise auf Hawaii umstellt, verändert zwangsläufig auch die Datumsanzeige. Gleiches gilt für Reisende nach Tokio. Der aufwändige Mikrokosmos ist also global nutzbar. Im Gegensatz zum großen Kosmopoliten heißt es nun jedoch in allen Monaten mit weniger als 31 Tagen korrigierend Hand anlegen. Was in meinen Augen leicht verschmerzbar ist. Bleibt eine Gangreserveindikation, welche in einem Fenster unterhalb der „12“ mitteilt, was von den 72 Stunden Autonomie bei Vollaufzug aktuell noch übrig ist.
Gangreserveanzeige der Senator Cosmopolite
Die Bedienung ist denkbar einfach.
Bevor man die zweite Zonenzeit einstellen kann, müssen bei der Senator Cosmopolite erst einmal die Grundeinstellungen vorgenommen werden. Will heißen, der Uhr muss wissen, wo sie überhaupt zu Hause ist. Dazu ist es erforderlich, die Anzeigen für die Heimat- und Ortszeit zu synchronisieren. Im Zeitzonen-Fenster muss die Heimatzeitzone stehen. Bei Sommerzeit im Fenster DST, bei Winterzeit im Fenster STD. Per Krone bei „8“ wird der Zeitzonenring so lange bewegt, bis die Heimatzeitzone im richtigen Fenster eingestellt ist. Die Krone bei der „2“ dient zum Verstellen der kleinen Zeiger für die Heimatzeit, die Krone bei der „4“ zum Verstellen der zentral positionierten Zeiger für die Reise- oder Lokalzeit. Damit ist der Senator Cosmopolite reisebereit. Alles weitere geschieht nur noch mit Hilfe der Krone bei der “4″. Reisen in östlicher Richtung: Krone im Uhrzeigersinn drehen bis der entsprechende IATA Code im DST- oder STD-Fenster erscheint. Reisen gen Westen: Drehen eben jener Krone entgegen dem Uhrzeigersinn. So oder so springen die beiden zentralen Zeiger in 15-Minuten-Schritten so lange vor oder zurück bis besagter IATA Code zu sehen ist. Dann stimmen auch die Tag-/Nacht-Anzeiger und das Datum bezogen auf den Zielort.
Die Krone bei der “4″ ist dem Zeitzonen-Dispositiv der Senator Cosmopolite gewidmet
Über die Krone bei der „8“ erfolgt das Einstellen der nach dem Abflug eigentlich unantastbaren Referenz- oder Heimatzeit.
Mit der Krone bei “8″ lassen sich vor der Abreise die Grundeinstellungen vornehmen.
Das Automatikkaliber 89-02 mit Mikrorotor besitzt eine Unruh mit variablem Trägheitsmoment, Frequenz 4 Hertz. Jedes Exemplar verlangt nach mehr als 400 Komponenten.
Fakten und Zahlen zur Senator Cosmopolite: Gehäuse: Durchmesser 44 Millimeter Höhe 14 Millimeter 18-karätiges Rotgold, 36.500 Euro 18-karätiges Weißgold, 38.000 Euro wasserdicht bis fünf bar Saphirglas beidseitig entspiegelt Saphirglasboden
Manufaktur-Automatik Kaliber 89-02 mit Mikrorotor. Einer der Rücker mit Schwanenhals-Feinregulierung dient zu Einstellung des Anker-Abfalls. Der zweite ist nur aus ästhetischen Gründen vorhanden.
Uhrwerk: Kaliber 89-02 Selbstaufzug durch skelettierten Mikrorotor mit äußerem Goldsegment Durchmesser 39,2 Millimeter Höhe acht Millimeter Unruh mit variablem Trägheitsmoment Anachron-Unruhspirale Rücker zum Einstellen des Anker-Abfalls Frequenz vier Hertz Gangautonomie 72 Stunden mehr als 400 Bauteile davon 63 funktionale Steine
2015 feiert der renommierte Red Dot Award für Produktdesign seinen 60. Geburtstag. Nominiert für die Preisvergabe waren in diesem Jahr rund 5.000 Erzeugnisse, darunter natürlich auch Uhren. Eigentlich war ich in die Jury eingeladen, wegen anderer nicht verschiebbarerer terminlicher Verpflichtungen konnte ich die Offerte jedoch nicht annehmen.
Aus dem Siegerfeld möchte ich hier drei Armbanduhren vorstellen und den Gewinnern gleichzeitig meine herzlichsten Glückwünsche aussprechen:
Armin Strom hatte die stählerne „Skeleton Pure Water“ eingereicht. Und hat einen der Roten Punkte für das farblich akzentuierte Handaufzugsmodell mit Ein- und Durchblick gewonnen. Nun wird die Armbanduhr ein Jahr lang im Red Dot Design Museum in Essen zu sehen sein.
Armin Strom Skeleton Pure Water
Das exklusive Handaufzugskaliber MSH01 von MeisterSinger habe ich an dieser Stelle schon sehr detailliert vorgestellt. Es tickt in der Einzeiger-„Circularis“. Für die ausgewogene Gestaltung des Uhrwerks mit zwei Federhäusern, an der auch Manfred Brassler, seines Zeichens Gründer und Eigentümer der Marke beteiligt war, für die kompromisslose Verbindung von Funktionalität und Ästhetik gab es 2015 einen der begehrten Roten Punkte.
Das preisgekrönte Handaufzugskaliber MSH01 von MeisterSinger
Nomos konnte für die 2014 vorgestellte und in meinem Blog schon ausführlich beschriebene „Metro“ mit dem Red Dot 2015 bereits die fünfte Auszeichnung entgegen nehmen. Für die Gestaltung dieser Armbanduhr, in der erstmals das hauseigene „Swing“ System zum Einsatz kam, zeichnet der Berliner Designer Mark Braun verantwortlich.
Die “Metro” von Nomos erhielt mit dem Red Dot schon ihren fünften Preis
Die Preiszeremonie findet zusammen mit einer Gala am 29. Juni 2015 in Essen statt. Für alle, die es noch nicht wissen: Der Red Dot steht weltweit für erstklassige Errungenschaften im Designbereich. Das gefragte Qualitätssiegel wird Unternehmen verliehen, deren Produkte durch ihr attraktives Design, ihre Benutzerfreundlichkeit und ihre Funktionalität neue internationale Maßstäbe setzen.
Zum Schluss möchte ich meinen Leserinnen und Lesern auch noch ein frohes Osterfest mit hoffentlich etwas Sonne wünschen.
Wer chronometrisch nicht nur bei Teutonen mit kräftigen Handgelenken sondern auch bei zierlichen Asiaten und dem weiblichen Geschlecht punkten will, muss sich mäßigen. Diese Erkenntnis mussten auch Christine Hutter und ihr Team von Moritz Grossmann machen. Opulenz passt nur schwer zu schlanken Handgelenken. Diesem Sachverhalt trägt „Tefnut“ Rechnung.
Die 39 Millimeter große Tefnut in Rotgold
und in Weißgold
Die neue, wiederum sehr schlicht ausgeführte Armbanduhr konnte ich in Basel erstmals begutachten. Die Version für Herren misst moderate 39, jene für Damen 36 Millimeter.
Die Tefnut in 36 Millimeter mit Diamantlünette
Wie schon zuvor entstammt der in diesem Fall vielleicht etwas gewöhnungsbedürftige Name der altägyptischen Mythologie. Tefnut, eine Göttin, symbolisiert das Temperament des Feuers und die subtile Eleganz der nubischen Katze. Männer, die sich für eine subtil temperamentvolle Begleiterin am Handgelenk entscheiden, werden natürlich erst einmal das Gehäuse umdrehen, um ihr Herz und ihre Seele, sprich das natürlich konventionell tickende Innenleben zu begutachten. Dieses ist in der Tat ganz neu, verlangt regelmäßige Kontaktaufnahme zum Zweck manueller Energiezufuhr und nennt sich ganz schlicht 102.0.
Das neue Handaufzugsjkaliber 102,0 von Moritz Grossmann
Jens Schneider und sein Team haben es von der Pike auf neu entwickelt. Mit gerade einmal 26 Millimetern Durchmesser und knapp 3,45 Millimetern Bauhöhe besitzt es echte Passepartout-Qualitäten.
Mit anderen Worten: Dieses Handaufzugswerk ist vielseitig nutzbar. Einmal mehr bestehen die Räder aus einer ARCAP genannten Kupfer-Nickel-Zink-Legierung, welche in zartem Kontrast stehen zum neusilbernen Werksgestell.
Trotz der deutlich geringeren Abmessungen sind die Merkmale Grossmann’scher Uhrmacherkunst geblieben. Will heißen: Beim 102.0 handelt es sich um eine klassisch geprägte Pfeiler-Konstruktion mit unterer Platine und einer Räderwerksbrücke, welche diese zu 3/5 überdeckt.
Das 102.0 ist ein so genanntes Pfeilerwerk, einen gestuften Unruhkloben sowie ein Neusilber-Gestell
Unverzichtbar waren, wie mir die Uhrmacherin Christine Hutter am Stand erläuterte, drei verschraubte Chatons sowie der separat demontierbare Aufzugsblock.
Unterzifferblattansicht des Grossmann 102.0
Das Grossmann 102.0 ohne die 3/5 Räderwerksbrücke
Die spezifisch gestaltete Unruh mit vier Masse- und zwei fein dosiert verstellbaren Regulierschrauben tickt in diesem Uhrwerk etwas emsiger als zuvor. Pro Stunde vollzieht sie zusammen mit der Flachspirale 21.600 Halbschwingungen, was einer Frequenz von drei Hertz entspricht. Auf dem handgravierten Unruhkloben finden sich der Rückerzeiger und die Feinregulierung à la Moritz Grossmann, Hiermit lässt sich der tägliche Gang auf einfache Weise regulieren. Je nach Bewegungsrichtung wird die aktive Länge der Unruhspirale verlängert oder verkürzt. Das wie das Sekundenrad unter einem handgravierten Kloben drehende Ankerrad besitzt 18 Zähne.
Die Glucydur-Unruh trägt vier Masse- und zwei Regulierschrauben. Anker- und Sekundenrad (links) drehen unter handgravierten Kloben
Der Energiespeicher, sprich das Federhaus ist oben und unten in Lochsteinen gelagert. Die Kraftübertragung zum Schwing- und Hemmungssystem erfolgt auf modifiziertem Weg, damit das Uhrwerk flacher ausfallen und der verfügbare Platz optimal genutzt werden konnten. Nach dem manuellem Aufziehen, das sich übrigens butterweich gestaltet und irgendwie süchtig machen kann, stehen 48 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Der gesamte Mikrokosmos besteht aus 196 Komponenten.
