Wer sich gedanklich mit Hublot beschäftigt, assoziiert damit beinahe zwangsläufig Jean-Claude Biver. Schließlich war er es, der die 1980 vom Italiener Carlo Crocco gegründete Uhrenmarke ab 2004 vor einem drohenden Konkurs bewahrte und zu nie gekannter Blüte führte. Ricardo Guadalupe, langjähriger treuer Weggefährte von Jean-Claude, gerät dabei gerne in Vergessenheit.
Ricardo Guadalupe
Dabei leitet der bald 48-Jährige die Geschicke der aufstrebenden Manufaktur schon sein dem 1. Januar 2012 als offiziell von LVMH bestellter CEO. Als ich Ricardo kürzlich um ein knappes, prägnantes Statement zu Hublot bat, teilte er mir folgendes mit: Was mich an Hublot besonders fasziniert, ist der unglaubliche Erfolg während nur weniger Jahre. Selbiger wird als Fallstudie für rasantes Wachstum in die Uhrengeschichte eingehen.“ Zuerst eher im Hintergrund, jetzt aktiv an der Unternehmensfront hat der gebürtige Schweizer mit tiefen spanischen Wurzeln erheblich zur fulminanten Renaissance des für markant-sportlichen Look bekannten Uhr-Unternehmens beigetragen. Nach dem Besuch einer Schweizer Wirtschaftsschule und dem Wirtschaftsstudium in Los Angeles offerierte ihm Bulgari eine Stelle als Produktmanager. 1994 holte ihn Jean-Claude Biver zu Blancpain, jener Marke die 1992 von der Swatch Group übernommen worden war. 1997 avancierte Ricardo zum internationalen Verkaufs- und Marketingleiter von Blancpain. 2001 verabschiedet er sich, um als unabhängiger Berater für die Uhrenindustrie zu arbeiten. Als Jean-Claude Biver 2004 die Leitung von Hublot übernahm, holt er seinen engen Vertrauten sofort ins Boot. Denn beide pflegen seit jeher die Maxime, dass man „dorthin gehen muss, wo der potenzielle Kunde ist. Bei Hublot ist das u.v.a. die Welt des Fußballs, der Formel 1 oder auch der Luxusautos.
Jean-Claude Biver und Franck Ribery bei der offiziellen Eröffnung der Münchner Hublot Boutique im Dezember 2013
Ricardo Guadalupe und Usain Bolt
Viel verändert hat sich für Ricardo Guadalupe auf dem Chefsessel übrigens nicht.
„Seit 2004 arbeite ich mit Jean-Claude zusammen. Gemeinsam haben wir den Relaunch der Marke vorgenommen, sie zur echten Manufaktur geführt und neue Strategien entwickelt. Während der zurückliegenden zehn Jahre war ich also in alle operativen Prozesse eingebunden und deshalb kenne ich Hublotwie meine Hosentasche.“
Bei dieser Gelegenheit interessierte mich, wie sich die Zusammenarbeit mit Jean-Claude gestaltet, der ja weiterhin als sehr aktiver Verwaltungsratspräsident von Hublot agiert.
Dazu Ricardo:
„Wir kooperieren weiterhin aufs Engste, denn Jean-Claude ist einfach genial, wenn es darum geht, Trends zu erkennen und den Erfolg einer neuen Kreation einzuschätzen. Da macht ihm in der Branche niemand etwas vor. Insofern ist Jean-Claude als Gallionsfigur, Meinungsbildner und vor allem wertvoller Ratgeber bei Hublot auch in Zukunft unverzichtbar.“
Als ausgewiesener Vertriebsprofi hat Ricardo den Ausbau eigener Boutiquen sehr stark beeinflusst. Diese Schiene läuft mit zunehmendem Erfolg parallel zu den etablierten Fachhandelspartnern, sprich Konzessionären. Allerdings betreibt Hublot nur einen kleinen Teil seiner exklusiven Boutiquen selbst. Dazu gehört auch jene an der Münchner Maximilianstraße, die ihm November 2013 in neuem Corporate-Design ihre Türen öffnete.
