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Channel: Gisbert L. Brunner
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Autos und Uhren in Le Mans

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Le Mans 2015 ist rum. Porsche hat gewonnen, Audi diesmal nach einer mehrjährigen Erfolgsserie das Nachsehen. VW-CEO Martin Winterkorn kann es egal sein. Alle Plätze auf dem Podest sind von Teilnehmern des unter seiner Regie agierenden Konzerns belegt. Herz, was willst du mehr?

Wo Autos, da wie meistens auch Uhren.

Beispielsweise jene von Chopard. Das Genfer Familienunternehmen ist seit Anfang der Rennsaison offizieller Zeitnehmer von Porsche Motorsport.

Der Sieger-Porsche Nummer 19 in Le Mans 2015

Der deutsche Rennstall hat in Le Mans nach diesem Wochenende durch insgesamt 17 Siege Geschichte geschrieben. Die ersten sind für 1970 und 1971 zu verzeichnen. Das Fahrzeug: der legendäre Porsche 917 K. 1976 und 1977 ging Jacky Ickx, ein enger Freund von Chopard Co-Präsident Karl-Friedrich Scheufele in einem Porsche 936 siegreich durchs Ziel. 

Jacy Ickx am Werktisch bei Chopard

Insgesamt fuhr der Belgier sechs Siege auf dieser Strecke ein, davon vier in einem Porsche. Für Chopard Grund genug den großartigen Rennfahrer, der dieses Jahr am 1. Januar seinen 70. Geburtstag feierte, mit einem speziellen Chronographen zu ehren. Natürlich entstammt dieser Automatikstopper der hoch sportiven „Superfast“-Kollektion. Sein Name „Superfast Chrono Porsche 919 Jacky Ickx Edition“, die Auflage 100 Exemplare.

Aufgelegt in einer Edition von 100 Exemplaren:Chopard Superfast Chrono Porsche 919 Jacky Ickx Edition

Logischer Weise verbaut die Manufaktur das eigene, in Fleurier hergestellte Kaliber 03.05-M mit 60 Stunden Gangautonomie, vier Hertz Unruhfrequenz, Schaltradsteuerung, horizontaler Friktionskupplung, Flyback-Funktion, 30-Minuten und 12-Stunden-Zähler. 

Das sportive Manufakturkaliber 03.05-M mit Chronograph

eine Ganggenauigkeit bestätigt ein Zeugnis der amtlichen Schweizer Chronometerkontrolle COSC. Die Edelstahlschale mit 45 Millimetern Durchmesser und Schraubkrone  widersteht dem nassen Element bis 100 bar Druck. Den Sichtboden zieren die gravierten Logos „Official Timing Partner Porsche Motorsport“ und „Jacky Ickx Limited Edition“ Mit von der Partie ist auch eine Tachymeterskala. Damit hätte Jacky Ickx auf dem Rundkurs von Le Mans problemlos die seine erreichten Durchschnittsgeschwindigkeiten über einen Kilometer hinweg ermitteln können. Machbar wäre es, wie er mir einmal erzählte, trotz Bestzeiten gewesen.

Gewann insgesamt sechs Mal in Le Mans: Jacky Ickx

“Neben der Piste, auf der wir mit 300 Stundenkilometern unterwegs waren, gab es ein kleines Restaurant, wo Leute ihren Lunch nahmen. Beim Vorbeifahren konnte ich genau beobachten was sie tranken und aßen. Während der nächsten Runde sah ich, ob jemand gegangen oder neu hinzugekommen war. Wenn so etwas beim Rennen möglich ist, kann man nebenbei auch locker auf seine Uhr schauen.“

Orisist, wie in meinem Blog schon zu lesen war, seit Ende 2013 Partner von Audi Motorsport. Die Ingolstädter schafften es nach insgesamt 13 Siegen seit dem Jahr 2000 immerhin auf einen ehrenvollen dritten Rang. 2014 war ein Audi R18 e-tron quattro siegreich durch Ziel gegangen. 

Der Audi R18 e-tron quattro, Sieger Le Mans 2014, war am vergangenen Wochenende am Münchner Flughafen zu sehen

… und von Zuschauern umringt

Einer der Sponsoren heißt Oris

Zu Ehren dieser Partnerschaft legt Oris die stählerne „Audi Sport GMT“ mit 44 Millimetern Gehäusedurchmesser auf.

Audi Sport GMT von Oris

Ihr mattes silberfarbenes Zifferblatt weckt Erinnerungen an das Dashboard eines Audi Sport-Boliden und die legendären „Silberpfeile“. Unter dem Zifferblatt findet sich das Automatikkaliber Oris 747. Selbiges basiert auf dem Sellita SW 220-1 mit rund 38 Stunden gangautonomie, besitzt einen zusätzlichen 24-Stunden-Zeiger zur Indikation einer zweiten Zonenzeit sowie die signifikante Oris-Funktionsanzeige. Gemeint ist ein kleiner Schlitz bei der „9“, welcher sich im Laufe einer Minute zunehmend rot füllt. Gegenüber bei der „3“ findet sich ein Fensterdatum. Ein äußerer Gummiring erleichtert das Verstellen der Drehlünette in jede beliebige Richtung. Die Wasserdichte des markanten Zeitmessers reicht bis 10 bar.

Erste Exemplare dieser Armbanduhr sind ab diesem Monat erhältlich.

TAG Heuer ist dem Motorsport als offizieller Zeitnehmer seit den frühen 1960-er Jahren verbunden. 1970 sponserte die Marke den ein Jahr später tödlich verunglückten Jo Siffert.

Jack W. Heuer und Jo Siffert

Der Schweizer war Porschehändler und in Le Mans -leider nicht erfolgreich- mit einem 917K unterwegs. Seine Armbanduhr: eine Heuer „Monaco“. Bekanntlich trug auch Steve McQueen im Film `Le MansA zum Original-Jo Siffert-Dress einen Chronographen dieses Typs.

Steve McQueen 1970 bei den Dreharbeiten zu Le Mans

2015 ist TAG Heuer während der 24 Stunden von Le Mans an Bord von Nissan.

TAG Heuer Carrera Chronograph Special Edition Nissan Nismo

Und das nicht ohne Grund. Der  japanische Markt, wo TAG Heuer bereits in den frühen 1990-er Jahren seine weltweit erste Boutique eröffnete, gehört zu den besonders wichtigen. Die japanische Automarke war nach vielen Jahren der Abstinenz erstmals wieder in Le Mans dabei.

Nissan Nismo in le Mans

An ihrer Performance muss sie daher noch kräftig arbeiten. Immerhin kamen zwei der drei Boliden trotz längerer Boxenaufenthalte im Ziel an. Sie beendeten das weltweit härteste Langstreckenrennen als 40. und 45. Rückstand auf den Sieger-Porsche Nummer 19: mehr als 100 Runden.
Dabei sein ist alles und hilft, im nächsten Jahr besser zu werden. Der Attraktivität des 34 Millimeter Carrera Chronographen Special Edition Nissan Nismo tut das keinen Abbruch.

TAG Heuer Carrera Chronograph Special Edition Nissan Nismo 

Im 43 Millimeter großen Zeit-Boliden mit schwarz beschichtetem Titan-Gehäuse tickt das Automatikkaliber 16. Kenner wissen, dass es sich dabei um ein Valjoux/Eta 7750 mit Datums- und Wochentagsindikation handelt. Der Stopper besitzt zwei Totalisatoren, welche bis 30 Minuten und 12 Stunden reichen. Bei der „9“ dreht die Permanentsekunde. Das Uhrwerk lässt sich durch den Sichtboden der bis zehn bar wasserdichten Schale erkennen.

Rückseite des TAG Heuer Carrera Chronographen Special Edition Nissan Nismo (sorry, kein besseres Bild vorhanden)

Als Liefertermin für die Ersten Exemplare


Waterloo, kein Waterloo für Breguet

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Der Kalender zeigte den 18. Juni des Jahres 1815. Rund um das etwa 20 Kilometer südlich von Brüssel gelegene Hofgut Hougoumont konnten zwei hartgesottene Feldherren ihre Nervosität kaum verbergen.

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Gut Hougoumont bei Brüssel

Einer, der aus seiner Verbannung nach Elba zurückgekehrte Napoleon Bonaparte

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Napoleon Bonaparte

wartete sehnsüchtig auf Marschall Emmanuel de Grouchy mit seinen Truppen. Auf der anderen Seite wünschte sich der Herzog von Wellington

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Thomas Lawrence Duke of Wellington

in seinem Hauptquartier nahe Waterloo dringend den Generalfeldmarschall Blücher mit seinem Generalquartiermeister Gneisenau herbei. Nervös blickten die erbitterten Gegner immer wieder auf ihre präzisen Taschenuhren von Abraham-Louis Breguet, denn diese waren vermutlich das Einzige, was sie außer der Kampfeslust verband.

Dazu Wellington selbst: „Ich schaute öfter auf meine Uhr als alles andere sonst. Ich wusste, wenn meine Truppen die Stellungen bis zur Nacht halten konnten, stieße Blücher noch vor dem Morgen zu mir und würden wir Bonaparte am nächsten Tag keine Armee mehr lassen.“
Der Ausgang der Schlacht bei Waterloo ist bekannt. Wellington und seine Verbündeten siegten, Napoleon Bonaparte musste sich geschlagen geben und die letzten Jahre seines Lebens als Gefangener auf der Atlantikinsel St. Helena verbringen.
Vor der verlustreichen Auseinandersetzung dürften vermutlich auch noch andere Beteiligte gelegentlich das Zifferblatt ihrer Breguet konsultiert haben.
Aus dem französischen Lager gehörten zum Kundenkreis des genialen Uhrmachers
- Marschall de Grouchy
- Marschall Ney

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Breguet von Michael Ney, gekauft 1813

- Jérôme Bonaparte, der Bruder von Napoleon

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eine Breguet von Jérôme Bonaparte
- General Kellerman und
- der Chirurg Dominique Larrey.

Unter den Alliierten vertrauten nachweislich
- Lord Paget
- Lord Somerset
- Major Percy
- General Cooke
- General Maitland und
- General Ponsonby auf die Uhrmacherküste des gebürtigen Schweizers,
dessen Erfindungen der französische Außenminister und Breguet-Kunde Charles Maurice de Talleyrand einmal als teuflisch bezeichnet hatte.

Warum schreibe ich das alles?
Am 18. Juni 2015 jährte sich die Schlacht bei Waterloo zum 200. Male. Nachdem die Feiern zum 100. Jahrestag 1915 wegen des tobenden Ersten Weltkriegs ausfallen mussten, ging es gestern im frisch und besonders aufwändig renovierten Gut Hougoumont, welches seinerzeit übrigens auf niederländischem Staatsgebiet stand, richtig hoch her.

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Feierlichkeiten auf Hougoumont

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Nachkommen der seinerzeit kämpfenden Parteien waren ebenso zur Stelle wie seine Königliche Hoheit der Prinz von Wales samt Gemahlin.

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Der Prince of Wales in Hougoumont am 18. Juni 2015 

Extra gepolsterte Stühle für die königlichen Hoheiten aus England

Ehrenplätze in Waterloo

Das britische Militär zeigte größte Präsenz und unterstrich somit die damalige Siegerrolle.

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Britische Militärs vor dem neuen Ehrenmal in Hougoumont

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Fürst Nikolaus Blücher von Wahlstatt repräsentierte seine Linie und damit die Preußen.

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Fürst Nikolaus Blücher von Wahlstatt 

Auf französischer Seite überragte der 1,95 Meter große Prinz Charles Napoleon Bonaparte

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Prinz Charles Napoleon Bonaparte 

viele der illustren Gäste, darunter auch König Philippe von Belgien und Frau Mathilde sowie König Willem-Alexander der Niederlange mit Frau Maxima.

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Symbolische Versöhnung durch Handschlag nach 200 Jahren: Wellington, Napoleon Bonaparte und Blücher

Natürlich durfte bei einer Veranstaltung wie dieser das Haus Breguet nicht fehlen. Immerhin hatte Abraham-Louis Breguet seinerzeit reichlich Uhren an verschiedene der Kampfhähne geliefert. Und seine geschäftlichen Nachfahren, also die Swatch Group und der aktuelle CEO  Marc A. Hayek

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Breguet CEO Marc A. Hayek

haben die Renovierung und Erweiterung von Gut Hougoumont zu einer Gedenkstätte mit rund einer halben Million Euro großzügig unterstützt. Gerechnet wird mit jährlich bid zu 650.000 Besuchern. 

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Das berühmte Nordtor zum Gehöft Hougoumont

Eine der vielen Gedenktafeln auf Hougoumont

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Die restaurierte Scheune

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Der neue Raum Breguet in Hougoumont

Spannungsfrei war das Verhältnis zwischen Napoleon und seinem Uhr-Lieferanten übrigens nicht. Im April 1798, einen Monat vor dem Aufbruch zum Ägyptenfeldzug kaufte der General dem Meister-Uhrmacher gleich drei Zeitmesser ab: ein garde-temps mit Repetition, eine tragbare Reiseuhr

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Breguet Reiseuhr für Napoleon Bonaparte

und eine Repetieruhr mit Selbstaufzug. Letztere kam im Juni 1801 zurück in die Werkstatt. Sand, Pferde und vielleicht auch Dromedare hatten sie stark in Mitleidenschaft gezogen, was den angehenden Kaiser offensichtlich so erzürnte, dass er fortan bei Breguet keine weiteren Uhren mehr bestellte. Ganz im Gegensatz zu seinem Widersacher Wellington, der bis zu seinem einträglichen Sieg bei Waterloo nur eine Breguet sein Eigen nannte, danach aber acht weitere bestellte.   