Das Manufakturkaliber 102.0 in Zahlen und Fakten: Durchmesser 26 Millimeter Bauhöhe 3,45 Millimeter 196 Komponenten davon 26 funktionale Steine, drei gefasst in verschraubten Goldchatons Grossmann-Unruh mit vier Masse- und zwei Regulierschrauben Flachspirale Typ Nivarox 1 Ankerhemmung Reguliert in fünf Positionen ein Federhaus, beidseitig in Steinen gelagert Gangautonomie 48 Stunden
Tefnut 39 Millimeter in Rotgold
Gehäuse der große „Tefnut“ Dreiteilig aus massivem Rot- oder Weißgold Sichtboden Durchmesser 39 Millimeter Höhe 8,5 Millimeter Massivgoldene Aufzugs- und Zeigerstellkrone
Preise: 22.400 Euro in Rotgold 24.400 Euro in Weißgold
Beim 36-Millimeter-Modell in Rotgold mit Perlmutt-Zifferblatt, der “Tefnut Lady” kommen Damen für 21.400 Euro zum Zuge. Weißgold kostet 1.200 Euro mehr.
“Tefnut Lady” in Rotgold
Die Version in Weißgold
Für 26.200 bzw. 27.400 Euro gibt es zusätzlich 80 Diamanten von zusammen 0,73 Karat
Dieser Tage holte ich mal wieder meinen alten Hanhart Fliegerchronographen aus dem Jahr 1939 aus dem Safe.
Hanhart Flieger-Chronograph um 1940 - ohne Drehlünette und ohne roten Drücker
Bei dieser Gelegenheit kam mir die Geschichte des 1882 gegründeten Traditionsunternehmens in den Sinn. Immerhin handelte es sich bei den Uhrenfabriken Adolf Hanhart einstmals um den weltweit größten Fabrikanten mechanischer Stoppuhren. Im genannten Jahr 1882 eröffnete Adolf Hanhart in Dießenhofen ein schlichtes Uhren- und Schmuckgeschäft.
Adolph Hanhart inseriert 1882 die Eröffnung seines Uhren- und Schmuckgeschäfts in Dießenhofen
Weil der ausgeprägte Geschäftssinn Hanharts in der relativ kleinen Ortschaft nur unzureichend zur Geltung kam, hielt der ambitionierte Unternehmer Ausschau nach adäquaten Entfaltungsmöglichkeiten. 1902 begab er sich in die aufstrebende Uhrenstadt Schwenningen am Neckar.
Hanhart in Schwenningen
Dort gedieh Hanhart zur größten handwerklichen Unternehmung der Region. 1920 erklärte sich der gerade einmal 18-jährige Sohn Wilhelm Julius, genannt Willy, nur unter familiärem Druck bereit, in das aufstrebende Unternehmen einzusteigen.
Wilhelm Julius Hanhart
Er hielt nicht sonderlich viel von der Uhrmacherei und dem Handel mit Zeitmess-Instrumenten. Das anfängliche Desinteresse änderte nichts an der Tatsache, dass gerade er das Haus Hanhart sukzessive in eine überaus erfolgreiche Zukunft steuern würde. Und das kam so: Der sportive Juniorchef erkannte eine Lücke. Dem deutschen Markt mangelte es an preiswerten Stoppuhren. Hanhart nutzte diese Defizite und lancierte 1924 die erste Volks-Stoppuhr aus deutscher Produktion. Von hoher Uhrmacherkunst war dieses Modell weit entfernt. Das Uhrwerk mit 24 Stunden Gangautonomie besaß eine simple, aber zuverlässige Stiftanker-Hemmung. Allerdings lastete das hauptsächlich saisonal ausgerichtete Stoppuhren-Geschäft den neuen Fertigungsbetrieb keineswegs aus. Auf der Suche nach weiteren Artikeln entdeckte Willy Hanhart das Potenzial preiswerter Taschen- und Armbanduhren.
Hanhart Werkeproduktion in den 1930-er Jahren
Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1932 opferte Willy Hanhart das nicht sonderlich geliebte Uhren-Fachgeschäft auf dem Altar der weitaus einträglicheren Fabrikation von Uhren und Rohwerken.
Uhrenproduktion bei Hanhart in den 1930-er Jahren
Dazu zählten u.a. das 10-linige Kaliber 34 mit vier Steinen und Stiftanker-Hemmung, die 19-linigen Taschenuhr-Kaliber 22 und 27 sowie das 8¾-linige Anker-Kaliber 36 mit 15 Steinen.
Das Hanhart-Kaliber 34
1934 ergänzte Hanhart den Schwenninger Betrieb zunächst um eine Filiale in Gütenbach.
Hanhart in Gütenbach, Schwarzwald
Bald schon unterbreitete die kleine Gemeinde ein wirtschaftlich ungemein verlockendes Angebot zur Verlagerung des Firmensitzes. Die Offerte fruchtete. 1938 bezog Hanhart dort ein stattliches Fabrikationsgebäude.
Uhren am neuen Standort Noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs präsentierte die Manufaktur einen Verkaufskatalog mit insgesamt 45 Armbanduhr-Modellen, sechs Taschenuhren, acht Stoppuhren, zwei Sportuhren sowie einer Etuiuhr. Damit waren die künftigen Produktionsschwerpunkte bereits vorgezeichnet. Im Jahr des Umzugs begann die Kreation der ersten Ein-Drücker- sowie des legendären Flieger-Chronographen mit der 15½-linigen (Durchmesser 35 Millimeter) Kaliberfamilie 4x.
Hanhart Flieger-Chrono in der ein-Drücker-Version
Hanhart Kaliber 40, ein Drücker
In der Taschenuhr mit ein-Drücker-Chronograph tickte das Kaliber 50
Die Chronographenkaliber von Hanhart (Flume Werkssucher K2 1962/63)
Sie beinhaltete die Ein-Drücker-Version 40, das 41 mit zwei Drückern für Additionsstoppungen sowie das 42 mit Temposchaltung, was in modernem Sprachgebrauch einer Flyback-Funktion entspricht.
Hanhart Kaliber 40 und 42 mit Temposchaltung
Besondere Kaliber-Kennzeichen waren Schaltradsteuerung sowie bei den Kalibern 41 und 42 asymmetrisch angeordnete Drücker. Die für militärische Cockpits bestimmten Exemplare brachten auch den signifikanten roten Drücker bei der „4“ ins Spiel. Hierbei handelt es sich um den Nullstelldrücker, welcher gerade bei der Ausführung mit Temposchaltung im Eifer des Gefechts ja nicht versehentlich betätigt werden sollte. Kurzerhand färbte ihn die besorgte Frau eines Piloten zur Warnung mit rotem Nagellack ein.
Hanhart Kaliber 42, hier mit Stoßsicherung
Hanhart Flieger-Chrono mit Temposchaltung; die rote Markierung auf der Drehlünette diente als Merkhilfe, konnte aber auch den 12-Stunden-Zähler ersetzen
Eine zeitschreibende Legende war geboren, welche sich auch noch durch einen roten Farbtupfer auf der gerändelten Drehlünette auszeichnete. Dieser Merkpunkt erinnerte beispielsweise an den Ablauf eines längeren Zeitintervalls, das der Chronograph mit seinem 30-Minuten-Totalisator nicht erfassen konnte.
Hanhart Flieger-Chrono mit Tachy- und Telemeterskala, ca. 1939
Die kriegsbedingte Dominanz derartiger Armbanduhren führte 1943 zur Einstellung der Taschenuhr-Produktion. Das Kriegsende brachte die vollständige Demontage des Fertigungsbetriebs mit sich. Französische Militärbeauftragte veranlassten deren Deportation nach Besançon, wo Lip mit Hilfe der Hanhart-Pläne die begehrten Piloten-Chronographen fertigen wollte. Willy Hanhart, inzwischen Schweizer Staatsbürger, wurde im Oktober 1945 inhaftiert und unter Anklage gestellt.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Schon gegen Ende der 1940-er Jahre konnte Hanhart die Uhrenfertigung wieder aufnehmen. Neben dem Armbandwecker „Sans Souci” gelangte auch der so genannte Volks-Chronograph ins Produkt-Portfolio. Hierbei handelte es sich um eine vereinfachte Version des bewährten Flieger-Chronographen, der keineswegs aus der Kollektion flog. Im Gegenteil: Der Katalog von 1950 pries dieses Instrument als „die zweckmäßige Uhr für den Ingenieur und Betriebsleiter” an. Die Referenz 417 ES war in sechs Lagen feinreguliert und besaß natürlich den gerändelten Drehring. Zur Regulierung verwendete Hanhart übrigens schon damals „astronomisch genaue, quarzgesteuerte Zeitwaagen”.
Hanhart Armbandwecker Sans Souci, zu Deutsch ohne Sorgen
Weckerkaliber 301 von Hanhart
Hanhart stellt seine Uhren 1952 im Rahmen der Basler Mustermesse aus - rechts weist ein Schild auf den neuen Sans Souci Wecker hin
Steve McQueen, bekannt für sein Uhrenfaible, zählt übrigens zu den bekanntesten Fans der Hanhart 417 ES Flyback. 1962 stellte das Unternehmen, welches zu einem der Weltmarktführer bei Stoppuhren avancierte, die Herstellung von Armbanduhren bis auf weiteres ein. In den folgenden Jahren gewann die Elektronik immer größere Dominanz und Hanhart entwickelte als Innovationsführer dieser Zeit ein eigenes, millionenfach verkauftes Quarzwerk. Im permanenten Wettkampf mit der fernöstlichen Billigkonkurrenz konnten die Gütenbacher jedoch auf Dauer nicht bestehen. Zu Beginn der 1980-er Jahre lehnte Hanhart ein Fusionsangebot von Jack W. Heuer ab, der sich bekanntermaßen auf verwandten Terrains bewegte und den ähnliche Sorgen plagten. Während Heuer einen unliebsamen Canossagang antreten musste, rettete die Konzentration auf Stoppuhren Hanharts wirtschaftliche Unabhängigkeit.