Hublot Boutique in der Münchner Maximilianstraße
Warum, das begründet Ricardo mit folgendermaßen:
„Da gab es einen gewissen Handlungsbedarf, denn unsere Boutiquen finden sich an unterschiedlichen Orten. Natürlich in ausgewählten Städten und dort in AA-Lagen, daneben aber auch in Skigebieten oder in Seebädern. Hier braucht es unterschiedliche Konzepte. Diese Anpassungen nehmen wir nun vor. In der Region Miami müssen wir anderen Anforderungen genügen als in München.“
Blick in die Münchner Hublot Boutique
Wie ist denn die Relation zwischen selbst und in Lizenz betriebenen Geschäften?
Riccardo: Die Mehrheit unserer Boutiquen, sprich etwa 80 Prozent ist Franchise. Nur 20 Prozent betreiben wir in Eigenregie. Allerdings merkt das der Kunde nicht. Wir streben, und das ist auch für unsere Partner verpflichtend, überall auf der Welt das gleiche Niveau an. Und zwar beim Markenauftritt, beim Service, bei der Qualität, bei der Kompetenz und bei der verfügbaren Kollektion. Nicht zuletzt deshalb gibt es in unserer Zentrale eine Einzelhandels-Abteilung ins Leben, welche sich um alle diese Belange kümmert.“
Insbesondere an das Personal in den Boutiquen stellt Hublot sehr hohe Ansprüche. Man könnte auch sagen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter handverselsen sind.
Diesbezüglich meinte Ricardo Guadalupe mir gegenüber:
Wer in unseren Boutiquen arbeiten möchte, muss sich eine Woche in unserer Schweizer Firmenzentrale qualifizieren. Wir haben ein spezielles Schulungsprogramm entwickelt. Das umfasst beispielsweise unsere Geschichte, unsere Stärken und Schwerpunkte, unsere Uhren sowie die verbauten Uhrwerke. Am liebsten hätten wir in jeder Boutique und auch bei unseren Konzessionären jeweils einen kompetenten Hublot-Uhrenspezialisten. Aber so etwas lässt sich nicht von heute auf morgen realisieren. Auf jeden Fall erwarten wir regelmäßige Fortbildung im Hinblick auf neue Produkte.“
Simone Schmidt leitet die Münchner Hublot Boutique
Ihr zur Seite stehen Fisnik Kosova und Tatjana Kallenbach
Womit wir beim Thema wären. Neue Produkte zeigt Hublot übers Jahr mit schöner Regelmäßigkeit. Aber von nichts kommt bekanntlich auch nichts.
Das weiß auch Ricardo: „Für Forschung und Entwicklung geben wir jedes Jahr mehr als zehn Millionen Schweizerfranken aus. Hinzu gesellen sich Investitionen für Gebäude, Maschinen und Infrastruktur. Allein unser Magic Gold hat einige Millionen verschlungen. Hierzu brauchte es spezifische Ausstattung bis hin zu den Öfen. Die gingen mächtig ins Geld. Grundsätzlich stellen wir jedes Jahr 50 bis 70 Neuigkeiten vor. Das sind nicht alles ganz neue Modelle, sondern auch Modifikationen und Evaluationen. Dafür entfernen wir aber auch die gleiche Anzahl an Modellen aus unserer Kollektion. Wirklich aktiv sind gegenwärtig etwa 200 Referenzen. Dabei zählt ein und dieselbe Uhr, die es beispielsweise mit Glieder- oder Kautschuk-Armband gibt, als zwei Referenzen.
Über die einzigartige Ferrari-rote Keramik habe ich an dieser Stelle schon berichtet. Und zur Baselworld 2014 wird Hublot einen bislang einmaligen biologischen Gehäuse-Werkstoff präsentieren. Was das ist, darf ich jetzt noch nicht verraten, aber sobald ich die Freigabe bekomme, wird diese Material-Revolution an dieser Stelle zu finden sein.
