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Channel: Gisbert L. Brunner
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Vorschau Baselworld 2014: Ein Leichtgewicht von Zenith

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Über den „El Primero“-Chronographen von Zenith viele Worte verlieren zu wollen, hieße Eulen nach Athen tragen. Daher an dieser Stelle in aller Kürze nur so viel:

1965 hatte Zenith einem Team bestehend aus Uhrmachern, Technikern und Ingenieuren den Auftrag erteilt, das weltweit erste Serienuhrwerk mit automatischen Aufzug und Chronograph zu konstruieren. Durch den Kauf der einschlägig erfahrenen Universal-Genève-Tochter Martel Watch Co. im Jahr 1960 hatte sich Zenith jede Menge überliefertes Chronographen-Knowhow zugelegt. Somit stand eine Abkehr von überlieferten Konstruktionsprinzipien nicht zur Debatte. Der Newcomer aus den Höhen des Jura sollte integriert aufgebaut sein, ein klassische Räderkupplung und ein Schaltrad zur Steuerung der Start-, Stopp- und Nullstellfunktion besitzen. Außerdem bestand das Zenith-Management -auch aus patentrechtlichen Erwägungen- auf einem zentral angeordneten, über dem ganzen Werk drehenden Rotor.

Das Debüt-Kaliber 3019 PHC:

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Explosionsdarstellung des El-Primero-Kalibers:

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Am 10. Januar 1969 debütierte „El Primero“ vor den Augen zahlreicher Journalisten. Mit 29,33 Millimetern Durchmesser und nur 6,5 Millimetern Höhe baute er erstaunlich klein. Der Rotor drehte um ein zentrales Kugellager. Zusammen mit einem Wechselgetriebe zur Polarisierung der Rotorbewegungen baute dieses Uhrwerk im Laufe eines Tages rund 50 Stunden Gangautonomie auf.

El Primero von 1969image


Bemerkenswert auch die Unruhfrequenz: Für die beabsichtigte Zehntelsekunden-Stoppgenauigkeit oszillierte der Gangregler mit fünf Hertz. In den frühen 1970-er Jahren hängten noch schneller schwingende Quarze den „El Primero“ trotz Manufakturarbeit im Wettlauf um die Käufergunst ab. Notgedrungen verabschiedete sich das damals amerikanische Management scheinbar für immer von den Kalibern 3019 PHC und 3019 PHF. Glücklicherweise versteckte der alt gediente Uhrmacher Charly Vermot klammheimlich die verfügbaren Komponenten, Werke und Werkzeuge auf dem weitläufigen Dachboden der Fabrikgebäude in Le Locle.
Als Pierre-Alain Blum, damaliger Inhaber der Uhrenmarke Ebel, 1981 einen Gesandten nach Le Locle schickte, um nach dem Verbleib oder Restbeständen des „El Primero zu fragen, war der Unbeugsame eilfertig zur Stelle. Ebel konnte seinen „Beau“ fertigen, die seit 1978 wieder in Schweizer Eigentum befindliche Uhrenmanufaktur Zenith machte ein gutes Geschäft und der an sich unbotmäßige Charly Vermot avancierte zum echten Helden, dem sein Arbeitgeber mit einer Wunsch-Reise nach New York dankte.

Somit war es mehr als logisch, „den Ersten“ ab 1986 wieder zu reanimieren. Anfangs auf der Basis reichlich verfügbarer Altbestände. Als bald darauf Rolex anklopfte, um ihre 1988 lancierte Automatik-Daytona mit einem stark modifizierten, auf vier Hertz Unruhfrequenz gedrosselten 3019 PHC zu beleben, liefen die Maschinen wieder an. Mit im Boot: die Nouvelle Lémania als Teileproduzent. Der Rest ist schnell erzählt. „El Primero“ reüssierte entwickelte zum unangefochtenen Zenith-Flaggschiff. Er ist mit sichtbarem Herzen, Gangreserve, ewigem Kalender, Weltzeitindikation und sogar mit Tourbillon erhältlich. Somit ist dieses Uhrwerk das einzige Überlebende aus dem allesamt 1969 vorgestellten Trio der ersten Automatik-Chronographen. Die Kaliber 6138 und 6139 von Seiko werden ebenso wenig hergestellt wie das von Breitling, Büren, Dubois-Dépraz, Hamilton und Heuer entwickelte  Modulkaliber 11 mit Mikrorotor.  

So gesehen ist das aus 328 Komponenten zusammengefügte Automatikkaliber 400B im gleichermaßen sportiven wie leichtgewichtigen „El Primero Lightweight“ nicht grundsätzlich neu. Aber Zenith hat unter CEO Jean-Fred Dufour konsequent an diesem Stopper weiter gearbeitet.

Zenith CEO Jean-Frédéric Dufour:

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Die Platine sowie u.a. die Federhaus- und Chronographenbrücke und auch der Unruhkloben bestehen nicht mehr aus Messing, sondern aus hartem Titan. Diese Maßnahme erbringt eine Gewichtsersparnis von 25 Prozent. Für das Ankerrad und den Anker kommt der ebenfalls leichte, harte und amagnetische Werkstoff Silizium zur Anwendung. Seine glatten Oberflächen reduzieren die an den Kontaktflächen auftretende Reibung erheblich. Innovativ präsentiert sich auch das Outfit dieser brandneuen Armbanduhr. Für die Schale selbst nutzt Zenith Karbon und Aluminium, für die Drücker. Federn lassen mussten schließlich auch das Zifferblatt, der Datumsring.  

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Der neue Zenith “El Primero Lightweight”

Das 45-Millimeter-Gehäuse hält ein Kautschukband mit Nomex-Überzug am Handgelenk. Bei der Produktion beschränkt sich Zenith auf insgesamt 250 Exemplare.

 


Baselworld 2014: Patek Philippe präsentiert den Nautilus Travel Time Chronographen

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Es geht los mit der Berichterstattung von der Baselworld. Heute ist Pressetag. DassPatek Philippe 2014 seinen 175. Geburtstag zelebriert, habe ich an dieser Stelle schon mehrfach berichtet. Erster, unübersehbarer Ausdruck des Fest-Jahres wird in Basel ein völlig neu gestalteter Messestand sein. Dazu werde ich direkt aus der Messehalle etwas posten. Derzeit befinde ich mich auf jedoch erst auf dem Weg an den Rhein. Aber eine der Neuigkeiten, die genau an jenem Stand zu sehen sein wird, möchte ich meinen Lesern keinesfalls vorenthalten: den „Nautilus Travel Time Chronographen“ mit der Referenznummer  Referenz 5990/1A-001.

In der Kollektion hat es diese Synthese aus Sportlichkeit und Multifunktionalität bislang noch nicht gegeben. Wer das Gehäuse genau betrachtet, wird entdecken, dass einfallsreiche Designer die insgesamt vier Bediendrücker gekonnt integriert haben. Rechts finden sich jene zum Ansteuern des Manufaktur-Zeitschreibers mit Vertikalkupplung und 60-Minuten-Zähler bei der „6“. Linksseitig gibt es zwei weitere Drücker zum Ein- und Verstellen stellen der jeweiligen Ortszeit in Stundenschritten. Der obere schaltet den zugehörigen Stundenzeiger vor-, der untere rückwärts. So einfach denn der Umgang mit den 24 Zonenzeiten rund um den Globus sein, wenn man sich nur gezielt mit der gar nicht so komplexen Thematik auseinandersetzt. Ganz neu an diesem Travel-Time-Mechanismus sind zwei Tag-/Nacht-Indikationen: links für die Ortszeit, rechts für die Heimat- oder Referenzzeit. Die Kombination aller Zusatzfunktionen im 6,95 Millimeter hohen, einseitig aufziehenden Manufaktur-Rotorkaliber nennt sich CH 28-520 C FUS. Nach Vollaufzug stehen den glücklichen Besitzern 45 bis 55 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. An ein Zeigerdatum bei der „12“ haben die Produktgestalter ebenfalls gedacht. Das Uhrwerk mit Schaltradsteuerung verlangt nach insgesamt 370 Bauteilen. Seine Gyromax-Unruh und die zugehörige Spiromax-Spirale aus hochelastischem, amagnetischen und temperaturstabilen Silinvar vollziehen stündlich 28.800 Halbschwingungen, was einer Frequenz von vier Hertz entspricht. Die klassische Nautilus-Schale misst quer knapp 46 Millimeter. Dem nassen Element widersteht sie bis zu zwölf bar Druck..

Baselworld 2014: Journalistenservice mangelhaft

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Gäbe es keine Vergleichsmöglichkeit, wäre ich Philosoph und würde schweigen. Weil ich jedoch den Genfer Uhrensalon SIHH seit mehr als 20 Jahren besuche und die Basler Konkurrenzveranstaltung seit nunmehr 31 Jahren, erlaube ich mir, weil ich mich nicht alleine weiß und viele Journalistenkollegen ähnlich empfinden, angesichts jüngster Erfahrungen hier einige Anmerkungen.

