Über die Manufaktur-Aktivitäten des Glashütter Familienunternehmens Nautische Instrumente Mühle hatte ich an dieser Stelle bereits im Zusammenhang mit dem 25,6 Millimeter großen und 3,4 Millimeter flachen Kaliber MU 9411 berichtet.
Manufakturkaliber Mühle MU 9411
Bei diesem Handaufzugswerk handelt es sich um die erste Eigenkonstruktion mit 42 Stunden Gangautonomie unter Zuhilfenahme einiger Räderwerks-Komponenten des Sellita SW 200. Kennzeichen der Premierenkalibers aus dem sächsischen Müglitztal sind eine Glashütter Dreiviertelplatine mit Streifenschliff sowie ein Unruhkloben mit der Mühle-typischen Spechthals-Feinregulierung für den Rückerzeiger. Die Unruhfrequenz liegt bei vier Hertz.
2014 kann Mühle gleich zwei Jubiläen feiern: den 145 Jahrestag der Firmengründung durch Robert Mühle
Robert Mühle
und das 20. Jubiläum der Neugründung durch Hans-Jürgen Mühle.
Hans-Jürgen Mühle
Nach dem ersten Start im Jahr 1869 produzierte Robert Mühle in Glashütte zunächst Präzisionsmessgeräte für die heimische Uhrenindustrie und die Uhrmacherschule.
Das Gründerhaus von Robert Mühle in Glashütte
Dieser Tradition blieb das Unternehmen trotz aller historischen Verwerfungen bedingt durch die Weltwirtschaftskrise, zwei Enteignungen und 45 Jahre Sozialismus immer treu.
Mühle Universalmaß
Seit dem Fall der Mauer, konkret seit 1994 produziert Mühle in Glashütte, Altenberger Straße 35, unterschiedliche Armbanduhren und nautische Instrumente.
An das biographische Auf und Ab erinnern drei limitierte, bis zehn bar wasserdichte Armbanduhren mit 44 Millimeter Gehäusedurchmesser, von denen zwei bezeichnender Weise Robert Mühle Auf/Ab heißen. Zwanzig Exemplare gibt es von der Massivgold-Version mit dem Handaufzugskaliber RMK 01.
Robert Mühle Auf/Ab in Rotgold
Die Edition des stählernen Pendant beschränkt sich auf 145 Stück. Durch die Gangreserveanzeige unterhalb der „12“ wecken diese beiden Zeitmesser Assoziationen an klassische Marine-Chronometer.
Robert Mühle Auf/Ab in Stahl
Das RMK 02, welches sich in der stählernen und damit ebenfalls auf 145 Exemplare limitierten „Robert Mühle Kleine Sekunde“ findet, besitzt keine „Tankuhr“.
Robert Mühle Kleine Sekunde
Bei den genannten Groß-Kalibern RMK 01 und RMK 02 mit 36,6 Millimetern Durchmesser handelt es sich grundsätzlich um Eigenkonstruktionen.
Handaufzugskaliber RMK 02
In Glashütte entstehen auch rund 80 Prozent aller Teile. Über die Herstellung und die Ateliers werde ich in absehbarer Zeit noch detailliert berichten. Beispielsweise werden die Flachteile (Grundplatine, Räderwerksplatine, Anker- und Unruhkloben,
Dreifünftel-Platine, Unruh- und Ankerradkloben
Modulplatine des Auf/Ab-Werks) auf eigenen CNC-Bearbeitungszentren produziert. Darüber hinaus fertigt Mühle auch Federn, Klinken und Hebel für die Feinregulierung oder das Langloch-Gesperr auf diesen Maschinen.
Rädersatz, Federhaus und das in Chronometerqualität ausgeführte Assortiment stammen, wie sich beim Blick auf die Geometrie zeigt, vom Eta/Unitas 6498 ab. Aber das erkennen in der Tat nur Eingeweihte, denn die Techniker und Handwerker bei Mühle haben ganz im Sinne Glashütter Uhrmacherei gewirkt. Das zeigt sich u.a. an der Dreifünftel-Platine, drei verschraubten Gold-Chatons,
Dreifünftel-Platine und Schraubchatons
dem Glashütter Langloch-Gesperr, dem separaten Kloben zur Lagerung des Ankerrads, dem gravierten Unruhkloben und eben auch der Spechthals-Feinregulierung.
Merkmale Kaliber RMK 01:
Durchmesser 36,6 Millimeter
Bauhöhe 8,35 Millimeter (bedingt durch die modulare Gangreserveanzeige)
145 Komponenten
29 Steine
Glucydur-Unruh, Nivarox-1-Flachspirale
Unruhfrequenz drei Hertz (21.600 A/h)
Gangautonomie 56 Stunden
Modulare Gangreserveindikation
Merkmale Kaliber RMK 02:
Wie Kaliber RMK 01, keine Gangreserveanzeige
Bauhöhe 6,85 Millimeter
120 Komponenten
18 Steine
Zum Schluss noch die Preise der drei Jubiläumsmodelle:
Robert Mühle Kleine Sekunde Stahl: 4.500 Euro
Robert Mühle Auf/Ab Stahl: 6.900 Euro
Robert Mühle Auf/Ab Gold: 16.000 Euro