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Channel: Gisbert L. Brunner
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Vorschau Baselworld 2015: Hamilton, Ventura, Elvis Presley

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Man schrieb das Jahr 1957, als der Start der ersten sowjetischen Satelliten in der westlichen Welt den so genannten „Sputnik Schock” hervorrief. In der Bundesrepublik Deutschland führte eine Blitz Umfrage zum keinesfalls schmeichelhaften Ergebnis, dass 50 Prozent aller Haushalte neben Schulbüchern kein weiteres literarisches Werk besaßen. Ergo sollte, ja musste eine tief greifende Bildungsreform vermeintlich brach liegendes Kreativ Potenzial wecken. In den Wohnzimmern sorgten Nierentische, schwedische „String” Regale, Trompetenlampen und bunt Cocktailsessel für stilvolles Ambiente. Verständlich, dass diese Epoche des Aufbruchs ihren Einfluss auf die Gestalt der Armbanduhr nicht verfehlten. Selbige war Anfang bis Mitte der 1950-er Jahre fast ausschließlich von runden und quadratischen Schalen gekennzeichnet. Die zweite Hälfte dieser Dekade führte zu einem bemerkenswerten Comeback jener Formenpluralität, welche die Armbanduhr letztmals in den „Roaring Twenties” erlebt hatte. In Punkte Gehäusedesign kannte der Einfallsreichtum nun fast keine Grenzen mehr. Erlaubt war beinahe alles. Allerdings fand sich in den teils sehr futuristischen Gewändern meist konventionell mit 2,5 Hertz tickende Mechanik. Ganz anders präsentierte die 1892 in Lancaster, Pennsylvania, gegründete Hamilton Watch 1957 ihre extravagante „Ventura”.

Die Hamilton Ventura von 1959

Diese Armbanduhr repräsentierte uhrmacherischen Fortschritt durch die Verwendung des im gleichen Jahr vorgestellten und in Serie produzierten Kalibers 500. Manuelles oder automatisches Aufziehen gehörte hier der Vergangenheit an. Die Zeitanzeige stimmte selbst nach längerem Liegen mehr oder minder genau, weil eine Batterie den überlieferten Gangregler bestehend aus Unruh und –spirale am Oszillieren hielt.

Dieses System eines elektrisch angetriebenen Unruhschwingers hatten sich die Amerikaner 1954 in den USA und 1955 in England patentieren lassen. Und damit reklamierte Hamilton für sich die erste elektrische Serien Armbanduhr. 1960 präsentierte das Unternehmen das optimierte Kaliber 505.
Die bis 1965 hergestellte Hamilton „Electric” gab es in unterschiedlichen Gehäusevarianten von rund bis trapezförmig. Die Pole-Position kam der asymmetrischen „Ventura” auch deshalb zu, weil sie Elvis Presley 1961 im Streifen „Blue Hawaii“ am Handgelenk trug.

Von Product-Placement war damals noch keine Rede. Der „King of Rock’n Roll“ hatte einfach Spaß an diesem außergewöhnlichen Zeitmesser. Und er begehrte dafür auch ein dehnbares „Fix-o-Flex“-Armband. 

Beim Kauf eines der Originale rate ich zu äußerster Vorsicht. Vor allem das Kaliber 500 ist technisch anfällig. Oft sind die dünnen, offenliegenden Drähte sowie die elektrischen Kontakte defekt, Reparaturen nur schwer möglich. Davon kann ich bei meinem Exemplar, welches deshalb meist „schlafend“ im Safe ruht, ein Lied singen. Nicht zuletzt deshalb wurden bei vielen „Electrics” die ursprünglichen Unruh-Werke später durch gleich große Quarzkaliber ersetzt.

Zum Glück können nostalgische Design-Freaks heutzutage auf Alternativen zurückgreifen. Hamilton gehört zwischenzeitlich zur Swatch-Group und greift das beliebte Thema „Ventura“ immer wieder auf. So auch zur kommenden Baselworld. Der Anlass: Elvis wäre am 8. Januar 2015 runde 80 Jahre alt geworden. Grund genug, eine „Hamilton Ventura Elvis 80“ vorzustellen. 

Die neue Hamilton Ventura Elvis 80 Auto

Ihr modernisiertes Gehäusedesign hat nichts an typischer Signifikanz eingebüßt. Bemerkenswert in meinen Augen ist ein kunstvoll geformtes und zum Glück auch entspiegeltes Saphirglas, welches dem hoch gewölbten Plexiglas der guten alten Zeit nachempfunden ist.
Als Mechanik-Freak ist mein Favorit verständlicher Weise die tief schwarze Version mit PVD-beschichtetem Edelstahl-Gehäuse und schwarzem Kautschuk- oder Lederband, „Hamilton Ventura Elvis 80 Auto“ getauft.

Die neue Hamilton Ventura Elvis 80 Auto mit Kautschukband

… und mit Lederband

Ihr Gehäuse misst 42,5 x 44,6 mm. Innen tickt mit vier Hertz das Automatikkaliber H-10, ein Derivat des Eta 2824-A2. Seine Gangautonomie liegt bei beruhigenden 80 Stunden.

Das Automatikkaliber H 10 mit 80 Stunden Gangautonomie

Ins Wasser kann Mann mit diesem Newcomer auch. Die Druckfestigkeit beträgt fünf bar. Der Preis liegt bei 1.295 Euro.    

Wer es elektrisch, sorry quarz-elektronisch liebt, sollte sich das Edelstahl-Pendant ansehen. Das ist für 995 Euro zu haben. Auf Wunsch auch mit stählernem Gliederband.

Die neue Hamilton Ventura Elvis 80 Quarz mit Glieder- oder Lederband

So kommen bei Hamilton alle zu ihrem Recht.  


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