Beginnen wir mit der Stadt an der Rhône, also Genf. Hier sind, wenn es um die Betreuung der schreibenden Zunft geht, echte Profis am Werk. Das Team weiß, was Sache ist, kennt jene sehr genau, die langjährig und regelmäßig in unterschiedlichen Medien über die Messe und die dort ausstellenden Marken berichten. Das schlägt sich auch in einem adäquaten Service nieder. Klasse geht definitiv vor Masse.

Ganz anders am Rhein. In Basel wird eben jene Professionalität eher klein geschrieben. Es gilt das Prinzip Masse statt Klasse. Je mehr Journalisten anreisen, desto erfolgreicher ist scheinbar auch das PR-Department unterwegs. Da spielt es dann keine Rolle, ob auch Anzeigenverkäufer, die zu Hauf mit Presseausweisen unterwegs sind, die Arbeitsbedingungen der über die Messe tatsächlich berichtenden Journalisten beeinträchtigen. Hauptsache, am Ende kann man sich mit einer möglichst großen Zahl brüsten. Der Output spielt da keine Rolle.

Schlimmer noch ist die Tatsache, dass die Verantwortlichen seit Jahren Feedbacks erbeten und ausdrücklich Besserung geloben. Dass nach 2013, einem Jahr hoffnungsvollen Lichtblicks diesmal die alten unmöglichen Zustände wieder eingekehrt sind, weil sich die Messeleitung verabschiedet hat von jenen Mitarbeitern, welche sich wirklich bemühten, zeugt von Arroganz und Ignoranz gegenüber denen, die letztlich auch zum Erfolg der Baselworld beitragen. Bekanntlich ist ja nicht geschehen, worüber nicht gesprochen oder geschrieben wird. Ja, wenn es nach der Messeleitung geht, sollen die Journalisten posten und schreiben, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ansonsten tunlichst in Frieden lassen. Beschwerden sind lästig und wandern, so mein Eindruck, nach dem Ende der Messe in den Müll. Ganz in der Hoffnung, dass der Ärger bei den betroffenen Schreiberlingen im kommenden Jahr verraucht oder am besten ganz vergessen ist. 

Mein simples Fazit: Genf hui, Basel pfui!

Baselworld 2014: Zeitschreibendes von Glashütte Original

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Auf dieses Uhrwerk haben Fans der sächsischen Manufaktur Glashütte Original lange gewartet. Das brandneue, natürlich integriert aufgebaute  Chronographenkaliber 37 entstand auch unter den Vorzeichen robuster Ausführung, Langlebigkeit und Servicefreundlichkeit. Die Techniker und Uhrmacher wollten mit möglichst wenig Bauteilen und -gruppen auszukommen. Ganz nach dem Motto, dass nicht kaputt gehen kann, was erst gar nicht vorhanden ist. So betrachtet begnügt sich der zeitschreibende Part des Ganzen mit lediglich 82 Bauteilen. Der gesamte, 31,6 Millimeter große und 8,0 Millimeter hohe Mikrokosmos besteht aus 450 Komponenten, In diese Zahl enthalten sind 65 funktionale Steine und die Stahlkugeln des Aufzugsrotors. Zu den konstruktiven Merkmalen des Stoppers gehören Schaltrad, Schwingtrieb-Kupplung, ein Chrono-Zentrumsrad mit 216 Zähnen, halbspringender 30-Minuten-Totalisator sowie ein direkt vom Federhaus angetriebener und damit schleichender 12-Stunden-Totalisator.

Das neue Chronographenkaliber 37 mit Rotoraufzug von Glashütte Original

Die Temposchaltung (Flyback) erledigt eine zuverlässige Zwangssteuerung. Auch das Basis-Uhrwerk mit beidseitig wirkendem Rotoraufzug und rund 70 Stunden Gangautonomie und Gangreserveanzeige in Feld der Permanentsekunde bei der „9“ verkörpert eine vollkommen neue Konstruktion. Die Glucydur-Unruh mit vier goldenen Regulierschrauben und die frei schwingende Unruhspirale vollziehen stündlich 28.800 Halbschwingungen. Das ermöglicht Stoppungen auf die Achtelsekunde genau. Wegen der Unruh mit variablem Trägheitsmoment braucht es keinen Rückermechanismus, welcher die aktive Länge der Unruhspirale verändert. Gleichwohl ist auf dem Unruhkloben eine genauso anmutende Schwanenhals-Feinregulierung zu sehen. Diese dient der präzisen Einstellung des Anker-Abfalls, den Mann durch gleichmäßiges Ticken wahrnimmt. Drei Modelle stehen zur Auswahl: zwei klassische Senator-Modelle in Roségold:

oder Platin:

Und dann die „Seventies“ in Edelstahl:

Spezifikum der sportlichen Variante dieses Chronographen ist ein digitaler Stundenzähler bei „12“. Das mit Hilfe eines versenkten Drückers in der linken Gehäuseflanke einstellbare Markenzeichen Panoramadatum fehlt selbstverständlich in keinem Fall.

So weit ein erster Bericht zu diesem Kaliber. Mehr werde ich an dieser Stelle in Ruhe nach der Messe posten.  

Baselworld 2014: Kurzer Blick in die Rolex-Welt

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Leider, möchte ich vorweg sagen, leider gibt es die brandneue GMT Master II nur in Weißgold. Mit einem Preis von 31.000 Euro wird die Luft für viele Fans der großen Traditionsmanufaktur schon reichlich dünn. Aber das Outfit erinnert sofort an gute alte Zeiten. Blau und rot präsentiert sich die Lünette, ausgeführt nun in kratzfestem Cerachrom. Anfangs ist der Glasrand übrigens ganz rot. Beim Sintern, also der thermischen Behandlung, wechselt eine Hälfte durch die Zusage einer –natürlich geheimen- chemischen Lösung den Farbton in blau.

Das Rotorkaliber 3186 besitzt, wie alle Uhrwerke für die maskulinen Zeitmesser, eine hauseigene Unruhspirale.

Extrem stylish und mit den bekannten 6.600 Euro Publikumspreis auch bezahlbar:

Die ebenfalls neue Milgauss mit natürlich grünem Glas und darunter einem Zifferblatt in „Z Blau“.

 Als dritte im sportlichen Bunde offeriert Rolex die stählerne „Sea Dweller 4000“ mit Heliumventil, deren Wasserdichte bis 4000 Fuß oder 1.220 Meter reicht.

Auch dieses Modell verfügt über eine Cerachrom-Lünette. Das neue Gehäuse fällt ein wenig flacher aus als das bislang Gekannte.

Baselworld 2014: Ehrung und Auszeichnung für Patek Philippe

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Der neue Patek Philippe-Messestand in Halle 1 der Baselworld 2014 sorgt für Furore. Seine Transparenz und das klare Design sorgen für Erstaunen.

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Dass die Genfer Traditionsmanufakatur im Jahr des 175. Geburtstags derart überzeugend auftreten kann, verdankt sie vier Generationen der Eigentümerfamilie Stern. Aber Patek Philippe kannte auch ganz andere Zeiten:

1932 standen, das gilt übrigens für die gesamte Schweizer Uhrenindustrie, auch im 1839 gegründeten Hause Patek Philippe die Zeichen wirtschaftlich auf Sturm. Schuld war 1929 der Börsencrash in den USA und die damit verknüpfte Massenarbeitslosigkeit. Das Interesse an luxuriösen Armbanduhren musste hinter den täglichen Überlebenskampf zurücktreten. 

Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten viele Patek Philippe-Uhren ihren Weg übrigens nicht nur nach New York und von dort in die ganzen USA genommen, sondern auch nach Brasilien und dort speziell zu Carlos Gondolo. Die beiden Großabnehmer, also der US-amerikanische Importeur und die Südamerikaner sollten dem Genfer Unternehmen noch heftige Bauchschmerzen verursachen.

Eine erste gravierende Veränderung in der Unternehmensstruktur hatte 1877 der Tod des Grafen Norbert Antoine de Patek nach sich gezogen.

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Norbert Antoine de Patek

Sein 1857 geborener Sohn Léon Mecyslas Vinvent de Patek, Student der Rechtswissenschaften, und die Tochter Marie Edwige, Jahrgang 1859, besaßen wenig Interesse an der Firma und begnügten sich zunächst mit einer stillen Teilhaberschaft. 1901, als Patek Philippe & Co. zur Kollektivgesellschaft Ancienne Manufacture d’Horlogerie Patek Philippe & Co. SA mutierte, veräußerten sie ihre Namensrechte gegen Leibrente an das längst von der Familie Philippe dominierte Unternehmen.

Jean-Adrien Philippe

Der 13. August 1904 brachte ein Abkommen mit LeCoultre über die Lieferung von jährlich 4.000 Rohwerken, darunter zahlreiche nach den spezifischen konstruktiven Vorgaben zur Herstellung der berühmten „Chronometro Gondolo“. Unter diesen Vorzeichen überstand Patek Philippe auch die gelegentlich krisengeschüttelten Jahre im frühen 20. Jahrhundert.