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Eine der Taschenuhren von Breguet für Wellington

Die Zurückhaltung des französischen Kaisers musste Breguet nicht bekümmern. Andere Familienmitglieder der Bonapartes kauften dafür umso mehr. Zusammen sollen es rund 100 Uhren gewesen sein. Außer Napoleon selbst bediente Breguet u.a. dessen Gattin Josephine und auch Bruder Jérôme, welcher zwischen 1805 und 1809 nicht weniger als zwölf Zeitmesser kaufte.
Schwester Caroline Murat, ab 1808 Königin von Neapel, bezog bis 1814 sogar 34 Exemplare, darunter die erste Armbanduhr des großen Meisters seines Fachs.
Besagte Königin von Neapel erlaubt den eleganten Sprung in die Gegenwart, weil sich die „Reine de Naples“ mit ovalem Gehäuse heute als ikonographische Damenarmbanduhr am Markt ausgesprochen gut behauptet. 

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Aktuelle Reine de Naples von Breguet

Zur aktuellen Situation bei Breguet konnte ich am Rande des Waterloo-Events einige Fragen an CEO Marc A. Hayek richten.

Wie viele Uhren produziert Breguet heute?

Wir reden nicht gerne über Zahlen, aber gegenwärtig entstehen jährlich rund 30.000 Breguet Uhren.

Der Markt ist momentan nicht gerade einfach. Der Ferne Osten, namentlich China, Hongkong und Macau schwächeln. Bei den russischen Kunden dürfte es auch nicht gerade zum Besten stehen.

Ich muss zugeben, dass uns speziell die russischen Touristen in den vergangenen zwei Jahren wirklich fehlen. Russen gehören traditionsgemäß zu unserer besten Klientel. Und in China macht uns zu schaffen, dass wir keine klassischen Breguet Armbanduhren mit Stahlgehäuse haben. Wegen der strengen Antikorruptionsgesetze werden solche zunehmend nachgefragt.

Wird Breguet die Philosophie ändern und über kurz oder lang entsprechende Modelle produzieren?

Genauso wie wir keine Uhren mit Quarzwerk machen wird es auch keine klassischen Breguets mit Stahlgehäuse geben.

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Breguet Classique Chronométrie 7727 B

Breguet ist in Sachen Uhrmacherei heute genauso innovativ und progressiv wie seinerzeit Abraham-Louis. 2012 präsentierten Sie zur Baselworld die 2012
„Classique Chronométrie 7727 B“ mit magnetfeldgelagerter Unruhwelle. 2013 gelangte sie auf den Markt. Wie reagieren die Kunden auf so eine spezielle Uhr?

Mit den Abverkäufen sind wir keineswegs unzufrieden. Die Uhr hält, was sie uns versprochen hat. Sie reguliert ausgesprochen gut. Es gibt nichts zu kritisieren.

Werden eines Tages auch andere Breguet-Zeitmesser mit diesem Schwingsystem ausgestattet sein.  

So weit sind wir noch nicht. Die Produktion reicht noch nicht aus, um auch andere Werke damit auszustatten.

Wie steht es mit der ultrakomplizierten doppelseitigen Armbanduhr zu Ehren Ihres verstorbenen Großvaters?

Wenn ich sage, das war und ist ein Alptraum, übertreibe ich nicht. Das ursprüngliche Konzept mussten und müssen wir vollständig überarbeiten. Im Grunde genommen wird das Uhrwerk von unseren Uhrmachern komplett neu aufgebaut. Aber ich bin zuversichtlich, dass sie eines Tages funktionieren wird.

Wann findet Ihr neuer, zur Baselworld 2015 vorgestellter Tradition Chronographe Indépendante 7077 an die Handgelenke der potenziellen Kunden.

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Breguet CEO Marc A. Hayek mit der Tradition Chronographe Indépendante 7077 am Handgelenk

Ich trage gerade den Prototypen und der funktioniert völlig problemlos. Daher rechne ich bis Ende des Jahres 2015.

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Breguet Minutenrepetition 2015

… und die neue Minutenrepetition mit einzigartigen konstruktiven Merkmalen und sehr speziell geformten Tonfedern?

Hier hoffe ich, dass wir bis zum Ende des laufenden Jahres zwei Exemplare fertig bekommen. Richtig los geht es aber erst im Februar 2016.

C.H. Wolf: Crowdfundig für Wachstum

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Wer wachsen will benötigt Kapital. Selbiges kann man als Unternehmer selber einbringen oder bei Investoren einsammeln. Hier wiederum unterscheidet man zwischen institutionellen oder privaten Investoren.

C. H. Wolf, die 2014 aus Hemess hervorgegangene Glashütter Uhrenmarke startete gestern, also am 22. Juni 2015 eine Kapitalerhöhung durch so genanntes Crowdinvesting. Will heißen: private Investoren, die bereit sind mindestens 250 Euro einzubringen, können sich direkt an diesem Unternehmen beteiligen.
Zu diesem Zweck kooperieren die beiden Geschäftsführer Jürgen Werner und Christoph Pfeiffer mit der 2011 gegründeten Crowdinvesting-Plattform Bergfürst, welche gegenwärtig rund 11.000 Nutzer vorweisen kann.

Jürgen Werner, einer der beiden Geschäftsführer von C.H. Wolf

Den Grund für die außergewöhnliche Entscheidung, private Kapitalgeber in die Weiterentwicklung der Uhrenmarke einzubinden nennt Jürgen Werner:

„Unsere gesamte Unternehmensphilosophie gründet sich darauf anders, ich würde sagen erfrischend und überzeugend anders zu sein. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, auf diese spezielle Art und Weise mit Hilfe von Bergfürst und eines Crowdfundig zu wachsen.“

Der erste Schritt ist eher bescheiden, wie Jürgen Werner wissen lässt.

„Zunächst einmal streben wir eine Schwelle von 500.000 Euro an. Zum Erzielen einer höheren Summe, ich denke da an eine Zahl im Millionenbereich können wir das Crowdinvesting anschließend noch fortsetzen.“  

Eine klare Vorstellung, was C.H. Wolf mit dem solcherart eingesammelten Geld bewerkstelligen will, besitzt Jürgen Werner, der als ehemaliger Banker einschlägige  Erfahrungen mitbringt, natürlich auch:

„Als Erstes wollen wir weitere Präzisionsmaschinen für unsere Produktionsstätte in Glashütte anschaffen. Dann müssen wir dringend unsere Vertriebsstruktur erweitern. Als dritten Aspekt nenne ich innovative Marketing-Aktivitäten.“ 

Blick ins Atelier von C.H. Wolf, Glashütte

Natürlich interessierte mich zu wissen, ob C.H. Wolf analog zu A. Lange & Söhne, Glashütte Original, Grossmann, Mühle, Nomos, Tutima oder Wempe auch an exklusive oder gar komplett eigene Kaliber denke. Dazu nochmals Jürgen Werner:

„Ein eigenes Werk gehört auch zu unserer unternehmerischen Perspektive. Das Thema eigene Manufaktur ist jedoch ein langfristig angelegtes und genießt daher nicht unsere erste Priorität.“ 

Flymatic Chronograph von C.H. Wolf

Schließlich stellt sich für potenzielle Investoren natürlich die Frage, welche Chancen und Risiken mit dem Einstieg bei C.H. Wolf verbunden sind. Auch darauf gibt Jürgen Werke eine klare Antwort: 


„Beim Crowdfundig auf dem Weg über die Bergfürst AG handelt es sich um ein partiarisches oder Beteiligungs-Darlehen. Anders ausgedrückt geht es um einen Kredit, für den der Investor prozentual am wirtschaftlichen Unternehmenserfolg von C.H. Wolf beteiligt wird. Entsprechend der Vereinbarung schütten wir Zinsen aus, zahlen wir das Darlehen auch wieder zurück.“

Auf die Frage, mit welchen Risiken ist zu rechnen sei, antwortet Jürgen Werner, dass

„die Kreditgeber nachrangiger Darlehen hinsichtlich des Risikos ähnlich gestellt sein können wie die Eigenkapitalgeber. Mitspracherechte als Gesellschafter haben sie jedoch nicht.“

Gibt es für Investoren einen Preis-Bonus bei Uhren von C.H. Wolf?

„Uhrenliebhabern, welche mit mindestens 7.000 Euro bei uns einsteigen, offerieren wir eine spezielle Investor’s Watch. Sie ist für nur 2.000 Euro erhältlich.“

Dann kann ich abschließend nur viel Glück und jede Menge Interesse wünschen.

Modell Urban Big Date von C.H. Wolf

https://de.bergfuerst.com/unternehmen/c-h-wolf

Hublot, Lapo Elkann und Italia Independent

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Im November 2014 kündigten Jean-Claude Biver und Lapo Elkann eine Partnerschaft zwischen Hublot und Italia Independent an.

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Jean-Claude Biver und Lapo Elkann

Für alle, die es noch nicht wissen: Italia Independent ist das 2006 gegründete Sonnenbrillen- und Modelabel des 37-jährigen Enkels von Fiat-Patriarch Gianni Agnelli. 

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Aus dieser Liaison erwuchsen zwei Sets jeweils bestehend aus Uhr und Brille, die bereits während der Baselworld zu sehen waren.

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Set in Texalium Blau

Die Besonderheit der Big Bang Unico Italia Independent: erstmalige Verwendung des Werkstoffs Texalium für ein Uhrengehäuse. Selbiger beseitigt die Karbon inhärente farbliche Beschränkung  auf Schwarz oder ein dunkles Blau, das die Kink Power „Special One“ José Mourinho auszeichnete. Im Gegensatz dazu besticht Texalium durch wahrhaft leuchtende Farben. Die Basis der damit gefertigten Gehäuseteile bildet weiterhin Karbonfaser. Nur beim Herstellen der aus vielen Lagen bestehenden Platte ersetzt Hublot die oberste Schicht Karbonfaser durch eine 0,2 Millimeter dicke aus chemisch durchgefärbter und damit absolut lichtbeständiger und mechanisch ähnlich hoch belastbarer Glasfaser. Die Bearbeitung erfolgt auf den gleichen Maschinen und mit den gleichen Werkzeugen, wie bei reinen Karbonfaser-Komponenten. Kopfzerbrechen bereitete das Erzielen des gewünschten Farbtons. Weil das Verschmelzen von Karbon- und Glasfaser mit Hilfe von Epoxidharz in einem Backofen erfolgt, verändert sich die ursprüngliche Farbe teilweise signifikant. Um beispielsweise das strahlende Blau der auf 500 Exemplare limitierten „Big Bang Unico Italia Independent“ mit dem hauseigenen Chronographenkaliber „Unico“ herbeizuführen, waren mehr als hundert sehr detailliert dokumentierte Versuche erforderlich. Nur so konnte das geheim gehaltene Verfahren für die spätere Serienproduktion exakt nachvollzogen werden. Gleiches gilt logischer Weise für das Pendant in Grau. 

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Set in Texalium Grau

Auf die Vorstellung in Basel folgte gestern, 24. Juni 2015 in Paris das offizielle Lancement der beiden Sets, von denen jedes mit 23.900 Euro zu Buche schlägt. Vor Ort, konkret im Palais de Tokyo

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Palais de Tokyo in Paris

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Blick aus Monsieur Bleu auf den Eiffelturm

und dort wiederum ganz stilgerecht im Monsieur Bleu

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Monsieur Bleu im Palais de Tokyo Paris

konnte ich zuerst mit Jean-Claude Biver und Lapo Elkann sprechen. 

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Wie habt ihr euch den kennengelernt?
Lapo zeigt auf Jean-Claude und der auf Lapo. Du, du …. Beide lachen.

Jean-Claude: Familie. Philippe, eines meiner fünf Kinder, und die Schwester von Lapo gingen in die gleiche Schule. Beide trafen sich dann wieder in St. Tropez im Club 55 am Strand. Dort machten die Kinder Lapo und mich bekannt. So lernten wir uns kennen. Das war im März und Lapo war der einzige, welcher ins 13 oder 14 Grad kalte Wasser stieg. Meine Frau sagte, dass ich das auch tun solle. Ich meinte nur, dass ich ein wenig älter sei.

Gab es denn vorher schon eine Verbindung zu Hublot, immerhin hatte die Marke mit Carlo Crocco früher einen italienischen Eigentümer?

Lapo: Vor Jean-Claude hatte ich keinerlei Verbindung zu Hublot. Und ich sage es ganz ehrlich: Bevor ich Jean-Claude traf, hätte ich mit keinem einzigen Menschen in der Uhrenindustrie zusammenarbeiten mögen. 

Warum?

Jean-Claude ist extrem energiegeladen und er besitzt jede Menge positiver Energie. Er kümmert sich, er gibt, er liebt. Er hat viele persönliche Qualitäten abgesehen von den beruflichen. Und das nahm mich sofort für Hublot ein. Ich sagte mir, wenn ich jemals etwas mit der Uhrenindustrie unternehmen sollte, dann nur mit Jean-Claude.

Was folgte auf die erste Begegnung im Club 55?

