Quantcast
Channel: Gisbert L. Brunner
Viewing all articles
Browse latest Browse all 336

Watches & Wonders Hongkong: IWC kann auch weiblich

$
0
0

1999 hatte IWC mit rund 360 Mitarbeitern gut 38.000 Uhren gefertigt und 115 Millionen Schweizerfranken Umsatz erwirtschaftet. Ende des ersten Halbjahres 2000 konnte die Manufaktur sogar ein Umsatzplus von 30 Prozent vermelden. Besonders in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in den USA brummten die Geschäfte.

Diese fulminante Entwicklung verdankte das Unternehmen nicht nur seinen Armbanduhren, sondern auch einer ungemein erfolgreichen aber keineswegs unumstrittenen Werbekampagne, die 1999 an den Start ging. Sie postulierte IWC als maskuline Uhrenmarke mit maskulinen Produkten. Zu Erinnerung eine kleine Kostprobe, adressiert ans zarte Geschlecht: „Ihr fahrt unsere Harley Davidson, raucht unsere Cohiba, trinkt unseren Lagavulin. Lasst uns wenigstens unsere IWC!“

Der Appell fruchtete, und er erreichte auch die irgendwie Gescholtenen. Der unverblümte Macho-Touch seitenfüllender Schwarz-weiß-Anzeigen forderte viele Frauen geradezu heraus, in die Männerdomäne einzubrechen und sich -ganz ungeniert- eine opulente IWC ans Handgelenk zu legen. Ohne diese Anzeigen, bekannten Frauen während der Basler Uhrenmesse des Jahres 2000, hätten wir die Uhren niemals mit Bewusstsein angeschaut. Die Slogans forderten einerseits zum Widerstand auf, brachten andererseits aber auch jede Menge neue Kundinnen. 

„Technisch wäre es möglich, eine IWC für Frauen zu machen“ erzählte mit IWC-CEO Georges im Spätherbst 2001. Aber „wir machen ohnehin Männeruhren, die auch von Frauen getragen werden können.“ In diesem Sinne fanden rund zwanzig Prozent der IWC-Zeitmesser an feminine Handgelenke. Und das war durchaus beachtlich. Dass die Schaffhauser konnten nicht nur groß und wuchtig konnten, belegten die „Kleine Da Vinci“ und die „Lady in Black“. 2000, auf dem Höhepunkt der Macho-Kampagne, wählten Österreicher(innen) den Portugieser Chrono Automatik zur Damenuhr des Jahres. Ein Jahr später erreichte die Fliegeruhr „Mark XV“ den ersten Rang auf diesem Gebiet. 2002 verließ Georges Kern auch mit Blick auf die USA, wie er mir damals gestand, den harten Kurs.

Zehn Jahre später, also 2012 fragte mich Georges während eines vertraulichen Anrufs, was ich vor einer Damen-Uhrenlinie bei IWC halten würde. Viel, sagte ich ihm an jenem Tag durchs Telefon. Dann wurde es ruhig. Erst vor wenigen Wochen kam mir zu Ohren, dass IWC während der Watches & Wonders in Hongkong sehr Feminines präsentieren werde. Und das ist nun auch tatsächlich der Fall. Keine  neue Linie, sondern Bewährtes, nämlich die bereit 1984 lancierte Portofino, im Midsize-Format mit 37 Millimetern Gehäusedurchmesser. Ganz nebenbei bemerkt sind das zwei bis drei Millimeter mehr, als klassisch runde Herrenarmbanduhren bis in die 1980-er Jahre hinein maßen.

Die Kollektion umfasst als Flaggschiff die „Portofino Midsize Automatic Moon Phase“ in Weißgold mit insgesamt 174 Diamanten. Varianten offeriert IWC in Stahl oder Rotgold mit Perlmutt-Zifferblättern und 66 Diamanten auf dem Glasrand.

Die rotgoldene „Portofino Midsize Automatic Day & Night“ verfügt über eine zusätzliche 24-Stunden-Indikation:

In zehn verschiedenen Ausführungen  gibt es die „Portofino Midsize Automatic“. Vier in Rotgold und sechs in Stahl, jeweils ohne und mit Diamanten auf der Lünette.

Die Innenleben der mittelgroßen Portofinos ticken allesamt mit vier Hertz. Die Gangautonomie beträgt 42 Stunden. Lieferanten der Rohwerke sind die Eta oder alternativ Sellita in La Chaux-de-Fonds.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 336