Über den „El Primero“-Chronographen von Zenith viele Worte verlieren zu wollen, hieße Eulen nach Athen tragen. Daher an dieser Stelle in aller Kürze nur so viel:
1965 hatte Zenith einem Team bestehend aus Uhrmachern, Technikern und Ingenieuren den Auftrag erteilt, das weltweit erste Serienuhrwerk mit automatischen Aufzug und Chronograph zu konstruieren. Durch den Kauf der einschlägig erfahrenen Universal-Genève-Tochter Martel Watch Co. im Jahr 1960 hatte sich Zenith jede Menge überliefertes Chronographen-Knowhow zugelegt. Somit stand eine Abkehr von überlieferten Konstruktionsprinzipien nicht zur Debatte. Der Newcomer aus den Höhen des Jura sollte integriert aufgebaut sein, ein klassische Räderkupplung und ein Schaltrad zur Steuerung der Start-, Stopp- und Nullstellfunktion besitzen. Außerdem bestand das Zenith-Management -auch aus patentrechtlichen Erwägungen- auf einem zentral angeordneten, über dem ganzen Werk drehenden Rotor.
Das Debüt-Kaliber 3019 PHC:
Explosionsdarstellung des El-Primero-Kalibers:
Am 10. Januar 1969 debütierte „El Primero“ vor den Augen zahlreicher Journalisten. Mit 29,33 Millimetern Durchmesser und nur 6,5 Millimetern Höhe baute er erstaunlich klein. Der Rotor drehte um ein zentrales Kugellager. Zusammen mit einem Wechselgetriebe zur Polarisierung der Rotorbewegungen baute dieses Uhrwerk im Laufe eines Tages rund 50 Stunden Gangautonomie auf.
El Primero von 1969
Bemerkenswert auch die Unruhfrequenz: Für die beabsichtigte Zehntelsekunden-Stoppgenauigkeit oszillierte der Gangregler mit fünf Hertz. In den frühen 1970-er Jahren hängten noch schneller schwingende Quarze den „El Primero“ trotz Manufakturarbeit im Wettlauf um die Käufergunst ab. Notgedrungen verabschiedete sich das damals amerikanische Management scheinbar für immer von den Kalibern 3019 PHC und 3019 PHF. Glücklicherweise versteckte der alt gediente Uhrmacher Charly Vermot klammheimlich die verfügbaren Komponenten, Werke und Werkzeuge auf dem weitläufigen Dachboden der Fabrikgebäude in Le Locle.
Als Pierre-Alain Blum, damaliger Inhaber der Uhrenmarke Ebel, 1981 einen Gesandten nach Le Locle schickte, um nach dem Verbleib oder Restbeständen des „El Primero zu fragen, war der Unbeugsame eilfertig zur Stelle. Ebel konnte seinen „Beau“ fertigen, die seit 1978 wieder in Schweizer Eigentum befindliche Uhrenmanufaktur Zenith machte ein gutes Geschäft und der an sich unbotmäßige Charly Vermot avancierte zum echten Helden, dem sein Arbeitgeber mit einer Wunsch-Reise nach New York dankte.
Somit war es mehr als logisch, „den Ersten“ ab 1986 wieder zu reanimieren. Anfangs auf der Basis reichlich verfügbarer Altbestände. Als bald darauf Rolex anklopfte, um ihre 1988 lancierte Automatik-Daytona mit einem stark modifizierten, auf vier Hertz Unruhfrequenz gedrosselten 3019 PHC zu beleben, liefen die Maschinen wieder an. Mit im Boot: die Nouvelle Lémania als Teileproduzent. Der Rest ist schnell erzählt. „El Primero“ reüssierte entwickelte zum unangefochtenen Zenith-Flaggschiff. Er ist mit sichtbarem Herzen, Gangreserve, ewigem Kalender, Weltzeitindikation und sogar mit Tourbillon erhältlich. Somit ist dieses Uhrwerk das einzige Überlebende aus dem allesamt 1969 vorgestellten Trio der ersten Automatik-Chronographen. Die Kaliber 6138 und 6139 von Seiko werden ebenso wenig hergestellt wie das von Breitling, Büren, Dubois-Dépraz, Hamilton und Heuer entwickelte Modulkaliber 11 mit Mikrorotor.
So gesehen ist das aus 328 Komponenten zusammengefügte Automatikkaliber 400B im gleichermaßen sportiven wie leichtgewichtigen „El Primero Lightweight“ nicht grundsätzlich neu. Aber Zenith hat unter CEO Jean-Fred Dufour konsequent an diesem Stopper weiter gearbeitet.
Zenith CEO Jean-Frédéric Dufour:
Die Platine sowie u.a. die Federhaus- und Chronographenbrücke und auch der Unruhkloben bestehen nicht mehr aus Messing, sondern aus hartem Titan. Diese Maßnahme erbringt eine Gewichtsersparnis von 25 Prozent. Für das Ankerrad und den Anker kommt der ebenfalls leichte, harte und amagnetische Werkstoff Silizium zur Anwendung. Seine glatten Oberflächen reduzieren die an den Kontaktflächen auftretende Reibung erheblich. Innovativ präsentiert sich auch das Outfit dieser brandneuen Armbanduhr. Für die Schale selbst nutzt Zenith Karbon und Aluminium, für die Drücker. Federn lassen mussten schließlich auch das Zifferblatt, der Datumsring.
Der neue Zenith “El Primero Lightweight”
Das 45-Millimeter-Gehäuse hält ein Kautschukband mit Nomex-Überzug am Handgelenk. Bei der Produktion beschränkt sich Zenith auf insgesamt 250 Exemplare.