1992 übernahmen Klaus Eble, Schwiegersohn der Familie Hanhart, sowie drei Münchner Unternehmer die Mehrheit der Hanhart-Anteile. Im Zeichen des Aufbruchs stand 1997 die „Replika“ als Repräsentant einer neuen Generation. Die Gütenbacher griffen die traditionelle Uhrmacherkunst wieder auf und stellten mit dem Fliegerchronographen einen originalgetreuen Nachbau des historischen Modells von 1939 vor. Wie in guten alten Zeiten lässt sich der Drehring leicht, aber auch wohl definiert in beide Richtungen bewegen. Und das Zifferblattdesign bietet Instrumentenlook pur. Die auf 2.500 Stück limitierten Chronographen leiten eine neue Chronographen-Ära des Hauses Hanhart ein.
Replik des Hanhart Fliegerchrono
Aufbruch in die Zukunft Nach einem Intermezzo unter dem Dach der Schweizerischen Beteiligungsgesellschaft Gaydoul Group, das 2010 begann,, befindet sich Hanhart seit 2014 erneut im Eigentum der Münchner CGI Management Consulting GmbH, welche das Unternehmen bereits von 1992 bis 2008 besessen hatte. Damit ist Hanhart wieder ein deutsches Unternehmen mit Uhrenproduktion am Stammsitz in Gütenbach, Schwarzwald. Die kaufmännische Leitung obliegt inzwischen Felix Wallner, einem studierten Wirtschaftswissenschaftler, der das Traditionsunternehmen wieder auf den einstigen Erfolgskurs dirigieren möchte.
Felix Wallner (rechts) mit dem Rallye-Piloten Stephan Schott
Seine zweigleisige Vertriebsstrategie besteht zum einen in der Kooperation mit dem tradierten Fachhandel und andererseits in einer Onlineschiene, die den Fachhandel angemessen einbindet. Zu den ersten Maßnahmen des neuen Chefs gehörte eine vernünftige Anpassung der Publikumspreise. Nicht nach oben, wie gegenwärtig allgemein üblich, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Hanhart vertreibt seine Zeitmesser heute in einem Depotsystem mit reduzierter Händlermarge. Dadurch konnten die Publikumspreise in sehr angemessene Regionen bewegt werden. Angesichts mehrmaliger Eigentümerwechsel wird gerne vergessen, dass Hanhart seit 1882 ohne jede Unterbrechung existiert und produziert hat. Das „Made in Germany“ steht hoch im Kurs, denn es gehört traditionsgemäß zu Hanhart. Auf der Gehaltsliste stehen gegenwärtig rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihrer Arbeitskraft entspringen, man höre und staune, jährlich rund 12.000 mechanische Stoppuhren mit echten Manufakturkalibern.
Hanhart Dashboard-Set und Hanhart Stoppuhren
Selbige stehen bei Oldtimer-Fans und Vintage-Rallye-Clubs weiterhin hoch im Kurs. Darüber hinaus offeriert Hanhart natürlich auch weiterhin die bewährten Armbandchronographen. Im modernisierten Retrolook präsentiert sich die „Pioneer“-Linie. Dabei greift der markante „TwinDicator“ die große chronographische Vergangenheit in besonderer Weise auf.
Hanhart “Pioneer TwinDicator”
Nachdem das einstige Manufaktur-Handaufzugswerk zum einen nicht mehr zur Verfügung steht, andererseits den aktuellen Anforderungen aber auch nicht mehr genügen würde, kooperiert Hanhart mit dem einschlägig erfahrenen Schweizer Spezialisten La Joux-Perret. Der wiederum modifiziert für den anspruchsvollen deutschen Kunden das gleichermaßen bewährte wie präzise Valjoux/Eta 7750 oder den Klone Sellita SW 500 so, dass die ursprüngliche Optik erhalten bleibt. Wie bei den Originalen von 1939 stehen die Drücker unterschiedlich weit von der Krone ab. Das vorderseitig montierte Modul macht glauben, im Inneren ticke -wie einst- ein voluminöseres Kaliber. Zusätzliche Zahnräder bewirken eine Vergrößerung des Abstands der Permanentsekunde sowie der Totalisatoren von den beim 7750 üblichen 8,8 auf stattliche 12,2 Millimeter. Damit der zusätzliche 12-Stunden-Zähler den Eindruck vom Original nicht verwässert, rotiert er konzentrisch zur kleinen Sekunde bei der „9“. Und nun erstrahlt, getreu großer Tradition, auch wieder der Nullstelldrücker bei der „4“ in leuchtendem Rot. Wahlweise bietet das Kaliber zur Vervollkommnung des Retro auch eine Flyback-Funktion.
Härter als Kruppstahl Diese Mechanik verhilft auch den 2013 lancierten „Racemaster“-Modellen zu einer imposanten Optik am Handgelenk. Doch damit nicht genug: Dezente aber ausgesprochen wirkungsvolle Hightech verhilft den Gehäusen eines zeitschreibenden Trios namens „Racemaster GT", „Racemaster GTM" und „Racemaster GTF" zu beeindruckender Kratzfestigkeit.
Hanhart Racemaster mit Kratzfestem Stahlgehäuse
An der extrem harten Oberfläche scheitert selbst das beste Schweizermesser. Wer nun auf Keramik tippt, liegt völlig falsch. Die 132 Jahre alte Traditionsmarke verwendet einen neuartigen, für den Uhren- und Schmuckbereich patentierten Stahl, entwickelt von der deutschen NB Technologie GmbH. Ihr Produkt, HDS Pro genannt, besitzt eine mindestens drei Mal härtere Oberflächenstruktur als konventioneller Edelstahl. Selbige macht Schalen rund 100-fach kratzbeständiger. Das ist jedoch keineswegs alles. In HDS Pro mit einer Härte von rund 700 Vickers findet sich keinerlei Nickel und damit kein bekanntes Allergiepotenzial. Nachdem es sich bei der Veredelung um einen thermochemischen Prozess ohne Beschichtung des Basismaterials handelt, bleibt die Oberfläche selbst bei strapazierender Behandlung lange Zeit so, wie sie die Produktionsstätte verlassen hat.
Die Flyback.version des Hanhart Racemaster
Für diese außergewöhnlichen Uhrenschalen kooperiert Hanhart mit einem deutschen Partner. Es handelt sich um den erfahrenen Pforzheimer Fabrikanten Fricker. Die Optik leidet unter der Vergütung übrigens nicht. Das Ganze sieht weiterhin aus wie Stahl. Die Korrosionsbeständigkeit muss Vergleiche mit konventionellem Chirurgenstahl nicht fürchten. Gratis gibt es den robusten Gehäuse-Mehrwert selbstverständlich nicht. Die Verwendung des schwierig zu bearbeitenden HDS Pro schlägt am Ende mit zusätzlichen 500 Euro zu Buche. Aber das sollte Uhrenliebhabern die quasi unendliche Schönheit allemal wert sein.
Herausforderndes Engagement Das traditionelle Stehvermögen der Hanhart-Chronographen zeigte sich während der diesjährigen Abu Dhabi Desert Challenge, einer anerkannten fünftägigen Cross-Country-Rallye.
Zulassung des X-Raid Mini All4 Racing zur Abu Dhabi Desert Challenge
Dort ging Stephan Schott mit seinem französischen Beifahrer Xavier Panseri in einem der „Mini All4 Racing“ des 2002 von Sven Quandt gegründeten X-Raid-Teams an den Start.
Stephan Schott mit Dakar-Siegerin Jutta Kleinschmidt
Dieser faszinierende Typ Auto hat Geschichte geschrieben, denn Stéphane Peterhansel siegte damit bei der Abu Dhabi Desert Challenge 2011, der Dakar 2012 und 2013. 2014 siegte der Spanier Nani Roma
Rallye-Pilot Nani Roma
in einem der Autos und 2015 tat es ihm der Katari Nasser Al-Attiyah gleich.
Sieger-Mini All4 Racing, gesteuert von Nasser Al-Attiyah
Cockpit des Mini All4Racing - für mechanische Bordinstrumente ist da kein Platz
Rollendes Ersatzteillager für die Mini All4 Racing
Der später leider geschrottete Mini All4 Racing mit Stephan Schott am Steuer
Während der Abu Dhabi Desert Challenge 2015 hatte sich Stephan Schott auf einen aussichtsreichen siebten Platz vorgearbeitet, als am vierten Wettkampftag ein spektakulärer High-Speed Crash mit sechsfachem Überschlag alle Podest-Träume schlagartig begruben. Bis auf eine Blessur am Finger blieb Stephan glücklicher Weise unverletzt.
Stephan Shott mit unfallgeschädigtem Finger
Auch sein Hanhart „Primus Desert Pilot“ im markanten Wüstenlook tickte hinterher so, als wäre nichts gewesen.
Hanhart Primus Desert Pilot
In der Wüste der Vereinigten Arabischen Emirate gesichtet: die erfolgreiche Rallye-Pilotin und Dakar-Siegerin Jutta Kleinschmidt mit einer Hanhart Primus am Handgelenk
„Retro“-Design bei Armbanduhren ist aus der aktuellen Uhrenszene nicht mehr wegzudenken. „Retro”, ein Präfix, steht gemäß Fremdwörterduden „hinter, rückwärts, zurück”. Zum Beispiel meint retroaktiv rückwirkend, retrograd bedeutet rückläufig, retrovertieren rückwenden und retrospektiv lässt sich mit rückblickend eindeutschen. Kurzum, „retro” bezieht sich stets auf Vergangenes. Authentische Retro-Armbanduhren verkörpern also einen Rückblick in die eigene Marken-Vergangenheit. Sie verstehen sich als Hommage an kreativen Pioniere, die sich oftmals noch nicht auf mehr oder minder erfolgreiche Muster stützen konnten. Verglichen mit den begehrten historischen Vorbildern weisen die Retro-Modelle freilich eine ganze Reihe handfester Vorteile auf: Die Anwendung neuester Technologien hat das Problem undichter Gehäuse weitestgehend eliminiert. Die „Retros” können ihre Besitzer also problemlos beim Sprung ins kühle Nass begleiten. Bei meinem Besuch der Baselworld sind mir sechs Chronographen mit Retro-Eigenschaften aufgefallen. Voilà:
Breitling „Chronoliner“
Der Breitling Chronoliner 2015
Die Namen der internationalen Airlines, welche in den 1960-er Jahren die Kundenliste von Breitling zierten, kann sich sehen lassen. Air France, American Airlines, Japan Airlines, KLM, TAP oder United Airlines. Ein Wunder war das nicht, denn das Familienunternehmen bot das, was sich Piloten und Flugbegleiter wünschten: funktionale Chronographen wie den „AVI“, „Co-Pilote“ oder den legendären Navitimer. Außerdem gab es den „Unitime“ Chrono, dessen Stundenzeiger eine komplette Runde in 24 Stunden drehte. An „AVI“, „Co-Pilote“, die „Unitime“ oder noch besser an alle drei erinnert der soeben in Basel vorgestellte „Chronoliner“ mit Stahlgehäuse, Keramiklünette und unabhängig verstellbarem 24-Stunden-Zeiger.