Lapo: Ich sagte mir, mit Jean-Claude kann etwas ganz Verrücktes passieren. Etwas Verrücktes im positiven Sinn. Wir haben charakterlich etwas gemeinsam, nämlich das Unmögliche möglich zu machen. Wenn uns jemand sagt, dass das nicht gehe, hören wir weg. Wir versuchen, nicht nein zu sagen, sondern wie geht das doch oder trotzdem. In diesem Sinn brachten wir Texalium, ein Material, welches die Uhrenindustrie nie zuvor benutzt hat. Bei diesem Projekt haben unsere Energien zusammen geschwungen. Es war etwas ganz Erstaunliches. Und ich habe es niemals wie Arbeit empfunden. In Hublot  und Italia Independent stecken Leidenschaft und Gefühle, welche es uns gestatteten, das Unmögliche möglich zu machen. 

Jean-Claude: Erstmals wurde das Unmögliche möglich durch die Beziehung zwischen Ferrari und Hublot. Die wenigsten wissen das, aber ohne Lapo wäre die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Marken und Manufakturen nie zustande gekommen. Er machte mich bekannt und überzeugte die Verantwortlichen bei Ferrari, dass das die ideale Partnerschaft sei.

Lapo:  Ich persönlich war sofort davon überzeugt, dass Jean-Claude, Ricardo (Guadalupe) und Hublot die definitiv besten Uhren-Partner für Ferrari wären. Zum Beispiel wegen der Innovationen, wegen der Attitüden. Vorher hatte Ferrari schon mit anderen Marken zusammengearbeitet. Aber keine hat für Ferrari ein einzigartiges Uhrenmodell entwickelt, hergestellt und auf den Markt gebracht. Hublot hat sich die Zeit genommen, mit den Mitarbeitern des  Designstudio, den Ingenieuren und Technikern von Ferrari zu reden, die Fabrik zu besuchen, die verwendeten Materialien zu studieren und daraus Schlüsse für eine spezielle Uhr zu ziehen. Am Produkt kann man sehen, dass hier eine perfekte Ehe eingegangen wurde.

Du kauftest dir ja zwischenzeitlich einen Ferrari, Jean-Claude.

Jean-Claude: Korrekt, nachdem ich Lapo getroffen hatte, kaufte ich mir einen 275 GTB.

Lapo: Ein wunderbares Auto.

Die letzte authentische Kooperation geht in die 1990-er Jahre zurück, als Ferrari mit Gino Macaluso und Girard-Perregaux zusammenarbeitete.

Lapo: Gino Macaluso hatte Qualitäten, die mit denen von Jean-Claude übereinstimmen. Dazu gehört eine Authentizität, die heute so selten geworden ist. Dazu Freundlichkeit, Korrektheit, Professionalität und Menschlichkeit. Es ist schwer, das alles in einer Persönlichkeit zu finden.

Jean-Claude: Gino war einer meiner Freunde. Ich traf ihn erstmals 1974 und ich arbeitete damals mit seiner Firma in Turin zusammen, welche Audemars Piguet und Omega nach Italien importierte.

Was war die Herausforderung beim Gemeinschaftsprojekt zwischen Italia Independent und Hublot?

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Jean-Claude Biver und Lapo Elkann

Lapo: Wir wollten die Dinge gut, perfekt, natürlich machen. Jeder Kennt Ferrari, jeder kennt Juventus Turin. Hublot arbeitet mit beiden. Italia Independent musste sich durch harte Arbeit erst beweisen. Das haben wir getan und uns durch Materialien, durch Zahlen und Ergebnisse bewiesen. Wir haben die Firma in Mailand gelistet. Das war die unabdingbare Voraussetzung dafür, mit Hublot eine Partnerschaft einzugehen. Heute spielen wir mit Italia Independent in der ersten Liga, vorher war es nur die zweite. Was an sich für eine gerade einmal acht Jahre Firma nichts Schlechtes ist. Wir haben uns bewiesen und besitzen die Kapazität, mit Hublot zusammen eine Sprache zu sprechen, Visionen und Standpunkte zu teilen. Italia Independent hat nun das Rückgrat, in besagter erster Liga zu spielen.

Gibt es Synergien zwischen beiden Firmen?

Lapo: Ich würde sagen hundertprozentig ja. Wenn ich eine Idee entwickle und ich denke, das könnte smart sein für Hublot oder eine andere Firma, für die Jean-Claude verantwortlich ist, dann gehe ich auf ihn zu. Die Antwort lässt niemals lange auf sich warten.

Jean-Claude: Lapo tat dies auch schon für TAG Heuer. Eines Tages rief er mich an und sagte, es gebe da diese und jene Möglichkeiten. Die Zusammenarbeit zwischen uns ist zunächst jene zwischen zwei Freunden und erst dann geht es ums Geschäft.

Was ist das Besondere an der Italia Independent Uhr?

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Hublot Big Bang Unico Italia Independent

Jean-Claude: Das Gehäuse besteht aus Karbon und Texalium. Das ist ultraleicht, wie du auf Anhieb fühlen kannst. Und dann ist da diese unglaublich blaue Farbe.

Lapo: Im Gegensatz zu Karbon lässt sich Texalium beliebig einfärben. Deshalb bietet dieses Material so viele Gestaltungsmöglichkeiten. Es besitzt die Leichtigkeit von Karbon und war schon beim Maserati MC 12 zu sehen. Es gibt auch einige andere Autos und dann ist Texalium mitunter in der Welt des Top-Segelsports zu finden. Jean-Claude: Gelb ist möglich, oder Orange, oder oder oder

Lapo: Wir wollten auf jeden Fall die ersten sein, die Texalium auf diesem Gebiet realisieren. Aber das sollte nicht nur eine Uhr werden, sondern ein echtes Statement.

Warum startet ihr ausgerechnet mit Blau?

Lapo: Wir haben uns am Mittelmeer kennengelernt. Da lag Blau doch förmlich auf der Hand. Blau verstrahlt Frieden und Gelassenheit. Viele verbinden Eleganz mit Schwarz, aber ich vertrete die Auffassung dass auch blau sehr elegant sein kann. Nehmen wir einen blauen Anzug.

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Die Hublot Big Bang Unico Italia Independent am Handgelenk von Lapo Elkann 

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Lapo Elkann

Aber in diesem Fall haben wir es mit einem sehr speziellen Blau zu tun.

Lapo: Sehr recht. Wir haben bei der Uhr gleich mehrere Blautöne. Einmal am Chassis, dann auf der Lünette und schließlich das Denim-Armband mit Platin-Nieten. Das Band lässt sich übrigens mit wenigen Handgriffen austauschen. Gegen ein Schwarzes oder eines aus Krokoleder. Ganz nach Belieben. Aber nochmals zurück zu Blau. Blau ist für mich die eleganteste Farbe überhaupt. Und bei Italia Independent haben wir mit Blau begonnen. Blau war immer die Farbe in meinen Träumen. Wenn ich von einem Objekt träume, dann tue ich das in Blau. Ich habe nichts gegen Schwarz. Gefällt mir auch, ist aber sehr gedeckt.

Jean-Claude: Schwarz ist die Ambivalenz, denn Schwarz steht auch für den Tod.

Reden wir lieber vom Leben, Jean-Claude. Gibt es eine spezielle Situation, an die du dich besonders gerne erinnerst?

Jean-Claude: Ja, ich denke da ans Jahr 1995 und eine Begegnung mit Cindy Crawford. Da saß ich neben ihr. Um uns sehr viele glamouröse Leute, mit denen ich nicht sehr viel anzufangen wusste. Mein kleines Problem bestand darin, dass ich einen 1966-er Chateau d’Yquem gekauft hatte, das ist das Geburtsjahr von Cindy. Und ich wollte den Wein mit ihr am Tisch zusammen trinken. Also versteckte ich die Flasche in meinem Anzug. Wir setzten uns hin und –schlägt sich vor Lachen auf die Knie- und ich öffnete die Flasche unter dem Tisch und schenkte dort heimlich zwei Gläser ein. Wir beide tranken dann Yquem, die anderen 500 um uns herum den normalen Wein und merkten nichts.

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Ricardo Guadalupe und Lapo Elkann

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Lapo Elkann und Ricardo Guadalupe

Anschließend konnte ich in Paris auch mit Ricardo Guadalupe einige Worte wechseln:

Wie geht es dir? Was denkst du über die blaue und graue Kooperation mit Italia Independent?

Ricardo: Das ist für Hublot eine tolle Sache, denn es bringt uns eine neue Welt.

Welche?

Ricardo: Die Welt des Lifestyle und die Welt des Design. Hublot erschließt damit neue Horizonte. Die Kreativität von Lapo Elkann, seine Ideen und seine Verrücktheit im positiven Sinn bringen uns definitiv weiter. Das alles ist sehr gut für die Marke.

Handelt es sich um eine einmalige Sache oder besitzt diese Kooperation Zukunft.

Ricardo: Wir starten gerade in ein gemeinsames spannendes Abenteuer. Begonnen hat es mit der blauen und grauen Texalium-Uhr, Weiteres wird folgen, da bin ich mir ganz sicher. Nächstes Jahr vielleicht zur Baselworld.

Was macht Lapo so wertvoll für Hublot?

Ricardo: In erster Linie seine große Kreativität und sein unkonventionelles Denken, das die Uhrenindustrie, welche mitunter Scheuklappen aufhat, sehr voranbringen kann. Bester Beweis für die Kreativität von Lapo ist doch der Auftritt des Fiat 500. Der hat sehr viel frischen Wind in die Autoindustrie gebracht.

Bezieht sich die Zusammenarbeit nur auf die Big Bang oder vielleicht auch auf die Classic Fusion?

Ricardo: Das kann beides sein, auch eine Damenuhr ist denkbar. Warten wir’s ab.

Ist Lapo in deinen Augen ein normaler Italiener oder einer der außergewöhnlichen Art?

Ricardo: Lapo ist sehr speziell, etwa Besonderes. Er hat seinen eigenen einzigartigen Stil entwickelt und baut ihn konsequent aus. Das passt perfekt zu Hublot.

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Lapo Elkann und Ricardo Guadalupe

Wie verkaufen sich die Italia Independent Sets?

Ricardo: Wir starten gerade mit den Lieferungen. Die Nachfrage ist derart riesig, dass die Editionen sehr schnell ausverkauft sein werden.

Nächste Uhr mit Sonnenbrille für die zu kurz Gekommenen …

Ricardo: … wahrscheinlich nächste Baselworld.

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Zahlen und Fakten zur Uhr:
Gehäuse aus Karbon, Durchmesser 45 mm
Lünette graues oder blaues Texalium
6 H-förmige, glanzpolierte Senkschrauben aus Titan PVD schwarz (grau) oder Titan (blau)
Saphirglas, beidseitig entspiegelt
Krone Titan PVD schwarz (grau) oder Titan (blau), kautschuküberzogen
Drücker Titan PVD schwarz (grau) oder Titan (blau)
Sichtboden
Wasserdichte: 10 bar
Armband Jeansstoff (grau oder blau), auf schwarzem Kautschuk, mit aufgesetzten Platin-Nieten
Schnellwechselsystem fürs Armband.
Schließe Faltschließe aus Kohlefaser

Automatikkaliber Unico HUB 1242 mit Schaltrad-Chronograph
Gangautonomie ca. 72 Stunden

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Oris: Up up and away

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Pünktlich zum 110. Markengeburtstag im Jahr 2014 hatte Oris das hauseigene Handaufzugskaliber 110 vorgestellt. Die exklusive, aus 177 Komponenten zusammengefügte Kreation entstand zusammen mit Schweizer Ingenieuren und Mitarbeitern des Technicum Le Locle. Auch bei der Fertigung kooperiert Oris ganz bewusst mit spezialisierten Partnern in der Eidgenossenschaft. Rückwärtig setzt sich das 34 Millimeter große Oeuvre durch einen riesigen Energiespeicher in Szene.

Das limitierte Handaufzugskaliber Oris 110 von 2014

Darin aufgewunden ist eine 1,80 Meter lange Zugfeder, welche eine zehntägige Gangautonomie gewährleistet. Die aktuell verbleibenden Reserven stellt eine progressiv ausgelegte und deshalb patentierte „Tankuhr“ bei der „3“ dar. Anfangs, wenn viel Kraft zur Verfügung steht, bewegt sich ihr Zeiger relativ langsam. Nachlassende Vorräte beschleunigen das Tempe bei entsprechend gespreizter Skala. Der relativ kleine Gangregler oszilliert mit drei Hertz. Das Sekundenrad und der daran befestigte Zeiger rotieren bei der „9“. Die Limitierung war nicht nur den jeweils 110 Exemplaren zweier Geburtstagsversionen in Stahl und Gold geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass die Fertigung nach viel Handarbeit verlangte.

Ausverkauft: die beiden limitierten Oris Armbanduhren mit dem Kaliber 110

Von Industrialisierung waren Oris und seine Partner 2014 noch ein gutes Stück entfernt. 

Mit der Präsentation des unlimitierten Nachfolgers während der Baselworld hat sich das geändert. Das nun mit eigenen Werkzeugen seriell produzierte 111 behält alle grundlegenden Merkmale des 110 unangetastet bei. Hinzu gesellt sich jedoch ein Fensterdatum, welches wegen des beachtlichen Werksdurchmessers angenehm groß ausfällt. Nachdem der Platz bei „3“ am Zifferblatt durch die Gangreserveanzeige belegt ist, findet sich das Datum ganz links neben der kleinen Sekunde.