Richtig turbulent wurde es am 1929. Quasi über Nacht tendierten die Verkäufe in Richtung USA und Brasilien gegen null. Mehr noch: Der wichtige Kunde und Aktionär Gondolo & Labouriau, Rio de Janeiro, geriet in heftigen Zahlungsverzug. Im Verwaltungsrat, dem ab 1931 auch der Rohwerkelieferant Jacques-David LeCoultre angehörte, folgte eine Krisensitzung auf die andere. Als die finanzielle Not fast schon ins Unermessliche wuchs, diente das Aufsichtsgremium von Patek Philippe seinem Lieferanten LeCoultre und dessen Holding SAPIC die Aktienmehrheit. Doch Deal platzte wegen unannehmbarer Forderungen und der inakzeptablen Bewertung des vorhandenen Vermögens,darunter auch der noblen Immobilie im Herzen Genfs.

In dieser äußerst unangenehmen Epoche erschien, ein echter Glücksfall, der Weiße Ritter quasi durch die Hintertür. Charles und Jean Stern, Eigentümer der „Fabrique de Cadrans Stern Frères” und langjährige Geschäftspartner übernahmen sukzessive nicht nur frei gehandelte Anteilsscheine, sondern auch jene des New Yorker Importeurs Stein, des südamerikanischen Großkunden Gondolo & Labouriau und die von LeCoultre.

Die unverzügliche unternehmerische Entscheidung, unter der Ägide des kompetenten CEO Jean Pfister nach dem Dilemma mit LeCoultre ab 1933 eigene Rohwerke zu entwickeln und fertigen, erwies sich als besonders zukunftsweisend.

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Mit der legendären Referenz 96 nahm die Erfolgsgeschichte von Patek Philippe unter Ägide der Familie Stern ihren Anfang

Während vier Generationen Stern, gemeint sind neben den beiden Genannten auch Henri, Philippe und aktuell Thierry reüssierte Patek Philippe zu einer echten 100-Prozent-Manufaktur, die alle verbauten Kaliber selbst verantwortet. Seit 2009 stammen auch alle Chronographenwerke aus eigener Produktion.  

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Das einzig Foto mit drei Generationen Stern: v.l.n.r Thierry, Henri und Philippe Stern im Jahr 1996

Für das Lebenswerk der Familie Stern und ihr nunmehr 82-jähriges Engagement für Patek Philippe konnte Thierry Stern am Abend des 26. März 2014 in der säkularisierten Basler Elisabethenkirche vor den Augen zahlreichen Gästen aus der Uhrenbranche den Lifetime-Award von GQ International entgegennehmen. Hierzu möchte ich aufs Herzlichste gratulieren.

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Baselworld 2014: Tudor übt sich in noch mehr Nostalgie

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Geht es Ihnen auch so? Der Blick auf die neue Tudor „Ranger“ weckt sofort Erinnerungen an die legendäre „Explorer“ der Mutter Rolex. Ein Wunder ist das freilich nicht. Das Vorbild zu dieser Armbanduhr trägt zwar nicht mehr die unmittelbare Handschrift der 1961 verstorbenen Gründerpersönlichkeit Hans Wilsdorf.

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Tudor 1967 - 2014

Aber seine Ideen, welche in das Design der Rolex „Explorer“ einflossen, finden sich auch hier wieder. Somit dürfte die neue, zu Preisen mit Faltschließen-Lederband ab 2.290 Euro wohlfeile Tudor „Ranger“ den Geschmack eingefleischter Retro-Fans treffen.

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Tudor Ranger 2014

Manufaktur darf Mann bei diesen Preisen natürlich nicht erwarten. Im 41-Millimeter-Stahlgehäuse, wasserdicht bis 15 bar, tickt eine zuverlässige Eta-Automatik vom Kaliber 2824-A2. Für’s Geld gibt es in jedem Fall zwei Armbänder. Im Etui findet sich nämlich noch ein wertiges „Camouflage“ Nylonband. Wer 2.380 Euro zu zahlen bereit ist, erhält als Basisausstattung ein stählernes Gliederband.

Daneben haben die insgesamt rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hause Rolex auch noch eine neue Version der „Heritage Black Bay“ auf die Beine gestellt. Diese erfolgreiche Armbanduhr debütierte schon während der Baselworld 2012. Im Vergleich dazu mutet die aktuelle Ausführung deutlich markanter an. Geblieben ist einmal mehr echter Retrolook, welcher sich aus  der Tudor „Submariner“ von 1954 ableitet.

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Tudor Submariner 1954 - 1977

Selbige besaß ein bombiertes Plexiglas, ein gewölbtes Zifferblatt sowie einen beidseitig verstellbaren Glasrand.

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Tudor Submariner 1969

Die gestalterischen Unterschiede zur gleichzeitig lancierten Rolex Submariner, Referenz 6205, fielen eher gering aus. Anfänglich reichte die Wasserdichte der Tudor Referenz 7922 wohl bis zehn bar Druck. Den doppelten Wert erreichte sie vermutlich erst ab 1956. Dieser Grad an Wasserdichtigkeit ist auch der neuen „Heritage Black Bay Midnight Blue“ zu Eigen. Der Tribut an die Gegenwart äußert sich in 41 Millimetern Durchmesser des Edelstahlgehäuses, gewölbtem Saphirglas, Schraubkrone mit blau eloxiertem Aluminiumtubus und der Verwendung des Automatikkalibers Eta 2824-A2 mit vier Hertz Unruhfrequenz und etwa 38 Stunden Gangautonomie. Zum Lieferumfang gehören zwei Armbänder: In jedem Fall gibt es ein schwarzes Textilband und dann zur Wahl ein stählernes Gliederband oder ein Lederband, das künstlich herbeigeführte Alterungserscheinungen aufweist.

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Tudor Black Bay 2014

Die neue Ausrichtung von Tudor äußert sich auch in dynamischen Vertriebsaktivitäten. Nach 17-jähriger Abstinenz wird, wie CEO Philippe Peverelli

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Tudor CEO Philippe Peverelli

erläuterte, der US-amerikanische Markt wieder beackert. Auch nach England, wo Tudor den idealen Namen besitzt, kehrt das Label wieder zurück. Hier war man 15 Jahre lang nicht mehr vertreten.

Baselworld 2014: Omega verbannt den Magnetismus aus Armbanduhren

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Bei Omega, das kann ich definitiv nicht anders schreiben, geht wieder einmal richtig die Post ab. Die Fülle an Neuigkeiten, welche mit Produkt- und Servicechef Jean-Claude Monachon in Basel zeigte, ist extrem beeindruckend.

Nicht weniger als 68 neue Referenzen bereichern die Kollektion. Insbesondere das Thema > 15.000 Gauss, also die nahezu vollkommen amagnetische Armbanduhr wird in Biel mehr als groß geschrieben. Das, was ich an dieser Stelle im vergangenen Jahr bereits andeutete, setzt Omega schneller als gedacht in die Tat um: Über kurz oder lang werden alle Manufakturkaliber nicht nur ein offizielles COSC-Zertifikat sondern auch besagte amagnetische Ausstattung besitzen.

Will heißen:

-        koaxialer Ankerhemmung

-        berylliumfreie, nicht magnetisierbare Titan-Unruh mit variablem Trägheitsmoment

-        frei schwingende, amagnetischen Silizium-Unruhspirale aus Si14

-        Anker- und Unruhwelle gefertigt aus so genanntem „Nivagauss“

-        Fertigung er Stoßsicherungs-Lyra  wegen der erforderlichen Feder-Eigenschaften aus „Liquidmetal“, also eine Zirkonium-Kupfer-Nickel-Aluminium-Niob-Legierung.

Modifizierte Komponenten in den amagnetischen Co-Axial-Manufakturkalibern von Omega

Der Preis für die auch ohne Weicheisen-Innengehäuse gegen Magnetfelder resistenten Armbanduhren klettert gegenüber den –dann nicht mehr offerierten- Pendants um 300 Euro.

Das >15.000 Gauss-Spektrum umfasst künftig im Bereich AquaTerra

-        18 Herren-Referenzen mit einem Gehäusedurchmesser von 41,5 mm

-        14 Herren-Referenzen mit einem Gehäusedurchmesser von 38,5 mm

-          8 Damen-Referenzen mit einem Gehäusedurchmesser von 38,5 mm

In diesen Uhren tickt die Manufakturautomatik 8500 oder –falls mit Goldgehäuse, die u.a. durch einen Goldrotor aufgewertete Variante 8500/1

amagnetisches Co-Axial-Kaliber von Omega

Im Zuge dieser Maßnahmen wird auch das kleine Damen-Manufakturkaliber 8520 von 2008 amagnetisch. Es beinhaltet alle genannten Innovations-Merkmale und bringt vor der Lieferung die offizielle Schweizer Chronometerkontrolle erfolgreich hinter sich. Die so genannte „Ladymatic“ tickt in

-        14 Damen-Referenzen mit einem Gehäusedurchmesser von 34 mm

 

Und dann gesellen sich noch 14 ausdrucksstarke Retro-Referenzen hinzu. Fans der Marke Omega können also aus dem Vollen schöpfen.