Die Drückerseite des Breitling Chronoliner
Der Breitling Chronoliner in Fakten und Zahlen
Werk: Automatikkaliber Breitling 24 (entspricht dem Eta 7754), Gangautonomie ca. 46 Stunden, Unruhfrequenz vier Hertz, COSC-Chronometer
Gehäuse: Edelstahl poliert, Durchmesser 48 mm Keramiklünette beidseitig drehbar Saphirglas bombiert, beidseitig entspiegelt Wasserdicht bis zehn bar
Preis EUR 6.950
Eterna „Royal KonTiki Chronograph GMT“
Die “Royal KonTiki Chronograph GMT” in Edelstahl mit tewilweiser PVD-Beschichtung
Bei Eterna reicht die Kon-Tiki-Geschichte zurück bis ins Jahr 1947, als der norwegische Forscher Thor Heyerdahl und seine Mannschaft mit dem Balsa-Floß dieses namens von Peru zu den ostpolynesischen Inseln segelten und an ihren Handgelenken Eterna-Uhren trugen. 1958 präsentierte Eterna mit der KonTiki 20 seine erste wasserdichte Sport-Armbanduhr. Die Linie „Royal KonTiki“ debütierte 1976 als damals weltweit flachste Quarzuhr mit Fensterdatum und bis zehn bar wasserdichtem Gehäuse. Das Design der „Royal Quarz KonTiki“ greift eine abermalige Weltpremiere auf, der „Royal KonTiki Chronograph GMT“.
Hierbei handelt es sich um den ersten mechanischen Chronographen aus eigener Manufaktur. Mit der Vorstellung dieser Armbanduhr debütiert das neu entwickelte Automatikkaliber 3927A mit Schaltradsteuerung, 30- Minuten- und 12-Stunden-Zähler, Flyback-Funktion, Fensterdatum und unabhängig verstellbarem 24-Stunden-Zeiger.
Das neue Rotor-Kaliber 3927A von Eterna
Der „Royal KonTiki Chronograph GMT“ in Fakten und Zahlen
Gehäuse: Edelstahl, Durchesser 45mm, teilweise oder ganz PVD-Beschichtung Armband ebenfalls Edelstahl mit teilweise oder ganz PVD-Beschichtung
Preis:ab 6.100 Euro
„The Longines Heritage Diver 1967“
The Longines heritage Diver 1967
Dieser markante Taucher-Chronograph geht zurück auf ein Vorbild aus dem Jahr 1967, welches Longines in seinem Firmenmuseum aufbewahrt.
Longines Taucher-Chronograph von 1967, Vorbild des Heritage Diver
Der ursprüngliche Durchmesser betrug für damalige Verhältnisse stolze 40 Millimeter. Eine Tauchzeit-Drehlünette besaß das Modell von 1967 auch schon. Allerdings ließ sich die aus patentrechtlichen Gründen nur in einer Drehrichtung verstellen. Beim aktuellem „Longines Heritage Diver 1967“ ist der Durchmesser um zwei Millimeter gewachsen. Damals wie jetzt findet sich am Zifferblatt eine Tachymeterskala zum Erfassen von Durchschnittsgeschwindigkeiten.
Der „Longines Heritage Diver 1967“ in Fakten und Zahlen
Uhrwerk : Exklusives Automatikkaliber Kaliber L688.2 (ETA A08.231), Durchmesser 13 ¼ Linien, Schaltrad-Chronograph mit 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler, Unruhfrequenz vier Hertz, Gangautonomie ca. 54 Stunden
Longines Kaliber L688.2 mit Schaltradsteuerung
Gehäuse : Edelstahl mit Lünette aus bordeauxfarbenem Aluminium, Durchmesser 42 mm, Gehäuseboden und Krone verschraubt, Saphirglas mit mehreren Antireflexschichten wasserdicht bis 30 bar Armband wahlweise Kautschuk. Edelstahl oder Krokoleder
Preis: ca. 2.900 Euro
Omega „Speedmaster ‘57“
Omega Speedmaster `’57 von 2015
Über den Omega Speedmaster-Chronographen muss man nicht viele Worte verlieren. Das Gehäuse verdankte Omega u.a. Claude Baillod, dem Stylisten des Gehäuseherstellers Huguenin, Georges Hartmann, dem Prototypisten, und Desire Faivre. Letzterem oblag die Feinbearbeitung. Merkmale der fertigen Armbanduhr mit Chronographenkaliber von Lémania: schwarzes Zifferblatt, Leuchtzeiger, Tachymeterskala, wasserdicht, Durchmesser zunächst 39, ab 1960 mit schwarz grundierter Tachymeterskala auf dem Glasrand 40 mm, verschraubter Boden und bombiertes Plexiglas. Die Produktion des „neuen Chronographen, entwickelt für Wissenschaft, Industrie und Sport“ startete 1957.
Die Omega Speedmaster von 1957
Zwölf Jahre später, 1969, war diese Armbanduhr bei der ersten Mondlandung dabei. Danach wurde aus der „Speedmaster“ die „Speedmaster Professional“. Omega legte die ursprüngliche „Speedmaster“ von 1957 im Jahr 2013 neu auf. Ausgestattet mit eigenem Co-Axial-Kaliber. 2015 hat das Swatch Group-Mitglied das Modell noch ein wenig aktualisiert. Beispielsweise sind die Stundenmarkierungen im Gegensatz zur Version 2013 vertieft und teilweise mit „Vintage“ Super-LumiNova gefüllt. Betont retro sind die polierten und facettierten Stunden- und Minutenzeiger im zentralen „Broad Arrow“-Stil.
Die „Omega „Speedmaster '57“ in Fakten und Zahlen
Uhrwerk:
Omega Kaliber 9300 Chronograph mit co-axialer Ankerhemmung
Automatikkaliber 9300, beidseitig wirkender Rotoraufzug, zwei Federhäuser, Gangautonomie ca. 60 Stunden, Unruhfrequenz vier Hertz, Silizium Unruhspirale, co-axiale Ankerhemmung, Schaltrad-Chronograph, Zeitzonen-Funktion COSC-Chronometer
Gehäuse: Edelstahl, Durchmesser 41,5 mm, wasserdicht bis zehn bar
vier Jahre Garantie
Preis EUR 6.950 mit Lederband, EUR 7.050 mit Stahlband
Sinn „903 St B E“
Sinn Navigationschronograph 903 St B E
Mann muss nicht sonderlich genau hinschauen, um bei dieser Armbanduhr von Sinn Ähnlichkeiten zum guten alten „Navitimer“ von Breitling zu erkennen. Das ist keineswegs illegal, denn im Zuge der Turbulenzen um die Marke im Jahr 1978 konnte Helmut Sinn Lizenzrechte für dieses funktionale Design erwerben. Der in Basel gezeigte Navigationschronograph 903 St B E besitzt den klassischen innen liegenden Rechenschieber-Drehring mit logarithmischer Skaleneinteilung. Die Bedienung erfolgt per Krone bei der „10“. Wie schon beim guten alten „Navitimer lassen sich beispielsweise Multiplikationen, Divisionen und Dreisatzrechnungen ausführen sowie weitere nützliche Berechnungen zum Kraftstoffverbrauch oder Geschwindigkeit, Weg und Zeit durchführen. Mit von der Partie ist natürlich ein Automatik-Chronograph. In diesem Fall verbaut Sinn das Kaliber SW 500 von Sellita.
Der Sinn „903 St B E“ in Fakten und Zahlen
Uhrwerk:
Sellita SW 500 im Sinn 903 St B E
Automatikkaliber Sellita SW 500, Klone des Eta 7750, einseitig aufziehender Kugellagerrotor, Unruhfrequenz vier Hertz, Sekundenstopp
Gehäuse: Edelstahl, Durchmesser 41 mm, wasserdicht bis zehn bar
Preis 2.690 Euro mit Lederband
Tutima M2
Tutima M2
Weil sich Militärbehörden mit Normalem selten zufrieden geben. schrieb die deutsche Bundeswehr Mitte der 1980-er Jahre die Lieferung eines offiziellen Fliegerchronographen aus. Das strenge Anforderungsprofil hatte die hauseigene Erprobungsstelle formuliert. Nach Prüfung der vielen eingegangenen Offerten erhielt die deutsche Uhrenmarke Tutima aus Ganderkesee den Zuschlag zur Lieferung des Fliegerchronographen 798 mit dem robusten Automatikkaliber Lémania 5100. Mit der neuen „M2“, steht für Military 2 knüpft Tutima die Erfolgsgeschichte der offiziellen Dienstuhr der Piloten der Deutschen Bundeswehr. Die Besonderheit neben dem funktionalen Gehäusedesign mit integrierten und damit bei Stößen kaum gefährdeten Drückern besteht im Chronographenkaliber 521 mit zentralem Minutenzähler à la Lémania 6100. Den entsprechenden Umbau des Eta 7750 nimmt Tutima in seiner Glashütter Manufaktur vor.
Die Tutima M2 in Fakten und Zahlen
Uhrwerk: Automatikkaliber Tutima 521, Basis Eta 7750, Durchmesser 30 mm. Höhe 7,90 mm, einseitig wirkender Rotoraufzug, Unruhfrequenz vier Hertz, Chronograph mit Kulissenschaltung, zentraler 60-Minuten-Zähler, 12-Stunden-Totalisatorm, permanente 24-Stunden-Indikation
Gehäuse: Titan, Durchmesser 46 mm, Magnetfeldabschirmung. wasserdicht bis 30 bar, integrierte Großflächendrücker mit Neopreneinlage, Saphirglas beidseitig entspiegelt, verschraubte Krone, verschraubter Boden
Die Drücker des M2 sind als großflächige Tasten ausgeführt
Armband: Kevlar mit Titan-Faltschließe, Preis 4.500 Euro Titan mit Faltschließe, 4.900 Euro
An diese denkwürdige Begegnung erinnere ich mich noch sehr genau. Die Kalender zeigten das Jahr 1996 und ich reiste nach Genf, um die neuen Manufaktur-Aktivitäten von Chopard in Fleurier in Augenschein zu nehmen. Nach der Begrüßung durch Karl-Friedrich Scheufele,
Chopard Co-Präsident Karl-Freidrich Scheufele
den Co-Präsidenten der Familienmanufaktur und Spiritus Rector des ambitionierten Projekts, packte mich ein junger Mann namens Frédéric Dufour in seinen Golf, um mich ins Val de Travers zu fahren. Jean-Fred, der bald die Funktion des CEO von Rolex übernehmen wird, stand damals am Anfang seiner beruflichen Karriere. Bei Chopard koordinierte er die keineswegs einfachen Aktivitäten rund um die Entwicklung des flachen Mikrorotor-Kalibers L.U.C 1.96 und die sukzessive Fertigung in einem Gebäude, das damals noch der Swatch Group gehörte, heute jedoch Chopard gehört.