Oris Kaliber 111

Während der Baselworld gab die nunmehr unlimitierte Nachfolge-Variante zur Oris 110 ihren Einstand. Im Gehäuse aus Stahl oder Gold, Durchmesser 43 Millimeter, wasserdicht bis drei bar, tickt das Kaliber 111.

unlimitiert: die rotgoldene Oris mit dem Kaliber 111


Das Kaliber Oris 111 zusammengefasst in Zahlen und Fakten:

Handaufzug
Durchmesser 34 Millimeter
Bauhöhe 11,1 Millimeter
ein Federhaus
Zugfederlänge 180 Zentimeter
Gangautonomie 10 Tage
Unruhfrequenz drei Hertz oder 21.600 Halbschwingungen/Stunde.
Progressiv wirkende Gangreserveanzeige
Fensterdatum

Dieser Tage konnte ich im wunderschönen Tessin auch das Debüt der ersten sportlichen Version erleben. Ulrich Herzog, Großaktionär von Oris und siebter Präsident seit der Gründung im Jahr 1904, stellte die brandneue Oris „Big Crown ProPilot 111“ mit 43 Millimeter großem Stahlgehäuse, geriffelter Lünette und Sichtboden an diesem Wochenende während der jährlichen Flugshow auf dem ehemaligen Militärflughafen von Ambri vor. 

Oris Big Crown ProPilot 111

Das Handaufzugskaliber 111

Anschließend konnte sie sich an meinem Handgelenk hoch in den Lüften bewähren. Mehrere Loopings und Beschleunigungen 4,5 G hielt diese Armbanduhr problemlos aus.

… und die Oris Big Crown ProPilot 111 geht auch nach mehreren Loopings in der Pilatus PC-7 unbeeindruckt.

Schul-Flugzeug Pilatus PC-7

Vermutlich verträgt sie auch 7 G oder mehr. Aber das durften wir Journalisten dann doch nicht testen.

Pilatus PC-7 Pilot Karim Gerber

Im Rahmen der Veranstaltung konnte ich auch nochmals den 2014 ebenfalls in Ambri präsentierten „Big Crown ProPilot Altimeter“ mit Automatikwerk und mechanischem Höhenmesser genauer unter die Lupe nehmen. 

Das Dosen-Aneroid mit der Anzeigemechanik imOris Big Crown ProPilot Altimeter

Oris Big Crown ProPilot Altimetermit mechanischem Höhenmesser

Mit seiner stählernen, 47 Millimeter großen Eigenentwicklung wendet sich Oris freilich nicht nur an Piloten, die den Höhenmesser im Cockpit ja ständig vor Augen haben, sondern auch an Bergsteiger, Mountainbiker, Forscher und Wissenschaftler. Eine besondere Herausforderung stellte, wie Vizepräsident Rolf Studer

Oris Vizepräsident Rolf Studer

in Ambri erläuterte, der Zeiger für den Höhenmesser dar. Licht muss er sein und steif dazu. Die scheinbare Quadratur des Kreises ermöglicht Karbonfaser.

Zeiger aus Karbonfaser

Höhenmesser-Modul mit Karbonfaser-Zeiger

Dieses Material macht den zweiarmigen Zeiger tatsächlich sieben Mal leichter und dazu auch noch zehn Mal steifer als ein konventionell gefertigtes Exemplar.
Eine weitere Herausforderung bestand in der Abwehr von Feuchtigkeit. Zu diesem Zweck ersann Oris die patentierte Krone bei der „4“ zum Einstellen und Entlüften des Höhenmessers. Eine PTFE-Membran, etwas Ähnliches wie Gore Tex dient dabei als Dampfsperre.

PTFE-Membran als Ganzes

PTFE-Membran zu Dichtungen geschnitten

Lufteintritt mit Dichtung

Bei verschraubter Krone (Position 0) und solcherart deaktiviertem Höhenmesser ist der Bolide wasserdicht bis zu zehn bar. Nach dem Aufschrauben in „Position 1“ zeigt sich ein roter Ring. Er signalisiert die Funktion des Höhenmessers bei eingeschränkter Wasserdichte. Will heißen, dass Mann mit dieser Armbanduhr nun nicht mehr abtauchen darf. Das Kalibrieren des Höhenmessers erfolgt nach dem vollständigen Ziehen besagter Krone in „Position 2“. Nach dem Justieren beispielsweise anhand des aktuellen Luftdrucks lassen sich die gegenwärtige Höhe mit Hilfe des zweiarmigen Zeigers und der gelben sowie der Luftdruck auf der roten Skala ablesen. Die zugehörige Höhenskala befindet sich am äußeren Zifferblattring. Wahlweise bietet Oris zwei Zifferblatt-Varianten für Höhen von bis zu 15.000 Fuß oder solche bis zu 4.500 Metern. 


Das Patent bezieht sich übrigens auch auf den koaxialen Grundriss dieser Armbanduhr, den durchbrochenem Werkhalter für den Höhenmesser sowie den bereits erwähnten Zeiger aus laminierten Kohlestofffasern.

Datenblatt Oris „Big Crown ProPilot Altimeter”:
Uhrwerk: Automatikkaliber Oris 733 mit Fensterdatum, basierend auf Sellita SW200
Unruhfrequenz: vier Hertz
Gangautonomie: ca. 38 Stunden
Zusatzfunktion:
Integrierter mechanischer Höhenmesser mit Schweizer Barometerwerk
Gehäuse:
Edelstahl, Durchmesser 47 Millimeter, wasserdicht bis zehn bar
gewölbtes und entspiegeltes Saphirglas
Verschraubte Edelstahlkronen
Textilband mit Edelstahl-Faltschließe, alternativ Leder- oder stählernes Gliederband 

Oris Bis Crown ProPilot Altimeter

Preis: 3.500 Euro mit Textilband und 3.680 Euro mit Metallband

Oris Präsident und Haupt-Aktionär Ulrich Herzog

18 Fragen an den Oris-Präsidenten Ulrich Herzog, Jahrgang 1943

Wie bist du einstmals an die Oris-Aktien gekommen?

1978 kam ich von Chevron-Oil als Marketing-Manager zu Oris. Im Zuge der Fusion von SIHH und ASUAG bot man uns 1982 einen Management-Buyout an. Daran beteiligte ich mich.

Woher kam das Geld?

Wir hatten zwei Banken, einmal die heutige UBS und dann eine Bank im Liestal.

Wie steht es heute mit dem Geld?

Oris zeichnet sich durch gesundes Wachstum aus. Dafür braucht man natürlich Geld. Aber heute sind wir komplett selbstfinanziert. Wir benötigen keine Banken mehr.

Wie viele Aktionäre hat Oris?

Acht oder neun. Unter allen bin ich der größte.

Von Öl zu Uhren, das ist ja ein ungewöhnlicher Sprung. Hattest du denn einen speziellen Bezug zu Uhren?

Das nicht, aber bei Oris wuchs er von Tag zu Tag. Und damit auch meine Leidenschaft für dieses Metier und zwar in Bezug auf die vielen technischen Aspekte und das Design. Was mich auch faszinierte waren die internationalen Kontakte.

Das waren damals in der Schweiz ja keine besonders guten Zeiten.

Als ich zu Oris stieß griff die Uhrenkrise voll um sich. Davon können wir alle ein Lied singen, auch bei Oris. Aber ich habe niemals so viel gelernt wie in einer krisengeschüttelten, um Umbruch befindlichen Firma. Wir mussten uns damals Gedanken machen, wie es weiter geht.

Lange vor Ulrich Herzog: Alle drei Sekunden eine Oris Uhr

Wie viele Uhren hat Oris damals eigentlich produziert?

Alles in allem waren das jedes Jahr rund eine Million Exemplare. Uhren mit mechanischem oder elektronischem Werk. Aber natürlich mit einem ganz anderen Durchschnittspreis.

Quarz war ja nach dem Buyout schon relativ schnell kein Thema mehr.

1985 fassten wir den Entschluss, uns bei Oris auf mechanische Armbanduhren zu konzentrieren. Ein gutes Quarzwerk kostete damals um die 200 Schweizerfranken. Aber von Tag zu Tag sanken die Preise und damit einher ging ein ständiger Wertverlust. Das lässt sich mit den heutigen Smartphones vergleichen. Da wollten wir nicht mitmachen.

Was war eure Zielperspektive?

Wir wollten der Leader bei mechanischen Uhren in einem sehr vernünftigen Preissegment werden. Und das haben wir geschafft. Es gibt heute niemand auf der Welt, der uns auf diesem Gebiet etwas vormachen kann.

Als ihr Oris gekauft habt, gab es ja eine eigene Werkeproduktion. Warum seid ihr dann auf Eta-Uhrwerke umgeschwenkt?

Ganz einfach: Der Management-Buyout verknüpfte sich damit, dass wir die eigene Werkeproduktion beendeten und unsere Uhrwerke künftig bei der Eta einkauften. Die brauchten dringend Kunden. Das wurde auch vertraglich festgehalten.

Inzwischen habt ihr bei Oris mit dem 110 und dem Nachfolger 111 wieder ein eigenes Uhrwerk. Wird es denn eines Tages auch ein ganz normales Automatikwerk à la Eta 2894 oder Sellita SW 200 geben?

Man soll niemals nie sagen. Aber das ist für uns derzeit kein Thema. Wir haben mit dem 111 vorerst einmal genug Potenzial. Mit einem eigenen Automatikwerk wär en wir preislich wenig konkurrenzfähig.

Denkt ihr nach über das 111 mit Selbstaufzug?

Darüber denken wir tatsächlich nach. Aber momentan steht es noch nicht wirklich zur Debatte weil wir mit der Handaufzugsversion sehr glücklich sind.

Kannst du etwas zur geschäftlichen Entwicklung von Oris während der letzten Jahrzehnte sagen?

Bis zur Finanzkrise 2008 sind wir jedes Jahr 10 bis 15 % gewachsen. Dann mussten wir wie alle andern einen Einbruch verzeichnen. Inzwischen geht es aber wieder beständig bergauf. Wir gewinnen von Jahr zu Jahr Marktanteile.

Wie geht es euch in Hongkong? Leidet ihr dort?

Leidet sehr: der Uhrenmarkt in Hongkong

Selbstverständlich, denn die Chinesen kaufen nicht mehr in Hongkong sondern anderswo auf der Welt, also auch in der Schweiz, Frankreich, Deutschland, England oder Amerika. Oris steht jetzt wegen der Touristen in der Schweiz oder auch in Deutschland fantastisch da. In der Schweiz werden wir dieses Jahr vermutlich um 40 Prozent wachsen.

Wie geht es euch in Festland-China?

Gut, ich würde sage sehr gut sogar. Unsere Uhren sind von der Korruptions- und Luxusdebatte überhaupt nicht betroffen.

Euer wichtigster Konkurrent in China dürfte Longines sein.

Da hast du total recht. Die und Walter von Kaenel machen dort einen ganz fantastischen Job.

Ulrich Herzog, Jahrgang 1943

Du bist über 70 Jahre alt. Da sind andere längst im wohlverdienten Ruhestand.

Ich liebe die Arbeit. Hätte ich sie nicht, würde mir etwas Wichtiges im Leben fehlen.

Wird deine Tochter Claudine einmal der achte Präsident, oder besser die erste Präsidentin unter dann acht Präsidenten.

Warten wir es ab. Sie ist ja noch nicht so lange dabei. Aber es macht ihr Spaß, was mich riesig freut.

Claudine Herzog

Auf meinem Schreitisch: Chronos Sportuhren 2016

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Neben dem Armbanduhren Katalog aus dem Heel Verlag, über den ich an dieser Stelle schon berichtet habe, sollten Uhrenliebhaber und -sammler den ebenfalls jährlich erscheinenden Chronos Katalog Sportuhren aus dem Ulmer Ebner Verlag in ihrer Bibliothek haben.
Inzwischen liegt die Ausgabe 2016 auf meinem Schreibtisch, 276 Seiten stark und voller sportlicher Armbanduhren von Aerowatch bis Zeppelin.

Natürlich sind dazwischen alle relevanten Marken vertreten. Zu jeder der gut 1.400 Uhren finden sich Angaben zu
- Referenznummer
- Zusatzfunktionen
- Werk
- Gehäuse
- Armband
- ggf. Limitierung
- Preis

Durch die alphabetische Anordnung lassen sich die Marken und ihre Modelle rasch auffinden.
Darüber hinaus gibt es allgemeine Informationen und Neuigkeiten aus der Szene. 

Der sorgfältig zusammengestellte und in meinen Augen sehr empfehlenswerte Katalog 2015/2016 ist ab sofort für EUR 14,90 am Kiosk erhältlich.

Glashütte zur DDR-Zeit

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Es könnte ja durchaus sein, dass es jemand aus dem Kreis meiner geschätzten Leserinnen und Leser während der Sommer- oder Herbstmonate ins schöne Sachsen und dort nach Glashütte verschlägt. Wer des Weges ist und überdies Spaß an Uhrengeschichte hat, sollte sich zwei Stunden Zeit nehmen, um die Ausstellung „Glashütte zur DDR-Zeit“ im deutschen Uhrenmuseum zu besuchen.

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Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

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Faltblatt zur Sonderausstellung “Glashütte zur DDR-Zeit”

Sie ist noch bis zum 1. November 2015 täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr zu besichtigen. Mit dieser Ausstellung würdigt, so Direktor Reinhard Reichel, das von ihm geleitete Museum „25 Jahre nach der Wiedervereinigung die Leistungen der damaligen Glashütter Konstrukteure, Uhrmacher, Werkzeugmacher und Feinmechaniker. Diesen Personen ist es gelungen, trotz der oftmals schwierigen Umstände jener Zeit, die Tradition der Uhrmacherei während der DDR-Zeit zu erhalten.“
Retrospektiv sei dazu gesagt, dass am 1. Juni 1951 mit Gründung des Volkseigenen Betriebs Glashütter Uhrenbetriebe, kurz VEB GUB genannt, nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs, dem Bombardement und der Deportation wichtige Maschinen  ein neuer Abschnitt in der Historie der Glashütter Uhrenindustrie begann.

