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Channel: Gisbert L. Brunner
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Hublot liebt Fußball, Kunst und nun auch Design

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An so etwas hätte selbst Jean-Claude Biver vor zehn Jahren nicht einmal im Traum zu denken gewagt: Heute, als ich am Pariser Flughafen mit einer Hublot-Tragetasche durch die Sicherheitskontrolle ging, meinte der Kontrolleur sehr spontan, dass die Hublot eine großartige Marke und die Big Bang eine Uhr sei, welche er sich schon lange wünsche.

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Jean-Claude Biver

Was lehrt uns das? Zehn Jahre harte Arbeit für das Markenimage und die Design-Ikone haben sich bezahlt gemacht. Ohne ein außergewöhnliches Design wäre die Erfolgsgeschichte des unangefochtenen Leaders freilich undenkbar gewesen. Als Jean-Claude Biver 2004 die schwierige Mission übernahm, holte er sich den heutigen CEO Ricardo Guadalupe, die Gehäusebauer Werthanor aus dem Schweizer Jura und GTF Fontana aus Italien ins Boot. Mit von der Partie war auch der bekannte Uhrendesigner Mijat. Jean-Claude erinnert sich: „Im alten Hublot-Gebäude saßen wir zu fünft zusammen und überlegten, wie ein Gehäuse aussehen müsse, das unserer Fusionsidee entspricht? In einem normalen dreiteiligen Uhrengehäuse kann man maximal drei Farben zusammenbringen und eine davon, die des Bodens, würde man von außen gar nicht sehen. Rolex hat einst das Bicolor erfunden, also die Kombination aus Stahlgehäuse und Goldlünette. Wir aber wollten gleich fünf verschiedene Elemente haben. Aus dieser Erfordernis entwickelte sich die Idee eines Containers, um den herum man etwas wie einen Hamburger baut. Eine Sandwich-Konstruktion also, denn das hatte es bei Uhren bis dahin nicht gegeben. Im Uhrenbau denkt und arbeitet man sehr traditionell.“ 

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Hublot Big Bang von 2005

Die Resultate sind bekannt. Kein Wunder also, dass sich der Fokus bei Hublot inzwischen sehr stark auf das Design richtet. Markante Objekte wie die Big Bang erzeugen jedoch zwangsläufig und durchaus gewollt auch eine polarisierende Wirkung. Hublot möchte keineswegs „everbody’s darling“ sein, denn dann versänke die Marke rasch in träge Langeweile.
Andererseits braucht selbst ein Bestseller wie die Big Bang immer wieder neue Impulse.
Und die kommen aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Beispielsweise von Lapo Elkann, dem Mitbegründer und Präsidenten von Italia Independant.

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Lapo Elkann

Seine Sonnenbrille aus strahlend blauem „Texalium“ inspirierte Hublot zur Gestaltung der „Big Bang Unico Italia Independent“. 

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Hublot Big Bang Unico Italia Independent - inspiriert von Lapo Elkann

Als Basismaterial dient einmal mehr schwarze Karbonfaser. Nur die oberste Schicht der Platten besteht aus chemisch durchgefärbter und damit lichtbeständiger sowie mechanisch ähnlich hoch belastbarer Glasfaser.

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Texalium in blau und -mittleres Foto oben- auch grau

Neben anderen Problemfeldern bereitete den Technikern auch der gewünschte Farbton einiges Kopfzerbrechen. Das Verschmelzen von Karbon- und Glasfaser erfolgt mit Hilfe von Epoxidharz in einem Backofen. Dabei verändert sich die ursprüngliche Farbe mehr oder minder signifikant. Für das strahlende Blau unternahm Hublot mehr als hundert sehr detailliert dokumentierte Versuche. Nur so konnten die Gehäusemacher das geheime Verfahren für die spätere Serienproduktion nutzen.
Warum schreibe ich das? Ganz einfach! Heute, am 27. April 2015 traf ich Lapo Elkann in Paris.

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Lapo Elkann in Paris am 27. April 2015

Er hatte natürlich die blaue Big Bang am Handgelenk und schwärmte in höchsten Tönen von Jean-Claude Biver, seiner Tatkraft, seiner Geradlinigkeit, seiner Kreativität sowie der bemerkenswerten Spontaneität. „Jean-Claude Biver hat nicht nur für die Hublot sondern auch für die gesamte Uhrenindustrie unglaublich viel bewirkt. Er ist auf seine Weise ein echtes Genie.“ Diesen Tenor teilte auch Pierre Keller, einstiger Direktor der Kunst und Design Universität Lausanne (ECAL) und Verwaltungsratspräsident des Zentrums für Zeitgenössische Kunst in Genf (CAC).

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Pierre Keller und Ronan Bouroullec

Als er Jean Claude Biver im Zuge des zehnten Geburtstags der Big Bang die Stiftung eines Preises für talentierte Nachwuchsdesigner vorschlug, stimmte der spontan und im Grunde genommen bedingungslos zu. „Die Designrichtung und die Objekte spielen keine Rolle. Am Ende müssen wir ein glaubwürdiges Ergebnis haben, mehr verlange ich nicht.“ So wurde der „Hublot Design Preis“ geboren, dessen Jury Pierre Keller vorsteht.