Die renovierte und erweiterete Chopard-Manufaktur in Fleurier beherberte einst den Rohwerkehesteller FEF
Eben jenes Uhrwerk, das inzwischen L.U.C 96.12-L heißt, beseelt die klassisch-elegante, im Rahmen der Baselworld 2015 vorgestellte „L.U.C XPS Fairmined“. Seine Ganggenauigkeit in exakt definierten Grenzen bestätigt ein offizielles COSC-Chronometerzertifikat.
Mikrorotor-Kaliber L.U.C 96.12-L
L.U.C XPS Fairmined
im Profil - gelungen: Die Bandanstöße reichen über den Boden herab
„Fairmined“ signalisiert, wie mir Karl-Friedrich Scheufele in Basel erläuterte, den von Chopard beschrittenen Weg zu nachhaltigem Luxus. Menschen, die Gold-Armbanduhren dieser Preiskategorie kaufen, können sich die eher unkomfortablen Lebensbedingungen der Werktätigen am Anfang der Wertschöpfungskette selten sehr genau vorstellen. Deshalb startete Chopard 2013 zusammen mit Eco-Age und seiner Kreativdirektorin Livia Firth ein engagiertes, auf mehrere Jahre angelegtes Projekt namens „The Journey“. Den Beginn markierte die Kooperation mit der Alliance for Responsible Mining (ARM), einer einflussreichen südamerikanischen Bergbau-NGO. Selbige steht hinter dem Fairmined-Standard für Gold, das von Kleinbergbauern mit handwerklichen Verfahren gewonnen wird. Als erster Uhren- und Schmuckhersteller des Luxussegments unterstützte Chopard Kleinbergbaugemeinden bei ihrer Qualifizierung nach den „Fairmined“-Richtlinien. Darüber hinaus engagierte er sich für die Ausbildung und soziale Absicherung der Menschen sowie darüber hinaus auch den Umweltschutz. Zuerst profitierte die „Coodmilla Cooperative“ im kolumbianischen La Llanada von der Zusammenarbeit. In diesem Bergbaugebiet leben rund 1860 Menschen von der Goldmine. 2015 wird Coodmilla nach den Richtlinien fairer Goldgewinnung zertifiziert. Darüber hinaus wird Chopard ab 2015 zusammen mit der ARM die „15 de Agosto“-Cooperative, eine mehr als 4000 Meter über dem Meeresspiegel in den bolivianischen Anden gelegene Goldmine unterstützen. Als eine der größten unabhängigen Genossenschaften des Landes zählt sie 198 Mitglieder, darunter 78 Frauen.
Fairmined Gold
Damit die Kunden beim Kauf einer der „L.U.C XPS Fairmined“ auch tatsächlich in den Genuss fair gewonnen Goldes kommen, erfolgen die Schmelzvorgänge streng getrennt in den eigenen Genfer Öfen. „Bevor wir diese Art von Gold verarbeiten“, so Karl-Friedrich Scheufele, „sorgen wir durch gründliche Reinigung dafür, dass sich das eine nicht mit dem anderen vermischt. Auch die bei der Gehäusefertigung entstehenden Abfälle sammeln wir für das Recycling separat ein.“
Fairmined Gold, Silber und Kupfer fertig fürs Schmelzen bei Chopard
Die Legierungsmetalle kommen in den Schmelzofen
Goldblock nach dem Schmelzprozes
Abkühlen des Goldblocks im Wasserbad
Reinigung des Goldblocks nach dem Abkühlen
Auswalzen des Goldblocks
Ausgewalzter Goldblock - fertig zum Stanzen
Die „L.U.C XPS Fairmined“ in Fakten und Zahlen
Uhrwerk:
Kaliber L.U.C 96.12-L Durchmesser 27,40 mm Bauhöhe 3,30 mm Selbstaufzug durch Mikrorotor Zwei übereinander liegende Federhäuser Gangautonomie ca. 65 Stunden Unruhfrequenz vier Hertz COSC-Chronometerzertifikat
Gehäuse
Roségold 18 Kt Fairmined Durchmesser 39,50 mm Gesamthöhe 7,13 mm easserdicht bis drei bar entspiegeltes Saphirglas Sichtboden mit graviertem Fairmined-Logo
Nur wenige sind in der glücklichen Lage, den Tag nach eigenem zeitlichen Gutdünken zu beginnen. Und viele jener, welche ihr Tagwerk zu einem bestimmten Zeitpunkt in Angriff nehmen müssen, sind auf äußere Nachhilfe angewiesen, um sich rechtzeitig aus Morpheus Armen zu befreien. Dazu dienen seit Menschengedenken die Wecker. Als es solche noch nicht gab, musste man sich auf das morgendliche Krähen des Hahnes verlassen. Weil es dem gefiederten Genossen mitunter an der gewünschten Zuverlässigkeit mangelte, ersann die Menschheit Alternativen. Menschliche Wachtrommler, Wachrufer oder Wachzupfer erledigten ihren Job, waren aber auch keine dauerhafte Lösung. Also ersannen findige Köpfe im 14. Jahrhundert den mit einer stationäre Pendeluhr verknüpften Wecker. Mit zunehmender Mobilität, brauchte es, wollte man keinen Hahn bei sich führen, tragbare Wecker. Das erste Paten für einen Armbandwecker, ausgestellt für Eterna, datiert auf den 11. Februar 1908. Aber erst Ende der 1940-er Jahre begann die goldene Ära dieses besonderen Typs Zeitmesser. Eine grundlegende Zeitenwende brachte die Erfindung der multifunktionalen Quarzuhren, mit beinahe selbstverständlich integrierter Alarmfunktion. Der große Komponist und Dirigent Leonard Bernstein bezeichnete diese Dinger einmal als „größte Pest seit der Erfindung des Hustens", weil sie vorzugsweise Pianissimo-Passagen durch penetrantes Piepsen zu stören pflegten. Mit Einführung von mobilen und mittlerweile smarten Telefonen änderten sich die Zeiten nochmals. Sie versetzten dem gute alten mechanisch schnarrenden Armbandwecker den vermeintlichen Todesstoß.
Doch Tote leben bekanntlich länger, wie Hublot anlässlich der Baselworld 2015 demonstrierte. Und zwar anlässlich des zehnten Jubiläums der genial konzipierten „Big Bang“, welche ich an dieser einmal als Lebensretterin von Hublot bezeichnen möchte. Dazu Jean-Claude Biver, dem die damals heftig kränkelnde Marke ihre beispiellose Renaissance verdankt:
Jean-Claude Biver (links) mit Bar Rafaeli und Hublot-CEO Ricardo Guadalupe
„Damals war ich zwar überzeugt, zusammen mit dem Designer Mijat eine zukunftsweisende Uhr kreiert zu haben, aber ich hätte mir nie, nie, nie träumen lassen, dass die Big Bang so ein durchschlagender Erfolg wird. Rückblickend bin ich sogar froh, dass uns Ferrari, für die wir das Modell konzipiert hatten, die 2005 kalte Schulter wies. Diese Erfahrung entspricht meinem Lebensmotto, dass in jedem Misserfolg immer auch der Keim eines anderen Erfolgs steckt – und natürlich umgekehrt. Als ich 2004 zu Hublot stieß, machte die Marke 26 Millionen Umsatz. Und sie schrieb Verluste. Mein erklärtes Ziel waren 100 Millionen Umsatz. 2015 haben wir allein während der Baselworld 160 Millionen Schweizerfranken Umsatz geschrieben. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, dass wir im laufenden Jahr die für mich magische Marke von 500 Millionen knacken werden.“
Hublot Alarm Repeater in King Gold
Einen Teil dazu wird mit Sicherheit der „Big Bang Alarm Repeater“ beisteuern. Bei der Konstruktion des Werks dieser Armbanduhr hat sich Hublot, wie mir Jean-Claude in Basel sagte, externer Hilfe bedient, „denn die Entwicklungskapazitäten bei Hublot sind restlos ausgeschöpft.“ Dafür mangelte es aber nicht an klaren Vorgaben im Pflichtenheft, welche der bimmelnde Newcomer erfüllt. Zum Beispiel die Indikation der Referenz- und einer zweiten Zonenzeit bei der „11“. Zum Handling der Alarmfunktion so viel: Ihre Einstellung erfolgt mit Hilfe des Zeigerpaars bei der „4“. Damit das Teil sich nicht zur Unzeit oder ungewünscht bimmelnd bemerkbar macht, haben die Produktentwickler bei der „6“ eine „On-Off“-Indikation positioniert. Unübersehbar zeigt sie an, ob der Alarm aktiviert ist oder nicht. Wenn ja, schlägt der kleine, mit SuperLuminova beschichtete Hammer bei der „7“ zur gewünschten Zeit eine Tonfeder an. Bei voll gefülltem Federspeicher tut er das 16 Sekunden lang. Und das ist eine ganze Menge. Notorische Tiefschläfer können das Geräusch verstärken, wenn sie ihre Uhr zusammen mit einem kleinen Löffel auf einen Porzellanzeller legen. Persönlich rate ich davon jedoch ab, weil der Klang darunter leidet. Insgesamt verfügt das Handaufzugskaliber HUB 5003 über 72 Stunden Gangautonomie. Ergo kann die Uhr übers Wochenende, wenn Mann mal keinen Wecker braucht, ohne Verlust der Uhrzeit im Tresor verschwinden. Hublot fertigt zwei Serien á 250 Stück, den „Big Bang Alarm Repeater Titanium Ceramic“ sowie den „Big Bang Alarm Repeater King Gold Ceramic“.