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Uhrenproduktion in den VEB GUB

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Lehrlingsausbildung in den VEB GUB

Der GUB produzierte zahlreiche Produkte für den alltäglichen Gebrauch sowie für wissenschaftliche, militärische und industrielle Zwecke. Dazu gehörten Armbanduhren, Marinechronometer, Sondermaschinen, Wand- und Schaltuhren.

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GUB Armbanduhren zu DDR-Zeiten

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GUB Armbanduhren aus den 1970-er Jahren

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Werbung für Glashütter Uhren zur DDR-Zeit

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Teilezuführer für die automatisierte Produktion

Einige der Erzeugnisse nahmen ihren Weg auch in den Westen. Zu den bedeutenden Kunden gehörte das Versandhaus Quelle, welches „MeisterAnker“-Uhren beim GUB in Auftrag gab. 

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MeisterAnker Armbanduhr des GUB

Die Vielfalt des Fertigungsspektrums des seinerzeit größten Arbeitgebers dieser Region lässt sich im Deutschen Uhrenmuseum in der Tat hautnah erleben.
Interessant für Sammler von Armbanduhren aus der damaligen Epoche sind neben dem von 1955 bis 1961 gefertigten Chronographenkaliber 64

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DDR-Chronographen mit dem GUB-Kaliber 64, gefertigt von 1955 bis 1961

auch die Automatikwerke, deren Geschichte bei Glashütter Uhrenbetrieb im Jahr 1960 begann. Infolge der politischen Situation brauchte es damals eine eigenständige Kaliberfamilie. Diese gelangte nach längerer Entwicklungsphase ab 1966 unter der Bezeichnung 67.1 und 68.1 in die Gehäuse.

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Die Automatikkaliber 67.1 und 68.1 der Glashütter Uhrenbetriebe

Die 12½-linigen (Durchmesser 28 mm), beidseitig aufziehenden Werke, intern Universal-Automatik genannt, unterschieden sich nur durch das Vorhandensein einer Datumsanzeige. Vom Datums-Kaliber 67.1 entstanden bis 1967 insgesamt 190.360 Exemplare, das eher puristische 68.1 brachte es hingegen nur auf 55.360 Stück.  
Von Anbeginn stand im Glashütte Uhrenbetrieb fest, dass die relativ hoch bauende Universal-Automatik (Höhe 5,55 bzw. 5,05 mm) den Trends der 1960-er Jahre nur bedingt genügen konnte. Deshalb beschäftigten sich die Glashütter Uhrmacher gleichzeitig mit der Entwicklung einer flacheren Spezial-Automatik. Um dieses Ziel zu erreichen, mussten alle Funktionsgruppen (Gehwerk mit Hemmung, Antrieb mit dem Selbstaufzug) in einer Ebene zwischen der Platine und der typischen Glashütter ¾-Räderbrücke untergebracht werden. 

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Glashütte Original “Spezimatic”, Modell ca. 1970

1964 trat die 12½-linige „Spezimatic” ans Licht der Öffentlichkeit. Wiederum gab es zwei unterschiedliche Ausführungen: Kaliber 06-25 (alte Bezeichnung 74), Höhe 4,4 mm,

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GUB Kaliber 74

und 06-26 (alt 75) mit Fensterdatum und einer Höhe von 4,9 mm.

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Als vergoldete Sonderversion von 06-26 präsentierte sich zudem das Kaliber 06-66. Letzteres wurde ausschließlich in massivgoldenen Gehäusen verwendet.
Für den Aufzug sorgte, wie schon bei der Universal-Automatik, ein beidseitig wirkender Schwermetallrotor. Die Polarisierung der Rotorbewegungen erledigte -lange vor der Wende- ein Wendehebel mit Wenderad. Die Datumsschaltung erfolgte beim 06-26 zwischen 23 Uhr und 2 Uhr auf “halbschnelle” Weise.
Bei der Konstruktion hatten die Techniker großen Wert auf Servicefreundlichkeit und Langlebigkeit gelegt. Die Laborerprobung ging von einer Grenznutzung von mindestens 20 Jahren aus. Die Ganggenauigkeit lag im Bereich zwischen -30 und + 50 Sekunden/Tag, was angesichts der konventionellen Unruhfrequenz von 2,5 Hz (18.000 Halbschwingungen/Stunde) durchaus normal erscheint.   

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GUB Rücker- und Stoßsicherungssystem 

Ab 1967 verwendete der GUB aus Gründen der Stoß- und Schlagfestigkeit neuartige, nach DIN konstruierte Gehäuse. Damit ausgestattete Armbanduhren trugen in der unteren Zifferblatthälfte die Zusatzsignatur “Bison”.
Von der Gesamtproduktion (06-25: 1.864.492 Werke, 06-26: 1.858.466 Werke) gingen als begehrte Devisenbringer mehr als ein Drittel in den Export. Mitunter erreichte die Exportquote satte 50 Prozent.

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GUB “Spezimatic”

1978 stellte der GUB die Fertigung der „Spezimatic” endgültig ein. Von besonderer Qualität waren die jährlich 2.000 bis 3.000 offizielle geprüften Chronometer. Sie erreichten eine tägliche Präzision von -2 bis +3 Sekunden.
1978 (bis 1985) trat die 11½-linige „Spezichron” (Durchmesser 25,6 mm) in die Fußstapfen der bewährten „Spezimatik”. Bei ihr war die Unruhfrequenz zur Steigerung der Ganggenauigkeit auf zeitgemäße 28.800 Halbschwingungen/Stunde (4 Hz) heraufgesetzt worden. Verfügbar waren hier die Kaliber 11-26 (rund 291.000 Uhren) und 11-27 (Datums- und Wochentagsindikation, Höhe 6 mm, rund 72.000 Uhren).
Dann lösten selbst im abgeschiedenen Glashütte lautlos schwingende Quarze vorübergehend die tickende Mechanik ab.

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In der 1980-er Jahren beherrschten Quarzuhren das Geschehen in den Glashütter Uhrenbetrieben

Für 6,50 Euro gibt es übrigens einen kleinen Begleitband zur Ausstellung “Glashütte zur DDR-Zeit” in deutscher und englischer Sprache

Breaking News Panerai Deutschland

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Auf Mercel Rössner, der Panerai Nordeuropa Ende März 2015 verlassen hat, folgt Lukas Sillies. Lukas war zuvor bei der LVMH Watch & Jewelry in Oberursel für den Zenith-Vertrieb verantwortlich. Für den neuen Job wünsche ich Lukas alles Gute.


Sorry

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heißt natürlich Marcel Rössner, lässt sich am iPhone leider nicht korrigieren.

Montblanc und das e-strap als  Alternative zur Smartwatch

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Über das neue e-strap von Montblanc, eine interessante Alternative zur Smartwatch, habe ich an dieser Stelle schon mehrfach berichtet.

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Montblanc e-strap mit TimeWalker Automatik-Chronograph

Bislang bekam ich freilich immer nur unfertige „Dummies“ zu sehen. Nun steht die Lieferung kurz vor der Tür. Deshalb hatte ich gestern, am 9. Juli 2015 in Paris die Gelegenheit, das Gerät unter Anleitung seines Entwicklers Felix Obschonka, 32, näher in Ausgenschein zu nehmen.

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Dr. Felix Obschonka, Montblanc Innovations

Der Elektrotechniker und promovierte Informatiker hat in den vergangenen Monaten hart an dem Modul mit monochromem Display und  schnellem Chip gearbeitet. Die Mühen haben sich gelohnt, denn das Ganze funktioniert einwandfrei, wovon ich mich an der Seine überzeugen konnte.

Die Verbindung zu ausgewählten, will heißen hochwertigen Android-Smartphones von Samsung oder iPhones von Apple gelingt problemlos über die von Montblanc bereitgestellte App. Sobald beide Geräte stromsparend über Bluetooth Low Energy miteinander kommunizieren, und das mit einer Batterieladung mindestens fünf Tage lang, kann der Datentransfer beginnen. Bis zu 50 Mitteilungen speichert das e-strap.

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Mitteilungen erscheinen portionsweise auf dem Display des Montblanc e-strap

Nachdem das Display nur zwei Zeilen hat, werden die Texte „portionsweise“ nacheinander indiziert. Durch leichten Druck auf das Display können mehrere Mitteilungen nacheinander abgerufen werden. Wiederholungen eingegangener Mitteilungen sind ebenfalls möglich, wenn nicht alles einwandfrei gelesen werden konnte. Ebenso laufen u.a. Facebook-, Twitter-, WhatsApp-, Instagram- oder gepushte eMail-Texte durchs Display. Während Sitzungen, in denen Mobiltelefone am Tisch unschicklich sind, erhält Mann also etliche Basis-Informationen. Abgearbeitet wird später. Bei Anrufen zeigt das e-strap die Nummern,

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Anruf am Smartphone: Das Montblanc e-strap zeigt die Nummer an

oder wenn im Adressbuch verknüpft, auch die Namen an. Hier wünschte ich mir, und Montblanc-CEO Jérôme Lambert hat zugesagt, die Möglichkeit der Realisierung prüfen zu lassen, dass man beispielsweise im Auto, wo sich der Griff zum Smartphone aus straßenverkehrsrechtlichen Gründen verbietet, besagte Nummer durch Berührung des Displays direkt anwählen kann.
Mit diesen Funktionen ist es freilich nicht getan. Das e-strap kann im Rahmen der Bluetooth-Reichweite auch
- die Smartphone Kamera auslösen

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Montblanc e-strap, bereit zum Auslösen der Smartphone-Kamera

- Musik steuern (Start, Pause, Titelsprung vor und zurück)

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Montblanc e-strap: Musiksteuerung am Smartphone

- das Telefon lokalisieren und
- Schritte zählen. Deren Zahl wird übrigens nur im Telefon und nicht in irgendeiner Cloud gespeichert.

Android-App zum Montblanc e-strap

Für die verschiedenen Funktionen gibt es am Display kleine Grafiksymbole. Eine Warnmeldung für niedrigen Batteriestand ist natürlich auch vorhanden.

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Montblanc e-strap: Anzeige Ladezustand Batterie

Zum Laden muss das elektronische Modul aus seinem vor Wasser schützenden Container gedrückt, seitlich geöffnet und mit Hilfe eine Micro-USB-Kabels geladen werden.

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Das Elektronik-Modul des Montblanc e-strap

Zu haben ist das e-strap, dessen Vorverkäufe an den Handel nach Aussagen von Jérôme Lambert ausgesprochen positiv verliefen, zunächst in Verbindung mit einem mechanischen Timewalker Chronographen. Später wird es auch eine Single-Version ohne Uhr geben. 

Jerome Lambert (links) und der französische Schauspieler Pierre Niney

Der Verkaufsstart des e-strap erfolgt in Deutschland. Dort sind die Schulungen des Verkaufspersonals weit fortgeschritten. Und ein Helpdesk steht dann auch zur Verfügung. Anschließend sind Österreich, Frankreich und die Schweiz dran.
Einen weiteren Wunsch habe ich Felix Obschonka und Jérôme auch noch mitgeteilt: Gerne hätte ich die in der Weltuhr meines iPhone gewählten Städte mit den dortigen Ortszeiten ebenfalls auf dem Display. Durch Berührung nacheinander abrufbar. Zusammen mit meiner mechanischen Armbanduhr, die mir die jeweilige Ortszeit vor Augen führt, habe ich dann beispielsweise die Zeiten an wichtigen Börsenplätzen wie New York, Hongkong oder Tokio auch ohne Smartphone immer im Blickfeld.

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Das Montblanc e-strap im Profil

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Unterseite des Montblanc e-strap

Mehr zum e-strap werde ich posten, sobald ich es irgendwann einem längeren Praxistest unterzogen habe. Mein erster Eindruck war jedenfalls positiv. Das e-strap bietet mir essentielle Informationen ohne mein Telefon aus der Tasche zerren zu müssen. Es zwingt mich nicht, meine konventionell tickende Armbanduhr aufzugeben und versteckt sich zudem diskret auf der Unterseite des Handgelenks.

Montblanc TimeWalker mit e-strap

Schwimmen darf ich mit dem e-strap allerdings nicht gehen, denn das Elektronik-Modul ist zwar spritzwassergeschützt nach IP 65 aber wegen der –natürlich mit einem kleinen Deckel verschließbaren- seitlichen Ladebuchse keineswegs wasserdicht.

Gestohlen, bitte Vorsicht

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Am vergangenen Samstag wurde einem Bekannten während einer Uhrenbörse in Holland eine Mariage-Armbanduhr mit einem historischen, höchst seltenen 1A-Kaliber von A. Lange & Söhne gestohlen.

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Das Uhrwerk 27875 aus dem Jahr 1889 besitzt eine springende und unabhängig vom Uhrwerk anhaltbare Zentralsekunde. Für die sehr spezielle Konstruktion hatte A. Lange & Söhne ein Patent erhalten. Das Armbanduhr-Gehäuse ist neu aus 14-karätigem Gold gefertigt.