Hublot Design Prize

Weitere Mitglieder des fünfköpfigen Gremiums sind
- der Design-Experte und frühere Fiat Marketingchef Lapo Elkann,  
- Marva Griffin Wilshire, Gründerin und Kuratorin des Salone Satellite“,  Internationale Pressechefin der Mailänder Möbelmesse mit einer Abteilung, die jungen Designern unter 35 vorbehalten ist,

Marva Griffin Wilshire

- Ronan Bouroullec, einer der vielversprechendsten Industriedesigner Frankreichs und schließlich
- Professor Dr. Peter Zec, Gründer und Präsident des „Red Dot Design Award“, der 2015 sein 25. Jubiläum feiert.

Peter Zec

Das Preisgeld für einen und tatsächlich kompromisslos nur einen Gewinner des „Hublot Design Prize“ kann sich mehr als sehen lassen. 100.000 Schweizerfranken sind derart attraktiv, dass die Jury ein freies Bewerbungsverfahren von vorne herein ausschließen musste. „Dann hätte Hublot zwei Leute einstellen müssen, um Tausende von Mappen prüfen und vorsortieren zu können. Das kann niemand leisten.“ betonte Pierre Keller. Also durfte jedes Jurymitglied nach eigenem Ermessen fünf Kandidaten mit Potenzial vorschlagen. Darüber hinaus gelangten noch einige Ersatzleute auf die lange Liste, welche am Ende 27 Designerinnen und Designer aus zwölf Ländern im Altersspektrum bis etwa 40 Jahre umfasste. Nach Sichtung fanden sich übrigens nur zwei Doppelnennungen.
Die von der Jury Benannten lud Hublot anschließend zur Teilnahme und Abgabe einer Mappe mit dem Produktportfolio ein. Und, bei diesem Preisgeld kein Wunder, alle machten mit. „Diese Summe“, so Ronan Bouroullec, „kann tatsächlich eine Karriere beflügeln.“
Heute, am 27. April 2015, kam die Jury in Paris zusammen, um die lange Liste auf eine kurze mit nur noch sechs Personen einzudampfen. 

Die fünfköpfige Jury des Hublot Design Prize

von links: Peter Zec, Lapo Elkann, Marva Griffin Wilshire, Pierre Keller, Ronan Bouroullec

„Genau genommen hätte von den 27 Kandidaten jeder in die engere Wahl kommen können,“ meinte Marva Griffin Wilshire im Anschluss an die Entscheidungsfindung. „Für uns war es also ungemein schwierig, die sechs Geeignetsten herauszusuchen. Dabei spielten das Charisma und die Passion für gutes Design die entscheidende Rolle.“ Eine Designrichtung war übrigens nicht vorgegeben. Gebrauchsdesigner haben die gleiche Chance wie Industriedesigner. Ein auf Uhren spezialisierter, und das spricht für die Objektivität des Verfahrens, ist überhaupt nicht mit von der Partie. „Rein zufällig“ konstatierte Lapo Elkann, „findet sich unter den letzten sechs eine Nennung aus jeder der fünf Listen.“ In der nächsten Sitzung am 4. Juli in Mailand geht es ums Ganze. Zuerst einmal darf jeder der sechs Auserwählten dreißig Minuten lang vorsingen. „Das ist keinen Deut anders als in einem Verkaufsgespräch. Dann werden wir Jurymitglieder mit härteren Bandagen und guten Argumenten für unsere eigenen Kandidaten kämpfen müssen. Das wird keine leichte Angelegenheit, zumal die Verfechter von Auto-, Möbel-, Boots- oder Lampendesign den Industriedesignern zahlenmäßig überlegen sind,“ meint der Deutsche Peter Zec. Als erstaunliche Begleiterscheinung wertet Lapo Elkann den Sachverhalt, dass sich nahezu alle Kandidatinnen und Kandidaten mit innovativen Materialien beschäftigen. „Und das passt doch geradezu perfekt zur Philosophie von Hublot.“
Nach diesem Termin bleibt es spannend bis Ende Oktober. Dann erst geben die Jury und Hublot den Preisträger vermutlich irgendwo in Europa bekannt. Die Preisverleihung erfolgt etwas später in Japan. Warum, erläutert der Chefjuror: „Es ist unglaublich schwer, eine derartige Runde von viel beschäftigten Menschen terminlich unter einen Hut zu bringen. Japan haben wir einmal wegen der Designwoche in Tokio gewählt und zum anderen wegen der Bedeutung speziell dieses fernöstlichen Marktes für Hublot.“
Auf die Siegerin oder den Sieger warten übrigens nicht nur 100.000 Schweizerfranken, sondern auch die Möglichkeit, 2016 für Hublot etwas zu Kreieren. „Den Job kann die- oder derjenige annehmen. Es besteht aber keine Verpflichtung. Und Hublot zahlt selbstverständlich ein angemessenes Honorar.“ gibt Pierre Keller auch noch zum Besten. „Ich hoffe, dass das keine Eintagsfliege ist und der Hublot Design Preis künftig eine feste Institution wird. So, wie ich Jean-Claude Biver und Ricardo Guadalupe kenne, tippe ich auf Kontinuität. Die beiden beherrschen ihr Geschäft. Und da ist einmal bekanntlich kein Mal.

Hublot CEO Ricardo Guadalupe


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