Die hauseigenen Manufaktur-Chronographen müssen sich noch ein wenig gedulden, denn hier funktioniert die Ausstattung mit amagnetischen Komponenten noch nicht so zufriedenstellend, wie sich Omega das wünscht. Aber Jean-Claude Monachon ist zuversichtlich, bald Entwarnung geben und >15.000 Gauss Chronographen offerieren zu können.

Weil jedes Kind einen Namen braucht, heißen künftig alle Armbanduhren, die dem Magnetismus die kalte Schulter zeigen, „Master Koaxial Chronometer“.

Apropos Chronometer. Hier sind die COSC-Zahlen der vergangenen zehn Jahre für Omega:

Zu den Modellen:

 „Seamaster 300“

Das Vorbild, eine speziell konstruierte und bis zu 30 bar wasserdichte Unterwasser-Armbanduhr, debütierte 1957. Zu ihren Merkmalen gehörte seinerzeit schon eine einseitig verstellbare Tauchzeit-Drehlünette.

Omega Seamaster 300 von 1957

Taucher mit der Omega Seamaster 300 am Handgelenk

Passend zur Neuzeit misst das Evolutions-Retromodell 41 Millimeter.

Gehäuse gibt es in

-        Edelstahl (4.850 Euro),

Omega Seamaster 2014

-        Titan Grade 5 (6.650 Euro)

-        18-karätiges „Sedna“-Gold, eine geschützte Rotgoldlegierung, welche ihren Farbton über die Jahre hinweg nicht verliert (ca. 24.000 Euro),

-        Platin (samt Armband mehr als 400 Gramm schwer, 357 Stück à ca. 50.000 Euro)

Die Omega Seamaster 300 in Platin, unten das amagnetische Co-Axial-Kaliber

-        Edelstahl und Sedna-Gold (9.300 Euro)

-        Titan Grade 5 und Sedna-Gold (11.050 Euro).

Zifferblatt mit „Retro“-Super-LumiNova Leuchtausstattung:

Keramik-Drehlünette mit Liquidmetal-Tauchskala

Alle Armbänder besitzen eine patentierte Faltschließe.  Sechs verschiedene Längen gestatten das Tragen auch über dem Taucheranzug:

 „Seamaster Aqua Terra 150 m Master Co-Axial”

Z.B. Edelstahl-Gehäuse erhältlich mit 38 oder 41,5 mm Durchmesser. In beiden Fällen wasserdicht bis 15 bar. (Preis unabhängig von der Größe 4.450 Euro) 


Baselworld 2014: Zum 130. Geburtstag kann Bulgari auch ultraflach

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Natürlich haben Armbanduhren wie diese mehr Vorlaufzeit als jene acht Monate, welche Jean-Christophe Babin inzwischen CEO von Bulgari ist. Das gab er im Messegespräch mit mir auch unumwunden zu.

Jean-Christophe Babin

Gleichwohl trägt die neue Kollektion bereits in Teilen seine Handschrift. Zu den wirklichen Überraschungen der Baselworld und damit auch zu meinen diesjährigen Baselworld-Favoriten gehört auf jeden Fall das ultraflache „Octo Finissimo Tourbillon”.

Das Bulgari Octo Finissimo Tourbillon, Vorder- und Rückseite

Sein Werk ist definitive das flachste jemals mit dieser Komplikation entwickelte und gefertigte. Nur 1,95 Millimeter misst dieser tickende Mikrokosmos mit fliegendem Minutentourbillon in der Höhe. Das hat es in der Tat noch nie gegeben, zumal das Uhrwerk in konventioneller Bauweise ausgeführt ist.

Wegen der mit jedem Zehntelmillimeter abnehmenden Toleranzen handelt es sich bei Uhrwerken dieser Art per se schon um Komplikationen. Im Falle eines Drehgangs definiert selbstverständlich der Käfig, in dem Unruh, Unruhspirale und die Hemmungspartie einmal pro Minute um 360 Grad drehen, die Höhe des Ganzen, zu dem bekanntlich auch die Platine als tragendes Element sowie zwei Brücken für Minutenrad und Räderwerk gehören. Um diesen Superlativ aus der Taufe heben zu können, mussten die Techniker und Uhrmacher unkonventionelle Wege beschreiten. Anstelle der üblichen Lagersteine für die rotierenden Teile einschließlich der Zapfen des Ankerrads kommen insgesamt sieben Mini-Kugellager zum Einsatz. Die Welle des Tourbillons selbst dreht in einem rückwärtig positionierten Lagersatz. Dank der Verwendung einer Unruh mit variablem Drehmoment war der Rückermechanismus zur Veränderung der aktiven Länge der Unruhspirale verzichtbar. Das Federhaus wird durch drei peripher positionierte Kugellager in Position gehalten. Durch diesen Kunstgriff konnten die Breite der Zugfeder verdoppelt und eine beachtliche Gangautonomie von 55 Stunden erreicht werden.

Das gesamte Handaufzugswerk, Durchmesser 32,6 mm, besteht aus 249 Komponenten. Die Unruhfrequenz liegt bei drei Hertz. Natürlich setzt sich die ultraflache Ausführung auch beim 40 Millimeter großen Platingehäuse fort. Nur 5,00 Millimeter Gesamthöhe ist ganz ohne Zweifel extrem bemerkenswert. Eine Limitierung hat sich Bulgari nicht auferlegt. Dieser Hauch von Tourbillon ist für 120.000 Euro zu haben.

Wer so viel nicht aufbringen kann oder will, trotzdem aber ultraflache, in einem oktogonalen Platingehäuse verpackte Mechanik möchte, sollte sich die „normale Octo Finissimo“ zu Gemüte führen.

Bulgari Octo Finissimo Handaufzug

Ihr 36-Millimeter-Handaufzugswerk vom Kaliber 128 mit konventionellem Gangregler, vier Hertz Unruhfrequenz und kleiner Sekunde zwischen „7“ und „8“ baut 2,23 Millimeter hoch.

Trotzdem überschreitet die Gesamthöhe inklusive Platingehäuse den Wert von fünf Millimetern nicht.

Auf der Rückseite des Werkes stellt eine Gangreserveanzeige dar, wie viele der nach Vollaufzug verfügbaren 70 Stunden noch verbleiben:

 

Baselworld 2014: H. Moser & Cie und der neue Venturer

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„Venturer“ heißt auf gut deutsch Unternehmer. Ein solcher war Heinrich Moser, Gründervater der Uhrenmanufaktur H. Moser & Cie. in Neuhausen bei Schaffhausen. Heute wird sie von der Unternehmerfamilie um den ehemaligen Audemars Piguet-CEO Georges-Henry Meylan beherrscht.Die Leitung von H. Moser & Cie. obliegt Sohn Edouard.

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v.l.n.r: Bill Muirhead, Georges-Henry Meylan und Sohn Edouard

Fertigungstiefe genießt bei der Produktion einen hohen Stellenwert. Bei den Uhrwerken liegt sie, wie ich bei meinem Besuch im Jahr 2013 selbst erleben konnte, jenseits der Marke von 90 Prozent. Zum Kompetenzspektrum gehört auch das Assortiment, also das Schwing- und Hemmungssystem einschließlich der bei mechanischen Uhrwerken absolut unverzichtbaren Unruhspiralen.

Das Frühjahr 2014 steht bei Moser im Zeichen des neuen Handaufzugskalibers HMC 327.  

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Seine Konstruktionsmerkmale:

Durchmesser: 32,0 mm bzw. 14 ¼ Linien

Höhe: 4,4 mm

Frequenz: 18.000 Halbschwingungen/Stunde

28 funktionale Steine

Gangautonomie: mindestens 72 Stunden

Sekundenstopp

Moser Verzahnung bei Rädern und Trieben

Straumann-Spirale mit stabilisierter Breguet-Endkurve

Anzeigen: Stunden, Minuten und kleine Sekunde

Gangreserveanzeige auf der Rückseite des Uhrwerks:

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Im Gegensatz zu den bereits etablierten Kalibern ist das Assortiment nicht mehr modular ausgeführt. Es lässt sich also nicht mehr sozusagen im Handumdrehen austauschen, was in der Praxis allerdings auch nicht notwendig ist.image

Dieses Uhrwerk findet sich aktuell in drei Rotgold-Referenzen der neuen Venturer-Kollektion.

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Moser Venturer im Profil

Bei den dreiteiligen 39-Millimeter-Gehäusen mit einer gesamthöhe von 12,5 Millimetern stechen ein schmaler Glasrand und dadurch beim Blick durch das bombierte Saphirglas ein großflächiges Zifferblatt ins Auge. Hier besteht die Wahl zwischen

-         Rotgold-Fumé:

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-         Ardoise:

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und

-         Argenté:

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Vor dem Zifferblatt mit applizierten Indizes drehen Zeiger aus 8-karätigem Rotgold.

