Heute Nacht hatte ich ja schon davon berichtet, dass Wilhelm Schmid beim Presseempfang der CEOs ein brandneues Tourbillon am Handgelenk trug. Und zwar eines, das den bereits bekannten Tourbillon-Stopp besitzt. Zu diesem Zweck legen sich beim Ziehen der Krone zwei Feder-Arme gegen die Unruh. Einer von beiden berührt den Gangregler dank intelligenter Konstruktion selbst dann, wenn sich ein Pfeiler des Drehgestells im Weg befindet. 2014 bringt nun die Krönung des akkuraten Zeigerstellsystems durch den ebenfalls schon bekannten Zero-Reset des Sekundenzeigers wiederum beim Ziehen der Krone. Mit anderen Worten: Das „1815 Tourbillon“ vereinigt in sich zwei einzigartige Lange Spezifika.
Das neue “1815 von A. Lange & Söhne”
Das Nullstellen des Sekundenzeigers ist technisch grundsätzlich keine Hexerei. Wie es geht, weiß man spätestens seit der Erfindung des Nullstellherzens durch Adolphe Nicole im Jahr 1844 und der Vorstellung erster Nullstell-Chronographen. Selbige debütierten 1862. Hinsichtlich der Funktion ist die Sache recht einfach. Mann muss eben nur darauf kommen. Nullstellherz und Zeiger sitzen auf einer Welle. Drückt ein entsprechend gestalteter Hebel –egal wo- gegen das Nullstellherz, bewegt es sich immer in die gleiche Position. Gleiches gilt für den zugehörigen Zeiger. Die Andruckfläche des Nullstellhebels kommt dann auf der gebuchteten Seite des Herzens zu liegen.
Nullstellmechanismus beim Kaliber L102.1 von A. Lange & Söhne
Tourbillon-Detal beim Kaliber L102.1 von A. Lange & Söhne
Nichts anderes tun die Uhrmacher beim Handaufzugskaliber L102.1, dessen Entwicklung, wie die Kaliberbezeichnung zum Ausdruck bringt, im Jahr 2010 begann. Nur, und das ist die schwierige Angelegenheit, handelt es sich hier um die nach vorne verlängerte Welle eines sehr delikaten Tourbillon-Käfigs. Erschwerend kommt hinzu, dass das Drehgestell beim Zeigerstellen zwar angehalten, selbst aber nicht nullgestellt werden kann. Folglich muss der Nullstellmechanismus, also die Kombination aus Herz und Zeiger mit exakt berechneter Friktion auf dieser Welle sitzen. Nicht zu locker, aber eben auch nicht zu fest. Das, erzählte mir Wilhelm Schmid bei der Präsentation des Newcomers, erfordert extrem viel Fingerspitzengefühl. Zu viel Druck kann dem filigranen Kunstwerk zur Kompensation der Schwerkraftfehler in senkrechter Position irreparablen Schaden zufügen. Somit können und dürfen sich nur ausgewiesene Spezialisten mit diesem Uhrwerk beschäftigen.
Handaufzugskaliber L102.1 von A. Lange & Söhne
Das gesamte Handaufzugswerk L102.1, Durchmesser 32,6 und Höhe 6,6 Millimeter, besteht aus 262 Komponenten. Der Drehgang vollzieht eine Umdrehung pro Minute, die Schraubenunruh oszilliert mit drei Hertz. Mit 39,5 Millimeter großem Platingehäuse beschränkt sich die Edition auf 100 Exemplare zu 162.500 Euro. In Rotgold gibt es keine Limitierung. Hier liegt der Preis bei 132.500 Euro.