Das Handaufzugskaliber HUB 5003
Der Hublot Big Bang Alarm Repeater in Fakten und Zahlen: Uhrwerk: Handaufzugskaliber HUB 5003 mit Alarmfunktion und Indikation einer zweiter Zonenzeit Alarm durch Anschlagen einer Tonfeder mittels Stahlhammer, Läutdauer 16 Sekunden Anzeige der Schaltzustands der Alarmfunktion Tag-/Nacht-Indikation in einem Fenster bei „1“
zwei Federhäuser Gangautonomie ca. 72 Stunden
Gehäuse: Durchmesser 45 mm Titan, poliert, satiniert oder 18-karätiges King Gold, poliert, satiniert Lünette Schwarze Keramik, poliert, satiniert Jeweils 250 Exemplare
Preise:
Titan 46.900 Euro
King Gold: 62.300 Euro
Das Bimmeln des Hublot Alarm Repeater ist in einem kurzen Video zu hören
Wie schon im Vorjahr zeigte Louis Vuitton seine neuen Produkte auch 2015 in einer feudalen Basler Villa, dem Wildt’schen Haus. Dort konnte ich das aktuelle Top-Produkt der Franzosen in Augenschein nehmen. Sein Name ist Botschaft: „Escale Répétition Minutes Worldtime“.
Louis Vuitton Escale Répétition Minutes Worldtime
Optisch steht bei dieser hoch komplexen Armbanduhr mit schmalem Glasrand natürlich die Zeitzonen-Funktion im Vordergrund. Für ein Zifferblatt benötigen Miniaturmalerei-Spezialisten circa 50 Stunden. Sie verewigen die Ölfarbe in über 30 Nuancen mit feinen Pinselstrichen auf dem Trägermaterial. Die unbewegliche Komponente ist das markante Dreieck im Zifferblatt-Zentrum.
Paris, 10 Uhr 10
Seine Spitze weist auf die digital durch zwei Ringe dargestellten Stunden und Minuten sowie auf die jeweilige Referenzstadt für die Universalzeit. Der schwarz-weiß gestaltete Stundenring lässt in diesem Fall wissen, wie spät es in den durch 24 Städte repräsentierten 24 Standard-Zeitzonen gerade ist.
Simultane Darstellung aller 24 Standard-Zeitzonen repräsentiert durch bekannte Städte
Optisch absolut unscheinbar, uhrmacherisch jedoch deutlich aufwändiger und nach dem Auslösen unüberhörbar tritt die Minutenrepetition in Erscheinung. Wer sich die Heimatzeit an jedem beliebigen Ort der Erde akustisch darstellen lassen möchte, muss gleich zwei raffinierte Tricks kennen. Da ist zum einen das Einstellen der Heimat-Zeitzone mit Hilfe der speziell gestalteten Krone. In einer bestimmten Stellung des V lässt sich ein in die Krone integrierter Drücker zu diesem Zweck betätigen.
Wenn das V nach oben zeigt, lässt sich die Heimatzeit mit Hilfe des in die achteckige Krone integrierten Drückers einstellen
Und dann sucht man vergebens einen klassischen Schieber oder Drücker in der linken Gehäuseflanke. Den Job übernimmt vielmehr der linke untere Bandanstoß, der sich nach außen ziehen lässt.
Escale Répétition Minutes Worldtime Auslösung Minutenrepetitionüber den linkeen unteren Bandanstoß
Durch den Sichtboden zeigt sich das von der Genfer Fabrique du Temps Louis Vuitton, über die ich an dieser Stelle schon ausgiebig berichtet habe, entwickelte und gefertigte Handaufzugswerk vom Kaliber LV235..
Louis Vuitton Handaufzugskaliber 235
Die „Escale Répétition Minutes Worldtime“ in Fakten und Zahlen
Uhrwerk:
Manufakturkaliber LV235 Handaufzug Gangautonomie 100 Stunden Durchmesser 38,9 mm Bauhöhe 9,01 mm Unruhfrequenz drei Hertz 447 Komponenten davon 31 funktionale Steine Digitale Anzeige der Stunden und Minuten Universalzeit-Indikation für die 24 Standard-Zeitzonen Minutenrepetition
Gehäuse: Roségold 18 Karat für Lünette, Bandanstöße und Krone Titan-Mittelteil und -Boden mit Sichtfenster Durchmesser 44 mm Gesamthöhe 11,75 mm Wasserdichte bis drei bar Druck
In der Uhrenindustrie kenne ich viele Vertriebspartnerschaften. Aber eine von derart langer Dauer war mir bis vor zwei Tagen fremd. Am 21. April ging in Frankfurt die offizielle Eröffnung der Breitling Boutique über die Bühne.
Breitling Boutique Frankfurt, Börsenstraße 2
Und dort konnte ich hören, dass der Schweizer Chronographen-Spezialist und Uhren Trautmann in Karlsruhe seit 1953 zusammenarbeiten. In guten wie in schlechten Zeiten, denn ich mag mich noch gut daran erinnern, wie Bernd Trautmann im Zuge der Quarz-Revolution ziemlich einsam am Messestand der Münchner Inhorgenta saß und sich über jeden Kunden freute. Auch solche, die nur eine oder zwei Uhren kauften.
Breitling Chrono-Matic aus den 1970-er Jahren
Ende der 1970-er Jahre hatte Breitling den absoluten Tiefpunkt seiner knapp hundertjährigen Geschichte erreicht. Am 27. August 1979 stand im Schweizer Branchenblatt „L‘Information Horlogere Suisse“ zu lesen, dass Breitling seinen Betrieb komplett einstellen werde, nachdem bereits im Jahr zuvor insgesamt 18 Mitarbeiter in der Jurametropole La Chaux-de-Fonds und sechs in Genf ihren Job verloren hatten. Angesichts turbulenter Zeiten, einer ernsthaften Erkrankung von Willy Breitling und keiner geeigneten Nachfolger im Kreis der Familie war der Entschluss mehr als nachvollziehbar.
Willy Breitling
Als Grandseigneur alter Schule wählte der Patron den geordneten Rückzug. Weil ein Konkurs undenkbar war, verkaufte Willy Breitling, was in äußerst schwierigen Zeiten noch irgendwie an den Mann zu bringen war. Zu den Kunden gehörte Ernest Schneider, Inhaber des Uhrenfabrikanten Sicura.
Ernest Schneider
Im April 1979 unterzeichneten beide einen Vertrag zur Übernahme der Namen Breitling und „Navitimer“. Nur einen Monat später segnete Willy Breitling das Zeitliche. Die offizielle Registrierung der Breitling Montres S. A. und die Verlegung des Firmensitzes nach Grenchen erfolgten am 30.11.1982. Und damit startete das traditionsreiche Label zu neuen Höhenflügen. Die Familie Trautmann hat daran einen nicht unwesentlichen Anteil. Deutschland gehört bei Breitling zu wichtigsten Märkten. Da konnte und durfte die Einrichtung der ersten Markenboutique hierzulande nicht ausbleiben. Weltweit gibt es gegenwärtig 42 eigene Verkaufspunkte. Für den in der Frankfurter Börsenstraße 2 haben Felix und Martin Trautmann in Juwelier Rüschenbeck ein gleichermaßen engagierter wie kompetenter Partner gefunden.
Willy Rückenbeck (links) und Martin Trautmann
Nachdem das Soft-Opening schon einige Wochen zurückliegt, konkret war es am 12. Dezember 2014, konnte Willy Rüschenbeck in Frankfurt auch schon ein erstes Fazit ziehen: „Unsere Breitling Boutique ist deutlich erfolgreicher angelaufen, als wir und das erwartet haben.“ Meine Frage, ob Breitling die Boutique mit speziellen Produkten versorge, verneinte der Geschäftsinhaber. „Wir bekommen die Neuigkeiten der Baselworld 2015 sicher früher als andere Konzessionäre. Aber ansonsten muss die Boutique mit der normalen Kollektion erfolgreich sein. Wäre sie das nicht, hätte sie keine Existenzberechtigung.“
Vitrinen in der Frankfurter Breitling Boutique
Erfreulich zu werten ist die Tatsache, dass Breitling-Fans die Modelle mit den eigenen Manufakturkalibern trotz des höheren Preises in zunehmendem Maß akzeptieren. Bleibt mir nur, der neuen Breitling Boutique und dem Verkaufsteam weiterhin viel Erfolg zu wünschen.
Gesichtet in der Breitling Boutique: Das Team der Breitling Wingwalkers (siehe Video)
An so etwas hätte selbst Jean-Claude Biver vor zehn Jahren nicht einmal im Traum zu denken gewagt: Heute, als ich am Pariser Flughafen mit einer Hublot-Tragetasche durch die Sicherheitskontrolle ging, meinte der Kontrolleur sehr spontan, dass die Hublot eine großartige Marke und die Big Bang eine Uhr sei, welche er sich schon lange wünsche.
Jean-Claude Biver
Was lehrt uns das? Zehn Jahre harte Arbeit für das Markenimage und die Design-Ikone haben sich bezahlt gemacht. Ohne ein außergewöhnliches Design wäre die Erfolgsgeschichte des unangefochtenen Leaders freilich undenkbar gewesen. Als Jean-Claude Biver 2004 die schwierige Mission übernahm, holte er sich den heutigen CEO Ricardo Guadalupe, die Gehäusebauer Werthanor aus dem Schweizer Jura und GTF Fontana aus Italien ins Boot. Mit von der Partie war auch der bekannte Uhrendesigner Mijat. Jean-Claude erinnert sich: „Im alten Hublot-Gebäude saßen wir zu fünft zusammen und überlegten, wie ein Gehäuse aussehen müsse, das unserer Fusionsidee entspricht? In einem normalen dreiteiligen Uhrengehäuse kann man maximal drei Farben zusammenbringen und eine davon, die des Bodens, würde man von außen gar nicht sehen. Rolex hat einst das Bicolor erfunden, also die Kombination aus Stahlgehäuse und Goldlünette. Wir aber wollten gleich fünf verschiedene Elemente haben. Aus dieser Erfordernis entwickelte sich die Idee eines Containers, um den herum man etwas wie einen Hamburger baut. Eine Sandwich-Konstruktion also, denn das hatte es bei Uhren bis dahin nicht gegeben. Im Uhrenbau denkt und arbeitet man sehr traditionell.“
Hublot Big Bang von 2005
Die Resultate sind bekannt. Kein Wunder also, dass sich der Fokus bei Hublot inzwischen sehr stark auf das Design richtet. Markante Objekte wie die Big Bang erzeugen jedoch zwangsläufig und durchaus gewollt auch eine polarisierende Wirkung. Hublot möchte keineswegs „everbody’s darling“ sein, denn dann versänke die Marke rasch in träge Langeweile. Andererseits braucht selbst ein Bestseller wie die Big Bang immer wieder neue Impulse. Und die kommen aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Beispielsweise von Lapo Elkann, dem Mitbegründer und Präsidenten von Italia Independant.