Das HMC 327 zeigt sich hinter einem Saphirglasboden:

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Der Preis für diese Armbanduhr: 14.700 Euro

Baselworld 2014: Anonimo ehrt die „Alpini“

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Dass der Name Alpini etwas mit den Alpen zu tun hat, liegt auf der Hand. Wenn Anonimo, die Uhrenmarke mit italienischen Wurzeln, welche bis 1997 zurückreichen, und seit 2013 eidgenössischem Domizil, eine der Linien „Alpini“ bezeichnet, dann erinnert diese an italienische Gebirgsjäger. Die „truppe alpine“ erblickten 1872 als Bestandteil der italienischen Infanterie das Licht der Welt.

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Unverkennbares Korps-Kennzeichen war und ist der so genannte „Alpini-Hut“. Aktuell dient das Gebirge zum Training für anspruchsvolle internationale Missionen in schwierigem Terrain bei wenig erbaulichen Witterungsbedingungen.

So weit der Hintergrund zu einem Teil der neuen Kollektion, die in Basel debütierte. Bronze, das hatte ich an dieser Stelle schon geschrieben, gehört zu den Schlüssel- Gehäusematerialien von Anonimo. Im Zuge der Abnabelung von Italien und des Umzugs in die Schweiz endete, wie mir  auch die Kooperation mit der Officine Meccaniche di Precisione von Gianluca Gervasi nahe Florenz.

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Anonimo CEO Cédrick Boutonet

Cédrick Boutonet, 45, der nach Stationen bei Cartier, Dunhill und Vertu inzwischen Anonimo leitet, hat das 2001 kreierte und ganz klar zu den „Alpini“ passende „Militare“-Gehäuse mit intelligentem Verschluss-Mechanismus für die Aufzugskrone komplett überarbeiten lassen. Nach langwierigen Entwicklungsarbeiten erfuhr die komplexe Konstruktion eine deutliche Vereinfachung.

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Oben der neue, vereinfachte, jedoch nicht minder wirksame Kronen-Andruckmechanismus von Anonimo …

… und unten der alte:

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Durch die Reduktion der Komponentenzahl präsentiert sie sich nun auch spürbar zuverlässiger. Genau das zeigt sich bei einer optischen und haptischen Begutachtung der neuen Militare Alpini Modelle.

Den Boden der „Militare Alpini“-Sonderserie 2014 mit Bronzeschale ziert ein Matterhorn-Motiv.

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Selbiges soll den Link zwischen Italien als ehemaliger und der Schweiz als neuer Anonimo Heimat repräsentieren.

Wer diese neue Armbanduhr am Handgelenk bei sich tragen möchte, besitzt die Qual der Wahl.

Da gibt es einmal die Version mit dem bewährten, durch eine modulare Gangreserveindikation aufgewerteten Handaufzugswerk Eta 7001.

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und der Ausführung mit einem Automatik-Chronographen. Hier verbaut Anonimo einen Kombi aus Sellita SW 300 (nahezu baugleich mit Eta 2892-A2) und Stoppmodul 2035T, geliefert aus dem Vallée de Joux vom anerkannten Spezialisten Dubois-Dépraz.

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Besonders markant sind die beiden Modelle mit Bronze-Zifferblättern im Antiklook. Diese Optik passt in meinen Augen besonders gut zur Schale.

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Die hellen Wildleder-Bänder mögen dabei nicht jedermanns Sache sein. Aber Frauen werden sie durchaus spannend finden. An dem, was die Uhr am Handgelenk hält, sollte der Kauf freilich nicht scheitern. Cédrick Boutonet ließ mich wissen, dass es durchaus Alternativen geben wird. Mein Tipp an Anonimo: Ein teflonbeschichtetes „Camouflage“-Textilband würde dem Anspruch dieser neuen Armbanduhren gut zu Gesicht stehen.

Bleibt der Preis. Die Handaufzugsuhr verlangt nach einem Investment in Höhe von 7.200 Euro. Der Chrono schlägt mit 8.500 Euro zu Buche.

 

Baselworld 2014: Ressence schreibt Zeitanzeige groß

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Ressence, erklärt mir der 1972 geborene Industriedesigner Benoit Mintiens während der Baselworld 2014, ist ein Kürzel aus Renaissance und Essence.

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                      Benoit Mintiens

Ersteres steht für die Wiedergeburt dessen, was zweitens die Essenz einer Uhr ausmacht. Und das ist die Zeitanzeige, welche der Belgier bei seinen beiden Modellen Typ 1

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Ressence Typ 1

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und Typ 3 unübersehbar in den Vordergrund rückt. Demgegenüber tritt die im Gehäuseinneren verbaute Mechanik in den Hintergrund. Wie immer man die handschmeichelnden Zeit-Instrumente auch dreht: Vom Uhrwerk und der damit verknüpften Antriebsmechanik ist nichts zu sehen. Die Spitze des derzeitigen Produktspektrums repräsentiert der Typ 3, von dessen stark gewölbter Oberfläche sich natürlich die Stunden, Minuten und Sekunden ablesen lassen. Ganz außen findet sich das Datum. Und die etwas kryptisch gestaltete Indikation mit fünf Strichen sowie zwei Nullen gilt den Wochentagen.

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Indikationen der Ressence Typ 3

Der „Motor“ besitzt für Benoit Mintiens allein die Funktion, die Zeit in kleine Abschnitte zu teilen und das Display anzusteuern. Deshalb verwendet er ein zuverlässiges und leidlich starkes SW200 von Sellita, das weitestgehend baugleich ist mit dem bewährten Eta 2824-A2. Die Zeitanzeige dieses Automatikwerks strippt der externe, in Le Locle beheimatete Produzent dieser Uhr bis auf die Minutenradwelle. Deren Drehungen werden mit Hilfe winziger Magnetfelder auf das Anzeigemodul übertragen. Eine weitere Verbindung besteht nicht. Die Kuppel lässt sich also mit  wenigen Handgriffen als Ganzes entfernen. Dass Benoit Mintiens auf seine reichlich komplexe Kreation ein Patent hält, mag sich von selbst verstehen. Insgesamt besteht der Top-Typ 3 aus 407 Komponenten. Allein für das ins Auge stechende Display sind 28 Triebe und 57 funktionale Steine erforderlich.

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Die bestechende Ablesbarkeit des konvexen, DLC-beschichteten und weitgehend aus Titan-Komponenten gefertigten Filetstücks resultiert aus der Tatsache, dass es mit einer öligen Flüssigkeit (Naphtha) gefüllt ist. Der bessern Ablesbarkeit wegen besitzen die Anzeigen eine SuperLuminova-Ausstattung.

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Zur inneren Funktion an dieser Stelle nur so viel: Der Erfinder verwendet, wie er mir in Basel erklärte, für sein ausgeklügeltes bombiertes Display-Modul ein stoßgesichertes kardanisches System. Damit Temperaturschwankungen die Eindrücke nicht stören und die aufwändige Mechanik nicht zerstören, gibt es im hermetisch verschlossenen Dom mit entspiegeltem Saphirglas vorne und hinten einer Titan-Membran ein thermostatisches Ventil-Regelsystem für die eingefüllte Flüssigkeit. Nicht minder intelligent präsentiert sich die Mechanik zum –wenn nötig- manuellen Aufziehen des Uhrwerks sowie zum Einstellen von Zeit und Datum. Eine Krone sucht Mann bei dieser außergewöhnlichen Armbanduhr vergebens. Deren Job übernimmt der ebenfalls stark gewölbte Saphirglasboden. Welche von den verschiedenen Funktionen gerade aktiv ist, geht aus verschiedenen Markierungen hervor.

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Das Ausschalten des Stellmechanismus ist dank eines Schwerkraftgetriebes ganz einfach. Umdrehen der Uhr genügt.

Der puristisch und minimalistisch anmutende Zeit-Anzeiger vom Typ Ressence 3 ist logischer Weise nicht ganz billig. Nachdem Benoit Mintiens die Produktion mit Hilfe eines erfahrenen Partners nun endgültig im Griff hat, musste er den Preis von den 2013 veranschlagten 23.000 Euro auf nunmehr 33.800 Euro anheben.

Für die Hälfte gibt es den deutlich einfacheren, aber ebenfalls beeindruckenden Typ 1. 

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Die Planungen für das Jahr 2014 stehen inzwischen. Wenn alles gut geht, möchte Ressence im laufenden Jahr rund 250 Uhren auf den Markt bringen.

Einstellung der Uhrzeit bei der Ressence Typ 3

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Einstellung der Uhrzeit bei der Ressence Typ 3

Ressence Typ 3, Einstellung des Datums

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Ressence Typ 3, Einstellung des Datums

Baselworld 2014: Die neue Seiko Astron ist rund um die Welt zu Hause

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Die Uhrengeschichte des Hauses Seiko reicht viel weiter zurück, also viele glauben mögen. Bereits im Dezember 1881 eröffnete der 22-jährige Kintaro Hattori in Tokio ein Uhrengeschäft, um dort Zeitmesser aller Art zu warten und reparieren.