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Vor dem Ankauf dieser Uhr möchte ich meine Leserinnen und Leser eindringlich warnen. Für die Wiederbeschaffung lobt der Eigentümer eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro aus. Kontakt bitte über meine eMail-Adresse g.l.b@t-online.de

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Wohlfeil am Uhrenmarkt: DKSH möchte sich von Maurice Lacroix und Glycine trennen

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Die anhaltende Stärke des Schweizer Franken (CHF) im Vergleich zum Euro trifft die eidgenössische Industrie ganz allgemein wie eine Keule. Im ersten Quartal 2015 ist sie mit 0,2 Prozent im Minus. Bei den Uhrenfabrikanten gesellt sich zum unerwarteten Währungsschock eine deutlich sinkende Nachfrage u.a. aus Hongkong, Macao und Festland-China. Verkäufe an Europa-Touristen können dieses Defizit indes nur teilweise wettmachen. So gingen die Schweizer Uhren-Ausfuhren im April 2015 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,9 Prozent zurück, was die Statistiker aber auch mit der Tatsache begründen, dass dieser Monat zwei Arbeitstage weniger hatte als im Vorjahr. 

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Uhrenexporte Juni 2014 bis Mai 2015: Gleitender Mittelwert

Der Wert der exportierten Uhren lag bei 1,7 Milliarden Franken. Nach Hongkong, dem weltweit wichtigsten Exportmarkt für eidgenössische Uhren, brachen die Ausfuhren im Mai 2015 gegenüber dem Vorjahresmonat um 33,6 Prozent auf nur noch 227,1 Millionen CHF ein. Festland-China bezog Uhren für 106,3 Millionen Euro und damit neun Prozent weniger als im Jahr zuvor. Zu allem Überfluss schwächelten auch die USA. Hier nahmen die Exporte im Mai um 13,7 Prozent auf 175,7 Millionen CHF ab.

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Die wichtigsten Exportmärkte der Schweiz im Mai 2015

Unerfreulich gestaltet sich für die Schweizerische Uhrenindustrie ferner die Entwicklung an den Börsen in Schanghai und Shenzen. Offiziell zum Zocken ermunterte Kleinanleger stehen augenblicklich vor dem Dilemma, deutliche Wertverluste ihrer Aktienpakete hinnehmen zu müssen und diese zu allem Überfluss auch nicht verkaufen zu dürfen. Diese Maßnahme der chinesischen Regierung wird künftig möglicher Weise auch Uhrenmarken in niedrigeren Preisbereichen tangieren. Und dann ist da auch noch das Thema Smartwatches, welches die Branche trotz der eher schleppenden Apple Watch-Verkäufe beschäftigt.
Warum schreibe ich das? Ganz einfach: Der speziell in Asien sehr aktive Zürcher Handels- und Dienstleistungsmulti DKSH hat den Spaß verloren an der 1975 von Desco gegründeten, 2008 teilweise und Mitte 2011 überwiegend aus deren Besitz erworbenen Uhrenmanufaktur Maurice Lacroix (ML). 

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Vom Kauf hatte sich DKSH-Konzernchef Dr. Jörg Wolle seinerzeit beträchtliche Wachstumschancen und das Heben von Synergien versprochen. Im schnell wachsenden Mittelstand in Asien sah er eine ideale Zielgruppe für hochwertige Luxus-und Lifestyleprodukte, welche Maurice Lacroix auf chronometrischem Sektor offeriert.

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Dr. Peter Brunner

Desco-Präsident Dr. Peter Brunner betrachte die Veräußerung der Aktienmehrheit seinerzeit als sinnvolle Lösung der Nachfolgefrage.
Nun haben sich die Vorzeichen, wie oben geschrieben, spürbar verändert. Welches der genannten Problemfelder den Lust-Verlust konkret verursachte, lässt sich nicht mit letzter Gewissheit ausmachen. Vielleicht kamen bei DKSH auch mehrere Faktoren zusammen.   

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Ex ML-CEO Martin Bachmann
Schon für Martin Bachman, der 2008 bei ML nach dem Wechsel seines glücklosen CEO-Vorgängers Philippe Merk

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Ex ML-, Ex Audemars Piguet-CEO Philippe Merk

zu Audemars Piguet ans Ruder kam, war die Situation keineswegs einfach. Sein damaliges Resümee: „Anpassungen an die neuen, durch die internationale Finanzkrise bedingte Realitäten waren unabdingbar. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörten zwingend eine Korrektur der in den zurückliegenden Boomjahren aufgebauten Euphoriestrukturen. Unsere Probleme waren irgendwie auch hausgemacht. Wir wollten zu schnell zu viel. Und das konnte so nicht weitergehen. Also mussten wir den Fuß erst einmal vom Gaspedal nehmen.“
Mit dieser Aussage traf er den Nagel tatsächlich auf den Kopf. Der Produkt-Spagat reichte bei ML von modischen Quarzuhren im unteren Preissegment bis hin zu zunehmend anspruchsvoller, weil komplizierter Mechanik. Zu allem Überfluss hatte das von Merk aufgegleiste, technisch jedoch kaum realisierbare Großprojekt „Memoire 1“, ein sündhaft teurer Chronograph mit Gedächtnis, Millionen verschlungen, der nun an anderer Stelle fehlten.

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Millionenschwere Entwicklung, aber nie zu Ende gebracht: Memoire 1 von Maurice Lacroix

Der personelle Fehlgriff namens Merk, welcher, wie mir Verwaltungsratspräsidentin Yasmine Audemars in einem Gespräch unterbreitete, 

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Audemars Piguet Verwaltungsraspräsidentin Yasmine Audemars

anschließend auch bei Audemars Piguet nicht reüssierte, dürfte für Dr. Peter Brunner ein Aspekt gewesen sein, sich zunächst einmal von Teilen an ML zu trennen.  Mit Rückblick auf das Memoire-Debakel lautete das Credo von Martin Bachmann konsequenter Weise: „Wir müssen uns wieder mehr erden und dorthin schauen, woher wir gekommen sind.“ Geholfen hat es ihm nur bis Ende 2011. Die neuen Eigentümer sprachen zwar von „überproportionalen Umsatzsteigerungen vor allem im asiatischen Raum, schassten aber gleichwohl den dafür verantwortlichen CEO, denn man wolle, wie zu hören war, Marke und Produktentwicklung künftig noch näher am Markt und den Bedürfnissen der schnell wachsenden Kundenschichten positionieren. Deshalb habe man die Funktion eines Geschäftsführers ML geschaffen, der frei sei von der Führung der ebenfalls zur Gruppe gehörenden Manufaktur in Saignelégier,

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Maurice Lacroix Manufaktur in Saignelégier

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Manufaktur-Chronograph ML 106-2 von Maurice Lacroix

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Manufakturkaliber ML 192

des Gehäuseherstellers Queloz und der Aktivitäten der Manufacture des Franches-Montagnes. Zum neuen ML-Chef bestellte DKSH mit Wirkung vom 1. Januar 2012 Marc Gläser, der bereits seit sieben Jahren für das Label gearbeitet hatte.

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Ex ML-Geschäftsführer Marc Glaeser

Diese Personalie währte bis Ende September 2014. Seit 1. Oktober 2014 bekleidet Stéphane Waser diese Position. 

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aktueller ML Geschäftsführer Stéphane Waser

Ob er an Bord bleibt, wenn Maurice Lacroix tunlichst noch 2015 einen neuen Eigentümer haben wird, ist ungewiss. Einen personellen Aderlass bei den knapp 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von ML möchte Dr. Jörg Wolle jedoch tunlichst vermeiden. 

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Dr. Jörg Wolle, CEO & Delegierter des Verwaltungsrats der DKSH Holding AG

Kaufinteressenten für ML gibt es angeblich genügend. Die Swatch Group gehört definitiv nicht dazu, wie Pressechefin Beatrice Howald unmissverständlich wissen lässt. „Wir haben alle Marken, die wir benötigen.”

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Die Swatch Group und die Familie Hayek, v.l.n.r Nick, Nayla und Marc, haben alle Marken, welche sie benötigen

Auch bei LVMH bleibt der Geldbeutel wahrscheinlich zu. „Leider wird es schwierig, die Marke Maurice Lacroix wieder auf die Gleise zu bringen. Deshalb würde ich die Finger davon lassen.“ teilte mir Jean-Claude Biver auf Anfrage mit.

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Jean-Claude Biver würde die Finger von ML lassen

Ob sich Kering dazu durchringen kann, Maurice Lacroix für rund 100 Millionen CHF seinem chronometrischen Portfolio mit Luxusmarken wie Girard-Perregaux, Gucci, JeanRichard und Ulysse Nardin einzuverleiben, war nicht in Erfahrung zu bringen. Gleiches gilt für Richemont, wo sich der Bedarf an einem vielschichtigen Label wie Maurice Lacroix angesichts der gegenwärtigen Marktposition vermutlich eher in Grenzen halten dürfte.

Fällt mir am Ende nur noch die China Haidian ein.

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China Haidian Chairman Hon Kwok Lung

Neben Eterna und Corum wäre Maurice Lacroix mit einem Jahresumsatz von rund 70 Millionen CHF dann die dritte angesehene Schweizer Marke unter ihrem Dach. Hinsichtlich der Stückzahlen, Insider sprechen von ca. 90.000 Zeitmessern per annum, überträfe ML dort die beiden Schwestern.

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ML Masterpiece Gravity

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ML Pontos Chronograph

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ML Fiaba

Vielleicht würden sich die Chinesen auch nicht daran stören, dass Zeitmesser von ML bei Amazon teilweise mit mehr als 50 Prozent Discount gehandelt werden.

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Sollte China Haidian zuschlagen, könnte sich Mr.Hon Kwok Lung im gleichen Atemzug auch noch eine weitere Uhrenmarke zulegen, denn die in Biel beheimatete Glycine Watch steht bei DKSH im Zuge ihrer Restrukturierungsmaßnahmen ebenfalls zur Disposition. 

Glycine Airman

Sobald es Neues in dieser Sache gibt, werde ich selbstverständlich sofort berichten.

Offiziell eröffnet: die Seiko Boutique in Frankfurt

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Seit Freitag, 16. Juli 2015 ist sie auch offiziell eröffnet, die größte Boutique von Seiko in Europa. 

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Seiko Boutique Frankfurt Eröffung durch v.l.n.r Boutique Manager Eric Thomas, Deutschand-Geschäftsführer Frank Deckert, COO Hirohiko Umemoto, Direktor Shuji Takahashi und Senior Vice Presindet Verkauf Shun Tanaka

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Seiko Boutique Frankfurt Große Bockenheimer 19

Wer sich einen Überblick über das breite Spektrum an mechanischen und elektronischen Zeitmessern der japanischen Traditionsmanufaktur verschaffen möchte, muss sich nach Frankfurt in die Große Bockenheimer 19 begeben. In dem historischen Gebäude erstreckt sich die Verkaufs-, Beratungs-, Service- und Verwaltungsfläche über drei Etagen zu jeweils 70 Quadratmeter.

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Treppe in der Frankfurter Seiko Boutique

Die Innenarchitektur ist klar, sachlich und natürlich in einem markentypischen Stil gehalten. Um die Kunden kümmern sich Shop Manager Eric Thomas sowie weitere vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein uhrmacherischer Schnellservice beispielsweise für Batterie- und Bandwechsel stehen ebenfalls zur Verfügung.
Besonderes Augenmerk richtet Seiko neben Taucheruhren wie beispielsweise Prospex

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Vitrine mit Taucheruhren

und der Astron-Linie

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Astron GPS Vitrine

natürlich auf das Flaggschiff Grand Seiko, welches dieses Jahr seinen 55. Geburtstag feiert.

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Grand Seiko Vitrinen in der Frankfurter Seiko Boutique

Erfreulich für die inzwischen zahlreichen Liebhaber der „Großen Präzision“ ist die bemerkenswerte Auswahl. In der Boutique finden sich alle für den europäischen Markt vorgesehenen Modelle, darunter selbstredend auch die während der Baselworld 2015 vorgestellten limitierten Editionen.

Darüber hinaus kann Mann Grand Seiko Armbanduhren erwerben, die normaler Weise nur in Japan erhältlich sind. Hierzu gehören u.a. die Handaufzugs-Referenzen SBGW031 mit Leder- sowie die SBGW035 mit Stahlband. 

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Grand Seiko SBGW031 Handaufzug, 4,200 Euro

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Grand Seiko SBGW035 Handaufzug, 4,500 Euro

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Erstmals in Deutschland zu sehen: die nur in Japan erhältliche Credor mit Minutenrepetition

Im Rahmen der Eröffnungsfeier hatte ich zunächst Gelegenheit, mit Boutiquechef Eric Thomas zu sprechen:

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Boutiquechef Eric Thomas

Erzählen Sie uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang.

ET: Nach dem Studium der Archäologie arbeitete ich u.a. bei Juwelier Rüschenbeck. Dort hatte ich mich auf Schweizer Luxusmarken spezialisiert.

Wie kamen Sie zu  Seiko?

ET: Die Marke und Manufaktur Seiko hat mich schon immer interessiert, Ein besonderes Augenmerk richtete ich von dem Moment auf die Grand Seiko, als diese Uhrenlinie nach Europa kam. Haben dann die Boutique in madrid gesehen und mich spontan für Seiko entschieden.

Wie lange sind Sie nun schon bei Seiko?

ET: Seit dem 1. Juli 2015

Haben Sie mit der Seiko Boutique eine spezielle Zielgruppe im Fokus?

