Nach Jahren in vermeintlicher Versenkung hat die Flyback-Funktion nicht zuletzt durch die Renaissance der sehr nostalgiebetonten Breguet „Type XX“ im Jahr 1995 eine erstaunliche Verbreitung gefunden.
Die Breguet “Type XX” Automatik aus dem Jahr 1995, Preis damals umgerechnet rund 4.500 Euro, führte zur Wiederbelebung der Flyback-Funktion
Zur Geschichte dieser speziellen Chronographenfunktion nur so viel: Nachdem die anerkannte Nobel-Manufaktur unter Leitung der anderweitig mehr interessierten Nachkommen des nachgerade genialen Abraham-Louis Breguet kaum noch reüssierte, gelangte die Uhrensparte am 8. Mai 1870 ins Eigentum des bereits 1845 eingetretenen Werkstattmeisters Edward Brown. Während der folgenden hundert Jahre lenkten nacheinander vier Generationen dieses Namens die Breguet-Geschicke. Georges Brown, der das Ruder von 1927 bis 1970 in seinen Händen hielt, baute das Spektrum an aeronautischen Instrumenten in enger Kooperation mit Luftfahrtgesellschaften und Flugzeugherstellern konsequent aus. In den 1950-er Jahren kreierte Breguet z.B. für das Centre d’Essai en Vol (CEV), Bretigny, das in Frankreich für die Prüfung und Zulassung aller neuen Flugzeuge zuständig war, den Armbandchronographen „Type XX”.
Breguet “Type XX” mit dem Flyback-Handaufzugskaliber Valjoux 22
Besondere Kennzeichen dieser Armbanduhr waren eine Drehlünette und ein „retour-en-vol”-Mechanismus. Mit dessen Hilfe konnte der Chronographenzeiger während des Laufs nullgestellt und ohne weiteren Knopfdruck neu gestartet werden. Auch für die Piloten der französischen „marine nationale” sowie für die „Armée de l’Air” fertigte Breguet in den 1950-er und 1960-er Jahren spezielle Chronographen mit dieser Funktion, welche beispielsweise das Fliegen von Warteschleifen deutlich erleichterte.
Allerdings gilt es an dieser Stelle zu konstatieren, dass Breguet die Temposchaltung keineswegs erfunden hat. Die Möglichkeit permanenter Nullstellung sowie des Neustarts ohne Zwischenstopp findet sich bereits im 1941 vorgestellten Kaliber Urofa 59 sowie im Hanhart-Kaliber 42.
Tutima Fliegerchronograph mit dem sächsischen Handaufzugskaliber Urofa 59
Warum ich das schreibe: Eines der neuen Modelle, welches Panerai während des Genfer SIHH zeigen wird, besitzt ebenfalls eine Flyback-Funktion. Das bringt der Name des Newcomers mehr als deutlich zum Ausdruck: Luminor 1950 3 Days Chrono Flyback Automatic Ceramica.
Panerai “Luminor 1950 3 Days Chrono Flyback Automatic Ceramica”
Im schwarzen Keramik-Gehäuse findet sich das 2013 vorgestellte Manufakturkaliber P.9100 mit 31 Millimetern Durchmesser und 8,5 Millimeter Bauhöhe, beidseitig wirkendem Rotor-Selbstaufzug, zwei Federhäusern, drei Tagen Gangautonomie und Schaltrad-Chronograph mit Vertikalkupplung.
Manufakturkaliber Panerai P.9100 in der “Luminor 1950 3 Days Chrono Flyback Automatic Ceramica.”
Die Besonderheit besteht neben der Temposchaltung durch Betätigung des Drückers bei der „8“ in einem besonders gut ablesbaren, weil zentral positionierten 60-Minuten-Totalisator. Damit Mann die beiden Zeiger in der Mitte gut auseinanderhalten kann, ist jener zum Erfassen der Sekunden blau und jener zum Zählen der Minuten durch Rhodinierung silberfarben gestaltet.
Der Chronographenzeiger ist silberfarben, der Zählzeiger blau gestaltet
Bei der „9“ dreht die Permanentsekunde und bei der „3“ findet sich ein Fensterdatum. Die kratzfeste Schale widersteht dem Druck des nassen Elements bis zu zehn bar. Starten und Stoppen lässt sich der Chrono übrigens mit Hilfe des Drückers im Gehäuserand bei der „10“.
Über die Panerai-spezifische Kronenschutzbrücke muss ich an dieser Stelle keine besonderen Worte verlieren.