Kintaro Hattori, der Seiko-Gründer

Elf Jahre später, 1892 gründete er eine eigene Uhrenfabrik. Das dort Produzierte war deutlich preisgünstiger als Zugekauftes. Weil der Schwerpunkt auf Präzision lag, erhielt die Fabrik den Namen „SeikoshaA. „SeikoA meint exquisit oder genau, „Sha“ steht für Haus. Mit Blick auf die amerikanische Konkurrenz strebte Hattori eine effiziente Großserienproduktion mit hoher Fertigungstiefe an. Seine Pläne gingen sukzessive in Erfüllung. Moderne amerikanische und europäische Produktionsmaschinen zogen 1908 ein. 1910 startete die Fertigung eigener Unruhspiralen und Zugfedern. Die Vorstellung der ersten japanischen Armbanduhr ließ danach nicht mehr lange auf sich warten. 1913 debütierte die 29,6 Millimeter große „LaurelA mit Silbergehäuse, Emailzifferblatt und 12-linigem Brücken-Handaufzugswerk. Hiervon entstanden täglich zwischen 30 und 50 Exemplaren.

Laurel von 1913

Obwohl 1923 das große Kanto-Erdbeben Fabrik und Lagerbestände vernichtete, präsentierte Hattori im Folgejahr erste „Seiko“ signierte Armbanduhren mit Nickelgehäuse.

Die 1956 vorgestellte „Marvel“, zu Deutsch „Wunderwerk“ führte Seiko in neue Genauigkeitsdimensionen. In dieser Armbanduhr tickte erstmals ein 11½-liniges Präzisions-Handaufzugskaliber mit Schraubenunruh und Zentralsekunde.

Diese Uhrwerke konnten es endlich mit eidgenössischen Zeit-Boliden wie Omega 30T2, Peseux 260 oder Zenith 135 aufnehmen. 1957 gewannen die Marvel als erste japanische Armbanduhr den Genauigkeitswettbewerb des fernöstlichen Ablegers der American Horological Society. 1959 brachte eine Automatik-Variante, genannt „GyroMarvel“. Allerdings stammte die Selbstaufzugs-Plattform noch von der Eta.

Grand Seiko,das unangefochtene Präzisions-Flaggschiff von Seiko Flaggschiff gelangte 1960 mit dem Automatikkaliber 3180 auf den Markt.

Grand Seiko von 1960, Handaufzugskaliber 3180

Jede Uhr hatte sich vor der Lieferung strengen Tests zu unterziehen. Dabei überstiegen die selbst gesteckten Genauigkeitsanforderungen jene der amtlichen Schweizer Kontrollbehörde COSC. Ein Export stand damals übrigens nicht zur Debatte.

Auch der erste japanische Handaufzugschronograph, Kaliber 5719, stammte von Seiko. Entwickelt mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 1964 in Tokio. Das 1969 vorgestellte Kaliber 6139 war das weltweit erste mit Chronograph, Selbstaufzug und vertikaler Reibungskupplung.

Seiko Automatikkaliber 6139 mit Chronograph, 1969

Der exakt zu Weihnachten 1969 lancierten Weltpremiere namens Astron 35SQ, Quarz-Frequenz 8.192 Hertz, waren zehn Jahre intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit vorangegangen. Innerhalb einer Woche verkaufte Seiko nicht weniger als 100 dieser Zeitmesser mit massivgoldenem Gehäuse für jeweils 450.000 Yen, also den Preis eines Mittelklasse-Autos. Der spontane Erfolg resultierte auch aus einer jährlichen Gangabweichung von höchsten einer Minute.

Womit wir beim Thema elektronische Zeitmessung angekommen wären, das Seiko in handgelenkgerechten Dimensionen spätestens seit diesem Jahr beherrscht. Konventionell mit Batterie, ab 1988 mit „Automatic Generating System” (AGS) und Kondensator als Energiespeicher sowie schließlich seit 1999 auch als Quarzuhr ganz ohne Batterie, „Spring Drive“ getauft. Auf die ersten Handaufzugsmodelle folgten 2005 die Automatik-Versionen.

Seiko Quartz Astron von 1969

Ein ganz neues Quarz-Elektronik-Kapitel gelangte 2012 in die Annalen des Hauses Seiko. Sie Kreation der innovativen „Astron GPS Solar“ resultiert aus dem Faktum, dass die Greenwich Mean Time GMT eigentlich der Vergangenheit angehört. Die aktuelle Weltzeit orientiert sich an der Universal Time Coordinated oder kurz UTC. Überholt sind dadurch auch die 1873 vom Eisenbahningenieur Sandford Fleming initiierten und 1884 im Rahmen der weltweit ersten Meridiankonferenz verabschiedeten 24 Welt-Zeitzonen. Inzwischen kennt die Welt mehr als 40. Verschiebungen in der Größenordnung von viertel und halben Stunden sind an der Tagesordnung. Die Vielfalt ist geografisch, politisch oder auch wirtschaftlich begründet. Weil sich das niemand merken kann, überraschte Seiko im Jahr 2012 mit der „Astron GPS Solar“.

In Kooperation mit dem Global Positioning System (GPS) liefert ihr elektronischer Speicher nahezu alles, was es auf dem Erdball zeitlich geschlagen hat. Allein zur Entwicklung und Programmierung des GPS-Moduls samt die ums Werk reichender GPS-Antenne benötigten die Seiko-Ingenieure sechs Jahre. Der ursprüngliche Chip ermöglichte eine sekundengenaue analoge Darstellung von 37 Zonenzeiten, verknüpft zudem mit einem ewigen Kalendarium.

Logischer Weise verbraucht ein derartiges System viel Energie. Deshalb gab es von Anbeginn eine ins Zifferblatt integrierte Solarzelle, welche die Lithium-Ionen-Batterie auflädt. Während der Reisen bewahrt ein Zeigerpaar bei der „6“ die Heimatzeit. Das Handling der verschiedenen Funktionen inklusive Umschalten von Sommer- und Winterzeit geschieht mittels Drücker und Multifunktionszeiger.

 Zur Premiere dieses ausgeklügelten Multifunktions-Zeitmessers hatte Seiko 2012 einige Journalistenkollegen und mich ins ferne Japan geladen. Im Gegensatz zu dem, was ich bei früheren Besuchen im Land der aufgehenden Sonne erlebt hatte, zeigte sich das Management um Präsident Shinji Hattori, neben dem ich beim abschließenden Abendessen sitzen durfte, sehr aufgeschlossen für Anregungen zu dieser Armbanduhr.

Seiko Präsident Shinji Hattori

Einer der Kritikpunkte bezog sich auf die etwas umständliche Bedienung.

 Ein Teil unseres damaligen Inputs und viele weiterführende Ideen der Techniker flossen ein in die neueste Generation der „Astron GPS Solar“, die Seiko während der Baselworld 2014 zeigte. Fortan gibt es zwei unterschiedliche Kaliber: Das bisherige und weiter gefertigte 7X52 nutzt Solarenergie zum Verbinden mit dem GPS-Netzwerk, stellt die Zeit mit der Präzision einer Atomuhr dar und stellt sich per Knopfdruck selbsttätig auf die Zonenzeit des Landes ein, in dem Mann sich gerade aufhält.

Demgegenüber besitzt das 8X82 besitzt vier neue Funktionen. Dazu gehören Fünftelsekunden-Stoppfunktion und sechs-Stunden-Totalisator. Das ewige Kalendarium wiederum reicht bis Februar 2100. Nicht verändert hat Seiko die „One-Touch“-Bedienung der GPS-Funktion. Zur Aktivierung der muss Mann einfach einen Knopf für sechs Sekunden drücken. Aber die weiteren Funktionen, wie beispielsweise die manuelle Einstellung der Zeitzone sind durch eine zusätzliche elektronische Krone leichter handhabbar.

Weitere Merkmale:

-        Signalempfangsanzeige

-        Weltzeitfunktion (40 Zeitzonen)

-        Sommerzeit-Funktion

-        Energiesparfunktion

Die Ganggenauigkeit beträgt ohne Empfang eines Zeitsignals und bei Temperaturen zwischen 5°C und 35°C +/-15 Sekunden pro Monat.

 Von der limitierten Edition SSE001 mit Gehäuse aus hartbeschichtetem Titan, weißem Zifferblatt und facettierter Keramiklünette, Preis 3.300 Euro, wird es insgesamt 7000 Exemplare geben. Die Lieferung erfolgt ab September 2014.