ET: Obwohl Frankfurt viele Touristen besuchen, verstehen wir uns nicht als Anlaufpunkt für diese Käufergruppe. Vielmehr liegt uns auch heimisches Publikum sehr am Herzen, denn es gibt derzeit in Deutschland nur wenige Grand Seiko-Konzessionäre. Hier wollen wir ganz speziell Flagge zeigen und besondere Kompetenz zum Ausdruck bringen. 

Können Sie auch Grand Seiko Armbanduhren warten?

ET: Nein, das können wir noch nicht. Die Werke sind sehr schnell und sollen nach Reparatur oder Wartung ja wieder so präzise gehen wie nach dem Verlassen der Fabrik. 

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Uhrmacher-Werktisch in der Frankfurter Seiko Boutique

Werden Sie für Interessenten und Sammler spezielle Events veranstalten?

ET: Davon können Sie ausgehen. Hierzu werden wir auch Seiko-Konzessionäre einladen, damit die die gesamte Kollektion in entspannter Atmosphäre kennenlernen können.

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Eigent sich für Events: der erste Stock in der Frankfurter Seiko Boutique

Als weiterer Gesprächspartner stand mir Deutschland-Geschäftsführer Frank Deckert zur Verfügung

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Frank Deckert, Deutschland-Geschäftsführer Seiko

Wo gibt es in Europa denn noch weitere Seiko-Boutiquen?

FD: In Amsterdam, Madrid, Paris und zwei in Sofia. Im Spätsommer und Herbst 2015 werden noch Budapest sowie Moskau hinzukommen.

Kümmerst du dich höchstpersönlich um die Belange der Boutique in Frankfurt?

FD: Alle Seiko-Boutiquen werden direkt von Tokio aus gesteuert.

Service für die Grand Seiko ist hier in Frankfurt ja nicht möglich. Wie läuft der Kundendienst für diese Modelle ab?

FD: Alle Grand Seiko Modelle schicken wir in die Manufaktur nach Japan. Nur dort kann optimaler Kundendienst gewährleistet werden. Außerdem werden die Uhren hinterher so geprüft, wie nach der Herstellung.

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Grand Seiko Automatikkaliber 9S65

Wie lange muss man dann auf seine Grand Seiko warten?

FD: Eine Grundüberholung nimmt etwa vier bis sechs Wochen in Anspruch.

Kannst du uns etwas sagen über die Vorlieben der deutschen Kunden beim Kauf der Grand Seiko?

FD: Zwei Drittel aller hierzulande verkauften Grand Seiko-Uhren haben ein Spring Drive-Uhrwerk. Dann kommen die Hi-Beat Kaliber mit fünf Hertz Unruhfrequenz. Seit 2014 können wir auch gute Erfolge bei den Quarzmodellen verzeichnen. Inzwischen haben potenzielle Kunden die besonderen Werte der verbauten Elektronik verstanden. 

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Grand Seiko Spring Drive Chronograph von 2007

Grand Seiko Hi-Beat GMT

Werdet ihr die Boutique bei Neuerscheinungen und limitierten Modellen bevorzugt beliefern? 

FD: Ich lege Wert auf eine ausgewogene Belieferung unserer angestammten Fachhändler und der Boutique. Und für uns ist es selbstverständlich, dass ein Konzessionär, der eine nur in der Boutique vorrätige Grand Seiko verkaufen kann, diese auch erhält. Die Boutique wird die Uhr also zum Konzessionär senden.

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Während der Baselworld gezeigt, in Frankfurt zu haben: limitierte Grand Seiko Automatik zum 55. Jubiläum

Ich sehe hier nur sehr hochwertige Uhren ausgestellt. Gibt es in der Boutique denn auch beispielsweise eine einfache Seiko 5?

FD (zeigt auf einen verschlossenen Unterschrank): Hier haben wir auch Armbanduhren des Einstiegs-Preissegments ab etwa 200 Euro.

Fossil kann auch Schweizer Manufaktur

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Wenn sich die Dinge um große, weltweit agiere Uhrengruppen mit einem breiten Markenportfolio drehen, bekomme ich in aller Regel sehr schnell Swatch Group, Richemont oder LVMH zu hören. Sie verknüpft man spontan mit chronometrischer Vielfalt. Von der Fossil Group spricht so gut wie niemand, obwohl das 1984 von Tom Kartsotis in Dallas, Texas, gegründete Unternehmen mit 3,51 Milliarden US-Dollar Umsatz (2014) zu den ganz großen Playern gehört.

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Mit einer Jahresproduktion von rund 30 Millionen Zeitmessers übertrifft es sogar die Gesamtproduktion der Uhr-Schweiz um ca. eine Million Exemplare. Der Mittzwanziger mit griechischen Wurzeln verkaufte damals Tickets für Sportveranstaltungen, was ihn auf Dauer aber nicht befriedigte. Die Idee, preisgünstige Modeuhren zu fertigen hatte indessen sein älterer Bruder Kosta. Als Mann der Tat jettete der heutige Verwaltungsratspräsident CEO kurzerhand nach Hongkong. Die dort eingekauften 1.500 Armbanduhren gingen in der Heimat quasi weg wie warme Semmeln. Nach diesem Anfangserfolg gab der Vollbult-Unternehmer, von dem übrigens kein verwertbares Foto existiert, den Job bei einer Warenhauskette auf, um eine Firma namens Overseas Products International ins Leben zu rufen. Als echter Glücksgriff erwies sich das Engagement von Lynne Stafford. Die 24-jährige Designerin kreierte jenen Retrolook, der spontan einschlug wie eine Bombe und zur Umbenennung der Firma in Fossil führte, denn das war der Spitzname des Vaters der beiden Kartsotis-Brüder. Maßgeblich für den weiteren Erfolg waren Blechdosen mit Grafiken im 1950-er-Jahre-Look.

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Fossil Blechdosen im Stil der 1950-er Jahre

Alles Aspekte zusammen machten Fossil innerhalb weniger Jahre zu der chronometrischen Lifestyle-Marke in den USA, mit anderen Worten zur Nummer eins. Innerhalb von nur zwei Jahren kletterte der Umsatz von zwei auf 20 Millionen Dollar. Inzwischen ist Fossil zur Nummer vier im internationalen Uhrenmarkt avanciert.

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Fossil Collector’s Club 1997, 10.000 Stück

Der amerikanische Kontinent absorbiert exakt 50 Prozent der größtenteils in Fernost produzierten Zeitmesser. 34 Prozent fließen nach Europa, der Rest nach Asien.

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aktuelle Umsätze der Fossil-Gruppe nach Regionen

Apropos Uhren: Diese tragen 75 Prozent zum Jahresumsatz bei, Accessoires das restliche Viertel. Auch beim Internethandel hatte Kosta Kartsotis ein glückliches Händchen. 1996 gab es den ersten Fossil Onlineshop. Im Folgejahr kam es zur Unterzeichnung des ersten Lizenzvertrags mit Giorgio Armani. Die unter strenger Aufsicht des Modezaren kreierten Armbanduhren tragen die Signatur Emporio Armani, also auf gut deutsch Armani Warenhaus. 

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aktuelle Armbanduhr Eporio Armani, Provenienz China, Quarzwerk, unter 300 Euro

Danach ging es Schlag auf Schlag mit der Ausweitung des Markenportofolio. Zu den Eigenmarken gehören neben Fossil, Relic, Michele, und Zodiac inzwischen auch Skagen.

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Skagen Quarz, 159 Euro

In Lizenz entstehen außer Emporio Armani ganz unterschiedliche Uhren mit Namen Armani Exchange, Adidas, Burberry, Diesel, DKNY, Karl Lagerfeld, Kate Spade, Michael Kors, Marc Jacobs sowie Tory Burch. Nicht alle davon sind in good old Europe erfolgreich, weil man die Labels hauptsächlich in der Neuen Welt kennt.

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aktuelles Markenportfolio der Fossil-Gruppe

Längst agieren die jährlich vier neuen Kollektionen in ganz unterschiedlichen Preissegmenten. Ganz oben rangieren die in der Schweiz designten und produzierten Uhren mit den Labels Emporio Armani, Michele, Burberry, Tory Burch und Zodiac.
Das eidgenössische Engagement ließ und lässt sich die Fossil Gruppe einiges kosten. 2002 erwarb sie die 1971 gegründete und auf Design, Prototyping und Montage spezialisierte Montres Antima SA mit Sitz in Biel. Seit zwei jahren findet man sie in Nachbarschaft der ungleich größeren Rolex-Fabrik am Bieler Bözingenfeld.

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Das neue Antima-Domizil am Bieler Bözingenfeld nahe der Rolex-Manufaktur

Auf der Gehaltsliste stehen etwa 60 Angestellte, darunter zehn Designer, zehn Produktplaner sowie 40 Techniker und Uhrmacher. Als die Swatch Group nach Auslaufen der Verträge mit Antima keine mechanischen Uhrwerke mehr lieferte, war bei Fossil zunächst einmal guter Rat teuer, wie mir Martin Frey, der in Basel tätige Geschäftsführer der Fossil Group Europa mitteilte. „Aber wir haben auf den neuen Sachverhalt schnell reagiert und aus der Not eine Tugend gemacht.“

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Martin Frey, Geschäftsführer Fossil Group Europa 

Mit anderen Worten: Fossil stellte, was wahrscheinlich die wenigsten meiner Leserinnen und Leser wissen, ab 2012 in Manno bei Lugano eine eigene Werkeproduktion namens STP (Swiss Technology Production) in Manno auf die Beine. Zu diesem Zweck hatte man die im Tessin ansässige PWP erworben, einen Mechanik-Spezialisten mit eigenem Automatikkaliber. Das STP 1-11 war bereits ab 2006 als Nachbau des gleichermaßen robusten wie zuverlässigen Eta 2824-A2 mit Rotor-Selbstaufzug entstanden. Erste Exemplare verließen die Fabrikationsstätte ab 2008.

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Das Kaliber STP 1-11, ein Nachbau des Eta 2824-A2, besteht aus rund 100 Komponenten

Das Wort Klone hört  Angelo Piritore, Senior Operations Manager, der mich durchs Montage-Atelier führte, hingegen gar nicht so gerne.

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Angelo Piritore

„Unser eigenes Uhrwerk ist, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, mehr als ein reiner Ersatz für das Eta-Vorbild. Wir sind etwas teurer, dekorieren dafür aber schon die Platine, Brücken und Kloben der Standardversionen mit einer Perlage sowie den Rotor mit Genfer Streifen.

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Das Kaliber STP 1-11

Außerdem regulieren wir alle Werke im Gegensatz zur Eta in fünf Lagen zwischen null und plus 15 Sekunden. Nachgehen tolerieren wir nicht. Schließlich liegt die Gangreserve mit 44 Stunden deutlich höher als die 38 Stunden des Vorbilds. Mittelfristig streben wir sogar 80 Stunden an.“ 

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Kaliber STP 1-11 ohne Rotor

Dreißig Personen meist weiblichen Geschlechts montieren, regulieren und kontrollieren die 2015 voraussichtlich 180.000 Uhrwerke mit Hilfe hoch moderner Gerätschaft.

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Stolz in Manno, Tessin, zu sehen: 16.510 Uhrwerke produziert bei STP im Juni 2015

An den Arbeitsplätzen der halbautomatischen Montagebänder von Lecureux sitzen fast ausschließlich Italienerinnen.

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STP-Montageatelier in Manno bei Lugano

Die Nähe zu Italien ist in der Tat ein Grund, warum einige Uhrenhersteller im Süden der Schweiz Dependancen unterhalten. So genannte Grenzgänger(innen) für die verschiedenen Jobs in einem Assemblagebetrieb gibt es hier genug. Das Anlernen für die Tätigkeit an den Lecureux-Stationen geht relativ schnell über die Bühne, denn die jeweiligen Aufgabenbereiche sind überschaubar.

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Montage des Kaliber STP 1-11 an halbautomatischen Lecureux-Bändern

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unten: Montage des Unruhkloben mit Unruh und Spirale

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Fixieren der Unruhspirale 

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Kontrolle der aus Asien zugekauften Anker

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Unruhkloben des Kalibers STP 1-11

Wie von Geisterhand schiebt sich eine der Platinen nach oben. Art und Umfang der dann manuell durchzuführenden Arbeiten haben die Planer im Sinne eines perfekten Workflow exakt ausgetüftelt.

Das Ölen der Lager geht vollautomatisch über die Bühne.

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automatisches Ölen des Kalibers STP 1-11

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Schmierplan des Kalibers Stp 1-11

Pro Werk braucht der kleine Roboter insgesamt eine Minute. „Hier gibt es noch einen Flaschenhals,“ erläutert Angelo Piritore, „weshalb wir im Herbst 2015 noch ein zweites Gerät in Dienst stellen.“ Vollautomatisch vollziehen sich auch andere Arbeitsschritte wie das Ölen der Federhauslagers, das Kontrollieren der Datumsschaltung, das Anbringen der Kaliberbezeichnung sowie der Produktionsdaten mit Hilfe eines Laser.

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Lasern der Kaliberbezeichnung und Produktionsdaten

Alles in allem wird STP seine Lecureux-Armada um fünf Posten erweitern, um die hoch gesteckten Quantitäts- und Quantitätsziele zu erreichen. Die Planungen für 2016 sehen 240.000 Werke vor. Längerfristig soll die jährliche Kapazität bei etwa 400.000 Stück liegen. In jedem Fall stehen am Ende des Entstehungsprozesses der mechanischen Uhrwerke umfassende Kontrollen. Die Ansprüche der internen Abnehmer in Biel und der externen Kunden sind verständlicher Weise hoch.