Lapo Elkann
Seine Sonnenbrille aus strahlend blauem „Texalium“ inspirierte Hublot zur Gestaltung der „Big Bang Unico Italia Independent“.
Hublot Big Bang Unico Italia Independent - inspiriert von Lapo Elkann
Als Basismaterial dient einmal mehr schwarze Karbonfaser. Nur die oberste Schicht der Platten besteht aus chemisch durchgefärbter und damit lichtbeständiger sowie mechanisch ähnlich hoch belastbarer Glasfaser.
Texalium in blau und -mittleres Foto oben- auch grau
Neben anderen Problemfeldern bereitete den Technikern auch der gewünschte Farbton einiges Kopfzerbrechen. Das Verschmelzen von Karbon- und Glasfaser erfolgt mit Hilfe von Epoxidharz in einem Backofen. Dabei verändert sich die ursprüngliche Farbe mehr oder minder signifikant. Für das strahlende Blau unternahm Hublot mehr als hundert sehr detailliert dokumentierte Versuche. Nur so konnten die Gehäusemacher das geheime Verfahren für die spätere Serienproduktion nutzen. Warum schreibe ich das? Ganz einfach! Heute, am 27. April 2015 traf ich Lapo Elkann in Paris.
Lapo Elkann in Paris am 27. April 2015
Er hatte natürlich die blaue Big Bang am Handgelenk und schwärmte in höchsten Tönen von Jean-Claude Biver, seiner Tatkraft, seiner Geradlinigkeit, seiner Kreativität sowie der bemerkenswerten Spontaneität. „Jean-Claude Biver hat nicht nur für die Hublot sondern auch für die gesamte Uhrenindustrie unglaublich viel bewirkt. Er ist auf seine Weise ein echtes Genie.“ Diesen Tenor teilte auch Pierre Keller, einstiger Direktor der Kunst und Design Universität Lausanne (ECAL) und Verwaltungsratspräsident des Zentrums für Zeitgenössische Kunst in Genf (CAC).
Pierre Keller und Ronan Bouroullec
Als er Jean Claude Biver im Zuge des zehnten Geburtstags der Big Bang die Stiftung eines Preises für talentierte Nachwuchsdesigner vorschlug, stimmte der spontan und im Grunde genommen bedingungslos zu. „Die Designrichtung und die Objekte spielen keine Rolle. Am Ende müssen wir ein glaubwürdiges Ergebnis haben, mehr verlange ich nicht.“ So wurde der „Hublot Design Preis“ geboren, dessen Jury Pierre Keller vorsteht.
Hublot Design Prize
Weitere Mitglieder des fünfköpfigen Gremiums sind - der Design-Experte und frühere Fiat Marketingchef Lapo Elkann, - Marva Griffin Wilshire, Gründerin und Kuratorin des Salone Satellite“, Internationale Pressechefin der Mailänder Möbelmesse mit einer Abteilung, die jungen Designern unter 35 vorbehalten ist,
Marva Griffin Wilshire
- Ronan Bouroullec, einer der vielversprechendsten Industriedesigner Frankreichs und schließlich - Professor Dr. Peter Zec, Gründer und Präsident des „Red Dot Design Award“, der 2015 sein 25. Jubiläum feiert.
Peter Zec
Das Preisgeld für einen und tatsächlich kompromisslos nur einen Gewinner des „Hublot Design Prize“ kann sich mehr als sehen lassen. 100.000 Schweizerfranken sind derart attraktiv, dass die Jury ein freies Bewerbungsverfahren von vorne herein ausschließen musste. „Dann hätte Hublot zwei Leute einstellen müssen, um Tausende von Mappen prüfen und vorsortieren zu können. Das kann niemand leisten.“ betonte Pierre Keller. Also durfte jedes Jurymitglied nach eigenem Ermessen fünf Kandidaten mit Potenzial vorschlagen. Darüber hinaus gelangten noch einige Ersatzleute auf die lange Liste, welche am Ende 27 Designerinnen und Designer aus zwölf Ländern im Altersspektrum bis etwa 40 Jahre umfasste. Nach Sichtung fanden sich übrigens nur zwei Doppelnennungen. Die von der Jury Benannten lud Hublot anschließend zur Teilnahme und Abgabe einer Mappe mit dem Produktportfolio ein. Und, bei diesem Preisgeld kein Wunder, alle machten mit. „Diese Summe“, so Ronan Bouroullec, „kann tatsächlich eine Karriere beflügeln.“ Heute, am 27. April 2015, kam die Jury in Paris zusammen, um die lange Liste auf eine kurze mit nur noch sechs Personen einzudampfen.
Die fünfköpfige Jury des Hublot Design Prize
von links: Peter Zec, Lapo Elkann, Marva Griffin Wilshire, Pierre Keller, Ronan Bouroullec
„Genau genommen hätte von den 27 Kandidaten jeder in die engere Wahl kommen können,“ meinte Marva Griffin Wilshire im Anschluss an die Entscheidungsfindung. „Für uns war es also ungemein schwierig, die sechs Geeignetsten herauszusuchen. Dabei spielten das Charisma und die Passion für gutes Design die entscheidende Rolle.“ Eine Designrichtung war übrigens nicht vorgegeben. Gebrauchsdesigner haben die gleiche Chance wie Industriedesigner. Ein auf Uhren spezialisierter, und das spricht für die Objektivität des Verfahrens, ist überhaupt nicht mit von der Partie. „Rein zufällig“ konstatierte Lapo Elkann, „findet sich unter den letzten sechs eine Nennung aus jeder der fünf Listen.“ In der nächsten Sitzung am 4. Juli in Mailand geht es ums Ganze. Zuerst einmal darf jeder der sechs Auserwählten dreißig Minuten lang vorsingen. „Das ist keinen Deut anders als in einem Verkaufsgespräch. Dann werden wir Jurymitglieder mit härteren Bandagen und guten Argumenten für unsere eigenen Kandidaten kämpfen müssen. Das wird keine leichte Angelegenheit, zumal die Verfechter von Auto-, Möbel-, Boots- oder Lampendesign den Industriedesignern zahlenmäßig überlegen sind,“ meint der Deutsche Peter Zec. Als erstaunliche Begleiterscheinung wertet Lapo Elkann den Sachverhalt, dass sich nahezu alle Kandidatinnen und Kandidaten mit innovativen Materialien beschäftigen. „Und das passt doch geradezu perfekt zur Philosophie von Hublot.“ Nach diesem Termin bleibt es spannend bis Ende Oktober. Dann erst geben die Jury und Hublot den Preisträger vermutlich irgendwo in Europa bekannt. Die Preisverleihung erfolgt etwas später in Japan. Warum, erläutert der Chefjuror: „Es ist unglaublich schwer, eine derartige Runde von viel beschäftigten Menschen terminlich unter einen Hut zu bringen. Japan haben wir einmal wegen der Designwoche in Tokio gewählt und zum anderen wegen der Bedeutung speziell dieses fernöstlichen Marktes für Hublot.“ Auf die Siegerin oder den Sieger warten übrigens nicht nur 100.000 Schweizerfranken, sondern auch die Möglichkeit, 2016 für Hublot etwas zu Kreieren. „Den Job kann die- oder derjenige annehmen. Es besteht aber keine Verpflichtung. Und Hublot zahlt selbstverständlich ein angemessenes Honorar.“ gibt Pierre Keller auch noch zum Besten. „Ich hoffe, dass das keine Eintagsfliege ist und der Hublot Design Preis künftig eine feste Institution wird. So, wie ich Jean-Claude Biver und Ricardo Guadalupe kenne, tippe ich auf Kontinuität. Die beiden beherrschen ihr Geschäft. Und da ist einmal bekanntlich kein Mal.
Nach einigen Jahren des unfreiwilligen Exils konnte Patek Philippe zurückkehren in die gründlich sanierten und renovierten Räumlichkeiten an der Münchner Brienner Straße 12.
Neuer Empfangs- und Besprechungsraum be der deutschen Patek Philippe in München, Briennerstraße 12
Neben den Büros für die Administration findet sich dort auch ein völlig neu gestaltetes, ich möchte fast sagen klinisch reines Servicecenter für die von der Manufaktur hergestellten Zeitmesser. In erster Linie wendet sich die deutsche Filiale der (noch) 175 Jahre alten Luxusmanufaktur natürlich an Kunden aus Deutschland. Deshalb darf man es auch nur mit Schutzkleidung bis runter zu den Schuhen betreten. Staub und Fusseln gehören bekanntlich zu den größten Feinden tickender Mikrokosmen. Als weitere Maßnahme gegen die winzigen Partikel, die zusammen mit Öl wie Schmirgel wirken können, herrscht in den vier Werkstatträumen permanenter Über-, in der Eingangsschleuse hingegen Unterdruck. So entsteht beim Öffnen einer Tür ein Luftsog, welcher Rein-Raum-Atmosphäre gewährleistet. Bei dauerhaft geschlossenen Fenstern bewirkt eine Klimaautomatik mit Filteranlage mega-reine Luft. Für sehr viel Licht hat Patek Philippe ebenfalls gesorgt. Und die großflächigen Fenster sind, wie in den alten Schweizer Uhrenmanufakturen nach Norden ausgerichtet. Der Grund: Bei Tageslicht gibt es mangels Sonneneinfall keine störenden Schatten.
Das neue Service-Atelier der Deutschen Patek Philippe in München
Insgesamt 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beseelen den 310 qm großen Servicebereich. Besagter Reinraum-Bereich umfasst neben einem Technikraum insgesamt sieben Einheiten: die Uhrmacherwerkstatt, das Büro des technischen Leiters Stefan Huber mit drei Aus- und Fortbildungsplätzen, ein Raum unterteilt in die Demontage wie Montage von Gehäusen sowie in Politur, die Qualitätskontrolle und zwei Reinigungsräume.
Reinigungsmaschinen im Serviceatelier der Deutschen Patek Philippe
Die zehn Arbeitsplätze der neuerdings Zeitmesstechniker genannten Uhrmacher auf 80 qm lassen auch hinsichtlich der Ergonomie am Werktisch keine Wünsche offen.