Seiko Astron Solar GPS, limitiertes Modell SSE001  

Nicht limitiert, aber ebenfalls mit dem neuen Kaliber 8X82 ausgestattet sind insgesamt acht Modelle. Die Preisspanne reicht hier von 1.800 bis 2.400 Euro. Zum Einstiegspreis gibt es die SSE015 und SSE017. Ihre hartbeschichtete Edelstahl-Schale, Durchmesser 44,8 mm, ist bis zehn bar wasserdicht. Auch diese Uhren sind ab September 2014 zu haben.

unten Modell SSE017:


Baselworld 2014: Vulcain kann nicht nur Wecker

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Turbulenzen sind auch der Uhrenwelt nicht fremd. Das gilt beispielsweise für die von Maurice Ditisheim als Vulcain & Studio in La Chaux-de-Fonds aus der Taufe gehobene Uhrenmanufaktur. Seit dem Gründungsjahr 1858 durchlebte und durchlitt sie mehrere Strukturen und Besitzverhältnisse. 1947 war davon freilich noch nichts zu spüren. Der patentierte Wecker namens „Cricket“ machte sich am Handgelenk zur vorgemerkten Zeit ausgesprochen geräuschvoll bemerkbar.

Die Vulcain Cricket von 1947

Anzeige für die Vulcain Cricket:

Möglich machte es eine durchdachte Werks- und Gehäusekonstruktion mit gleich mehreren Besonderheiten: Die Schale verfügte über zwei Böden. Der innere fungierte als Schall erzeugende Membran und Schutz für das Uhrwerk zugleich. Der äußere, mit sechs großen Bohrungen versehene Deckel verhinderte ein Dämpfen der schnarrenden Akustik besagter „Grille“ durch die Haut. Eine eigene Feder im Manufaktur-Handaufzugswerk bewirkte eine nachhaltige Alarmdauer von etwa dreißig Sekunden. Während dieser Zeitspanne trommelte ein kleiner Hammer heftig gegen den Membranboden. Das beeindruckte beispielsweise den amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower, der sich mit einer Cricket am Handgelenk zeigte.

Dwight D. Eisenhower (oben)

und Lyndon B. Johnson (unten) mit ihrer Vulcain Cricket

Zum 100. Geburtstag präsentierte Vulcain für das zarte Geschlecht die feminine Version namens „Golden Voice“. 1961 fusionierte die für ihre Armbandwecke weltbekannte Vulcain SA mit den drei eidgenössischen Uhrenherstellern Buser Frères & Cie.,  Phenix Watch Co. und Revue-Thommen SA  zur Gruppe „Manufactures d‘Horlogerie Suisses Réunies SA“ (M.S.R. - Vereinigte Schweizer Uhrenmanufakturen). Hintergrund war die Absicht, durch umfassende Rationalisierung sowie eine größere Vielfalt an chronometrischen Erzeugnissen auf den internationalen Uhrenmärkten besser bestehen zu können. Gemeinsam sah sich das Quartett imstande, mit einem Personalbestand von gut 760 Menschen jährlich rund 600.000 Zeitmesser guter Qualität fertigen und natürlich auch verkaufen zu können. Leider konnte auch dieser Zusammenschluss das Überleben in schwierigen Zeiten nicht sichern. Die Quarzkrise in den 1970-er Jahren traf die Traditionsmarke nicht nur ausgesprochen hat, sondern versetzte ihr 2001 sogar den Todesstoß. 2002 sorgte die eigens zu diesem Zweck gegründete Production & Marketing Horloger SA (PMH) für ein Comeback. Noch im gleichen Jahr sollten 5.000 Uhren in der Preisspanne zwischen ungefähr 2.000 und 9.000 Euro entstehen. Das Ziel bestand in einer mittelfristigen Verdoppelung dieser Zahl. Nach Aussage des Managements der PMH sollte Vulcain u.a. mit V10,

Das Weckerkaliber Vulcain V-10 stammt ab von der “Cricket”

einem Remake des legendären Cricket-Kalibers fortan bei qualitativ anspruchsvollen mechanischen Uhren eidgenössischen Provenienz u einen Nischenplatz besetzten. Dem wasserdichten Retro-Wecker „Nautical“ kam dabei besondere Bedeutung zu.

Sieben Jahre  nach dem verheißungsvollen Neustart trennte sich die PHM 2009 schon wieder von Vulcain. Neuer Eigentümer wurde die Excellence Holding AG mit Sitz im Schweizerischen Rapperswil. Das Mitglied der saudi-arabischen Unternehmensgruppe Centum Prata gebietet auch über die für Golf-Armbanduhren bekannte Marke Jaermann & Stübi sowie den Schweizer Fachhändler Les Ambassadeurs.

Zu den anlässlich der Baselworld 2014 gezeigten Produktneuheiten gehört der „Aviator Instrument Chronograph“ mit 44,6 Millimeter großem Stahlgehäuse.

Selbiges schützt das Automatikkaliber Vulcain V-59 bis zu 10 bar Wasserdruck. Vulcain versteht sich bis heute auf die exklusive Verwendung seines Weckerwerks, fertigt aber keine eigene Chronographen. Hinter der Bezeichnung verbirgt sich vielmehr ein Eta 7753 mit Fensterdatum, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler.

An Cockpits erinnert die gestreifte Funktionsanzeige bei der „9“.

Aufs Zifferblatt blickt Mann durch ein kratzfestes Saphirglas. Das markante zeitschreibende Instrument ist für 3.350 Euro wohlfeil.

Baselworld 2014: Girard-Perregaux und das neue Drei-Brücken-Tourbillon

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Man schrieb das Jahr 1854, als sich der Uhrmacher Constant Girard mit Marie Perregaux, der Tochter eines angesehenen Chronometermachers verehelichte.

Dadurch erhielt die 1791 als Mouliné & Bautte gegründete Firma ihren heutigen Namen. Ein besonderes Faible besaß Constant Girard für außergewöhnliche Tourbillons. Die ersten Exemplare waren noch in konventioneller Gestaltgefertigt. Zwischen 1867 und 1890 entstanden zudem rund zwanzig Werke, deren Besonderheit in drei goldenen Brücken bestand. Für deren parallele Anordnung auf der Platine erlangte Girard-Perregaux am 25. März 1884 ein Patent. Zu den besonders ausgefallenen Exemplaren gehörte „La Esmeralda“. Dabei handelte es sich um eine Savonnette mit kunstvoll dekoriertem Goldgehäuse. Sie debütierte 1889 während der Pariser Weltausstellung. Dort wurde sie von der Jury auch prämiert.  Das Uhrwerk mit Minutentourbillon besaß eine Kompensationsunruh mit 16 Schrauben, ein goldenes Hemmrad sowie eine Chronometerhemmung mit Wippe. Den Namen „La Esmeralda“ erhielt der prunkvolle Zeitmesser durch die Präsentation in einem luxuriösen mexikanisches Fachgeschäft der Herren Hauser und Zivy. Bevor Girard-Perregaux die Uhr in den 1960-er Jahren zurückkaufte, hatte sie u.a. dem mexikanischen Präsidenten Porfirio Díaz (1830-1915) gehört.

2014 feiert dieses Prachtstück seinen 125. Geburtstag. In dieser langen Zeitspanne sind hat Girard-Perregaux weitere Taschenuhren und darüber hinaus zahlreiche Armbanduhren mit Drei-Brücken-Tourbillon hergestellt.

Neuester, dem Jubiläum in jeder Hinsicht angemessener Vertreter dieser Spezies Zeitmesser ist das „Neo-Tourbillon mit drei Brücken“.

Bei diesem Newcomer hat sich die Manufaktur von der traditionellen Ästhetik dieser Uhrwerke verabschiedet. Im Sinne einer gestalterischen Leichtigkeit sind die Brücken skelettiert.

Die Verwendung des Werkstoffs Titan unterstreicht diese Absicht zusätzlich. Immerhin wiegt dieses Material etwa  45 Prozent weniger als Stahl. Eine schwarze PVD-Beschichtung und die Verschraubung auf leicht schrägen Platten links und rechts bewirken überdies eine avantgardistische Optik.

Das tiefe Schwarz hebt die drei Brücken deutlich ab von der mit anthrazitfarbenem Ruthenium beschichteten und anschließend sandgestrahlten Platine.

Beim Gehäuse greift Girard-Perregaux einen fast schon retromäßig anmutenden Trend auf. Immer mehr Marken verzichten bei einigen Modellen auf eine breite Lünette und verwenden stattdessen ein großzügig dimensioniertes, fast schon kuppelähnliches Saphirglas. Hierbei handelt es sich freilich nicht nur um ein Stilelement, welches dem Zifferblatt mehr Geltung verschafft. Im Fall Neo-Tourbillon gestattet der entspiegelte, hoch bombierte „Schutzdeckel“ allseitige Blicke auf die Mechanik, zu der übrigens auch ein einseitig wirkender Mikrorotor unter dem Federhaus gehört. Die neue Dimensionierung des Energiespeichers und die nunmehr versteckte Montage der Schwungmasse führen zu einer Gangautonomie von 72 Stunden.

