Die Uhrenmanufaktur A. Lange & Söhne und das Haus Wempe eint, wie Lange-Geschäftsführer Wilhelm Schmid
A. Lange & Söhne GF Wilhelm Schmid
und Kim-Eva Wempe
v.l.n.r.:
Bernhard Stoll, bei Wempe zur das gesamte Uhrenbusiness verantwortlich
Kim-Eva Wempe, persönlich haftende Gesellschafterin von Wempe
Uwe Beckmann, Geschäftsführer des Wempe-Geschäfts in Berlin Friedrichstraße und bei Wempe für die Markenboutiquen zuständig
am gestrigen 10. April 2014 anlässlich der offiziellen Eröffnung der Münchner Markenboutique unisono betonten nicht nur die aktuelle Liebe zu feinen, hochwertigen Uhren, sondern auch eine chronometrische Vergangenheit, welche ihren Anfang weit vor dem Fall der Mauer hat.
Schon bevor 1945 ein wenig rühmliches Kapitel deutscher Geschichte die Aktivitäten der vornehmsten deutschen Uhrenmanufaktur zum Erliegen brachte, gehörte die Familie Wempe zu den engen Partnern. In ihren Geschäften konnte Mann die feinen Zeitmesser von A. Lange & Söhne selbstverständlich erwerben. Größtenteils Taschen-, aber auch schon einige Armbanduhren.
Eine besonders enge Kooperation brachte der Zweite Weltkrieg mit sich. 1939 raubten die die Ministerien für Kriegsmarine und Luftfahrt den Wempe Chronometerwerken ihre unternehmerische Selbstbestimmung, weil deren Produktion erhebliche militärische Bedeutung besaß. Durch den rapide steigenden Bedarf an Präzisionsinstrumenten für Kriegsschiffe und U-Boote und ständig steigende Bestellungen drängten die quasi neuen Herren im Haus zur Ausweitung der Chronometer-Produktion. Den exorbitanten Anforderungen konnten die Wempe Chronometerwerke ohne Gefährdung der Qualität unmöglich nachkommen. Die zusätzliche Forderung nach rascher Konstruktion eines gleichermaßen präzisen wie kostengünstigen Chronometers führte schließlich zur engen Kooperation zwischen den Wempe Chronometerwerken und A. Lange & Söhne in Glashütte. Zu diesem Zeitpunkt besaßen die Wempe Chronometerwerke bereits das Patent für ein neu entwickeltes 3-Pfeiler-Kaliber. Daher glich Lange seine Werke denen von Wempe an, was ab 1942 zum so genannten „Einheitschronometer“ führte, welches beide Firmen in kontinuierlichem Knowhow- und Ressourcen-Transfer produzierten.
Wempe Einheits-Marinechronometer von 1938
Darüber hinaus erhielten die Wempe Chronometerwerke eine Lizenz, Glashütter Rohwerke vom Kaliber Lange 48.1 zu remontieren und damit große Fliegerarmbanduhren herzustellen.
Beobachtungsarmbanduhr mit dem Kaliber Lange 48.1
Mit Ende des Krieges herrschte mehr als vierzig Jahre Ruhe. A. Lange & Söhne hatte zwangsweise aufgehört zu existieren, während Wempe durch die Eröffnung neuer Geschäfte zu bemerkenswerten Höhenfügen ansetzte.
Irgendwann im Winter 1989 läutete das Telefon bei Walter Lange, der immer wieder von einer Renaissance des Familienunternehmens geträumt hatte. Am Hörer war Günter Blümlein, der IWC und Jaeger-LeCoultre nach der Quarz-Revolution nicht nur vor dem Untergang bewahrt, sondern zu neuer Blüte geführt hatte. Mit Blick auf die mögliche Wiedervereinigung sah der deutsche Ingenieur und Delegierten des Verwaltungsrats beider Marken beste Chancen, jene Manufaktur wiederzubeleben, welche hundert Jahre lang vorzügliche Taschenuhren hergestellt hatte. Im Konsens mit dem gelernten Uhrmacher Albert Keck, seines Zeichens Aufsichtsratschef des Tachometerfabrikanten VDO, unter dessen Dach sich IWC und Jaeger-LeCoultre damals befanden, erfolgte die Einladung zu einem Round-Table-Gespräch. Am 29. November 1990 unterzeichneten der Ur-Enkel des Ferdinand A. Lange und das VDO-Management den zukunftsweisenden Vertrag zur Gründung jener Lange Uhren GmbH, welche aus Glashütte wieder das machen sollte, was es zu Zeiten vor der Deutschen Demokratischen Republik gewesen war: ein anerkanntes Mekka feinster Präzisionsuhrmacherei.
v.l.n.r.: Günter Blümlein, Walter Lange und Hartmut Knothe im Jahr 1994 vor dem Adolf Lange-Denkmal in Glashütte
Mit der ikonographischen Armbanduhr Lange 1, den Linien Arkade und Saxonia sowie dem in seiner Art absolut einmaligen Tourbillon „Pour Le Mérite“ gelang dem aus Ruinen auferstandene Unternehmen 1994 ein viel beachteter Neustart. Keine Frage, dass Hellmut Wempe und seine Tochter Kim-Eva von Anbeginn dabei sein wollten und die neuen Uhren für ihre deutschen und ausländischen Geschäfte bestellten.
Kim-Eva und Vater Hellmut Wempe
Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Glashütter Nobelmanufaktur und der größte deutsche Juwelier rasch zusammenfanden, als es um die Eröffnung eines A. Lange & Söhne Salons in bester Münchner Innenstadtlage unweit der Oper ging. Das „soft opening“ fand bereits Ende 2013 statt. Nun also ging die offizielle Eröffnung im kleinen aber umso feineren Geschäft an der Münchner Perusastraße Hausnummer 3-4 über die Bühne.
Lange-Boutique, Perusastr. 3-4 in München
Sowohl außen wie auch innen gibt es in den Vitrinen eine Auswahl an Lange-Uhren zu sehen, welche selbst die beiden Münchner Wempe-Geschäfte in der Maximilianstraße und der Weinstraße nicht offerieren können.
Dazu gehören beispielsweise
- die (bereits verkaufte) Lange 1 Tourbillon ewiger Kalender Handwerkskunst mit aufwändig dekoriertem Zifferblatt:
- die Lange Zeitwerk Striking Time, welche zur vollen und viertel Stunde ein akustisches Signal abgibt:
- doppelseitige Richard Lange ewiger Kalender TerraLuna mit orbitaler Mondphasenanzeige, ewigem Kalendarium, Großdatum, 14 Tage Gangautonomie und Nachspannwerk:
Darüber hinaus bieten der Uhr-erfahrene Geschäftsführer Tobias Christ
Boutique-GF Tobias Christ
und sein Team natürlich kompetente Beratung rund um A. Lange & Söhne und die ausschließlich tickenden Produkte Made in Glashütte.
ewiges Kalendarium mit Großdatum von A. Lange & Söhne
Alle freuen sich aufs Fachsimplen mit Menschen, denen deutsche Uhrmacherkunst auf höchstem Niveau eine Herzensangelegenheit und die Zeit ein zu kostbares Gut ist, um sie mit einer mittelmäßigen Uhr zu messen.