Bronze, Gold, Keramik, Stahl und Titan sowie beschichtete Metalle: all das verwendet Panerai bis dato für die Gehäuse seiner Armband-Boliden. Gesten konnte ich mich am Stand von Panerei und bei CEO Angelo Bonati davon überzeugen, dass sich die in der Uhr-Schweiz produzierenden Italiener auch auf Schalen aus Karbonfaser verstehen.
Paneri CEO Dottore Angelo Bonati
Die neue Panerai PAM00616
Dieses Material ist heute überall dort zu finden, wo hohe Belastbarkeit bei gleichzeitig chemischer Stabilität und geringem Gewicht unverzichtbar sind. Die Produzenten beispielsweise von Rennautos, Flugzeugen und auch Booten setzen deshalb auf innovativen Leichtbau und im Zusammenhang damit auf faserverstärkte Kunststoffe. Natürlich hat das Material auch längst schon Eingang in die Uhrenfertigung gefunden.
Bei der Schalenfertigung, wo Karbonfaser die größte Verbreitung besitzt, gibt es zwei unterschiedliche Verfahren: Das beispielsweise von Audemars Piguet praktizierte Schmieden und den Aufbau eines Gehäuse durch viele aufeinander gelegte Platten. Diese Technik wendet Panerai bei der brandneuen, 47 Millimeter großen „Luminor Submersible Carbotech“ an.
Gut zu erkennen: die Schichten aus Karbonfasermatten
Für den Korpus der mächtigen Schale werden die unter Verwendung des besonders leistungsfähigen Polyether ether ketone (PEEK) Polymer hergestellten Karbonfasermatten um jeweils 15 Grad verdreht aufeinander gelegt und dann unter Druck bei einer vorgegebenen Temperatur unter Verwendung des gleichen Polymer untrennbar miteinander verbunden. Für 18 Millimeter Bauhöhe braucht es insgesamt 126 Schichten.
Der solcherart herzustellende Rohling ist in diesem Zusammenhang übrigens die leichteste Übung. Deutlich schwieriger, weil mit hohem Werkzeugverschleiß und mit wenig erfreulicher Ausschussquote einhergehend, gestaltet sich das Fräsen der Gehäuse selbst. Das herbeiführen glatter und optisch in jeder Hinsicht makelloser Oberflächen erfordert extrem viel Knowhow. Und reichlich Werkzeuge. Nach etwa zehn Gehäusen sind die Fräser unbrauchbar. Analog zum Keramikgehäuse verwendet Panerai einen Metallkern, in dem die Manufaktur-Automatik P.9000 mit vier Hertz Unruhfrequenz und drei Tagen Gangautonomie befestigt wird. Auch der der Titanboden
sowie die Drehlünette sind mit diesem Ring verschraubt. Der einseitig drehbare Glasrand besteht ebenfalls aus Karbonfaser.
Infolge der Bombierung erinnert die Oberfläche an ein Damaszenermuster. Jedes Exemplar ist unterschiedlich und deshalb so etwas wie ein Unikat. Die hervorstehenden Inlays lässt Panerai aus kratzfester Keramik fertigen. Bleiben schließlich der Kronenschutz samt Andruckbügel, die Panerai gleichfalls aus PEEK-Polymer-Karbonfaser produzieren lässt.
Wie ich gestern lernen durfte, ist die Fertigung der Bauteile derart komplex, dass die Manufaktur trotz eines ultramodernen Maschinenparks im neuen Gebäude über hoch über Neuchâtel und vielen kompetenten Fachkräften hierzu externe Fabrikanten in Anspruch nehmen muss. Die Montage der PAM 616, die Qualitätskontrolle und der Check auf die angegebene Wasserdichtigkeit bis 30 bar finden natürlich unter dem eigenen Dach statt. Förmlich unübersehbar ist das Pantone Blau 285C, welches Panerai für die bei professionellen Taucheruhren unverzichtbare Sekundenanzeige verwendet.
Auch unter Wasser unübersehbar: die Sekundenanzeige der PAM 00616
Wer diesen leichten Tauchbegleiter, der auch am Abend in der Bar für reichlich Gesprächsstoff sorgen wird, sein Eigen nennen möchte, muss vorher 15.700 Euro von seinem Bankkonto abheben.