Mit Blick auf unbedingte Leichtigkeit des wirbelnden Seins hat Girard-Perregaux auch am Tourbillon selbst gearbeitet. Der 14,44 mm große Käfig besteht erstmals in der Geschichte des Unternehmens aus Titan. Alles in allem wiegt der aus 80 Komponenten gefertigte Drehgang nicht mehr als ein Viertel Gramm. Die schwarz gefärbte Unruh mit goldenen Regulierschrauben und die Breguetspirale oszillieren mit drei Hertz.

Summa summarum besteht das neue Kaliber GP 9400 aus 245 Bauteilen.

Das bis drei bar wasserdichte Rotgold-Gehäuse misst 45 Millimeter. Die Gesamthöhe liegt bei 14,45 Millimetern. Der Preis des Neuen: 135.000 Euro

EILMELDUNG, Corum trennt sich von CEO Antonio Calce

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Näheres zur Thematk kann ich derzeit noch nicht sagen. Antonio Calce ist nicht zu erreichen. Sicher ist jedoch, dass sich Corum nach einen neuen Chef umsehen wird. Antonio Calce, wird, wie es in solchen Fällen gerne heißt, China Haidian als Berater verbunden bleiben. Mehr zum Thema, wenn ich Näheres weiß.

Corum

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Jacques-Alain Vuille, ein loyaler Manager wird sich bis auf weiteres ad interim um das Tagesgeschäft bei Corum kümmern.

Baselworld 2014: Tutima Glashütte/Sa.

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Zu den Konsequenzen der bitteren Niederlage brachte das Ende des Ersten Weltkriegs auch die Erkenntnis, dass sich die deutsche Uhrenindustrie stärker aus der Abhängigkeit von eidgenössischen Zulieferungen befreien müsse. Außerdem sollten preisgünstige Glashütter Produkte breitere Bevölkerungsschicht ansprechen. So kam es am 9. November 1918 zur Gründung der „Deutschen‑Präzisions‑Uhren‑Fabrik Glashütte eGmbH”. Allerdings konnte die „Präzision” trotz fortschrittlicher Fertigungsmethoden und hochwertiger Produkte nicht richtig Fuß fassen. Inflation, Kaufzurückhaltung und Überschuldung führten 1925 zum Zusammenbruch. Aus der Konkursmasse gründete die Girozentrale Sachsen als Hauptgläubigerin ein Firmenkonglomerat,  zu dem auch die  „UROFA‑Uhren‑Rohwerke‑Fabrikation Glashütte AG” sowie die „UFAG ‑ Uhrenfabrik Glashütte AG” gehörten. Erstere sollte sich, wie der Name bereits sagt, um die Rohwerkeproduktion kümmern. Letzterer kam die Aufgabe zu, damit fertige Armbanduhren herzustellen und u.a. unter der Signatur „Tutima Glashütte.” zu vermarkten. Der zugkräftige Name Tutima kam nicht von ungefähr. Er leitet sich ab vom lateinischen Adjektiv „tutus”. Und das wiederum steht für „sicher, geschützt”.

Unter Leitung des Juristen Dr. Ernst Kurtz

und einiger kompetenter Mitstreiter

erfolgte die konsequente Entwicklung und Produktion eigener Armbanduhr ‑ Rohwerke. Diese sollten weitgehende Unabhängigkeit von eidgenössischen Lieferungen herbeiführen. Mangelndes Knowhow kompensierten Kauf und Transfer einer kleinen Schweizer Uhrenfabrik nach Sachsen. Allmählich entstanden brauchbare Kaliber, welche sich mit der eidgenössischen Konkurrenz durchaus messen konnten. Spitzenerzeugnis war ein eigener Flieger-Chronograph mit dem begehrten Kaliber 59:

Tutima Flieger-Chronograph von 1941

mit dem Handaufzugskaliber 59:

Am 7. Mai 1945, einen Tag vor dem schlimmen Bombardement, hatte Dr. Kurtz die Ortschaft Glashütte mit allem Hab und Gut verlassen. Noch im gleichen Jahr gründete er in Unterfranken einen neuen Betrieb, die Uhrenfabrik Kurtz. 1946 richtete er in Schwäbisch Gmünd zusätzlich eine Fertigungsstätte für Rohwerke ein.

Gemeinsam mit ehemaligen Glashütter Kollegen knüpfte er konsequent an vergangene Zeiten. Die Zifferblattaufschrift „Dr. Kurtz Glashütter Tradition” kündete unmissverständlich vom hohen Anspruch, überlieferte uhrmacherische Werte zu bewahren. Das 1949 vorgestellte Zentralsekunden‑Kaliber Kurtz 25 zeichnete sich durch chatonierte Lagersteine und eine Breguetspirale aus, war jedoch zu teuer. . 1953, Dr. Kurtz hatte bereits seit zwei Jahre zuvor seine Aktivitäten im niedersächsischen Ganderkesee zusammengefasst, endete seine Fertigung. 1956 erlangte das kleine 570 seine Serienreife. Dem Entrepreneur brachte es indessen nur noch wenig. Seine finanziellen Ressourcen waren erschöpft. So übernahm ein früherer Mitarbeiter aus Glashütte den Betrieb. Er führte ihn als NUROFA fort, wobei das “N” auf den Standort Norddeutschland hinwies. Weil das DDR‑Regime am traditionsreichen Namen Tutima kein nachhaltiges Interesse zeigte, feierte er in Niedersachsen ein glorreiches Comeback. In den Jahren 1958/59 fertigte die NUROFA knapp 70.00 Rohwerke des Kalibers N 570. Mitte 1959 investierte Dr. Kurtz zusammen mit einem Partner nochmals in die Ganderkeseer Rohwerkefertigung. Die UROFA lebte ein Jahr lang wieder auf. 1960 stand die Produktion eigener Rohwerke 1960 vor dem Aus.

Das Überleben des Namens Tutima ist Dieter Delecate, einem früheren Mitarbeiter des Dr. Kurtz verdanken, der sich 1957, nach dem ersten Zusammenbruch, mit einem Uhrengroßhandel selbständig gemacht hatte. Am 7. April 1970 erlangte er den Markenschutz für „Tutima”. Und daraus resultierte die „Tutima Uhrenfabrik GmbH” mit Sitz in Ganderkesee. So fand ein wichtiger Teil der Glashütter Tradition eine neue Heimat, denn wie in guten alten Zeiten spezialisierte sich das Unternehmen auf Fliegeruhren und dort ganz besonders jene mit Chronograph. Die Produktion basierte auf Schweizer Uhrwerken von Lémania und natürlich der Eta.

Retro-Flieger-Chronograph von Tutima, Automatikkaliber Eta 7750

Die Rückkehr zur Glashütter Tradition verknüpft sich mit dem Erwerb eines alten Gebäudes in der sächsischen Kleinstadt, der aufwändigen Renovierung und der Ausstattung mit einem modernen Maschinenpark.

Das Tutima-Gebäude in Glashütte

Foyer bei Tutima

und die Werkstätten:

Dort entwickelte Tutima mit dem T800 bis 2011 das erste deutsche Armbanduhrkaliber mit Minutenrepetition:

Das Kaliber T800, oben Rückseite, unten zifferblattseitig

verbaut im Modell Hommage.

Tutima Hommage mit Minutenrepetition

Die 31 Millimeter großen Handaufzugskaliber T617 

Handaufzugskaliber Tutiman T617

und T619 (letzteres mit Zeitzonen-Dispositiv), abgespeckte Derivate des T800, finden sich in goldenen Armbanduhren der Linie „Patria“.

Tutima Patria

2013 begann bei Tutima Glashütte/Sa. mit der „Saxon One“ auch eine neue chronographische Zeitrechnung.

Tutima Saxon One Generation 2013

Anlässlich der Baselworld 2014 zeigte mir Dieter Delecate am Tutima-Stand

eine erste Evolutionsstufe des 44 mm großen Stahl-Chronographen. Als tickende Basis des T521 mit Fensterdatum dient das Automatikkaliber Eta 7750. Ein Zusatzmodul Made in Glashütte bringt als Zusatznutzen einen zentralen und damit bestens ablesbaren 60-Minuten-Totalisator sowie einen zusätzlichen 24-Stunden-Zeiger bei der „12“. Geblieben ist der 12-Stunden-Totalisator gegenüber bei „6“. Auf diese Weise mutiert das Ganze hinsichtlich der Funktionen und Indikationen zum guten alten Lémania 5100, welches sich beispielsweise im Tutima „Military“ Chronographen findet.

Das Stahlgehäuse des zeitschreibenden Saxon-Bolide trägt am Handgelenk mit 15,5 Millimetern auf. Der Durchmesser liegt bei 43 Millimetern. Abtauchen kann Mann damit bis 200 Metern. Bei der farblichen Gestaltung der Zeiger haben die designer konsequent gehandelt. Die drei für die Chrono-Funktion zuständigen heben sich deutlich von den Zeit-Zeigern ab.   

Die Preise für die „Saxon One“ Chronographen bewegen sich zwischen 4.6000 Euro für die Modelle mit Leder- und 4.900 Euro für jene mit Metallband.

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