Diese neue Armbanduhr, zu sehen bei Mühle Glashütte während der Baselworld 2015, würde ich als philosophischen Zeitmesser bezeichnen. Warum? Ganz einfach! Vor seinem Zifferblatt dreht sich nur ein einziger Zeiger, sonst nichts. Für einen Umlauf benötigt er zwölf Stunden. Da heißt es logischer Weise zuerst einmal genau hinschauen.
Neu ist diese Form der Indikation, wie ich an dieser Stelle im Zusammenhang mit der MeisterSinger „Circularis“ schon dargelegt habe, keineswegs.
Thilo Mühle und sein Team haben sich bei ihrer minimalistischen „M 29 Classic Einzeiger“ gestalterisch angelehnt an die hauseigene Tradition präziser Schnellmesser mit nur einem Zeiger. Die diesbezügliche Tradition reicht zurück bis 1869, also bis ins Jahr der Firmengründung. Für die Glashütter Uhrenindustrie besaßen diese Instrumente, deren Genauigkeit je nach Wunsch, Bedarf und Auftrag von einem Zehntelmillimeter über einen Fünfzigstelmillimeter bis zum Hundertstelmillimeter reichte, eine hohe Bedeutung.

Traditionelle Messinstrumente von R. Mühle & Sohn Glashütte
Somit tritt die Messuhrenfamilie M 29 von Mühle zumindest optisch ein großes Erbe an. Beim Design des Zifferblatts musste Mühle den verfügbaren Platz zum möglichst eindeutigen Ablesen optimal nutzen. In diesem Sinne gilt die innere Skala den Stunden und Viertelstunden. Das äußere Pendant besitzt unterschiedlich lange Indexe in Zwei- und Zehn-Minuten-Abständen. Ähnliches fand sich auch bei den genannten Messinstrumenten.

"M 29 Classic Einzeiger" von Mühle Glashütte
Mechanisch hat Mühle das bewährte SW 200-1 von Sellita abgespeckt. Das beidseitig aufziehende Rotorkaliber besitzt eine Gangautonomie von 38 Stunden. Das Made in Germany und die Herkunftsbezeichnung Glashütte auf dem Zifferblatt rechtfertigt u.a. die exklusive, patentierte und besonders stoßsicheren Spechthals-Feinregulierung für den Rücker.
Schutz bis zu zehn bar Wasserdruck bietet ein 42,4 Millimeter großes Edelstahlgehäuse mit Flankenschutz für die Krone, entspiegeltem Saphirglas vorne und Sichtboden.
Mit Lederband verlangt das entschleunigte Zeit-Instrument namens „M 29 Classic Einzeiger“ ein Investment von 1.400 Euro. Wer ein stählernes Gliederband möchte, muss einhundert Euro mehr auf den Tisch des Mühle-Konzessionärs blättern.
Aus eigener Erfahrung mit Einzeiger-Uhren kann ich übrigens berichten, dass das Gewöhnen an die ungewöhnliche Indikation relativ schnell geht. Und noch etwas darf ich konstatieren: Der Blick aufs Zifferblatt und Zeiger ist sehr viel bewusster.