Damit beim Warten und Reparieren ja nichts schief läuft, reisen die Uhrmacher regelmäßig zu Schulungen ins Genfer Stammhaus zu Schulungen. Am Ende aller diesbezüglichen Abeiten steht bei Patek Philippe eine strenge Qualitätskontrolle, durchgeführt von einer neutralen, in den eigentlichen Vorgang nicht involvierten Person. Das von der Genfer Mutter exakt definierte Prüfprozedere umfasst einen Test der Wasserdichtigkeit, eine Demagnetisierung, eine optische Kontrolle sowie einen gewissenhaften Check aller Funktionen. Eine maschinelle Trage-Simulationen dient zum Feststellen der Aufzugsgeschwindigkeit sowie der Gangautonomie im Vergleich zu einer Referenzuhr. Am Ende ist der an den Kunden zurückgegebene Zeitmesser so gut wie neu.
Darf ich eine Behauptung aufstellen? Zumindest Männer, sofern sie nicht extrem eitel sind, blicken im Laufe eines Tages öfter aufs Zifferblatt und auf die Zeiger ihrer Armbanduhr als in den Spiegel. Kein Wunder, dass dem Gesicht der Zeit eine besondere Bedeutung zukommt. Kein Wunder auch, dass die Uhrenindustrie die Zeiger beim Fotografieren von Uhren traditionsgemäß auf neun Minuten nach zehn stellt. Das umrahmt einerseits die Signatur und liefert zum anderen ein freundliches Smiley. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte haben sich die „Gesichter der Zeit“ stetig verändert. Sie wurden komplexer, sprich dreidimensional, sie bekamen Farbe oder sie gewähren dem Betrachter interessante Einblicke in die darunter liegende Mechanik. Aus diesem Grund habe ich mich während der Baselworld 2015 nach Armbanduhren umgesehen, welche der Zeit einen besonderen Ausdruck verleihen. Deshalb ist diese Zusammenstellung eher auf Optik denn auf Technik ausgerichtet.
Gumball 3000 von Armin Strom
Armin Strom hat anlässlich „Gumball 3000“, einer Supercar-Rally, welche die Teilnehmer in nur sieben Tagen von Stockholm nach Las Vegas führt, zwei besondere Uhren mit Gehäusen aus Edelstahl mit schwarzer PVD-Beschichtung und Titan mit schwarzer PVD-Beschichtung aufgelegt. Exzentrisch wie das Ereignis zeigt das Handaufzugskaliber AMW11-GB mit fünf Tagen Tage die Stunden, Minuten und Sekunden außermittig. Wie bei Armin Strom üblich, oszilliert die Unruh mit 2,5 Hertz. Das Manufakturwerk besteht aus 112 Komponenten.
Arnold & Son True Beat Minutentourbillon mit Konstantkraftantrieb
Neu zur Kollektion von Arnold & Sohn gehört ein Minutentourbillon mit Konstantkraftantrieb und springendem Sekundenzeiger. Das exklusive Handaufzugskaliber A&S5119 besitzt zwei Federhäuser, die Kraft für 90 Stunden Gangautonomie liefern. Die Unruh im filigranen Käfig vollzieht stündlich 21,600 Halbschwingungen. Und 46 Millimeter misst das Rotgoldgehäuse.
Corum Golden Bridge 35 Jahre
Corum blickt auf 35 Jahre seiner Golden Brídge zurück. Die Idee zum stabförmigen Handaufzugswerk stammte vom italienischen Uhrmacher Vincente Calabrese. In der maskulinen Version des Jubiläumsmodells mit dem Kaliber CO 113 findet sich ein speziell behandeltes Saphirglas, das abhängig vom Lichteinfall ganz unterschiedliche Eindrücke von dem in einer Linie aufgereihten Räderwerk bietet.
Edox Les Bémonts C. R .-F
Edox gedenkt Christian Ruefli-Flury, einem Uhrmacher, mit dem die Geschichte des Unternehmens 1883 begann. Der Markenname stammt aus dem Altgriechischen und meint nichts anderes als Zeitmessung. Von der „Les Bémonts C. R .-F.“ mit einem vorderseitig durchbrochenem Chronographenkaliber Eta 2894-A2 wird es insgesamt nur 200 Exemplare geben. Das Stahlgehäuse misst 44 Millimeter. Es trägt die Initialen von Christian Ruefli-Flury sowie die individuelle Nummer der limitierten Edition.
Graham Silverstone RS GMT
Graham beschränkt sich bei der „Silverstone RS GMT“ mit 46-Millimeter-Stahlgehäuse und Keramik-Lünette auf weltweit 250 Stück. Das Automatikkaliber G1721 liefert La Joux-Perret zu. Seinen Funktionen: Chronograph mit 30- Minuten-Zähler, Flyback-Funktion, zweite Zonenzeit und zwei-Scheiben-Großdatum. Die Krone besitzt ein Bajonett-Sicherheitssystem.
Harry Winston Project Z
Beim „Project Z“ umgibt das Swatch Group-Mitglied Harry Winston uhrmacherische Zusatzfunktionen mit einem sportiven Outfit. Zusammen mit der Siliziumspirale vollzieht die Unruh des Chronographenkalibers HW3304 jede Stunde 36.000 Halbschwingungen. Damit lässt sich auf die Zehntelsekunde genau stoppen. Wie bei allen „Project Z“-Armbanduhren besteht die Schale aus dem extrem leichten und antiallergem Werkstoff „Zalium“.
HYT Scull Red Eye
Wer sich eine der in verschiedenen Farben erhältlichen „HYT Skull“ ans Handgelenk schnallt, blickt nicht nur auf einen Totenkopf sondern auch in dessen Augen. Links findet sich die Sekunden- rechts die Gangreserveindikation. Die Stunden zeigt fas Manufakturkaliber mit 65 Stunden Gangautonomie mit Flüssigkeit in einem speziell geformten Röhrchen an. Die Unruhfrequenz liegt bei vier Hertz. Stolze 51 Millimeter bringt das DLC-beschichtete Titangehäuse zwischen die Backen einer Schieblehre.
Manufacture Royale Micromegas 1770 gründete Voltaire die Manufacture Royale. Außer dem Namen hat die Manufaktur mit dem französischen Philosophen und Dichter heute nichts mehr gemein. Ihre „1770 Micromegas“ mit Titangehäuse besitzt zwei fliegende Tourbillons mit unterschiedlichen Rotationsgeschwindigkeiten. Das linke sprintet in sechs Sekunden um seine Achse. Der rechte Drehgang benötigt sechzig Sekunden für eine Rotation. Beide Drehgestelle sind durch ein Differenzialgetriebe miteinander verbunden. Die in einem Federhaus gespeicherte Energie reicht für 60 Stunden Gangautonomie.
Maurice Lacroix Masterpiece Gravity
Bei der 43 Millimeter großen „Masterpiece Gravity“ führt Maurice Lacroix den Trägern das Ticken unübersehbar vor Augen. Zu diesem Zweck befindet das Schwing- und Hemmungssystem beim Automatikkaliber ML230 mit 50 Stunden Gangautonomie auf der Vorderseite. Die Unruhfrequenz liegt bei entschleunigten 2,5 Hetz. Damit auch nichts die neugierigen Blicke stört, sind die Zeitanzeigen außermittig positioniert.
MeisterSinger Adhesio
Mit der neuen „Adhaesio“, in der das Automatikkaliber Eta 2893-A2 den Zeittakt liefert, wendet sich das deutsche Label MeisterSinger an Kosmopoliten. Neben der MeisterSinger-typischen Einzeiger-Indikation für die Lokalzeit besitzt die Edelstahl-Armbanduhr mit 40 Millimeter Durchmesser noch ein spezifisch gestaltetes Zeitzonen-Dispositiv. Der zugehörige Ring dreht sich einmal täglich um 360 Grad.Mit von der Partie ist schließlich auch ein Datumsring.
H. Moser & Cie Endeavour Concept
Antoine de Saint-Exupéry hat einmal gesagt, dass Vollkommenheit nicht dann entsteht, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern wenn sich nichts mehr wegnehmen lässt. Dieser Erkenntnis huldigt H. Moser & Cie. mit einer weißgoldenen Concept-Armbanduhr aus der Endeavour-Linie, deren Zifferblattdesign reduziert ist auf das absolute Minimum. Das im Inneren verbaute Handaufzugswerk nennt sich 343.
Erwin Sattler Taschenuhr in Silber
Die Limitierung auf nur 50 Exemplare kommt bei der silbernen Taschenuhr
von Erwin Sattler nicht von ungefähr. Im vierteiligen, übrigens selbst
gefertigten Gehäuse findet sich ein sorgfältig veredeltes
Handaufzugswerk der Traditionsmanufaktur Minerva. Herstellungsjahr ca.
1920. Nachdem Sattler aus der Großuhrenfertigung kommt, erinnern die
bombierte der Vorder- und Rückseite dieses Zeitmessers an eine
Pendellinse.
Präzisionspendeluhren standen Pate für das Regulator-Zifferblatt mit
zwei exzentrisch positionierten Zeigern.
Erwin Sattler Taschenuhr in Rotgold
Uhrmacherische Highlights bei den 30 rotgoldenen Exemplaren sind die Skelettierung, Gravuren
und Guillochierungen des Spezialisten Jochen Benzinger
Carrera - Heuer 01
Mehr als 7000 verkaufte Exemplare während der Baselworld sprechen für sich. Da mag behaupten wer will, dass in der „Carrera - Heuer 01“ von TAG Heuer auch etwas Hublot DNA steckt. Auf jeden Fall handelt es sich um eine Synthese aus neuartigem Gehäuse und markanter Zifferblatt-Optik. 01 signalisiert eine Evolutionsstufe des Chronographenkalibers 1887. Das Titangehäuse, Durchmesser 45 mm, besteht aus zwölf unterschiedlichen Komponenten. Dieses Konzept bietet breiten Spielraum beim Mixen von Materialien, Oberflächenstrukturen und Farben.
Tiffany & Co. East West
Wer die rechteckige „East West“ von Tiffany & Co. zum Ablesen der Zeit nutzen möchte, sollte tunlichst das Handgelenk von sich strecken. Die Scheibe, vor der Zeiger für Stunden und Minuten rotieren, ist nämlich um 90 Grad gedreht. Es gibt sie in schwarz, weiß oder blau ausschließlich in Tiffany-Boutiquen. Das Stahlgehäuse birgt ein elektronisches Quarzwerk.
ist Robert Dreyfuss von der Dreyfuss-Gruppe mit der Marke Rotary, welche die China Haidian Gruppe 2014 gekauft hat. Im Zuge dieser Personalie mussten Marketingchef Bruno Jufer und andere Mitarbeiter(innen) “über die Klinge springen.”