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Die verschiedenen Kunden bekommen individualisierte Schwungmassen .und Datumsringe

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unter dem Zifferblatt des Kalibers STP 1-11

Deshalb wird erst einmal rigoros ausgesondert, was den Vorgaben nicht hundertprozentig entspricht, und dann akribisch nachgebessert. 

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Gangkontrolle des Kalibers STP 1-11

Komponenten entstehen übrigens keine im Tessin. Hier geht es ausschließlich sauber zu. Zu den Lieferanten zählen einschlägig erfahrene Spezialisten aus dem Waadtländer, Berner und Solothurner Jurabogen. Zur Produktion der tragenden Teile, also Platinen, Brücken und Kloben baut Fossil die Kapazitäten bei der Schwester STC (Swiss Technologie Components) in Glovelier kontinuierlich aus.

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STC Glovelier

Dort entstehen in großem Umfang auch Gehäuse für die Swiss Made Zeitmesser. Das Sagen hat Laurent Matthey, der als Vicepresident Swiss Made Produktion fungiert.

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Laurent Matthey

„Bis 2016 wollen wir  im Jurabogen nahe der französischen Grenze von 1.1000 auf 4.800 Quadratmeter gewachsen sein. Und die Zahl der Arbeitsplätze wird voraussichtlich von 20 auf über 100 klettern.“ Neue Fertigungszentren sind auch schon bestellt. Insgesamt liegt das Investitionsvolumen im zweilstelligen Millionenbetrag. „Unser Ziel,“ so Laurent Matthey, „ist die Realisierung einer 70-prozentigen Wertschöpfung in der Schweiz, denn dann sind wir auch für die im Raum stehenden neuen Swiss Made-Regeln gewappnet.“
Das Assortiment, also Unruh, Unruhspirale sowie Hemmung kommen derzeit noch aus Fernost.

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Unruhn, Unruhspiralen und Unruhkloben Kaliber STP 1-11

Woher genau möchte von den Produktverantwortlichen verständlicher Weise niemand sagen. Dafür, dass sich die Qualität auf hinreichend hohem Niveau bewegt, sprechen besagte Regulierungs-Standards im Bereich zwischen null und 15 Sekunden täglich bei mehreren Temperaturen sowie in fünf Lagen. Überdies haben erste Uhrwerke ihre Feuertaufe bei der Schweizer Chronometerbehörde COSC schon bestanden, worauf Martin Frey besonders stolz ist. „In Zukunft können unsere Kunden mit dem STP 1-11 auf Wunsch auch Armbandchronometer produzieren.“ 

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Chronometerzertifikat für das Kaliber STP 1-11

Auch in anderer Hinsicht denkt STP weiter. Ein neues Kaliber, das ich zwar tickend erlebt habe, aber noch nicht publizieren darf, gelangt im September 2016 auf den Markt. Bereits ab kommenden September ist das auf dem STP 1-11 basierende Multifunktionskaliber STP 2-12 mit Gangreserveanzeige zu haben.

Selbst entwickelte Module erlauben sechs verschiedene Versionen. Zum Spektrum gehören (stets neben der gennannten Gangreserveindikation bei „6“ und Datumsschnellkorrektur):
dezentrale Sekunde bei „9“ und Zeigerdatum bei „12“ (Kaliber STP 2-12-1)

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Uhr mit Kaliber STP 2-12-1

dezentrale Sekunde bei „9“, Wochentagsanzeige bei „3“ und zentrales Zeigerdatum Kaliber STP 2-12-3)

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Uhr mit Kaliber STP 2.12-3

dezentrale Sekunde bei „9“, Wochentags- und Mondphasenindikation konzentrisch bei „3“ sowie zentrales Zeigerdatum. (Kaliber STP2-12-6)

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Uhr mit Kaliber STP 2-12-6

On the top gibt es dann auch noch das STP 3-13 mit Schwanenhals-Feinregulierung und gebläuten Schrauben.

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Kaliber STP 3-13

Man sieht, Fossil hat einiges vor in der Alten Welt. Da dürfen Vertrieb und Marketing keinesfalls hintan stehen. 2016 wird die Europazentrale, welche seit 2004 in Basel residiert,

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Das derzeitige Fossil-Domizil in Basel, bezogen 2004

als Mieter einen 28 Meter hohen Neubau nahe dem Messegelände beziehen. Die lichtdurchfluteten Büros bieten Platz für 350 Personen. Nicht weniger als 2500 Quadratmeter werden Showooms für sich beanspruchen. Dort können die Kunden das ganze Jahr über erleben, was sich in der Fossil Gruppe tut. 

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Design des neuen Fossil-Europa-Firmensitzes nahe der Basler Messe

Mit Emporio Armani Swiss Made ist das Unternehmen inzwischen zur Baselworld selbst zurückgekehrt. Man möchte Flagge bekennen und tut das mit einem markanten Messestand in Gestalt eines riesigen Tresors.

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Armbanduhr Emporio Armani Automatik Swiss Made

Ich persönlich wünschte mir, und das habe ich Martin Frey bei meinem Besuch auch mitgeteilt, auf den eidgenössischen Armani Zeitmessern als eindeutiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Pendants mit China-Kalibern jene Signatur, welche der Mailänder Modezar für seine Spitzenerzeugnisse verwendet: Giorgio Armani. Ob solches allerdings rechtlich möglich ist, steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. 

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Emporio Armani Meccanico aus China

Unabhängig davon haben mich die Kaliber-Aktivitäten im Zusammenhang mit den Swiss Made Produkten der Fossil Gruppe in hohem Maße beeindruckt. In Fernost, wo wohl klingende Namen einen hohen Stellenwert besitzen, könnten speziell Armani und Burbery den dort extrem erfolgreichen Swatch Group Marken Certina, Longines und Tissot durchaus Paroli bieten.

Mido Design-Wettbewerb für alle

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Am Leitmotiv des Technikers Georges Schaeren, der am 11. November 1918 in Biel eine Fertigungsstätte für Uhreneröffnete, hat sich bis in die Gegenwart, welche sich unter der Ägide der Swatch Group abspielt, nichts geändert: „Speziell konstruiert, um der großen Masse von Käufern, die einen gewissen Minimalpreis nicht überschreiten können, dennoch eine wirklich zuverlässige und dabei elegante Uhr zu verschaffen.“ Einen Markennamen hatte sich der Jungunternehmer auch einfallen lassen: Mido. Bereits in den Roaring Twenties legte der Firmengründer eine bemerkenswerte Kreativität an den Tag. Markante Autokühler dienten als Vorlage für Gehäuse- und Zifferblattdesigns.

Designs für Uhrengehäuse von Mido, Autokühlern nachempfunden

Und diese Designs trafen genau den Geschmack einer imagebewussten Käuferschicht. Wenn beispielsweise der sportive Bugatti in der Garage bleiben musste, sollte zumindest dessen typischer Kühler am Handgelenk ans rasante Gefährt erinnern.

Goldene Mido, ca. 1925

Eine weitere Marketingidee realisierte Schaeren ebenfalls mit großem Erfolg: Er kooperierte mit angesehenen Automobilclubs, die seine Kühler-Uhren als Mitgliedsausweise wählten. Eine derartige Mido schnallte sich zum Beispiel der König von Spanien ans Handgelenk.

Für den König von Spanien: Platin-Armbanduhr von Mido, 1925

Chronographenfans faszinierte ab 1943 der „Multicenterchrono" mit zentralem 60-Minuten-Zähler.

Bei Sammlern sehr begehrt: Mido Multicenterchrono

Riner der Marken-Leader, die Mido „Ocean Star” mit Monocoque-Gehäuse und „Aquadura“-Dichtungssystem gelangte 1959 auf den Markt. Sehr augenfällig wegen ihren Zifferblattdesigns ist schließlich auch die “Commander”-Linie.

Mido Commander Chronometer 2015 mit dem Automatikkaliber 80

Warum schreibe ich das? Ganz einfach: Mido hat einen Design-Wettbewerb der besonderen Art ausgerufen. Durch ein Votum können alle Uhrenliebhaberinnen und Liebhaber daran teilnehmen. Genau genommen geht es um die Fertigung einer limitierten Armbanduhr, deren Optik Merkmale einer der weltweit bedeutendsten Sehenswürdigkeiten aufgreift, den Londoner Big Ben mit seiner bemerkenswerten Uhr.

Eingeladen sind drei Produktgestalter:

Eric Giroud, der schon mit zahlreichen Uhrenmarken kooperiert hat

Eric Giroud

Sébastien Perret, Gründer der „Etude de Style” Design-Agentur in Neuchâtel sowie ausgebildeter Schmuck- und Edelsteinfasser.

Sébastien Perret

Der Italiener Lorenzo Vallone, seines Zeichens künstlerischer Direktor und Professor 

Lorenzo Vallone

Unter folgenden Links können die drei Designer bei ihrer Arbeit beobachtet werden.

Spannend wird es ab dem 30. Juli 2015.
Dann nämlich sind die dre Prototypen öffentlich und Interessierte können bis zum 30. September 2015 ihren Favoriten wählen. 


Etwas zugewinnen gibt es natürlich auch:
1. Eine Reise für zwei. Wohin? Natürlich nach London.

2. Ein Exemplar siegreichen und während der Baselworld 2016 gezeigten Big Ben Armbanduhr.

Viel Spaß und viel Glück allen meinen Leserinnen und Lesern.

http://contest.mido.ch


Sag zum Abschied leise Servus

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Zum Wesen der kostbaren Zeit gehört der Wandel. In meinem Fall betrifft dieser Wandel zunächst einmal das Leben, welches sich mit dem Kauf  eines Heuer Carrera Chronographen im Jahr 1964 tatsächlich entscheidend veränderte. Von da an ließen mich Uhren nicht mehr los.

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Aus Chronos Japan, Frühjahr 2015

1980 begann ich in der Zeitschrift “Alte Uhren” über Uhren zu schreiben. Und diese Leidenschaft beseelt mich bis heute.

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Aus Chronos Japan, Frühjahr 2015

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1983 erschien das Buch “Armbanduhren” , welches ich zusammen mit Helmut Kahlert und Richard Mühe publizierte. Die Reihenfolge der Autorennennung hatten wir damals ausgelost. Meinem Freund Christian Pfeiffer-Belli oblag die Redaktion.

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Der unerwartete Erfolg dieses Buches stimulierte zu größerem Engagement.

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Industriemagazin 1990

Meinen ersten Artikel in GQ erschien übrigens 2002.

Nun betrifft der Wandel auch meinen Blog, welcher hier auf GQ Online seit 1. April 2013 in regelmäßigen Abständen zu lesen war. Retrospektiv muss ich sagen, dass es mir riesige Freude bereitet hat, zweieinhalb Jahre mit dem tollen GQ-Team zusammenzuarbeiten. Am heutigen 31.Juli 2015 heißt es nun Abschied nehmen, um einen Neubeginn an anderer Stelle zu wagen. 

Zunächst aber möchte ich ein riesiges Dankeschön aussprechen. Und zwar erstens an Andreas Laux und das tolle Team von GQ Online. Dann an den GQ-Chefredakteur José Redondo-Vega sowie Marco Rechenberg, der bei GQ das Thema Uhren betreut.
Ihr alle seid wunderbar. Und wir bleiben ja auch in Zukunft freundschaftlich verbunden.
Dank gilt aber auch meinen vielen Leserinnen und Lesern, welche mir um diese lange Zeitspanne hinweg die Treue gehalten haben.
Allen kann ich zurufen, dass ich auch in Zukunft auf GQ Online von Zeit zu Zeit Beiträge über das Thema Zeit und alles, was mit ihrer Messung zusammenhängt posten werde. Darauf haben wir uns, konkret José und ich zuletzt verständigt. Und darauf freue ich mich auch jetzt schon sehr. 

Nun zum Wandel: Meinen bewährten Uhren-Blog wird es ab 1. August auch weiterhin geben. Die neue Adresse lautet dann:
www.redbulletin.com/Gisbert-Brunner
Als Ausdruck der Verbundenheit und des Übergangs habe ich einige meiner zurückliegenden GQ- Beiträge dort nochmals eingestellt.
Alle, die sich für Uhrentechnik interessieren, finden zum Start ein sehr ausführliches Glossar. Von A bis Z sind darin viele Begriffe rund um Uhr und Zeit erläutert.

“Gangautonomie:
Gesamte Laufzeit eines mechanischen Uhrwerks, also der Zeitraum zwischen dem vollständigen Aufzug und dem Stehenbleiben wegen komplett entspannter Zugfeder. Je nach Konstruktion des Werks bewegt sich die Gangautonomie moderner Armbanduhren bewegt in einer Bandbreite zwischen 36 Stunden und 31 Tagen”

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Lange 31 mit 31 Tagen Gangautonomie

Und spätestens Montag bin ich online mit einem Thema, das Fußball- und Uhrenfans gleichermaßen interessieren wird. Zu diesem Zweck reise ich morgen am 1. August 2015 nach Wolfsburg.

In diesem Sinne würde ich mich zum Schluss riesig freuen, wenn alle Leserinnen und Leser GQ Online ebenso treu bleiben wir mir in meinem neuen Web-Domizil.
Servus und einmal mehr: merci vielmals!

www.redbulletin.com/Gisbert-Brunner

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