Über die neue „Aquatimer“-Uhrenlinie, welche IWC einem ausgewählten Journalistenkreis bereits im vergangenen Jahr vorgestellt hatte, habe ich an dieser Stelle ausgiebig berichtet. Gestern hatte ich Gelegenheit, Georges Kern, dem IWC CEO einige Fragen zu stellen.
GLB: Was war der Hintergrund für die komplette Neugestaltung und -entwicklung der Aquatimer-Linie?
Georges Kern: Es ist die Produktphilosophie von IWC, alle vier bis fünf Jahre eine unserer Uhrenlinien komplett auf den Prüfstand zu stellen und hart an ihr zu arbeiten. Auf diese Weise machen wir sie zukunftsfähig. Auch in der Uhrmacherei gibt es neue Technologien und Materialien, verändern sich die Geschmäcker. Dem müssen wir Rechnung tragen.
GLB: Wie steht es denn aktuell um die Relation zwischen zugekauften Uhrwerken und solchen aus eigener Manufaktur?
Georges Kern: Ganz generell kann ich sagen, dass der Anteil an Manufakturkalibern kontinuierlich wächst, was andererseits verständlicher Weise den Durchschnittspreis unserer Produkte erhöht. 2015 wird es einen richtigen Schub bei unseren eigenen Werken geben. Das kann ich schon jetzt versprechen. Heute schon steuern unsere Manufakturkaliber wertmäßig rund 50 % zum IWC-Umsatz bei. Tendenz steigend. Hinsichtlich der Stückzahlen liegen sie natürlich dahinter zurück.
GLB: Bei der neuen Aquatimer-Linie verwendet IWC erstmals Bronze als Gehäusematerial. Wie kam’s?
Georges Kern: Unterschiedliche Materialien und Materialkombinationen für Uhrengehäuse gehören eindeutig zur DNA von IWC. Das trifft auch auf Bronze zu. Unsere Entwicklungsabteilung hat sich lange mit Bronze beschäftigt. Wir nutzen eine Legierung, welche bislang noch nicht zur Anwendung kam. Sie ist härter und auch von einem Institut der Schweizer Lebensmittelindustrie zertifiziert.
IWC Aquatimer mit Bronzegehäuse
(Anmerkung: In Italien werden unter anderem Spaghetti durch Bronzeformen gezogen. Auch die Pharmaindustrie verwendet dieses Material beispielsweise für Pillen.)
GLB: Wie steht es um Stahl und Gold?
Georges Kern: Stahl bleibt natürlich die Nummer 1 bei den Materialien. Und Gold ist ebenfalls unverzichtbar für uns.
GLB: IWC verwendet sportive Gehäuse aus kautschukbeschichtetem Stahl. Hat sich diese Materialkombination bewährt?
Georges Kern: Ganz eindeutig. Das passt besonders gut zu Tauchern. Ich kann an dieser Stelle nur sagen, dass es bislang keinerlei Reklamationen hinsichtlich übermäßiger Abnützung oder sonstiger Defekte gab.
GLB: IWC hat sich ein neues System zur Bandbefestigung patentieren lassen. Dieses erlaubt das Austauschen des Armbands mit wenigen Griffen.
Georges Kern: Wir nutzen bislang schon ein System von Cartier. Aber unsere patentierte Eigenentwicklung ist einfach zu handhaben und perfekt. Sie erlaubt das Bandwechseln mit ganz wenigen Handgriffen. Mit einer Aquatimer –Georges zeigt auf seine Uhr- ist man immer gut gekleidet. In allen Lebenslagen. Aber zum Tauchen braucht es ein anderes Band, das sich über der Montur tragen lässt. Mit unserem System ist der Wechsel ein echtes Kinderspiel.
IWC Aquatimer 2000 Automatik - linke Gehäuseflanke mit verdecktem SafeDive-System
Technisch besonders innovativ bei der neuen Aquatimer-Generation ist die Kombination aus dem äußeren Glasrand und einem innen positionierten Drehring mit der Indexierung für die verbleibende Tauchzeit. Weil die bei versehentlichem Verstellen allenfalls länger, niemals aber kürzer werden darf, ist das Verdrehen nur entgegen dem Uhrzeigersinn zulässig. Das neue SafeDive-System von IWC kombiniert die Vorteile einer auch mit nassen Tauchhandschuhen leicht handhabbaren Außen-Lünette mit jenen des in akkuraten Minutenschritten rastenden Innen-Drehrings.
Dieses Rad ist unter der linksseitigen Abdeckung verborgen. In Seine Zähne greifen jene der äußeren Drehlünette.
Die Welle des blauen Rads reicht von außen nach innen. Links ist in grün der innere Drehring zu erkennen, welcher per Drehlünette von dem innen liegenden Mechanismus in einer Richtung verstellt werden kann.
Ein Zahnrad greift in die Verzahnung des inneren Drehrings.
Der innere Mechanismus mit Antriebs- und Sperrrädern
Die besonderen Konstruktionsmerkmale und die präzise, unter einer Abdeckung im linken Gehäuserand verborgenen Mechanik sind in besonderer Weise gegen zerstörerische Einflüsse von Salzwasser und Schmutz geschützt. Genau genommen handelt es sich um ein Kupplungssystem mit einseitig wirkender Sperrverzahnung. In Genf konnte ich das große Modell dieses ausgeklügelten Mechanismus in Augenschein nehmen und auch fotografieren.
Selbstverständlich gestattet eine Super-LumiNova-Beschichtung der Innenring-Tauchzeitskala beste Ablesbarkeit bei guten wie schlechten Sichtverhältnissen. Darüber hinaus erleichtert zweifarbiges Leuchten bei Dunkelheit dem Taucher die unbedingt wichtige Orientierung auf dem Zifferblatt: Die Farbe Grün gilt der Tauchzeit, Blau der Stundenanzeige.