Ein erster Blick auf das neue Hublot Material
Neue Uhrwerke stecken bei Hublot ebenfalls in der Pipeline, kreiert und zur Serienreife entwickelt unter der Ägide von Ricardo Guadalupe und Jean-Claude Biver. Eines davon zielt natürlich auf die kommende Fußball Weltmeisterschaft in Brasilien. Auch hier habe ich ein Schweigegelübde abgelegt. Aber sobald ich darf, werde ich hier ausgiebig berichten.
Einige der 2014-er Produktneuheiten von Hublot sind schon publik. An dieser Stelle zwei davon:
Hublot Pop
Nach dem Motto „ladies first“ beginne ich mit einer Hommage an die 1970-er Jahre und die beispielsweise von Andy Warhol gepflegte Pop-Art. Sein Für weltweite Furore sorgte beispielsweise sein Portrait von Marylin Monroe. Kurzum: Diese poppige, farbenfrohe Kunstrichtung spiegelte den amerikanischen Lebensstil in besonders einprägsamer Weise wider. Das wiederum inspirierte Hublot zur Kreation einer ausdrucksstarken Big Bang, die ausdrücklich dem zarten Geschlecht gewidmet ist. Die vier Modelle präsentieren sich in rosa, blau, violett und apfelgrün.
Zwei davon verfügen über goldene, zwei über stählerne Gehäuse mit jeweils 41 Millimetern Durchmesser. Den Glasrand zieren stets 48 Edelstein-Baguetten: Saphire für die rosa, Topase für die blaue,
Amethysten für die violette und Tsavoriten für die grüne Variante. Die fast schon skurril bunten Zifferblätter mit ihren Chronographen-Totalisatoren erinnern an die Farbpalette eines Künstlers. Ein farbiges Armband aus einer Krokodilleder-Kautschuk-Kombination rundet das fast schon schrille chronographische Kunstwerk rundet. In den Schalen findet sich der auf dem Eta 7753 basierende Automatik-Chronograph Eta 7753 mit 52 Stunden Gangautonomie.
Abtauchen kann Frau mit diesem Stopper natürlich auch. Und zwar bis 100 Meter Wassertiefe. Natürlich hat Hublot die poppige Kunst am Handgelenk streng limitiert. Von jedem Exemplar sind 200 Exemplare erhältlich.
An echte Männer wendet sich Hublot mit der neuen, natürlich rundum schwarzen „Big Bang Unico All Black“.
Big Bang Unico All Black
Der Name ist Botschaft, denn in der 45,5 Millimeter großen Schale aus schwarzer, glasperlengestrahlter Keramik oder Kohlefaser findet sich das Manufakturkaliber Unico HUB 1242. Seine Merkmale: Rotor-Selbstaufzug, 72 Stunden Gangautonomie, Wechsel-Echappement mit Silizium-Anker und -Ankerrad, vorne sichtbarer Stoppmechanismus mit Schaltradsteuerung, Doppelkupplung (horizontal mit Rädern und Schwingtrieb), Flyback-Funktion und 60-Minuten-Zähler. Insgesamt besteht das mit vier Hertz tickende Oeuvre aus 330 Komponenten. Jeder der insgesamt nur 500 einzeln nummerierten Zeit-Boliden verfügt über das intelligente Bandwechsel-System namens „one clic“. Mit wenigen Handgriffen ist es möglich, das Armband vom Gehäuse zu trennen und ein neues zu montieren. SuperLuminova-Leuchtausstattung und Wasserdichtigkeit bis zehn bar sind Ehrensache.
Manufakturkaliber Hublot Unico mit Rotor-Selbstaufzug und Chronograph
Alles zu Hublot, zur Marke, zur Manufaktur, zu den Produkten, zu den Boutiquen, zu Jean-Claude Biver, zu Ricardo Guadalupe und zu den Fußball-Aktivitäten findet sich in einem neuen Special der Fachzeitschrift Chronos, das pünktlich zur Baselworld 2014 erscheinen wird.
Unten der Titel des Chronos Special Hublot aus dem Jahr 2010: